Gerd Buurmann / 12.10.2023 / 11:00 / Foto: TC2021 / 175 / Seite ausdrucken

Die Diplomatie des Tino Chrupalla

Der AfD-Politiker Tino Chrupalla hat einen unerhörten Ratschlag für Israel und zeigt damit, dass Ratschläge auch Schläge sind. 

Nach dem brutalen Abschlachten von jüdischen Kindern, Frauen und Männer trat Tino Chrupalla mit folgendem Statement auf X an die Öffentlichkeit:

„Der Angriff der Hamas auf Israel ist zu verurteilen. Ich trauere um alle Kriegstote. Jetzt müssen die Staaten der Region auf Deeskalation setzen, um einen Flächenbrand abzuwenden. Diplomatie ist das Gebot der Stunde. Eine tragfähige Lösung für alle Seiten muss das Ziel sein!“

Wie kommt man bloß dazu, so etwas zu schreiben? Zu fordern, dass die Situation nicht eskalieren darf, bedeutet, dass Israel die Schändungen, Morde und Vernichtungspogrome hinnehmen soll. Israel wurde von der Hamas angegriffen. In der Gründungscharta der Hamas von 1988 wird gefordert, nicht nur Israel, sondern alle Juden weltweit zu vernichten. Natürlich eskaliert dieser Konflikt. Aber das liegt daran, dass sich Juden und Israelis gegen die Vernichtung wehren können. Eine Situation eskaliert immer erst dann für beide Seiten, wenn sich die eine Seite wehrt, von der anderen Seite ausgerottet zu werden. Deeskalieren heißt für Israel, aufhören, sich zu verteidigen.

Tino Chupalla schreibt, Diplomatie sei das Gebot der Stunde. Was soll das heißen? Die Hamas will ganz Israel vernichten und am liebsten alle Juden ausrotten. Worüber soll Israel nun mit der Hamas verhandeln? Soll Israel etwa vorschlagen, dass die Hamas nur die Hälfte aller Juden vernichten soll? Soll Israel der Hamas bei dem Wunsch, Israel zu vernichten, auf halbem Weg entgegenkommen? Soll Israel die Hamas beim Völkermord diplomatisch auf eine Zahl runterhandeln? Welche Zahl wäre denn diplomatisch angemessen? Drei Millionen? Dreitausend? Dreihundert?

Es gibt nur eine tragfähige Lösung: Die Hamas mit ihrer verfassungsmäßigen Absicht, Israel zerstören und alle Juden vernichten zu wollen, muss besiegt werden. Die Hamas muss bedingungslos kapitulieren. 

Der Konflikt ist sehr leicht zu erklären

Immer wieder höre ich, der Konflikt sei nicht leicht zu erklären, das stimmt aber nicht. Der Konflikt ist zwar nicht leicht zu lösen; er ist jedoch sehr leicht zu erklären: Die Hamas will Israel vernichten und Israel verteidigt sich. Das ist der Konflikt. In den offiziellen Verlautbarungen der Hamas steht eindeutig, Israel vernichten zu wollen. Auf israelischer Seite gibt es eine solche Verlautbarung nicht, im Gegenteil, die Unabhängigkeitserklärung Israels bietet nach wie vor allen arabischen Nachbarn den Frieden.

Merkt Tino Chrupalla nicht, wie bitterböse sein Ratschlag ist? Fände er es gerecht, wenn man ihn, nachdem Teile seiner Familie und Freunde abgeschlachtet worden wären, mit Ratschlägen geschlagen hätte? Wie würde er sich fühlen, wenn man ihn auffordern würde, zu deeskalieren, nachdem man seine Familie geschändet hat? Kann er sich auch nur ansatzweise vorstellen, in einer Welt leben zu müssen, in der er so sehr gehasst wird, dass von ihm erwartet wird, zu deeskalieren, wenn Menschen ihn vernichten wollen? 

Alle, die Israel kritisieren, weil das Land sich verteidigt und dabei von einem Flächenbrand faseln und Israel vorwerfen, Zivilisten zu töten, fallen auf die Strategie der Hamas herein. Die Hamas verschanzt ihre Waffen nämlich ganz bewusst hinter unbewaffneten Zivilisten, damit so viele Menschen wie möglich bei der Verteidigung durch Israel sterben. Die Hamas weiß, dass diese schrecklichen Bilder bei den wohlmeinenden „Freunden“ Israels gut ankommen, damit sie Israel „unter Freunden“ kritisieren können.

Die Hamas greift Israel an und schickt Kinder in den Tod, damit Bilder entstehen, die Israels Verteidigung wie eine Aggression aussehen lassen. Die Hamas opfert die eigenen Kinder, um Israel zu schwächen und zu dämonisieren. Es ist der Plan der Hamas, diese Kinderleichen als moralische Schwächung Israels zu „produzieren“ – und das Verb „produzieren“ ist genau das richtige Wort, um diese brutale Unmenschlichkeit der Hamas auf den Punkt zu bringen.

