Danke, verehrter Herr Noll, dass Sie sich klar und präzise mit der Causa Knabe auseinandersetzen und eine Lanze für ihn brechen. Hier zeigt sich, was sich unter dem linken Mehltau in dieser Republik angesammelt hat. Seinerzeit als wir den SED - Staat verlassen hatten, wäre uns nicht im Traum eingefallen, dass wir wenige Jahrzehnte später ein Déjà-vu erleben, das von einem dunkelrot - rot - grünem Merkelismus ausgeht. Aber die Rufer in der Wüste werden gottlob lauter und zahlreicher. Die Pressemitteilung von Arnold Vaatz ist dank Internet unverzüglich bekannt geworden. Vaatz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Bundestag, analysiert die Causa Dr. Knabe in Kenntnis aller Umstände akribisch, nachvollziehbar und absolut sachlich. Schon für Unvoreingenommene wird klar, dass das Schmierentheater um die Entlassung Dr. Knabes allein von K. Lederer und seinen Getreuen im Stiftungsrat eröffnet wurde. Nicht zum ersten Mal werden die Ausläufer der metoo - Bewegung genutzt um politische Gegner aus dem Verkehr zu ziehen. Die skandalöse Abberufung Dr. Knabes hat, von den menschlichen Folgen für den Betroffenen abgesehen, politische Dimensionen, die noch gar nicht absehbar sind. Denunziationen werden Tür und Tor geöffnet. In der Causa Knabe hat allein ein unabhängiges Gericht in einer Beweisaufnahme über Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Wie K. Lederer und UOKG - Dombrowski mit Gerichtsentscheidungen umgehen, hat die Eskalation am Montag bewiesen. Man hatte über Nacht nach einer Sitzung des Stiftungsrates (ohne Dr. Knabe!) ein Notgericht angerufen, dass die Entscheidung des anderen Gerichts, das die Rückkehr Dr. Knabes ermöglichte, wieder kippte. Und wenn eine Sprecherin der Kulturverwaltung behauptet, Dr. Knabe sei nicht Mitglied des Stiftungsrates, dann ist es die Unwahrheit, denn bis zum vergangen Sonntag war er das zweifellos. Dort wurde der “Freigestellte” - wieder aus fadenscheinigen Gründen - erst am Sonntag hinauskatapultiert.
Sehr geehrter Herr Noll, dem Dank für Ihren erhellenden Artikel, dessen Auffassungen ich teile, möchte ich nur eine (freilich etwas zugespitzte) Bemerkung hinzufügen. Selbstverständlich erinnert einen heute vieles an die DDR, aber all diese Ähnlichkeiten, die bis in die ‘lingua alicuius imperii’ reichen, sind in meinen Augen in gewisser Weise beängstigender als das einstige Repressionssystem. Denn was heute nahezu komplett fehlt, ist der weite und facettenreiche Raum des Subversiven, der sich damals beim Lesen von Gedichten von Archilochos bis Biermann, bei den Lektüren von Achmatowa und Bulgakow, in den Welten des Theaters und auf Kunstausstellungen entfaltet hat. Es gab die offizielle Lehre, aber es gab daneben hunderte und aberhunderte Orte, an die wir mit verschiedenen Lese- und Debattierfreunden entfliehen konnten und wo wir die „herrschende Meinung“ nur verachtet haben. Den weitgehenden Verlust dieser höchstens nebenbei politisch-oppositionellen Kultur empfinde ich als das Bedrohlichste an unserer Zeit, denn er signalisiert, dass wir uns weitgehend ‘unterworfen’ haben; das korrekte Denken und Sprechen schreibt uns sogar die Formen vor, in denen wir protestieren. Dass das auf unabsehbar lange Zeit so bleibt, dafür sorgt der profillose Konformismus der Studierenden, den sich vermutlich selbst Kim Jong-un in seinen kühnsten Phantasien nicht vorstellt.
