Vera Lengsfeld / 21.09.2020 / 12:00 / Foto: Bundesarchiv / 22 / Seite ausdrucken

Die letzten Tage der DDR: Als Kohl fluchtartig den Saal verließ

Beinahe hätte es, außer der SPD, keine neu gegründete Partei in der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer gegeben. Am Runden Tisch, der die finalen Wochen der Regierung Modrow moderierte, war der Antrag eingebracht worden, dass die Volkskammerwahlen am 18. März mit einer 5-Prozent-Hürde stattfinden sollten, denn nur das wäre demokratisch.

Einem unbekannten Bürgerrechtler ist es zu verdanken, dass er den Einwand erhob, der vom Runden Tisch gebildeten Kommission, die dabei war, einen neue Verfassung für die DDR zu schreiben, müsste der Antrag vorgelegt werden, bevor er abgestimmt werden konnte.

Ich war in dieser Kommission die Vertreterin der Grünen Partei, und obwohl meine Partei am Runden Tisch dafür gewesen war, erhob ich heftige Einwände. Es waren sieben neue Parteien gegründet worden, die gegen alle Altparteien antreten mussten. Unwahrscheinlich, dass alle fünf Prozent erreichen würden. Damit wäre ausgerechnet den Vertretern der Friedlichen Revolution, denen die freien Wahlen zu verdanken waren, der Zugang zur Volkskammer erschwert oder unmöglich gemacht worden. Wie immer, wenn das Mitglied einer Neupartei ein Argument vehement vortrug, wagten die Altparteien kaum Widerspruch. So verschwand der Antrag, die Wahl fand ohne Prozenthürde statt.

Am Wahlabend stellte sich heraus, dass mit Ausnahme der SPD, die bei knapp 22 Prozent landete, obwohl ihr die absolute Mehrheit vorausgesagt worden war, alle anderen Neuparteien zusammen gerade bei 5 Prozent landeten. Als wir Abgeordneten der Grünen Partei aber mit dem Neuen Forum, Demokratie Jetzt und der Initiative für Frieden und Menschenrechte, die ein Wahlbündnis eingegangen waren, eine Fraktion bilden wollten, bekamen Matthias Platzeck und ich Schwierigkeiten mit dem Parteivorstand. Man drohte uns den Rausschmiss an, denn wir sollten grüne Themen in das Parlament einbringen und uns nicht verwässern lassen. Es gelang uns aber, den Vorstand zu überzeugen, dass wir unseren Themen in einer größeren Fraktion besser Gehör verschaffen könnten. Damit stand der Geburt von Bündnis 90/Grüne nichts mehr im Weg.

Bevor ich aber eine der drei Fraktionsvorsitzenden wurde, neben mir waren das Jens Reich und Marianne Birthler, hatte ich noch etwas zu überstehen, was man heute Shit-Storm nennen würde.

Ich sollte Platz machen für „Frauenthemen“

Die Grüne Partei war mit der Frauenpartei ein Wahlbündnis eingegangen. Als der größere Partner standen Grüne auf den ersten Plätzen, auf den zweiten folgten Vertreterinnen der Frauenpartei. Wegen des schlechten Wahlergebnisses – wir hatten kaum zwei Prozent gewonnen – zogen nur die ersten Plätze. Bereits in der Wahlnacht erhoben die Frauen die Forderung, ein Drittel der Grünen sollten auf ihre Mandate verzichten, damit Frauen nachrücken könnten.

Vor allem aber wollten sie Christina Schenk, die hinter mir auf der Liste stand, in der Volkskammer sehen. Also konzentrierte sich der Druck auf mich. Ich wurde mehrere Tage lang von einem Pulk Journalistinnen regelrecht verfolgt. Ich solle Platz machen für „Frauenthemen“. Das ich eine Frau war und zwar eine der nur zwei Frauen von acht grünen Abgeordneten, zählte für die Feministinnen nicht. Um den Druck aufrechterhalten zu können, lehnten sie den freiwilligen Rücktritt dreier Männer ab. Ich blieb hart und so bekamen die Frauen am Ende kein Mandat.

