Dirk Maxeiner / 09.09.2018 / 06:20 / Foto: Tim Maxeiner / 36 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Powered by Hartz IV

Deutsche Behörden können ganz schön fies sein. So lauerten sie vor dem Jobcenter in Duisburg Bezieher von Sozialleistungen in ihren Automobilen auf, um Fahrzeugklasse und Hartz-IV Bescheid abzugleichen. Dabei stellte sich heraus, dass eine Reihe der Klienten Wert auf eine gehobene Motorisierung legen. Na und? Sollen die vielleicht mit dem Tretroller vorfahren? Oder dem Fahrrad? Das hätten die Grünen wohl gern. Nein, es handelt sich hier um einen glatten Fall von „Racial Profiling“, eine klare behördliche Diskriminierung von Menschen, die am liebsten mit Mercedes verkehren. Unfair ist es vor allem auch gegenüber denjenigen, die aufgrund multipler Identitäten und Geschlechter gleich mehrere Jobcenter in verschiedenen Bundesländern aufsuchen müssen, um pünktlich das Geld für die Leasingrate abzuholen. 

Aber es ist nicht nur unfair, sondern auch volkswirtschaftlich schädlich. Schließlich werden die Hartz-IV-Gelder von diesen verantwortungsbewussten Bürgern unmittelbar wieder in den Wirtschaftskreislauf eingespeist, das heißt beim örtlichen Daimler- oder BMW-Dealer in Form der Leasingrate abgeliefert. Hartz IV stärkt auf diesem Wege nicht nur die regionale Infrastruktur, sondern schafft auch qualifizierte Arbeitsplätze in Ingolstadt, Stuttgart und München. Von den dortigen Werktätigen fließt der Zaster wiederum zurück in den großen bundesdeutschen Sozialtopf und von dort ins Jobcenter von Duisburg bis Passau. Und dann fängt diese vorbildliche und zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft wieder von vorne an. „Its the economy, stupid“ würde Bill Clinton sagen.

Wobei das System durchaus noch Raum für Verbesserungen offen lässt. So sollten die örtlichen Fahrzeughändler auf diese treue Kundschaft abgestimmte „Hartz-IV-Specials“ anbieten: Für Einzelpersonen 416 Euro monatliche Leasingrate, für Paare 748 Euro, für Paare mit zwei Kindern 1.140 Euro sowie das Großfamilienpaket (Paare mit 5 Kindern) 2.228 Euro. Für das Großfamilienpaket kann dann beispielsweise ein Bentley Continental GT V8 angeschafft werden, die derzeit verbindliche Ansage vor Berliner Spielhallen und Shisha-Lounges. Diejenigen, bei denen es dafür nicht ganz reicht, könnten ja Fahrgemeinschaften bilden, sich also einen Bentley teilen. Der eine fährt am Tag, der andere in der Nacht. 

Sozialneid des gemeinen Steuerzahlers

Die Idee der Hartz-IV-Fahrgemeinschaften für autosexuelle Bezieher von Sozialleistungen braucht jetzt nur noch politische Unterstützung, die smarte Mobilität ist ja eine Steilvorlage für die Grünen. Ich schlage deshalb vor, dass die Leasing-Raten der Hartz-IV-Bezieher direkt von den Sozialbehörden an die Leasingfirma bezahlt werden, ähnlich wie das ja auch mit der Miete und den Heizkosten geschieht. Die lästigen Fahrten zum Jobcenter fallen dann weg, das ist auch ökologisch die bessere Lösung und entlastet die Polizei.

Es muss allerdings dringend etwas gegen den Sozialneid des gemeinen Steuerzahlers getan werden. Tiefergelegte Fahrzeuge der Marken Mercedes, BMW, Audi, Porsche und Bentley galten bislang als Heimstatt von rechtschaffenen Drogendealern und Zuhältern, respektive Nationalspielern der Bling-bling-Fraktion. Jetzt umweht diese Fahrzeuge das Stigma des Hartz-IV-Betrügers, das heißt, ihren Besitzern schlägt im Straßenverkehr eine mühsam unterdrückte Aggression entgegen. Noch unbeliebter kann man sich höchstens machen, wenn man mit einem ARD- oder ZDF-Übertragungswagen durch Chemnitz fährt. 

