Die momentan stattfindende Corona-Panik hat aus meiner Sicht ein paar sehr lehrreiche Lektionen für uns auf Lager. Erstens finde ich es absolut skurril, so direkt mitzuerleben, wie schnell wir von unserer gewohnten, freiheitlichen Gesellschaftsordnung in einem totalitären System sind. Es braucht noch nicht einmal eine reale Katastrophe, und schon sind alle Grenzen zu, alle Geschäfte geschlossen, die Versammlungsfreiheit aufgehoben, und die ganze Bevölkerung unter Hausarrest gestellt – nahezu europaweit!
Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, wie weit die Regierungen eigentlich gehen könnten, bis die Bevölkerung beginnen würde zu protestieren. Und zu meinem Entsetzen habe ich das Gefühl, sie könnten sehr weit gehen. Ich weiß nicht genau, wieso das so ist, aber auch hier im Westen sind viele Leute extrem autoritätsgläubig und folgsam. Wir rühmen uns zwar, ach so individualistisch und selbstständig zu sein und belächeln gerne die autoritätsgläubigen Chinesen und Japaner, aber sind denn die Leute hier wirklich weniger autoritätsgläubig? Gibt es hier wirklich mehr Leute, die selbstständig denken und handeln? Ich bin mir da, ehrlich gesagt, nicht so sicher.
Zweitens finde ich es faszinierend, wie wenige Leute sich scheinbar jemals mit der Möglichkeit auseinandergesetzt haben, dass auch mal etwas schlecht laufen kann. Wenn man bloß ein minimales historisches Grundwissen hat, weiß man, dass es nicht der normale Zustand der Natur ist, dass die Läden immer voll mit billigem Essen sind und dass das saubere Trinkwasser einfach so aus dem Wasserhahn sprudelt. Wir leben in einer absoluten Ausnahme-Zeit heute. Wir sind mit unserem heutigen Lebensstandard im historischen Vergleich dermaßen verwöhnt, dass es kaum zu beschreiben ist. Und die Leute, die das alles einfach so für selbstverständlich nehmen, und die nicht verstehen, dass alle diese Dinge von einem unendlich komplizierten und fragilen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenspiel abhängen, die haben mich schon seit jeher zur Weißglut gebracht. Meistens sind das dann nämlich auch genau die gleichen Leute, die völlig unbekümmert mit neuen Gesetzen, Regulationen, Ausnahmen, und Ausnahmen von den Ausnahmen stets noch einen Stein oder einen Stock ins wirtschaftliche Getriebe werfen wollen, das sie als eine Art unverwüstlichen Leistungserbringer sehen.
Irgendwann muss man die Rechnung bezahlen
Aber wenn wir auch nur aus dieser Panik lernen, dass nicht alles immer auf selbstverständliche Weise gut geht, dass es auch mal unerwartete Probleme oder Katastrophen geben kann, dann ist das aus meiner Sicht bereits ein sehr positiver Effekt. Wenn man einmal verstanden hat, wie außergewöhnlich unser heutiger Wohlstand ist und wie schnell dieser sich wieder reduzieren kann, dann wird man sich auch automatisch Gedanken machen, wie man sich für genau solche Fälle vorbereiten kann. Der Wunsch, zu jeder Zeit fähig zu sein, für sich und seine Familie sorgen zu können, erscheint mir persönlich so intuitiv, dass ich ihn nicht einmal weiter analysieren kann. Ich will für meine eigene Sicherheit sorgen können, und zwar selber. Nicht der Staat soll für meine Sicherheit sorgen, sondern ich will das selber tun können. Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Zwei sehr aus der Mode gekommene Tugenden. Aber wer weiß, vielleicht hilft das Corona ja, sie wieder etwas in Mode zu bringen.