Die Volkskammerzeit würde ich die die schönste und intensivste in meinem Leben nennen, wenn ich vorher nicht in Cambridge gewesen wäre, wo ich mich als postgraduale Studentin behaupten konnte und nach einem Jahr mit einem Begabtenstipendium meines Colleges ausgezeichnet wurde. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Die Volkskammer, die recht bald als Laienspieltruppe verunglimpft wurde, war so lebendig, und volksnah, wie ein Parlament nur sein kann. Trotz der intensiven Bemühungen der Berater der Regierungskoalition aus dem Westen, die bei unseren Debatten auf der Besuchertribüne saßen, uns davon abzuhalten, mit wechselnden Mehrheiten abzustimmen, gelang ihnen das nicht immer. Je nach Temperament gestikulierten sie, schüttelten die Köpfe oder zogen Grimassen, wenn wir mit Leidenschaft Abgeordnete anderer Fraktionen überzeugten, gegen ihre Vorgaben mit uns abzustimmen.

Bundeskanzler Kohl mit  Entourage auf der Besuchertribühne

Es kamen auch immer wieder überparteiliche Initiativen zustande, die von den Fraktionsführungen der Koalition nicht unterdrückt werden konnten. Eine war die versuchte Abwahl von Innenminister Diestel, dessen fragwürdiger Umgang mit den Stasiakten Anlass war, ihn ablösen zu wollen. Eine andere war der überparteiliche Antrag auf sofortigen Beitritt zur BRD am 17. Juni. Der Grundgedanke dieses Antrags war, dass die Vereinigung kommen würde und ein sofortiger Beitritt ohne Übergangsregelungen Rechtssicherheit schaffen und Vereinigungskriminalität verhindern würde. Wie recht wir mit unserem Verdacht hatten zeigte sich, als nach der Vereinigung eine Zentrale Ermittlungsstelle Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) gebildet werden musste.

An diesem 17. Juni saß Bundeskanzler Kohl mit seiner Entourage auf der Besuchertribühne. Er wollte der Gedenkfeier für den Volksaufstand am 17. Juni 1953 beiwohnen. Als unser Antrag trotz aller Verhinderungsversuche verlesen und zur Abstimmung gestellt wurde, verließ Kohl fluchtartig den Saal. Er hatte noch nicht alle Zusagen für die Vereinigung in der Tasche. Kohls Flucht ist ein Argument gegen die immer häufiger vorgetragene Behauptung, die deutsche Vereinigung wäre auf Befehl Gorbatschows erfolgt. Wenn es tatsächlich der Wunsch der Sowjetunion gewesen wäre und nicht der Volkswille der DDR, hätte Kohl an diesem Tag den Antrag begrüßen müssen, statt in Panik auszubrechen.

Aber auch ohne Sofortbeitrittt nahm die Vereinigung immer schnellere Fahrt auf. Waren wir Abgeordneten beim Zusammentritt der Volkskammer und der ersten Regierungserklärung von Ministerpräsident de Maizière noch der Meinung, dass wir vier, aber mindestens zwei Jahre brauchen würden, um die Forderungen der Straße nach Deutschland einig Vaterland zu erfüllen, war im Juni schon klar, dass es nur noch wenige Wochen dauern würde.

Am 31. August wurde der 1.000 Seiten starke Einigungsvertrag von den Verhandlungsführern Wolfgang Schäuble und Günther Krause unterzeichnet. Drei Wochen später, am 20 September, stimmten wir in der Volkskammer über diesen Vertrag ab.

Das Berggesetz der DDR fortgeschrieben

Ich stimmte dagegen, nicht weil ich gegen die Vereinigung war, sondern weil ich dem Vertrag misstraute. Damals wußte ich nur, dass die westdeutsche Industrielobby ihre Interessen durchgesetzt und per Vertrag unliebsame Konkurrenz aus dem Osten schachmatt gesetzt hatte. In Thüringen war VEB Nordbrand Nordhausen einer der wenigen ganz modernen Betriebe der DDR. Er stellte nicht nur den beliebten Nordhäuser Doppelkorn her, der erfolgreich in den Export ging, sondern auch hochwertigen Industriealkohol. Im Einigungsvertrag wurde eine Deckelung der Industriealkoholproduktion auf dem Gebiet der ehemaligen DDR festgelegt, die VEB Nordbrand das wirtschaftliche Genick brach.

