Eine vertretbare Alternative zur Wahlverweigerung wäre noch, in der Kabine auf den Wahlzettel zu schreiben: “Leider kein wahlwürdiger Kandidat (- bei der Zweitstimme: keine wahlwürdige Partei) im Angebot”
Unter 50% Wahlbeteiligung wäre ein kompromisslos intelligentes Signal , daß es langsam reicht mit der Politikbespassung .
Wie soll man wählen, wenn im Angebot nichts ist, was Änderung bedeuten würde? Macht man sich am Bestehenden mitschuldig, wenn man auf Schein-Alternativen nicht hereinfällt? - Nur ein Beispiel: Im Februar 2021 AfD-eigene Wahlwerbung, acht Seiten. Kein einziges Wort zu Corona! aber eine ganze Seite Sülz vom “Großen Vorsitzenden” BH. Da hätte man auch bei EH bleiben können. Sogar Nichtwählerbeschimpfung gehörte bekanntlich auch damals zum Wahlzirkus-Spiel. Als 1989/90 die Verhältnisse weniger zementiert waren, habe ich aktiv und passiv(=Stimmabgabe) getan, was ich konnte. Seitdem ist es wieder nur Show. Und irgendwo weiß das doch jeder…
Tja, dann fehlt nur noch eine gangbare Alternative zu diesem Parteienkartell. Auch der Pastor bekommt nicht mehr Schäfchen in seine Kirche, wenn er von der Kanzel auf die Anwesenden herabschimpft über jene, die zuhause bleiben. Diese Leute sind ja nicht unpolitisch, sie sind nur im wahrsten Wortsinn von allen guten Geistern verlassen, denn solche Pragmatiker sitzen nicht (mehr) in den politischen Parteien, noch nicht einmal in der jeweiligen Opposition. Das ganze Land streitet immer mehr über reine Ideale und bloße Wunschvorstellungen - Visionen, die laut Helmut Schmidt zum Psychiater gehören. Wie sich das in den Parlamenten ändern ließe? Erstens in den Köpfen der Politiker, zweitens über das Wahlrecht, also weit weg von der Verhältniswahl, drittens über die Sitzverteilung, so dass die Parlamente schrumpfen, wenn der Nichtwähleranteil steigt, wie Sie das vorschlagen, viertens über die Wahlpflicht (m.E. die schlechteste Lösung, weil sie die Parteien jeglicher Bemühungen um Wähler enthebt, Stichwort “falten gehen” - ich wette allerdings, auf diese Idee kommen sie in den Parlamenten zuerst). Über das fünfte Element schweigt des Sängers Höflichkeit, denn dann ist die Demokratie ganz am Ende. Wer allerdings die ersten drei ausschließt, steuert zielsicher auf die beiden letzten Varianten zu und damit auf das Ende der Demokratie. Auch wenn das vielleicht noch eine ganze Weile dauern wird.
Kennen Sie eigentlich diese Parabel von der Plantage, bei der die Sklaven sich regelmäßig aus einer bestimmten Gruppe den Sklavenhalter aussuchen durfte und man ihnen versicherte, die Plantage gehöre ihnen?
Zu Wahlverweigerung und Gendergaga gibt es hohe Resonanz . Leider habe ich nichts gefunden wie “Behörden-Gendergaga” lustvoll zu begegnen ist .
Zwei wesentliche Aspekte haben Sie gar nicht erwähnt, sehr geehrte Frau Lengsfeld. Eine aus niedriger Wahlbeteiligung hervorgegangene Regierung hat eine geringere Legitimimät. Dies scheint die beiden angeblichen Wahlgewinner in NRW zwar nicht zu kümmern, aber Ignoranz hilft nicht gegen Tatsachen. Und ausserdem ist die Wahl eine aktive Legitimierung des Gewählten und also mit der entsprechenden Verantwortung verbunden. Wenn man nicht mehr einigermassen guten Gewissens die politischen Schausteller*innen wählen kann, die direkt bzw. auf der Liste ihre Dienste anbieten, dann kann man gar nicht wählen, weil man ja im ideellen Sinne schlicht und einfach haftbar ist für das, was diese Figuren dann anrichten. Wenn man dann noch die vielen “Schmutzeleien” beim Wahlvorgang selber in Rechnung stellt, bis hin zu dem bis heute nicht ansatzweise aufgarbeiteten Skandalen in Berlin im letzten Herbst, dann kann einem der Appetit schon vergehen. Und man muss sich das mal klarmachen: In Deutschland kann die Verlängerung eines schlichten Personalausweises nur beantragen, wer persönlich vorstellig wird (wenn er endlich einen Termin ergattert hat), am Hochamt der Demokratie teilnehmen kann aber jeder einfach mal eben so per Brief. In Frankreich sind Briefwahlen übrigens verboten wegen des Manipulationsrisikos -von wegen europäische Harmonisierung- die haben dafür andere Möglichkeiten.
Ach ach die Wahlen. Ich vermute, „der Stimmenzuwachs bei den Grünen“ wird verursacht, dass da mal „welche Kinder gemacht haben, deren Eltern wie Bruder mit Schwester“ alle zusammen, „immer die Grünen ankreuzen“. Echt „Kismet“ + Elend.
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