Die Generation Z demonstriert: Fünf Minuten Ruhm per Interview

Es ist überstanden. Vorbei ist das Protestwochenende zehntausender Teenager, zu denen sich viele „Alt-68er“ gesellt hatten, die sich noch einmal jung und hipp fühlen durften. Sogar den eigenen Müll versprachen die Jugendlichen diesmal wieder einzusammeln. Diesen hatten sie im Vertrauen darauf, dass irgendwer, wie Mutti daheim, schon hinter ihnen aufräumen wird, bei früheren Protesten auch gerne mal zurückgelassen.

In Aachen ist die Demonstration friedlich verlaufen. Nicht so im Tagebau Garzweiler. Gewaltbereite „Ende-Gelände“-Kämpfer – medial als „Aktivisten“ verniedlicht – lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei und versuchten ihre Kumpane zu „befreien“, die von den Einsatzkräften zur Aufnahme der Personalien festgehalten wurden. Rund um die Garzweiler-Proteste gingen zudem zwei Pumpstationen in Flammen auf. Mindestens acht Polizeikräfte wurden verletzt.

Glücklicherweise waren die meisten Demonstranten, wie auch tausende hinzugestoßene Klimademo-Schüler, nicht auf Gewalt aus. Es galt, beim großen Happening dabei zu sein, fünf Minuten Ruhm per Interview mit einem der bereitwillig zur Verfügung stehenden Journalisten inklusive. Das macht sich gut auf dem eigenen Instagram-Account. Schon in Aachen hatte die Dauerberichterstattung manchen Teenie zum vermeintlichen Fernsehstar werden lassen. Angesichts des medialen Hypes kann man es den Pubertierenden kaum verdenken, dass sie sich inzwischen für die Taktgeber der deutschen Politik halten. Von überall her waren sie angereist – teils unterstützt durch Windkraft- und Solarunternehmen, wie die Süddeutsche Zeitung stolz berichtete.

„Nicht ausreichend Essen und Getränke“

Getrübt wurde die Freude der Protestler am Samstagabend. Im und rund um den Tagebau Garzweiler hatte die polizeiliche Aufnahme der Personalien durch „Befreiungsversuche und Angriffe“ militanter Kohlegegner besonders lange gedauert. Dies passte den Festgehaltenen so gar nicht in den Kram. Es ist ja auch blöd, die Demo-Party zu verpassen, die doch das eigentliche Highlight des Wochenendes sein sollte. In den sozialen Netzwerken wurden rasch Klagen darüber laut, dass die Identität einiger Demonstranten festgestellt wurde. Ein funktionierender Rechtsstaat, der bei vermuteten Verstößen die Personalien erfasst, scheint in der Vorstellung vieler „Aktivisten“ keinen Platz zu haben. Jedenfalls dann nicht, wenn sich die Betroffenen im Aufrag eines höheren Ziels wähnen. Und schon gar nicht, wenn es nicht um Straftaten von rechts geht.

Übrigens hatten sogenannte Autonome – die man seitens der Presse wohl unisono als Straftäter bezeichnen würde, engagierten sie sich nicht vorgeblich für die Umwelt – wenige Tage zuvor vier Nobelkarossen auf dem Firmengelände eines Sportwagenherstellers in Brand gesetzt. „Wir wollen uns mit dieser konkreten Maßnahme friedlich für die Begrenzung der klimaschädlichen CO2-Emissionen einsetzen“, heißt es im Bekennerschreiben der Linksextremisten, die mit dem Abbrennen von vier Autos jede Menge CO2 freigesetzt haben dürften. In ihrem Schreiben animieren sie Nachahmer zu weiteren Straftaten: Neben dem Anzünden wird „Scheiben einschlagen, Reifen abstechen oder Lack zerkratzen“ gefordert. „Friedlich“ scheint in der verrückten Welt der linken Szene nur zu sein, was nicht den unmittelbaren Tod von Menschen zur Folge hat.

Was Garzweiler angeht, so beschwerte sich „Ende Gelände“ darüber, dass die Teilnehmer während der stundenlang dauernden Räumung des Tagebaus von der Polizei nicht ausreichend mit Essen und Getränken versorgt worden seien. Vielleicht war es ja einfach nur unklug, sich mit zu wenig Proviant im Rucksack zu einem Happening zu begeben, bei dem man sommerliche Temperaturen und einen nicht ganz planbaren Ablauf erwarten durfte. Zu dumm, dass der Tagebau Garzweiler kein Fast-Food-Restaurant anbietet, in dem man sich zwischendurch hätte stärken können.

Sonderzüge zur gefühlten Klassenfahrt

Warum hatten Mama und Papa das nicht vorher gesagt? Oder einem wenigstens ein bisschen mehr eingepackt? Die machen doch sonst immer alles. Es war ja schon ärgerlich genug, dass sie einen nicht mal zum Bahnhof gefahren hatten, wo die Sonderzüge zur gefühlten Klassenfahrt bereitstanden. Ein gutes Handynetz gab es immerhin rund um Garzweiler. Nicht auszudenken, hätte man vom Ort des Geschehens nicht twittern können.