Noch schwerer wog, dass im Einigungsvertrag das Berggesetz der DDR fortgeschrieben wurde, was hieß, dass weiter alle Abbauvorhaben Vorrang vor allen anderen Belangen, auch des Natur- und Landschaftsschutzes, haben würden. Das hätte großflächige Landschaftszerstörungen zur Folge, ein Problem vor allem der Regionen, die touristisch genutzt werden.

Ich machte es mir später als Bundestagsabgeordnete zu meiner Hauptaufgabe, diese Einungsvertragsklausel zu ändern. Das gelang mir dann in der Legislaturperiode von 1994–1998, als es wieder eine grüne Fraktion gab, nachdem die Westgrünen wegen der getrennten Wahlgebiete aus dem ersten gesamtdeutschen Bundestag geflogen waren. Als Mitglied des Umweltausschusses konnte ich einen Gesetzentwurf entwickeln, der von der Fraktion angenommen wurde und in zahllosen Gesprächen die Kollegen der anderen Fraktionen überzeugen. Zum Schluss musste ich allein mit Wolfgang Schäuble verhandeln, weil es die Unionskollegen nicht wagten. Schäuble war sehr gut vorbereitet, stellte präzise Fragen und war mit meinen Antworten offenbar zufrieden. Der Einigungsvertrag wurde in puncto Bergrecht geändert, seitdem gilt gleiches Bergrecht in ganz Deutschland.

Nach und nach stellten sich weitere Fehlentscheidungen im Einigungsvertrag heraus. Unter anderem die, auch den Absolventen der Stasihochschule in Potsdam Eiche ihre Abschlüsse anzuerkennen. Sie durften ihre Doktortitel behalten, obwohl die „Dissertationen“ zum Teil sogar Kollektivarbeiten waren, die jegliche wissenschaftlichen Standards vermissen ließen.

Ergebnis eines wirklichen Kuhhandels

Die Zeit zwischen dem 20. September und dem 3. Oktober war dann noch einmal sehr spannend. Das Datum der Vereinigung war das Ergebnis eines wirklichen Kuhhandels. Alle Fraktionen tagten gleichzeitig, Emissäre liefen zwischen den Beratungsräumen hin und her. Wir präferierten den 9. November, den Tag des Mauerfalls. Das kam für die Union nicht in Frage, denn angeblich wollte Kohl unbedingt den 41. Republikgeburtstag verhindern. Es war weit nach Mitternacht, als sich alle Fraktionen auf einen Termin verständigt hatten. Der 3. Oktober ist immer ein uninspiriertes Kunstdatum geblieben.

Während die Vereinigungsvorbereitungen auf Hochtouren liefen und so wichtige Fragen diskutiert wurden, wann genau die DDR-Fahne eingeholt und die deutsche Fahne geflaggt werden sollte, konzentrierten wir uns auf zwei Fragen, die wir unbedingt noch in der Volkskammer abgestimmt haben wollten.

Die eine betraf den Umgang mit den Stasiakten. Wir wollten unbedingt durchsetzen, dass die Hinterlassenschaften des Unterdrückungsapparates öffentlich zugänglich gemacht werden. Der Widerstand dagegen war sehr strak, nicht nur auf Seiten der DDR-Altparteien, sondern auch der westlichen Politiker.

Die DDR-Volkskammer hatte am 24. August das “Gesetz zur Sicherung und Nutzung der personenbezogenen Akten” des Ministeriums für Staatssicherheit beschlossen. Die Forderung unserer Fraktion und vieler Bürgerrechtler war, dass ein solches Gesetz zum Umgang mit den Stasi-Akten auch in den Einigungsvertrag aufgenommen werden sollte. Doch dies geschah nicht. Stattdessen gab es den Plan, die Akten 30 Jahre lang ins Bundesarchiv zu sperren. Das führte zu heftigen Protesten.

Zusatzklausel zum Umgang mit den Stasi-Akten

Am 4. September besetzten dutzende Bürgerrechtler die Räume der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin und traten in den Hungerstreik. Der Druck wurde so stark, dass am 18. September Wolfgang Schäuble und Günther Krause schließlich eine Zusatzklausel zum Einigungsvertrag zum Umgang mit den Stasi-Akten vereinbarten. Hierin wurde festgeschrieben, dass der Bundestag nach der Wiedervereinigung ein entsprechendes Gesetz erlassen sollte. Das war ein halber Sieg.

