Gerd Buurmann / 09.05.2024 / 12:00 / Foto: Shai Franco / 81 / Seite ausdrucken

Hass beim Eurovision Song Contest: Eden Golan im Hurricane

Es war herzzerreißend, was in den drei Minuten des israelischen Lieds für den Eurovision Song Contest gestern in der Malmö Arena passierte. Von Hass zerfressene Menschen buhten, pfiffen und schrien.

Heute tritt die israelische Sängerin Eden Golan für ihr Land beim Halbfinale des Eurovision Song Contest an und singt um den Einzug ins Finale am 11. Mai. Bei einem Durchlauf vor Publikum wurde sie gestern lautstark von einigen Leuten ausgebuht.

Mit dem Geräusch eines aufziehenden Sturms beginnt das Lied „Hurricane“ von Eden Golan, mit dem sie dieses Jahr beim Eurovision Song Contest in Malmö für Israel antritt. Auf das Geräusch folgt eine kurze Stille, die dann durch die klare Stimme der 20-jährigen Eden Golan unterbrochen wird, die über Trauer um verlorene Freunde singt.

Gestern zog sich der „Hurricane“ in der Malmö Arena in Schweden zusammen, denn gestern fand ein Durchlauf der Show vor ausverkaufter Halle statt. Schon während der ersten Stille vor dem Sturm wurden Buhrufe und laute, schrille „Free Palestine“-Rufe in der Arena laut.

„Schreiber meiner Symphonie, spiel mit mir, schau in meine Augen und sieh. Menschen gehen fort, aber sie verabschieden sich nicht. Jemand hat heute Nacht den Mond gestohlen, hat mein Licht genommen. Alles ist schwarz-weiß.“

Das sind die ersten Worte des englischen Lieds in deutscher Übersetzung. Immer wieder wurden die Worte von aggressiven Zwischenrufen unterbrochen. Eden ließ sich jedoch nicht beirren und sang mit aufrechter und klarer Stimme weiter:

„Wer ist der Narr, der dir sagte: 'Jungs weinen nicht'? Stunde um Stunde und Stärken gebend; das Leben ist kein Spiel, aber es ist unseres, während die Zeiten stürmisch werden. Jeden Tag verliere ich meinen Verstand, halte mich fest in dieser mysteriösen Fahrt. Ich tanze im Sturm. Ich habe nichts zu verbergen.“

Eden hatte nichts zu verbergen. Sie sang über ihren Verlust, ihre Trauer und ihren Schmerz. Immer stolzer wurde ihre Stimme, während die Zeiten in der Arena stürmischer wurden.

„Nimm alles und lass die Welt hinter dir zurück. Baby, versprich mir, dass du mich wieder halten wirst. Ich bin immer noch gebrochen durch diesen Hurricane. Ich lebe in einer Fantasie, Ekstase. Alles ist, wie es sein sollte. Wir werden vergehen, aber die Liebe stirbt nie.“

Es war herzzerreißend, was in den drei Minuten des israelischen Lieds in der Malmö Arena passierte. Von Hass zerfressene Menschen buhten, pfiffen und schrien. Sie waren zu keiner Empathie mehr fähig. Sie empfanden nur Verachtung für den Schmerz von Millionen Menschen, der in diesem Lied zum Ausdruck kommt. Sie verloren alle Menschlichkeit.

Ganz Malmö ist in einem Ausnahmezustand

Während Eden Golan das Lied sang, waren immer noch über hundert Juden in Geiselhaft im Gazastreifen. Sie sind es immer noch. Niemand weiß, ob sie noch leben. Niemand weiß, ob sie in dem Augenblick, da in Malmö über den Hurricane gesungen wird, gefoltert, geschändet und vergewaltigt werden.

Heute wird Eden Golan wieder auf der Bühne stehen und um den Einzug ins Finale singen. Wenn sie genug Anrufe und Stimmen erhält, wird sie im großen Finale am kommenden Samstag, 11. Mai 2024, vertreten sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Hass in Malmö nicht weiter eskaliert.

Ganz Malmö ist in einem Ausnahmezustand. Mehrere Proteste sind angekündigt. Unter dem Motto "Ausschluss Israels vom Eurovision – Für Frieden und ein freies Palästina" ist für heute eine Großdemonstration in Malmö angekündigt. Die Angst vor einem Terroranschlag ist allgegenwärtig. Die Musikerin muss sich daher verstecken. Es wird geheimgehalten, in welchem Hotel sie sich aufhält. Sie kommt lediglich für die Proben und die Auftritte aus ihrem Hotel.

