Quentin Quencher / 25.08.2022 / 14:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 12 / Seite ausdrucken

Über das Erntedankgefühl

Das Erntedankfest ist das Fest der Fleißigen, die sich über ihre eingebrachte Ernte freuen dürfen. Welches Erntedankfest will die Politik feiern? Etwa die Inflation, die Energiekrise oder das, was gegen Corona unternommen wurde?

Das Erntedankfest war immer eines der wichtigsten religiösen Feste für meine Mutter. Die Ernte war eingebracht, für den Winter vorgesorgt, Zeit also, Gott zu danken, weil er seine schützende Hand über das Werk der Menschen gehalten hatte. Blumen und Früchte aus dem Garten brachte sie zur Kirche, schmückte mit anderen Gemeindemitgliedern den Altar.

Freilich waren andere Feste, Ostern oder Weihnachten, vielleicht wichtiger. Doch das waren vor allem Familienfeste, mit religiöser Sinngebung natürlich, doch in der praktischen Verrichtung immer ausgerichtet auf das Zwischenmenschliche. Nicht so beim Erntedankfest, da gab es nur Gott, dem man danken konnte.

Sie lebt nicht mehr, meine Mutter, gerne hätte ich sie gefragt, ob sie sich auch dieses Jahr so auf das Erntedankfest freut, angesichts des bevorstehenden Herbstes und des Winters. Ob sie sich wohl ganz in Dankbarkeit ihren religiösen Gefühlen hätte hingeben könnte, dass der Herrgott so gnädig war?

Welches Erntedankfest will die Politik feiern?

Ich weiß es nicht, wahrscheinlich hätte sie das, was uns nun die Politik als Ernte bescheren wird, nicht mit Gott in Verbindung gebracht und es ausgeblendet.

Nicht alle Menschen sind so religiös wie meine Mutter, sie feiern den Erntedank ganz weltlich, in vielen Herbstfesten landauf und landab. Es ist unmöglich, alle diese Wein- und Volksfeste ab September hier aufzuzählen. Sie sind vergleichbar mit dem Feierabendbier des Handwerkers. Die Arbeit ist getan, jetzt kann er entspannen. Vor allem bei ländlichen kleinen Festen, oft von Heimatvereinen ausgetragen, ist dieser Feierabend-Charakter noch erkennbar.

Der Fleißige, der Verantwortungsvolle und der Gewissenhafte freut sich auf den Feierabend und weiß, er hat sich diese Entspannung verdient. Vielleicht denkt er auch an das eine oder andere, was nicht so gut gelaufen ist und nimmt sich vor, es nächstes Mal besser zu machen.

Schwierig wird das für die Politik in diesem Jahr. Welches Erntedankfest wollen die feiern? Etwa die Inflation, die Energiekrise oder alles das, was da gegen Corona unternommen wurde? Egal was sie auch taten, sie zerstörten mehr, als sie schufen.

An Gesetzen zur Drangsalierung wird schon gearbeitet

Herbstfeste sind etwas anderes als Frühlingsfeste, oder Ostern, dort wird das Kommende gefeiert, das Leben ist wieder erwacht, die Hoffnung erfüllt den Raum und gibt Kraft für das Jahr. Im Herbst ist es dann mehr die Dankbarkeit und vielleicht auch ein wenig das Selbstlob, was den Charakter der Feste bestimmt. Es ist geschafft, wir sind gerüstet für den Winter.

Noch ist Sommer, noch nicht die Zeit der Besinnung, sondern der Aktivität, wenn auch schon die Tage merklich kürzer werden. Doch der Herbst kündigt sich schon an, in den Nachrichten hauptsächlich, und er wird in diesem Jahr keiner werden, der zur Dankbarkeit führt. Von Wut-Herbst und Wut-Winter ist die Rede, vor irgendwelchen drohenden Corona-Wellen wird gewarnt und an Gesetzen zur Drangsalierung wird schon gearbeitet. Ein Erntedankgefühl, so befürchte ich, wird dieses Jahr nicht aufkommen. Es wurde eben viel mehr kaputt gemacht, als geschaffen wurde. Statt mit Dank werden die, die uns die Ernte versauten, nun mit Wut bedacht. Vornehmlich die Politik.

Aber mit Wut werden keine Altäre geschmückt, sondern zerstört. So werden sie das ernten, was sie säten.

Dieser Text ist ebenfalls auf Quentin Quenchers Blog Glitzerwasser erschienen.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Karsten Dörre / 25.08.2022

Die Letzte Generation und die danach kommenden Generationen feiern keine Erntedankfeste mehr. Die Lebensmittel kommen von Supermarkt, Automat und Pizzaservice. Europäischer Getreideanbau ist kulturelle Aneignung.