Allerdings bedurfte es nach der Vereinigung im Bundestag der ganzen Energie der Bundestagsgruppe von Bündnis 90/Grüne, die Kollegen der anderen Fraktionen zu überzeugen, dieses Gesetz auch zu beschließen. Die Koalitionsfraktionen hätten es nicht auf die Tagesordnung gesetzt, die SPD-Opposition auch nicht. Es wurde schließlich eine überparteiliche Initiative, die das Vermächtnis der Volkskammer erfüllte.

Ein Vorgeschmack darauf, wie schwierig dieses Thema werden würde, war der schließlich erfolgreiche Versuch, die Namen der stasibelasteten Abgeordneten der Volkskammer vorzulesen. Die Liste war in einem Unterausschuss erarbeitet worden, dem der spätere Stasiunterlagenbeauftragte und noch spätere Bundespräsident Joachim Gauck vorsaß. Wir waren schon wegen der Asbest-Belastung aus dem Palast der Republik verbannt worden und saßen im ebenso asbestbelasteten Saal des ehemaligen ZK-Gebäudes.

Der Vizepräsident unserer Fraktion Wolfgang Ullmann stieg aufs Podium und wollte die Namen verlesen. Er wurde von Ministerpräsident de Maizière, Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl und – nach meiner Erinnerung – auch PDS-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi immer wieder am Reden gehindert. Es gipfelte in dem Vorwurf, die Liste sei illegal kopiert worden. Erst als ein Mitglied des Unterausschusses rief, er können die Namen auswendig von vorn nach hinten, aber wenn gewünscht auch von hinten nach vorn aufsagen, war der Widerstand gebrochen und Ullmann konnte seines Amtes walten.

Um nicht mit der Stasi zu enden, möchte ich erzählen, was ich persönlich für einen der größten Erfolge unserer Volkskammertätigkeit halte. Am letzten Sitzungstag gelang es uns, eine Mehrheit für unser Nationalparkprogramm zu bekommen. Damit wurden wichtige schützenswerte Gebiete zum Nationalpark erklärt. Das wäre nicht ohne die jahrelange Vorarbeit innerhalb der Umweltbewegung der DDR möglich gewesen. Wir hatten etliche Biologen, Botaniker, Geologen und Geobotaniker in unseren Reihen, die seit Jahren an solch einem Programm gearbeitet hatten, ohne zu wissen, ob sie jemals die Chance haben würden, es zu verwirklichen. Die bot sich, und die erste und letzte freie Volkskammer hat sie genutzt. Sie hat dafür gesorgt, dass die DDR nicht nur verrottete Betriebe, kontaminierte Böden, tote Flüsse und dreckige Luft in die Vereinigung einbrachte, sondern einen Naturschatz, der heute zum Wertvollsten gehört, was Deutschland auf diesem Gebiet zu bieten hat.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Vera Lengsfeld.de.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wilfried Düring / 21.09.2020

