Quentin Quencher / 03.02.2023 / 14:00 / Foto: Imago / 65 / Seite ausdrucken

Die CDU, eine Opportunistenpartei

Friedrich Merz will, dass Hans-Georg Maaßen die CDU freiwillig verlässt. So wie es aussieht, wird Maaßen in der Partei um seinen Verbleib kämpfen. Aussicht auf Erfolg hat er aber kaum, denn innerhalb der CDU mag man keine Querköpfe, sondern lieber Opportunisten.

Nun also soll, wenn es nach dem gegenwärtigen Vorsitzenden der CDU, dem Friedrich Merz, geht, der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz und heutige Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, die Partei freiwillig verlassen. So wie es aussieht, wird er das nicht tun. Vielleicht nimmt er ja den Fehdehandschuh auf und kämpft in der Partei um seinen Verbleib und Einfluss. Aussicht auf Erfolg hat er aber kaum, was weniger an der Person Merz liegt, so beliebt ist der in den eigenen Reihen auch nicht, sondern am Charakter der Partei, dort mag man keine Querköpfe. Würde er bleiben wollen, müsste er selbst nach der Macht greifen.

Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass Herr Maaßen, würde er um den CDU-Vorsitz kandidieren, in die Nähe einer Mehrheit kommt. Die CDU ist eine Opportunistenpartei, keine, die für ihre Überzeugungen kämpft und mit geradem Rücken und klarem Blick für ihre Ideale einsteht, nein, sie biedert sich dem Zeitgeist an, oder zumindest dem, was sie für den Zeitgeist hält, und richtet sich im Vorhandenen ein. Das war auch früher, zu Zeiten des Kalten Krieges, nicht anders. Kurz nur, 1989/90, zur Wende in der DDR, flammte einmal so etwas wie Eigenständigkeit auf, als es darum ging, die Wiedervereinigung hinzubekommen.

Vorher war man durch die Westbindung abgesichert, was es einfach machte, großmäulig gegen Gegner aus dem linken Spektrum auszuteilen, oder auch gegenüber dem rechtem. Will man es positiv beschreiben, so kann der Opportunismus der CDU als Pragmatismus bezeichnet werden.

Würde die CDU zurück zu ihren Idealen von früher gehen, immer wieder fallen in diesem Zusammenhang die Namen Adenauer und Erhard, der mediale Gegenwind, vor allem von den Öffentlich-Rechtlichen, würde sich zum Orkan entwickeln. Dann wäre Standhaftigkeit bei der CDU gefragt, ein Charakterzug, der in dieser Partei noch nie in nennenswertem Umfang vorhanden war. Sie ist in Wahrheit, eigentlich schon immer, eine Mitläuferpartei.

Irgendwas war mir an der CDU schon immer unsympathisch, selbst in der Zeit vor Merkel, als ich diese Partei oft wählte. Doch nie wusste ich so richtig, was genau es war. Nun aber, heute, mit dem Vorsitzenden Merz, beginne ich zu begreifen: es ist und war ihr Zeitgeistopportunismus.

 

Dieser Beitrag ist auch bei Glitzerwasser erschienen.

Foto: Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Curt Handmann / 03.02.2023

Zustimmung: “... Charakter der Partei, dort mag man keine Querköpfe.” Das ist das innerparteiische Vermächtnis Merkels und ihrer Ketzerverbrennungen. Warum ausgerechnet der frühere Ketzer Merz jetzt rummerkelt ist das, was Herr Quencher zutreffend als “Opportunismus”. Und die Moral von der Geschicht’? „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“ (Einstein) ==> Merz ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Maaßen ist ein charakterlich starker und geistig integrer CDU-Mann, alten Schlages, durch und durch. Beides macht Maaßen für Merz so gefährlich.

Lao Wei / 03.02.2023

Die einzig relevante Äußerung eines gewissen Herrn „Eiskugelkosten“, betreffend die Steigerung von Todfeind = Parteifreund. Damit ist die Interessenlage - gegenseitige Kampfansage der Abgeordneten_*/Innen - im opportunistischen Sinne bestens beschrieben. Es geht ausschließlich um die Frage: sind die Diäten bereits auf dem Konto? (Ausgenommen qualifizierte Mandatsträger mit idealistischer Haltung). Sie verstehen. Ich verstehe unter Diät(en) eine Abmagerungskur. Gerne als Metapher zu verstehen.

Klaus D. Schlademann / 03.02.2023

Ich denke, die Schwäche der CDU, die Herr Dr. Merz nicht heilen konnte oder wollte wird dazu beitragen, dass es weiter dem Abgrund in Deutschland entgegen geht. Hier hat die Frau aus der Uckermark hervorragende Vor-Arbeit geleistet. In allen Politikbereichen hat sie versagt, und das willentlich. Die fortschrittlichen Kräfte in der CDU, Prien Günther & cons, werden ihr Übriges tun und die CDU unter die 20 % bringen. Und Dr. Merz tut nichts dagegen.