Seit Jahren gilt Malmö als eine der judenfeindlichsten Städte Europas. Schon vor über zehn Jahren erklärte der damalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Malmö, Fred Kahn, dass das Klima für Juden in Malmö beschwerlich sei. Schon damals gab es Randale in jüdischen Läden und Drohungen auf offener Straße, Juden zu schlachten. Es fanden Schändungen des jüdischen Friedhofs statt und Ende Juli 2012 explodierten Sprengkörper auf den Eingangsstufen der Synagoge. Rabbiner Schneur Kesselman berichtete damals, dass er des Öfteren Ausdrücke wie „Scheißjude“ oder „Heil Hitler“ an den Kopf geworfen bekam. Viele Juden haben Malmö in den letzten Jahren verlassen.

Seit dem Pogrom am 7. Oktober 2023 eskalierte die Situation in Malmö noch mehr. Hamas-Sympathisanten fuhren nach dem Massenmord an Juden mit Autos durch Malmö und schwenkten palästinensische Fahnen, während sie Slogans riefen wie „Intifada“ und „Zionismus vernichten“. Vor der Synagoge in Malmö wurde die israelische Flagge verbrannt. In der Stadt mehrten sich judenfeindliche Graffitis. Lehrer berichteten von Hitlergrüßen im Klassenzimmer. Die Situation ist so angespannt, dass die schwedische Polizei für den Eurovision Song Contest zusätzliche Kräfte aus Dänemark und Norwegen hinzugezogen hat.

In diesem Hass wird Eden Golan heute ihre Stimme erheben. Die letzten Worte des Lieds singt sie auf Hebräisch. In deutscher Übersetzung lauten die Worte wie folgt:

„Es braucht keine großen Worte, nur Gebete. Selbst wenn es schwer zu sehen ist, lässt du mich immer zurück mit einem kleinen Licht.“

Eden Golan ist das kleine Licht der Menschlichkeit, das in einer europäischen Stadt voller Judenhass leuchtet.

 

Gerd Buurmann ist Theatermensch und spielt, schreibt und inszeniert in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist. Im Jahr 2007 erfand er die mittlerweile europaweit erfolgreiche Bühnenshow „Kunst gegen Bares“. Mit seinen Vorträgen über Heinrich Heine, Hedwig Dohm und den von ihm entwickelten Begriffen des „Nathan-Komplex“ und des „Loreley-Komplex“ ist er in ganz Deutschland unterwegs. Seit April 2022 moderiert er den Podcast „Indubio“ der Achse des Guten. Sein Lebensmotto hat er von Kermit, dem Frosch: „Nimm, was Du hast und flieg damit!“

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MarcusCato / 09.05.2024

Das ist einfach nur zum Weinen!!!! Da lassen sich die Proleten von der Mitleidskampagne der Hamas manipulieren und instrumentalisieren. Hätte es diese Mobilisierung bei den Bombardements deutscher Städte gegen Ende des 2. Weltkriegs gegeben, wäre die bis dahin bedingungslose Unterstützung der Bevölkerung für die NSDAP nich gebrochen worden! In Gaza genießt die Hamas fast 100% Zustimmung. Die Leute dort profitieren enorm von den Märtyrerrenten, die WIR verlogenen Europäer finanzieren. Ob es schön ist oder nicht spielt keine Rolle - nur wer sich von der Hamas abwendet, wird das überleben.

Julian Schneider / 09.05.2024

Natürlich wurde Golan auch heute Abend im Halbfinale ausgebuht. Es ist erbärmlich, erschreckend und eine Schande. Der deutsche Kommentator (ARD) entblödete sich nicht, das Gebuhe als “Meinungsfreiheit, die in Schweden ein hohes Gut ist” zu relativieren. Gott sei Dank kam Israel weiter und ist im Finale. Die Welt denkt doch etwas anders als linke Vollidioten und Moslems. Ich wünsche der tapferen Golan alles Gute. Hol Dir den Sieg.