Es dürfte ein heißer Sommer werden, weniger wegen der Temperaturen, als vielmehr durch die immer weiter angeheizte Debatte. Bald könnten die ersten Forderungen laut werden, den jugendlichen „Klimarettern“ unabhängig von Wahlen Parlamentsmandate einzuräumen. Dann könnte es für die „Generation Z“ aber ein böses Erwachen geben: Der Parlamentsbetrieb ist zäh und erfordert jede Menge Ausdauer. Essen, Trinken und Handynutzung kommen in den Gremien weniger gut an. Und Partys sind im Bundestag eher selten. Vielleicht also doch lieber europaweite Reisen zu coolen Städte-Happenings. Die Klimabilanz dieser Großdemos dürfte allerdings verheerend sein.

Dieser Beitrag erscheint auch auf Ramin Peymanis Blog „Liberale Warte".

Foto: Anne-Sophie Ofrim GFDL via Wikimedia

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Leserpost

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Frank Mora / 24.06.2019

Soll man sich “aus erzieherischen Gründen” einen bundesweiten Blackout wünschen? Zuerst Lastabwurf und Abschaltung der unnötigen Stromverbraucher Handynetz und Internet? Als nächstes der Metallverarbeitenden und Chemieindustrie sowie des gesamten öffentlichen Dienstes? Allgemeines Fahrverbot für Wirtschaft, Privat und öffentlichen Verkehr. Schließlich werden nur noch Diesel(!)-Transporte für die Notstromaggregate von Krankenhäusern, Altenheimen und Wasserwerken aufrechterhalten. Und für die Kühlhäuser der Pathologien und Krematorien. Wenn es nicht so realistisch wäre, wäre es sicher eine makabre Satire. Hat der Osten im Winter 78/79 durch. Und SH im Westen. Mal von Oma und Opa erzählen lassen, liebe Gretels. Wohl auch deswegen wählen in D die einen Grün - und die anderen nicht.

Rupert Reiger / 24.06.2019

“fünf Minuten Ruhm per Interview mit einem der bereitwillig zur Verfügung stehenden Journalisten inklusive”: Ist halt mal die Gutmenschenalternative zu Deutschland sucht den Superstar, (DSDS) ... und wenn sie sich zuhause im Fernsehen sehen, holen sie sich dabei einen runter. Mein Gott, die Eitelkeit, so ist er nun mal, das bisschen Mensch. Man soll sich nicht überschätzen: Der Teufel wischt sich mit diesen Menschen nicht mal den Arsch ab.

Rainer Niersberger / 24.06.2019

Der Beitrag dürfte das Problem perfekt treffen. Inzwischen haben die nach ( medialer )Aufmerksamkeit gierenden, wohlstandsverwahrlosten JungneurotikerInnen erkannt, welche Chancen sich hier eröffnen, um kurzfristig dem Elend des langweilige Daseins entfliehen zu können und -ergänzend zu den sonst dafür angewandten Praktiken-  Bedeutung/Bestätigung zu erlangen. Das geht so natürlich deutlich einfacher und schneller, als mit „ Leistung“ und Kärrnerarbeit, zu der diese Damen und Herren der qua Geburt „ Burnouter“ ohnehin nicht in der Lage sind. Allerdings dürfen wir den entscheidenden Beitrag zur Genese derartiger Phänomene, geleistet durch die mittelalten Hipster mit ähnlicher Psychopathologie, Elter 1 usw genannt, nicht vergessen, und sicher nicht die Mischpoke, die sich -getarnt- JournalistInnen nennt, mit diesem Beruf aber nichts mehr gemein hat. Da kann man noch Einiges erwarten, zumal die früher üblichen Riten beim und zum Übergang vom Infantilen zum Adulten sind -wie man gut erkennen kann - abgeschafft worden.  Die sehen zwar irgendwann erwachsen aus, gerne auch mittels Bart, bleiben aber in der ( Post)Pubertät stecken, als „nützliche Idioten“ für MachthaberInnen ideal, für eine Demokratie „ tödlich“.

Frank Stricker / 24.06.2019

Tja, wo soll man anfangen bei den “Rettet die Welt Spiele”  im “Homeland” NRW. Wenn die Bilder schwarz-weiß statt farbig gewesen wären , ich hätte glatt Filmaufnahmen von Rommels Afrika Feldzug vermutet. Eine unwirkliche Wüstenlandschaft, weiße Einweganzüge im Nahkampf mit Uniformierten , doch Gottseidank wars Garzweiler 2 statt El Alamain und statt Panzer gabs Schaufelradbagger………..

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