Die dritte, sehr interessante Frage ist: Wer profitiert eigentlich von dem ganzen Theater, das im Moment veranstaltet wird? Und ich will damit nicht sagen, dass alle Maßnahmen unsinnig sind. Ich verstehe, dass es Risikogruppen gibt, und dass die Spitäler nicht genügend Beatmungsgeräte haben, wenn die alle gleichzeitig krank werden. Aber dann können ja die Risikogruppen zuhause bleiben und Homeoffice machen, deswegen muss man ja nicht die gesamte Wirtschaft lahmlegen. Außer, natürlich, man will die Wirtschaft lahmlegen, und das Corona-Virus ist einfach gerade ein guter Vorwand dazu. Sie denken jetzt vielleicht, dass ich hier unsinnige Verschwörungstheorien verbreiten will, aber bitte folgen Sie doch kurz meinem Gedankengang und urteilen dann für sich selbst.
Seit Jahrzehnten drucken die Nationalbanken Geld und blasen damit die Wirtschaft auf. Aktien, Immobilien, Derivate, es gibt mehrere kritische Beobachter, die von einer Alles-Blase sprechen. Aber solange die Inflation sich nur im Anlagebereich ausbreitet, spürt man in der Realwirtschaft noch nicht allzu viel davon. Beginnen aber diese Geldmengen in die Realwirtschaft zu strömen, werden wir eine massive Teuerung erleben. Gleichzeitig haben sich viele Staaten weltweit, auch im Westen, bis über beide Ohren verschuldet, und die Gelder, die sie auf Pump ausgegeben haben, wurden ebenfalls zu einem signifikanten Teil von den Zentralbanken frisch aus der Druckerpresse erzeugt. Westliche Staaten haben jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt, und da sind alle Beteiligten mitschuldig. Die Politiker, die sich mit gedrucktem Geld Wählerstimmen gekauft haben, sind genauso schuldig wie die Bevölkerung, die sich per Abstimmung gratis Annehmlichkeiten verschaffen wollte. Und wie es halt so ist, wenn man über seine Verhältnisse gelebt hat, irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht, und dann muss man die Rechnung bezahlen.
Also muss ein Sündenbock her
Jetzt ist es aber sehr, sehr unangenehm, wenn man als Politiker oder Wirtschaftsexperte zugeben muss, dass man jahrelang ein nicht nachhaltiges Spiel gespielt hat und es deshalb in nächster Zeit mehr Arbeit und weniger Wohlstand für alle geben wird. Insbesondere alle die Versprechen, die da gemacht wurden, die nun nicht eingehalten werden können, das gibt viel böses Blut. Also muss ein Sündenbock her. Und da bietet sich das Corona-Virus nun geradezu hervorragend an.
Wegen dem Corona ist die Wirtschaft zusammengebrochen, wegen dem Corona sind die Krankenkassen-Prämien hochgeschnellt, wegen dem Corona müssen die Steuern erhöht werden, wegen dem Corona muss das AHV-Alter (Renteneintrittsalter in der Schweiz, Anm. d. Red.) angepasst werden, und so weiter und so fort. Es macht zwar bei genauerer Betrachtung keinen Sinn, aber wir machen es jetzt trotzdem. Ob sich diese Theorie bewahrheiten wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, sobald wir sehen, wie sich die Wirtschaft und die Staatsmaßnahmen nach der Corona-Krise weiterentwickeln.
Aber eins ist jedenfalls klar. Sollte sich diese Überlegung als korrekt herausstellen, dann können wir jedenfalls unendlich dankbar sein, dass der Sündenbock ein Virus ist und nicht der böse Russe, der böse Chinese, Araber oder wer auch immer. Denn eine katastrophale Rezession ist zwar eine Katastrophe, aber immer noch unendlich besser als ein globaler Krieg. Und Krieg wurde historisch in ähnlichen Situationen bereits oft als Sündenbock herangezogen.
Weitere Quelle
„Freiheit durch Gold“ von Prof. Hans J. Bocker, 2010, Bern: Verlag Johannes Müller.