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, ich schätze Ihre Beiträge auf der Achse und auf Ihrem Blog sehr (danke, z.B. für die Besprechung der Bücher Gusel Jachinas). Heute muß ich einmal Kritik üben. Ich will das sachlich und wertschätzend tun und rufe Sie selber zum Zeugen auf. In Ihrem berührenden Brief an den ‘IM-Verdacht’ stehenden großartigen (DDR-) Schauspieler Andreas Schmidt-Schaller (frei einsehbar auf der Portal der ‘Freien Welt’) formulieren Sie: ‘...Wir wollten, dass Personen, die aktiv an der Verfolgung und Zersetzung ihrer Mitmenschen beteiligt waren, ... nicht gleich wieder in Politik und Öffentlichem Dienst verantwortliche Positionen einnehmen sollten. Was wir nicht wollten, war eine sensationsgesteuerte IM-Jagd, die von den verantwortlichen Hintermännern ...  des MfS, ablenkt und die Stasiaufklärung diskreditiert. ... Jeder, der schon einmal Stasiakten gesehen hat, weiß, dass es ganz unterschiedliche IM oder Stasimitarbeiter gibt. ... Man kann, aus welchen Gründen auch immer, einen Fehler gemacht haben, aber ein anständiger Mensch geblieben sein - so wie Sie! ...’  Wo Menschen handeln und entscheiden werden Fehler gemacht. Dies gilt auch für das ‘Listen’ ehemaliger IM’s. Im Einzelfall hat das Streuen von Gerüchten und (falschen) Verdächtigungen tragische Folgen gehabt. Ich erinnere an den Hallenser Arzt Dr. Fritz Eckhard Ulrich und den Schmakaldener Pfarrer Reinhard Naumann, die Suizid begingen, weil sie mit den unberechtigten Vorwürfen nicht leben wollten und konnten. Den Beweis ihrer - inzwischen offen zu Tage liegenden - Unschuld konnte sie selber nicht erbringen (wer kann schon beweisen, etwas NICHT getan zu haben). Nein, das öffentliche ‘Listing’  sogenannter ‘IM’s (aus der damaligen Situation heraus vielleicht verständlich) war falsch und keine Heldentat - eben weil es ‘ganz unterschiedliche IM’ gegeben hat. Schon der Begriff ‘IM’ nivelliert die ‘Fehler anständiger Menschen’ einerseits und große persönliche Schuld anderererseits. Das ist Unrecht!

Jens Frisch / 21.09.2020

“Wir präferierten den 9. November, den Tag des Mauerfalls.” Nicht nur das: 09.11.1918 - Ende des 1. Weltkrieges und Ausrufung der Weimarer Republik 09.11.1923 - Gescheiterter Hitlerputsch in München 09.11.1938 - Kristallnacht Der 09. November ist unser Schicksalstag!

Gudrun Meyer / 21.09.2020

Kohl ist nicht vor der Wiedervereinigung geflohen, sondern vor der Gefahr, dass es zu einer völlig überstürzten Wiedervereinigung kam. Dabei musste er - und wahrscheinlich war ihm das sofort bewusst, schließlich war er Politiker - als Preis hinnehmen, dass die SED ein zumindest teilweise geraubtes Vermögen zur Seite schaffen konnte. Die SED war und blieb ein Faktor in der dt. Politik. Inzwischen kann sie die meisten Politiker anderer Parteien wohl nicht mehr erpressen, und es dürfte auch weniger leicht als um 1970 sein, ihre Agenten im Kanzleramt unterzubringen. Für vieles braucht sie keine Heimlichkeiten mehr. Dafür sorgen, leider, ihre Wähler, obwohl sie sich von einer verlogenen “Klassenkampf”- zu einer noch verlogeneren Kulturkampf-Partei verändert hat. Die Grünen als eigentliche Träger des Zeitgeistes, eine vergrünisierte SED und zum Teil vergrünisierte, weitere Parteien ergeben eine faktische Allparteienkoalition. Die einzige Partei, die nicht dazugehört, wird seit ihrer Gründung als rechtsextrem dargestellt, was sie anziehend für tatsächliche Rechtsextreme gemacht hat und auch machen sollte. Merkel hat seit 2010 eine Euro-Rettung unter Missachtung des Bundestages, eine Energiewende unter Missachtung gültiger Verträge und einen seit 2015 in Endlosschleife laufenden Willkommenswahn unter Missachtung weiterer Verträge sowie der Wahlkampfprogramme der Union von 2013 und 2017 in Szene gesetzt. Liberale Demokratie in Reinkultur!