Wie die Überschrift, wie dazu geschrieben, so von mir geteilt. Es gibt nur einen Unterschied zur DDR, das sind die Menschen. Damals 1989, da schossen neue Bewegungen und Parteien innerhalb kürzester Zeit wie Pilze aus dem Boden und rangelten darum, sich an die Spitze der Entwicklungen setzen zu können. Vieles ist dann, wie bei Pilzen, schon nach kurzer Zeit vergangen, anderes nachdem sich der politische Westen massiv eingemischt und seine Bewegungen und Parteien besonders gefördert hat. Doch wo sind heute neue Bewegungen, neue Parteien? Bis auf die AfD, von allen Seiten verteufelt, totale Fehlanzeige. Auch wenn es viele Parteien gibt, so sind sie doch wie damals von CDU/CSU bis zur Linken nur ein Block, alles Parteien der “Nationalen Front” wie in der DDR. Und das stimmt mich wenig optimistisch für den weiteren Gang der Dinge in Deutschland; auch wenn es im Osten nicht so schlimm ist, aber das wird wahrscheinlich nicht für ganz Deutschland reichen. Merkel-, Murkel-, kaputtes Land! Nicht mal die Regierungsflugbereitschaft funktioniert mehr, die halbe Welt lacht sich kaputt. Früher war da die zuständige Ministerin weg. Und heute? Wir beschreiben den Untergang minutiös, zu mehr reicht’s einfach nicht mehr!
Es sollte endlich mal klargestellt werden, daß der Begriff “Hetze” ein Terminus ist, der von Goebbels ” erlernt “wurde. Der sprach u.a. von “jüdischer Hetze”. Ludwig Marcuse nannte die DDR übrigens immer das Vierte Reich.-Hat früher für “Die Zeit ” geschrieben.
Das Mitläufertum war und ist die größte Sünde Deutschlands. Nur das machte Nationalsozialismus, DDR und jetzt alternativlose Merkelokratie möglich. Wie selbst das kleinste Rädchen brav mitmeldet und andere Meinungen teils gar hysterisch bekämpft, zeugt auch nicht gerade von einem tatsächlichen Demokratieverständnis oder einer aufgeklärten Geisteshaltung.
Die engagierten Ideologen wurden vom Westen wohlwollend in die eigene Legierung eingeschmolzen, die Karrieristen hat man mit Pöstchen und Bildungsangeboten eingewickelt, die Künstler in den Medien sich austoben lassen, die alten Funktionäre und Unverbesserlichen wurden mit Sonderrenten rund und still gefüttert. Die so erzeugte Harmonie ist phänomenal. Niemand sollte sich noch über die “Verbrechen der SED” aufregen, Deutschland steht wie ein Mann hinter seiner Geschichte. Aber weniger hinter seiner Gegenwart. Sieht es etwa nach historischem Debakel aus? Gelacht wird im Kino nicht zum Schluss. Nicht einmal in der ersten Reihe. Wie im richtigen Leben kommt es auch nicht auf die Wenigen an, die zum Amüsement der übrigen verarscht werden. Sondern auf die Essenz. Solange die Essenz akzeptabel bleibt, ist es egal, ob kleine Bonzen aufgestiegen oder ehemalige Querulanten ab. Abfall ist überall. Downgrade ist überall. Und ob die Bundesrepublik nun das ultimativ bessere Deutschland ist, daran wird noch gearbeitet. Das kann man nicht daran festmachen, dass jeder Winzling heute die die große Gusche haben kann.
Der Zombie lebt! Und die Voodoo-Priester, die sein Überleben gesichert haben, verfrühstücken heute ihre fetten Pensionen oder zelebrieren fortgesetzt ihren Satanskult. Damit sind nicht die STASI-Banditen gemeint, sondern jene Wessis, die schon in den 60ern und 70ern insgeheim vom sozialistischen Paradies BRD träumten und in den Parteien, Massenmedien und Universitäten das Ihrige dazu beitrugen, den Gysis, Kahanes und deren Sympathisanten in den Parlamenten, Rundfunksendern und Gerichtssälen den Weg zum Killen des deutschen Rechtsstaats zu ebnen. Um mit Wolfgang Staudte zu sprechen: die Mörder sind unter uns!
Danke, verehrter Chaim Noll. Die Gedanken, mit denen Sie Dr. Hubertus Knabe würdigen, haben mich tief bewegt. Der Aspekt der klammheimlichen aber auch naiv-offenen Duldung von SED-Unrecht durch westdeutsche Linksgrüne und die SPD (s. Grundwertekommission) darf nicht aus den Augen verloren gehen. Obwohl diesbezüglich selbst ziemlich pessimistisch, haben mir Ihre letzten beiden Sätze Mut gemacht: “Er wird weiter Dinge in Bewegung bringen. Und auch selbst nicht schweigen.”
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