Andreas Mertens / 03.02.2023

“Zeitgeistopportunismus” Also bei uns im Rheinland nennt man solch eine Tätigkeit A****kriechen.  Und zwar in jedweden A**** der einen Sitzplatz im gut geheizten Parlament verspricht. Auf YouTube findet sich ein Video von dem Duo “Die Feisten” unter dem Titel “Kriech da nicht rein”  Das sollte man vor jeder Sitzung im Reichstag abspielen. Vielleicht solle man das sogar zur neuen Nationalhymne küren.

Bernd Oberegger / 03.02.2023

Ein Wort zu einer “staatstragenden Partei”: Die CDU besteht anscheinend oder scheinbar nur noch aus kleinen “Paschas”. Wir haben einen permanenten Silvesterabend in Deutschland. Was macht man, wenn man gegen die Wand gefahren ist? Man ruft den Abschleppdienst, sofern man nüchtern ist. Sonst läuft man einfach weg. “Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen”. Bis jetzt merkt man allerdings rein nichts. Leute, lassen wir sie sausen. In der Hoffnung stirbt der Christ. Hat jemand Ehrlichkeit erwartet? Es gab einmal eine große Vorsitzende. Die CDU ist der ehrende Kranz auf ihrem Grab.

sybille eden / 03.02.2023

Menschen ohne Rückrad sind wie Regenwürmer : schleimig und kriechend, CDU : die Regenwurmpartei !

heinrich hein / 03.02.2023

Ich war knapp 25 Jahre Mitglied der CDU. Diese ist ein Zusammenschluss von Jasagern und Kanzlerwählern. Heute bereue ich meine Mitgliedschaft.

Werner Arning / 03.02.2023

Die SPD hatte einmal ein Ideal, welchem sie nahezukommen suchte. Die Grünen hatten einmal eine Überzeugung, welcher sie politisch zu entsprechen suchte. Die CDU kennt und kannte diese Art Ideale nie. Die CDU war eigentlich stets eine unpolitische Partei. Und trotzdem oder vielmehr gerade deshalb bewirkte die CDU Gutes für das Land. Heute versucht die CDU auf der politischen Welle der Anderen mitzuschwimmen. Das wirkt schlicht artfremd und künstlich. Man erkennt seine CDU nicht wieder. Ich wünschte mir eine unpolitische, einzig der Realität des Seins verpflichtete CDU zurück, die sich dem Wohle der Bürger verpflichtet fühlt. Diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen. Times, they are changing. Die CDU hatte ihre Zeit in der Bonner BRD. Doch die Zeit der Realpolitik, die Zeit der rechtschaffenen Politiker ist unwiederbringlich vorüber. Mit Kohl endete diese Epoche. Nicht nur für die CDU, sondern für auch für die anderen Parteien tickt die Uhr.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Quentin Quencher / 01.03.2024 / 16:00 / 6

Das Lächeln der Elizabeth

Ein Lächeln sagt viel über eine Person aus. Das Lächeln von Kindern ist besonders vielsagend und einprägsam, es spiegelt im Idealfall Unbeschwertheit, Sorglosigkeit und Offenheit…/ mehr

Quentin Quencher / 04.10.2023 / 16:00 / 10

Warum ich kein Antisemit wurde

Warum bin ich kein Antisemit geworden? Natürlich ist es verführerisch, diese Frage unter Verwendung von viel Moral und Ethik zu beantworten. In Wahrheit verdanke ich…/ mehr

Quentin Quencher / 09.09.2023 / 14:00 / 5

Auf dem Dach

Gemeinsam ist allen Unwohlfühlräumen, egal ob im Elternhaus oder in der Schule, dass in ihnen irgendwer Macht über mich hatte. Dort gab es keine Geheimnisse zu…/ mehr

Quentin Quencher / 06.03.2023 / 14:00 / 14

Warum sich die Gesellschaft wie mein altes Auto verhalten sollte

Mir war mein Auto im Sinne einer Botschaft nie wichtig, doch mittlerweile beginne ich regelrecht, es zu lieben. „Danke, mein liebes Auto, dass du mich…/ mehr

Quentin Quencher / 04.02.2023 / 16:00 / 17

Der Spinnentöter

Ich war in einer Küche gelandet, die schreiende junge Frau – sie war wohl nur wenig älter als ich – stand mit dem Rücken an…/ mehr

Quentin Quencher / 10.09.2022 / 16:00 / 12

Mäandernde Gedanken

Mir ist bewusst, dass meine Art zu denken, im Prinzip, bei den heutigen „Woken“ ist. Das Gefühl wird zur Wahrheit, belastbare und stabile Herleitungen, wie…/ mehr

Quentin Quencher / 25.08.2022 / 14:00 / 12

Über das Erntedankgefühl

Das Erntedankfest ist das Fest der Fleißigen, die sich über ihre eingebrachte Ernte freuen dürfen. Welches Erntedankfest will die Politik feiern? Etwa die Inflation, die…/ mehr

Quentin Quencher / 11.08.2022 / 16:00 / 25

Patricia Schlesinger und die moralische Lizenzierung

Wir wundern uns, wie beispielsweise Frau Schlesinger, die vom RBB, sich moralisch fragwürdig benehmen kann, aber wenn die Verfehlungen dann an die Öffentlichkeit kommen, sich…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com