Thomas Taterka / 21.09.2020

Im Gegensatz zu den USA, beispielsweise, sind die Deutschen in ihrer Mehrheit für wirkliche Nationalparks zu dämlich, zu verblendet. Wäre es anders, würden sie keine Anstrengung unterlassen, eine schrumpfende Bevölkerung auf höchstes Niveau bestmöglicher Ausbildung zu bringen und Einwanderung jeglicher Art würde die absolute Ausnahme bleiben, weil geregelt nach Bedarf und beinahe überflüssig. Der Nachbar Frankreich hat wesentlich weniger Einwohner und als Land mehr Fläche. Das könnte das Vorbild sein in dieser Frage. - Nationalparks sind in Deutschland ein Witz. Die diesen Witz bereits kennen, treiben sich überall rum in der Welt , ganz bestimmt nicht in Deutschland. Ich ebenfalls. Ausser an längeren Wochenenden, die für echte Reisen zu kurz und zu lang zum Vertrödeln sind. Noch ein Wort zu den geistigen Nachfahren der Stasi : Letztendlich hat man sich dazu entschlossen, daß sie doch ganz gut zu gebrauchen ist für das Rupfen der alten Bundesrepublik, die keinen Spaß mehr gemacht hat, weil einem das ” Volk ” zu nahe kam. Mit ihrer Hilfe versucht man den Abstand wieder herzustellen. Das tut sie so gerne , weil sie darin bereits Übung hat und der Westen praktisch keine. Die Penner saßen im Westen und ihr Anführer kam aus der Pfalz, der mit dem Wind der Amerikaner gesegelt ist. Er war der Opportunist schlechthin in dieser Opportunistenpartei. Vorgestern Nazi, gestern CDU, heute “blütensauberes” Neues Deutschland.

H.Wess / 21.09.2020

Das sind die Geschichten, die man nicht in Frage stellt. Ich erinnere mich, an meine Wehrzeit W15 Fernmeldefunker(!) 86/87 als mein Bett-Nachbar freiwillig seine Wehrpflicht (Wohnhaft Berlin-West) absolvierte. Auf meine Frage: “Mensch Alex” wie blöd muß man(n) sein, um sich freiwillig zu melden…. seine spontane Antwort: Wer weiß was alles passieren kann, und er keine Lust habe, in 3-4 Jahren noch eingezogen zu werden. Es hatte schon etwas, mit einem echten Graf Stauffenberg, die Stube zu teilen.

Claudius Pappe / 21.09.2020

Dieser Satz macht mich wütend. ” Damals wußte ich nur, dass die westdeutsche Industrielobby ihre Interessen durchgesetzt und per Vertrag unliebsame Konkurrenz aus dem Osten schachmatt gesetzt hatte. In Thüringen war VEB Nordbrand Nordhausen einer der wenigen ganz modernen Betriebe der DDR. Er stellte nicht nur den beliebten Nordhäuser Doppelkorn her, der erfolgreich in den Export ging, sondern auch hochwertigen Industriealkohol. Im Einigungsvertrag wurde eine Deckelung der Industriealkoholproduktion auf dem Gebiet der ehemaligen DDR festgelegt, die VEB Nordbrand das wirtschaftliche Genick brach” ..........................Nennen sie mir ein Produkt der DDR das auf dem Weltmarkt eine Chance hatte. Spielzeug aus dem Erzgebirge ?.....ahhhhh DDR Alkohol ein wichtiger Industriezweig. War nach der Wende in einigen ehemaligen Volkseigenen Betrieben und Ämtern. Nur Schrott !............................Das einzige Kapital welches die DDR hatte, waren die gut ausgebildeten Facharbeiter. Aber von denen hatte man in der BRD auch schon genug.

Claudius Pappe / 21.09.2020

@ Lengsfeld…..... Damals wußte ich nur, dass die westdeutsche Industrielobby ihre Interessen durchgesetzt und per Vertrag unliebsame Konkurrenz aus dem Osten schachmatt gesetzt hatte. Welche unliebsame Konkurrenz ?  VEB Fortschritt ? VEB Robotron ? VEB Diamant ? VEB Sachsenring ? MZ ? Leuna ? Böhlen ? ...................Wo nichts war, da gab es auch keine Konkurrenz ! Oh Frau Lengsfeld . glauben sie das wirklich ?