Thomas Kneiss / 25.08.2022

@Harald Hotz Erst mal alle guten Wünsche! Kenne auch noch Eisblumen an den Fenstern, Zentralheizung erst nach der Wende. Nehmen Sie sich in den Wintermonaten in acht! Der Sanktions- und Klimaschutz wird verstärkt Wohngebiete bestreifen, um(je nach Temperatur) Fenster zu dokumentieren, welche nicht angelaufen oder Eisblumenfrei sind. Vorsicht Gasumlage II droht! Ich habe meine Gasheizung zZ auf 28 Grad runtergeregelt. MfG

Hans-Peter Dollhopf / 25.08.2022

Der Begriff der Ernte reduziert die Bedeutung landwirtschaftlich gesellschaftlicher Arbeitsteilung auf das Einbringen von Früchten und Gewächsen, deren saisonales Entstehen und Gedeihen dem Verlauf der Sonneneinstrahlung folgt. “Einbringen” bedeutet aber Befüllen von Speichern, also von Immobilien - und damit Festsitzen, Sesshaftigkeit. Im Gegensatz dazu liefert eine Viehherde auch im Winter Milch und wirft neue Kälber.  Darüber hinaus ist sie mobil. Im Gegensatz zur Ernte ist die Schlachtung immerzu und überall möglich. Es war zwar nett, dass der US-Präsident alle Jahre zu Thanksgiving einen Turkey begnadigte, aber ist das in Zweiten wokaner Veganeria noch duldbar? Wann endlich eine Potato?

Harald Hotz / 25.08.2022

Ist es nicht so, daß der Wahlbürger (und leider auch alle anderen) jetzt das ernten, was sie gesät haben?- Ich mache mir ernsthaft Sorgen um meine Gasrechnung, habe allerdings in meiner Kindheit noch Eisblumen innen an den Fenstern erlebt,  und den samstäglichen Badetag. Es wird mich also nicht umbringen oder aus irgendwelchen woken Träumen reißen. Und insgeheim denke ich manchmal, daß diese Generation Mitbürger, zumindest ein relativ großer Teil davon- es durchaus auch verdient hätte, mal den Gürtel enger zu schnallen, wenn ich sie so sehe, herumradelnd auf dem teuersten E-Bike, das auch schon wieder ein neues Statussymbol ist,  übergewichtig, die Gespräche bei Tisch immer nur über den letzten oder nächsten Urlaub, wie schön es doch wieder in Südtirol, in der Toskana war ... Aber das sind dann doch wohl nur die Neidträume eines Kleinrentners, denn denen, die haben, wir gegeben und der Gasmangel, der Strompreis geht ihnen weitgehend am Arsch vorbei, denn sie haben schon ihr Solardach, ihre Hausdämmung, die neue Heizung und den E-Panzer als Zweitwagen in der Garage fürstlich subventioniert bekommen. - Augen auf beim Wählen! Mutti hatte es nie gut mit uns gemeint! Und Robbi meint es auch nicht gut mit uns, auch wenn er immer sagt, daß er uns doch ganz dolle lieb hat. ;-)

Dr. Joachim Lucas / 25.08.2022

Nimm diesen Politikern ihre Autos weg, ihre Kleidung, ihr Amt, ihre Lakaien, ihre Regierungsbunker. Was bleibt übrig? Ein Haufen bösartiger, dummer Affen.

Hjalmar Kreutzer / 25.08.2022

Das Bild erinnert mich an den Pennälerspruch: „Das Maximalvolumen des Solanum tuberosum verhält sich reziprok proportional der intellektuellen Kapazität seiner Produzenten“. Auf heutige Verhältnisse gemünzt, spült es die dümmsten ... an die höchsten Stellen im Staate. Aber wie schrieb Brecht im Lied von der Moldau? „Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne der Mächtigen kommen am Ende zum Halt. Und geh‘n sie einher auch, wie blutige Hähne, es wechseln die Zeiten, da hilft kein‘ Gewalt.“

Rosemarie Könen / 25.08.2022

Die Grünlinken haben Grund zu feiern. Die Ernte ihrer “Deutschland verrecke” Saat wird eingefahren. Die vielen Naiven, die grüne Politik schon unter Merkel gewählt und damit goutiert haben, ernten die faulen Früchte ihrer Dummheit. Für den Rest, der wusste, was geplant war und dagegen anzuwählen und dagegen zu demonstrieren versuchte,  heißt es: Mitgefangen, mitgehangen. Das ist so ungerecht wie bitter. Es kann der Klügste nicht in Frieden und Wohlstand leben, wenn es zu viele Dumme und das abartig Böse gibt.

Frances Johnson / 25.08.2022

Ich schlage vor, am Erntedankfest die Kirchen zu besuchen und zu gucken, ob jemand es fertig bringt (glaube ja), eine Spritze oder Maske vor dem Altar abzulegen. Ansonsten, was viel besprochen, fällt oft aus, z.B. Wut. Für den schönen Sommer sollte man dankbar sein. Falls ich hingehe, stelle ich ein Sonnenöl mit einem lachenden Bild hin, versprochen. Den Sommer hat die Natur gestiftet. Man konte die Vitamin D-Speicher auffüllen, satt. Wenn die Medien Wut schreien, wird sie gewünscht. Nicht Liefern ist das Beste.

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