Dirk Maxeiner / 01.07.2018 / 06:09 / Foto: Kobel Feature Photos / 23 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: VW-Asyl im BER

Der Romancier John Steinbeck schrieb einmal: „Die Relativitätstheorie ist Einstein im Handumdrehen klar geworden. Das ist das größte Rätsel des menschlichen Geistes: der induktive Sprung. Alles fügt sich ineinander, Belanglosigkeiten rücken in einen Zusammenhang, aus Dissonanz wird Harmonie, und was vorher Unsinn erschien, wird von Sinn überwölbt.“ Ich bin leider nicht John Steinbeck, auch nicht Albert Einstein, und doch ist mir vorgestern etwas im Handumdrehen klar geworden. Und zwar bei der Lektüre folgender Nachricht: „VW muss Autos am BER zwischenparken“. 

Mein induktiver Sprung erfolgte allerdings gewissermaßen rückwärts: Alles fügte sich ineinander, aus Harmonie wurde Dissonanz, und was vorher von Sinn erschien, wurde von Unsinn überwölbt. Laut Wikipedia führt die Relativitätstheorie die Gravitation auf „eine Krümmung von Raum und Zeit zurück, die unter anderem durch die beteiligten Massen verursacht wird“. Daraus leite ich im folgenden meine Depressivitätstheorie ab, die ich auf eine Krümmung von Raum und Zeit zurückführe, die unter anderem durch die beteiligten Idioten verursacht wird. Aber eins nach dem anderen.

Schauen wir uns erst einmal die beteiligten Belanglosigkeiten an. Da wäre zunächst einmal Berlin, das seit 2006 versucht, einen neuen Flughafen zu eröffnen. Dies ist ein für das Land wichtiges soziales Pilotprojekt, das so tut, als ob von dort irgendwann Flugzeuge starten sollen. In erster Linie soll mit dieser Simulation eines Flughafenbaues geprüft werden, ob unfähige Politiker und vom Wege abgekommene Top-Manager in so etwas wie einen Geschäftsbetrieb integrierbar sind. Die bisherigen Erfahrungen der großangelegten Studie brachten wertvolle Erkenntnisse. 

Nachhaltige Jagd auf andere Elche

So gilt es als gesichert, dass Persönlichkeiten vom Schlage eines Klaus Wowereit oder Hartmut Mehdorn in sicherer Distanz ausgewildert werden sollten. Beispielsweise am Polarkreis, wo sie den Ruhestand mit der nachhaltigen Jagd auf andere Elche verbringen könnten. Es steht allerdings zu befürchten, dass sie und ihresgleichen weiterhin im Berliner Unterholz lauern. Gesichtswahrende Lösung könnte eine Umschulung auf Klimaschutzaktivist sein, schließlich ist Berlin eine „Vorreiterkommune“ beim Schutz des Weltklimas. Bis 2050 sollen die Kohlendioxidemissonen um 85 Prozent reduziert werden, da ist ein Flughafen, von dem kein Flugzeug fliegt, ein wichtiger Baustein.

Der gleiche Denkansatz scheint sich auch in Sachen Automobilindustrie durchzusetzen. Volkswagen simuliert derzeit eine Automobilproduktion, um experimentell herauszufinden, wie ein führender Automobilhersteller mit den neuen Emissions-Vorschriften führend bleiben kann. Der Stand der Erkenntnis lautet derzeit für Deutschland: Das Auto selbst ist gar kein Problem, es darf nur nicht fahren. Und da es in Wolfsburg allmählich eng wird, werden die Dinger jetzt auf dem BER zwischengeparkt. Daraus entsteht eine vorbildliche Public-Private-Partnership, die ganz neue Ketten der Wertschöpfung eröffnet.  

Dort wo Flugzeuge nicht fliegen dürfen, werden jetzt Autos geparkt, die nicht fahren dürfen. Bezahlt wird das Ganze vermutlich vom Helikopter-Geld, das Mario Draghi über dem BER abwerfen lässt. 

Die Kreislaufwirtschaft hat sich ja auch in Finanzierungsfragen bereits bewährt. So zahlt Volkswagen für seine Verfehlungen in Sachen Abgas eine Milliarden-Strafe an das Land Niedersachsen. Da Niedersachsen einer der Eigentümer von Volkswagen ist, hat man sich das Strafticket gleichsam selbst ausgestellt. Die dortige große Koalition will die Kohle unter anderem in die "Mobilitätswende" investieren, also in die beschleunigte Verlegung von Volkswagen-Halden auf den BER. Ab September wird die Staatskohle dann durch die Bundesarbeitsagentur für Arbeit korrekt zurückgereicht, weil VW voraussichtlich Kurzarbeit anmeldet.