Petra Wilhelmi / 21.09.2020

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, ihr Wirken in allen Ehren. Sie haben sich ohne Frage viele Verdienste zuzurechnen. Eines verstehe ich aber nicht. Sie wollten um den 17. Juni einen sofortigen Beitritt zur BRD. Dass Kanzler Kohl die Besuchertribüne fluchtartig verließ, würde ich dem zurechnen, dass er wirklich einen Schreck bekommen hatte. Ein Beitritt ist eine sehr komplexe Sache, die man nicht einfach in der Volkskammer beschließen kann. Sie sagen selbst, dass die Zeit bis zum 3. Oktober voller Arbeit, auch Fehlentscheidungen und Klarstellungen war. Das Chaos wäre perfekt gewesen, wenn z.B. am 18. Juni der Beitritt erfolgt wäre. Zwei unterschiedliche System zusammenzubringen, die nicht einmal das gleiche Bankenschuldsystem hatten, ist eine sehr schwere Aufgabe, Auf das Naturschutzgesetz konnte man verzichten. Es gab ja schon viele Naturschutzgebiet in der DDR. Wie die sich nun genannt haben, ist dabei egal. Der Namen wurde bloß dem Westen angeglichen. Wichtiger wäre es gewesen, dass bei den Verhandlungen den Westen klargemacht werden würde, was Geldzuweisungen des Staats, welches aus dem Staatshaushalt über die Banken an bestimmte Unternehmen und der Wohnungsbaugesellschaften in der DDR bedeuteten, dass sie keine Schulden im klassischen Sinne waren, wie im Gegensatz dazu im Westen. Dieser grundsätzliche Unterschied, wurde übertüncht und brachte auch Unternehmen, die hätten weiterexistieren können, in die Insolvenz. Wohnungsbaugesellschaften saßen plötzlich in der Schuldenfalle und wussten nicht, wie sie herauskommen sollten. Das völlig unterschiedliche Banksystem der DDR wurde einfach in den Westen eingegliedert, koste es was es wolle. Aber den Grünen war ja der Naturschutz sehr viel wichtiger, als die Menschen. Das ist so typisch.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Vera Lengsfeld / 21.04.2024 / 10:00 / 34

„Der General muss weg!” Der Fall Siegfried Buback

Als ich noch in der DDR eingemauert war, hielt ich die Bundesrepublik für einen Rechtsstaat und bewunderte ihren entschlossenen Umgang mit den RAF-Terroristen. Bis herauskam,…/ mehr

Vera Lengsfeld / 11.03.2024 / 16:00 / 20

Wie rettet man eine Demokratie?

Warum lässt die schweigende Mehrheit zu, dass unter dem Schlachtruf, die Demokratie und das Grundgesetz zu verteidigen, beides ausgehöhlt wird? Was man ganz einfach tun…/ mehr

Vera Lengsfeld / 10.03.2024 / 16:00 / 9

Eine Schulung im Denken

Denken ist ein Menschenrecht, aber wer beherrscht die Kunst des Denkens? Warum ist Propaganda so wirksam und für viele Menschen so schwer zu durchschauen? Volker…/ mehr

Vera Lengsfeld / 06.02.2024 / 12:00 / 38

Wie man Desinformation umstrickt – und noch schlimmer macht

Wenn man gewisse „Qualitätsmedien" der Fehlberichterstattung und Manipulation überführt, werden die inkriminierten Texte oft heimlich, still und leise umgeschrieben. Hier ein aktuelles Beispiel.  Auf diesem Blog…/ mehr

Vera Lengsfeld / 04.02.2024 / 15:00 / 20

Die Propaganda-Matrix

Die öffentlich-rechtlichen Medien und die etablierten Medien leiden unter Zuschauer- und Leserschwund, besitzen aber immer noch die Definitionsmacht. Das erleben wir gerade wieder mit einer Propaganda-Welle. …/ mehr

Vera Lengsfeld / 02.02.2024 / 06:05 / 125

Wie man eine Desinformation strickt

Am 30. Januar erschien bei „praxistipps.focus.de“ ein Stück mit dem Titel: „Werteunion Mitglied werden: Was bedeutet das?“ Hier geht es darum: Was davon kann man davon…/ mehr

Vera Lengsfeld / 06.01.2024 / 06:25 / 73

Tod eines Bundesanwalts

Als ich noch in der DDR eingemauert war, hielt ich die Bundesrepublik für einen Rechtsstaat und bewunderte ihren entschlossenen Umgang mit den RAF-Terroristen. Bis herauskam,…/ mehr

Vera Lengsfeld / 29.12.2023 / 13:00 / 17

FDP #AmpelAus – Abstimmung läuft noch drei Tage

Die momentane FDP-Führung hatte offenbar die grandiose Idee, die Mitgliederbefragung unter dem Radar über die Feiertage versanden zu lassen. Das Online-Votum in der FDP-Mitgliedschaft läuft…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com