Elizabeth Bennett / 09.05.2024

es war richtig, den contest in malmö stattfinden zu lassen. nun hat sich aber gezeigt, dass malmo offensichtlich zum shithole mutiert ist, so wie viele unserer eigenen, namentlich berlin, und andere. das unzivilisierte verhalten dieser horde im publikum, die eine jüdin niederzukläffen versucht, weil sie jüdin ist, hätte unterbunden gehört . ich habe großen respekt vor der israelischen , dass sie dagegen angesungen hat und somit hass mit liebe vergolten hat. bravo! sie hat malmö eine chance gegeben, sich zu bewähren, mehr kann man jetzt für malmö nicht tun. die malmöer selbst müssen aufstehen gegen solche entwicklungen. der esc gehört ebenso abgeschafft wie die documenta in kassel. ekelhaft, dieser judenhass, der unsere kulturevents besudelt und den sich die wokeria anrechnen lassen muss, weil sie diesen judenhass letztlich fördert. ekelhaft und gefährlich. übrigens, wer die juden achselzuckend leiden lässt, der gibt seine menschlichkeit auf und als europäer auch seine eigene kultur und identität - die juden sind ein kulturorganischer teil von unserer kultur. ich sage das nicht nur meinen kindern, ich sage das immer wieder auch fremden kindern, und so manchen erwachsenen muss man auch dran erinnern. kinder können das ja vielleicht nicht wissen, weil sie oft keine juden persönlich kennen und daher keinen bezug haben, und erwachsene haben zwar meist nichts gegen juden, kennen aber oft auch keine und sind dementsprechend einfach indifferent. diese indifferenz ist (neben dem mörderischen judenhass von extremisten) allerdings im effekt auch kein geringes problem.

Franz Klar / 09.05.2024

“Musik wird oft nicht schön gefunden,weil sie stets mit Geräusch verbunden” Wilhelm Busch (1832 - 1908)

Emma W. in Broakulla, Schweden / 09.05.2024

Heinrich Bleichrodt - Man sollte nicht über etwas urteilen von dem man NULL Ahnung hat. Ich war sehr froh das ich während der Corona -Zeit in Schweden leben konnte. Ich lebe weiterhin sehr gerne in Schweden auch wenn das Land unter früheren Regierungen eine sehr naive Migrationspolitik betrieben hat aber, im Gegensatz zu Deutschland, dies begriffen hat. Ob zu spät oder rechtzeitig wird sich rausstellen. Aber Schweden ist ganz sicher keine Schande für die Welt!!!

Ralf Pöhling / 09.05.2024

Eigentlich ist der ESC nicht ganz meine musikalische Baustelle, habe mir den Song aber gerade mal angehört. Ein wunderschönes Stück Musik. Wer dabei buht, pfeift und schreit, ist offenkundig vollkommen unmusikalisch und hat kein Herz. Da stellt sich dann die Frage, was solche Leute dort vor Ort suchen. Musik trennt nicht, sie verbindet über alle Grenzen hinweg. Ich hoffe, die junge Dame bekommt genug Unterstützung und es ist genug Personal vor Ort. Wie man das abwehrt falls das eskaliert, haben wir tausend mal durchdiskutiert. Das muss jetzt funktionieren. Ich drücke alle meine Daumen. Viel Glück!

L. Luhmann / 09.05.2024

@“Jochen Lindt / 09.05.2024 Der ESC ist bei uns unten durch seit “Conchita Wurst” mit Bart als Frau den ESC gewann und die Kinder verwirrt und ängstlich waren.  Etwa 10 Jahre her.  Seitdem ist der ESC sexualisierte politische Gewalt, wenn man darauf achtet, merkt man das.  Offensichtlich mittlerweile von der Hamas&Friends; gekapert.  Fehlt nur noch die Finanzierung durch Araber bzw. Golfstaaten.—- Man kann “Conchita Wurst” auch als PsyOp (Psychologische Operation) betrachten - zumindest im Nachhinein!

L. Luhmann / 09.05.2024

@“A. Nölle / 09.05.2024 Wann begreifen Muslime, die in europäische Länder einwandern endlich, dass schon die Einwanderungsmöglichkeit und das Integriert werden in zuverlässige Sozialstaaten ein Bekenntnis zu einer Humanität bedeutet, die ihre rückständigen Gesellschaften nicht anzubieten haben? Ich kann das Gerede von einer angeblichen Doppelmoral des Westens nicht mehr hören!”—- Mit Ihrem Appell kommen Sie etwa 50 Jahre zu spät. Wirklich!

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