Die deutsche Autoindustrie sieht goldenen Zeiten entgegen.

Foto: Kobel Feature Photos via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Rolf Lindner / 01.07.2018

Wie schafft man es, dass ein ganzes Land bzw. große Teile seiner Bevölkerung den Verstand verlieren und die Realität nicht mehr wahrnehmen? Man belegt Verstand und Realität mit emotional abstoßenden Begriffen wie “rechts” oder “Nazi” und Millionen stolpern in die Falle. Es ist die Fortsetzung der DDR-Propaganda mit teilweise nicht mal anderen Begriffen. Ursache für diese Entwicklung ist nach meiner Meinung nicht allein der grünlinke Marsch durch die Institutionen und Medien. Die Linksgrünen haben eine sich schon seit langem, besonders im Westen Deutschlands entwickelnde “Kultur” zu eigen gemacht, die Geschwätz höher bewertet als Fakten. Das fängt (wie bei der jüngst von unserer noch Kanzlerin vorgeführten europäischen Einigung über die Flüchtlingspolitik) ganz oben an und zog selbst in Bereiche ein, die von ihrer Natur her nicht geschwätzaffin sind. Ich selbst habe bei der Vorstellung eines Datensystems erlebt, wie ein Redner eine halbe Stunde lang sprach, ohne etwas zu sagen. Ich war einfach baff. So etwas wird an Schulen, in denen unsere “Eliten” ausgebildet wurden und werden, intensiv trainiert.

HaJo Wolf / 01.07.2018

Das “Helikopter-Geld” und seine Befürworter sind symptomatisch für den desolaten Zustand der EU im allgemeinen und Deutschlands im besonderen: das System ist tot, es wird auf tote Gäule eingedroschen, die Last trägt der Steuerzahler, der die Milliarden erwirtschaftet, mit denen Draghi & Co um sich werfen. Skrupellos zerstören diese Leute ganz nebenbei mit ihrer Null-Zins- und Straf-Zins-Politik die Altersrücklagen einer Generation. Das System ist aus sich heraus nicht reformierbar. Wer in der Geschichte zurückgeht, wird genügend Beispiele für ähnliche Situationen finden: gelöst wurden die Probleme heruntergekommener, dekadenter Staaten und Gesellschaften nie friedlich von innen, sondern entweder durch eine Revolution (es sei dahingestellt, ob sich daraus etwas Besseres entwickelt) oder durch einen Krieg, nach dem aber leider immer die aus den Trümmern zurück an die Macht kriechen, die vorher für den Zusammenbruch zumindest mit-verantwortlich waren. Ein toter Gaul rennt nicht mehr.  Deutschland, EU und Euro werden krampfhaft und nur auf Kosten der Bürger am Leben erhalten, die Folgeschäden dadurch noch weiter verschlimmert. Der nächste Krieg wird ein Bürgerkrieg sein, die Anfänge haben wir schon: Staat/EU vs Bürger.

Chris Groll / 01.07.2018

Danke Herr Maxeiner, wieder ein ganz großartiger Artikel von Ihnen. Und auch dem Kommentar von Herrn Andreas Mertens stimme ich voll zu. Wunderbar beschrieben. Deutschland Dummland!!

Hjalmar Kreutzer / 01.07.2018

Jetzt erst begreife ich die Weisheit der Partei- und Staatsführung der DDR. Nicht die Mangelwirtschaft an Ersatzteilen führte zum Stillstand eines Großteils der privaten Kfz, das war schon damals alles Umweltschutz! Deswegen konnte der Smog-Alarm auch auf Berlin/West beschränkt werden und der Gen. Honecker hatte „hierzulande keine Erfahrung mit saurem Regen“. Je mieser die Zeiten, desto besser die Witze. „Der BER kann leider nicht in Betrieb gehen, da parkt VW noch seine unverkäuflichen Autos, dafür spart Berlin 85% CO2.“ - Einfach herrlich! Vielen Dank!

Bernhard Krug-Fischer / 01.07.2018

Ein köstlicher Artikel. Ich frage mich jetzt nur, wo kommen die Autos hin, wenn 2020 der Flughafen eröffnet wird??? Oder schafft der BER-Verwaltungsrat Fakten, damit er später behaupten kann, ja wir würden ja gerne BER eröffnen,  können aber nicht, weil zugeparkt?? Übrigens ist heute zum Thema CO2 ein lesenswerter Artikel auf der Seite von Vera Lengsfeld eingestellt.