Es herrscht das Prinzip von Angebot und Nachfrage. In Deutschland gibt es einen Markt für Bilder toter palästinensischer Kinder, und die Hamas bedient diese Nachfrage. 

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Frank Bitterhof / 12.10.2023

“Es gibt nur eine tragfähige Lösung: Die Hamas mit ihrer verfassungsmäßigen Absicht, Israel zerstören und alle Juden vernichten zu wollen, muss besiegt werden.” WIE? Das wird aus Sicht Israels wohl praktisch nur mit der völligen Zerstörung von Gaza-Stadt erreicht werden, die perverse Hamas-Ideologie wird aber überleben und wahrscheinlich am Ende durch den Tod abertausender Menschen nur bestärkt werden. Die Folgen sind m.E. heute schon absehbar, echte Lösungen scheinen nicht möglich.

Rainer Niersberger / 12.10.2023

Eine indiskutable Aussage des AfD - Vorsitzenden, ohne Frage. Aktuell hoffe ich noch, dass er nicht verstanden hat, was er da von sich gibt und seine Bewertung tatsaechlich eine ganz andere ist. Leider ähnelt sie durchaus gewissen Statements der Gruenen und Roten. Die Hamas muss vernichtet werden und das ohne Restbestände, aus denen die naechste Hydra wächst. Und natuerlich muss jede! Unterstützung Palästinas eingestellt werden. Allerdings ist es damit nicht getan. Der Wertewesten wird nicht um die von Huntington richtig vorhergesagte Auseinandersetzung mit dem Islam und seinen Glaeubigen herumkommen. Wenn Multikulti mit den Muslimen gescheitert ist, weil es scheitern muss, bedarf es entsprechender, existenzsichernder Massnahmen. Diese gehen in ihrer Tiefe und Dimension weit ueber das hinaus, was sich die meisten hier vorstellen wollen. Die AfD ist sehr gut beraten, hier jede Grenze peinlich genau einzuhalten, um jeden Verdacht im Keim zu ersticken. Uebrigens auch aus NATIONALEM Interesse. Diese Aussagen sind jedenfalls voll daneben und sollten schleunigst und deutlich korrigiert werden. Islamophilie, nicht selten gepaart mit Antisemitismus, schaetze ich von keiner Partei. Man kann ( und sollte) sich bis zu einem gewissen Grad mit Putin arrangieren, keinesfalls aber mit der echten Bedrohung der Zivilisation durch den Islam.

Hans Bendix / 12.10.2023

Nun, verehrter Herr Gojowy, erstens war der Herr Postkartenmaler und es wäre uns viel erspart geblieben, wenn Kunsthochschulen und -akademien keine Bewerber hätten abweisen dürfen (heute noch weniger als damals, weil Kunst ja mittlerweile nicht mehr vom Können abhängt, sondern völlig beliebig geworden ist). Und zweitens ist Ihnen völlig zuzustimmen: Die getätigte Äußerung beruht - bei freundlicher Interpretation - ganz offenkundig auf zu viel Meinung bei zu wenig Ahnung. Versteht man sie indes unfreundlich würde sie ungebremst das Narrativ von der antisemitischen AfD als NSDAP-Nachfolgepartei unterstützen.

Sandra Lehmann / 12.10.2023

Hm, ich verstehe den Satz von Chrupalla eigentlich anders. Die “Staaten der Region”, damit sind freilich weder die angegriffenen Israelis gemeint, die jedes Recht zur maximalen Verteidigung haben, noch dürften die Palästinenser bzw. die Hamas gemeint sein, sondern natürlich Staaten wie Ägypten, Jordanien, Saudi Arabien, die mäßigend und deeskalierend einwirken sollen. Die “Staaten der Region” eben. Ich glaube, das haben Sie falsch verstanden, Herr Buurmann.

D. Katz / 12.10.2023

Das Statement ist Blödsinn, also 1:1 identisch mit dem Wortgebrabbel der herrschenden Politiker und Parteien. Es könnte auch von Baerbock oder Scholz oder Faeser oder Lauterbach oder jedem anderen Regierungsmitglied sein. Die AfD (oder zumindest Chrupalla) ist wohl im Mainstream angekommen. ICH trauere NICHT um jeden Toten. Die Hamas Mörder haben bekommen, was sie verdienen. Und ihre Unterstützer in Gaza müssen die Konsequenzen tragen. Punkt. Aus.

Christian Müller / 12.10.2023

Herr Chrupalla kann es Ihnen aber auch gar nicht recht machen. Findet er deutliche Worte gegen Moslems in Deutschland ist er natürlich ein rechter Hetzer und Rassist. Drückt er sich diplomatisch zum Krieg in Israel aus, ist auch wieder nicht richtig. Was soll er sagen Herr Buurmann? Dass Israel am besten die ganz große Bombe in Gaza zündet, Deutschland aber bitte schön noch Millionen Moslems aufnehmen soll?

Axel Gojowy / 12.10.2023

Maler, bleib bei deinen Leisten. Deutschland hate schon mal Probleme durch einen Anstreicher

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