Andreas Horn / 01.07.2018

Eine geniale Theorie ! Ich bin mir sicher, sie wird den Praxistest bestehen.

Heiko Stadler / 01.07.2018

Hätte die deutsche Autoindustrie keine Spitzentechnologie bezüglich Wirkungsgrad und Abgaswerten entwickelt, so wäre sie nicht in den Fokus der grünen Ideologen geraten und sie könnte problemlos weiterhin ihre Autos verkaufen, denn im Land der schlechtesten Politiker (und Bundestrainer) wird das Gute bekämpft und das Schlechte gefördert.

Andreas Mertens / 01.07.2018

... Und es begab sich zu Schilda das man beim Bau des Rathauses die Fenster vergaß. Als die Schildbürger ihren Irrtum bemerkten, trugen sie kurzerhand das Licht in Eimern und Krügen ins Rathaus. Oh Wunder, blieb es dennoch dunkel im Rathaus ... also entfernten man das Dach. Da ward es endlich hell – dafür regnete es ihnen auf den Kopf. ... Man möchte meinen man sei in Schilda. Aber ... Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang die (nämlich seine) weltweit sichersten Atomreaktoren abschaltet, dafür dann aber seinen Strom aus Bröckelreaktoren a la Temelin und Tihange bezieht? Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang seine Grenzen aufgibt und seine Bürger mit Millionen absolut Unintegrierbarer konfrontiert? Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang die Ersparnisse seiner Bürger verbrennt um maßlos gierige Banken und korrupte Staaten zu sanieren, wohlwissend das nicht ein einziger Cent je zurückgezahlt werden wird. Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang Politiker wieder und wieder wählt welche dieses Land und seine indigene Bevölkerung zutiefst verachten. Sich sogar wünschen, das Land verschwände besser gleich von der Landkarte. Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang ein Staats-TV & Radio finanziert welches 24/7 seinen Untertanen einhämmert was für ein Abschaum, Pack und Dunkelmenschen sie doch seien. Was soll man von einem Land halten, welches ohne Not und äußeren Zwang Polizei und Militär zur absoluten Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpft bis von innerer und äußerer Sicherheit nicht einmal ansatzweise die Rede sein kann. Nein, wie sind definitiv nicht in Schilda. Schilda ist ein anrührender Schwank über provinzielle Beschränktheit, dessen Protagonisten zugleich liebenswert & verschroben sind. Dieses Land ist weder liebenswert & verschroben. Es hat einfach nur den Verstand verloren. 

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 28.04.2024 / 06:15 / 84

Der Sonntagsfahrer: Ich sage nur China, China, China

Der chinesische Geheimdienst weiß in jedem Fall besser Bescheid über deutsche Regierungsvorlagen als der von der Berliner Falun-Gaga-Sekte informierte Wirtschaftsminister.  In Deutschland leben etwa 150.000 chinesische…/ mehr

Dirk Maxeiner / 21.04.2024 / 06:15 / 121

Der Sonntagsfahrer: Fahrverbote und Gesetze, die niemand einhalten kann

EU und Bundesregierung verabschieden immer weltfremdere Gesetze und schreiben Lösungen vor, die es schlicht nicht gibt.  Der sogenannte Klimaschutz wird dabei immer menschenfeindlicher, der Bürger willkürlich…/ mehr

Dirk Maxeiner / 14.04.2024 / 06:15 / 62

Der Sonntagsfahrer: Der Augsburger Gasballon

Augsburg ist eine Stadt von Friedensfreunden. Die schritten vergangene Woche aber zur Generalmobilmachung. Grund: Das Gasnetz soll früher oder später weg. Wenn es um Friede,…/ mehr

Dirk Maxeiner / 07.04.2024 / 06:00 / 119

Der Sonntagsfahrer: Betteln um die Pleite

Trotz der gescheiterten E-Auto-Wende betteln einflussreiche Autohersteller darum, das Verbrennerverbot nicht infrage zu stellen. Die Wünsche der Kunden sind längst egal. Wer hält länger durch? Die…/ mehr

Dirk Maxeiner / 31.03.2024 / 06:15 / 58

Der Sonntagsfahrer: Ich will nachhause telefonieren

Der erhobene Zeigefinger liegt schon länger voll im Trend. Nationalspieler Antonio Rüdiger machte den ET und auch allerhand weitere Berühmtheiten gestikulieren, bis der Arzt kommt.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com