Neulich parkte ich mit dem Daihatsu-Materia eines Bekannten vor einer Shisha-Sportsbar in Berlin-Moabit. Ich versaute mit diesem zugegebenermaßen peinlichen Automobil die gesamte Skyline. Zwischen den dort ausgestellten Meisterwerken deutscher Ingenieurskunst wirkte es ein bisschen wie eine Gehhilfe. Als ich zurück kam, war der Daihatsu prompt von einer mattschwarzen Mercedes-Flunder zugeparkt. Ich nahm mir ein Herz und begab mich in die Höhle des Löwen. Einen Moment durchzuckte mich der anarchische Gedanke, laut in den Raum zu fragen: „Wem gehört denn der mattschwarze Opel vor der Tür?“. Um meine ohnehin begrenzte Lebenserwartung nicht noch weiter herabzusetzen, sah ich dann aber davon ab und fragte brav: „Wem gehört denn der mattschwarze Mercedes vor der Tür?“ Ich kann mich – echt jetzt – nicht beschweren, denn es erhob sich ein sehr netter junger Mann, der mir beim Rausgehen sogar die Tür aufhielt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er aufrichtiges Mitleid mit mir und meiner Gehhilfe hatte. Jedenfalls hielt er sogar den Verkehr auf, damit ich rückwärts hinausstoßen konnte. 

Die deutsche Automobilindustrie – und das spricht ja für sie – hat sich inzwischen voll auf die Blingblingisierung ihrer Kundschaft eingestellt. Ebenfalls in Berlin, es war spät geworden und nachts um 2 Uhr, bestieg ich ein Taxi der neuesten großen Mercedes-Baureihe. Um den gesamten Innenraum zog sich ein blaues Leuchtband. Ich war aber ohnehin schon blau und fand das ein bisschen übertrieben, dass man das schon von außen sieht. Also fragte ich den Taxifahrer: „Kannst du auch Puff-Beleuchtung?“ Der antwortete: „Artemis?“ Ich: „Nein, nicht in den Puff, ich frag nur, ob du statt Blau- auch Rotlicht machen kannst? Er: „Ach so, na klar!“ Und schon wechselte das Licht vom Kalten ins Warme. Ich bin ja schon oft den Kaiserdamm runter gefahren, aber noch nie im rötlichen Schein einer nächtlichen Legebatterie. Das Leben kann so schön sein.

Foto: Tim Maxeiner

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Robert Jankowski / 09.09.2018

Ohne Großfamilie kann der deutsche Hartzer nur zähneknirrschend zusehen, wie Migranten den Staat beschuppsen, während der Deutsche, dank vollumfassender Kontrolle seiner Vermögensverhältnisse eben nur seine Hartz4 Gelder bezieht. Wohlgemerkt: er bekommt sie natürlich nur einmal, denn er hat, wie es sich für einen guten Deutschen gehört, natürlich auch nur eine Identität. Wenn man erlebt, dass ausgerechnet die Leute, die mit den vormals herrschenden Regimen im nahen Osten gut klarkamen und locker das Schleppergeld aufbringen konnten, jetzt plötlich mit den dicken Limousinen durch die Gegend fahren, dann könnte man echt aus der Haut fahren. Aber das machen nur Sachsen/Nazis.

Ralf Pöhling / 09.09.2018

Sagen wir es auf deutsch: Grob geschätzt 50% aller Hartz IV Bezieher bescheißen den Staat und damit den Steuerzahler. Wer eine dicke Luxusschleuder fährt, hat mit Sicherheit keinen Anspruch auf Unterstützung durch den Sozialstaat. Allerdings haben diese Leute oftmals große Familien und einen großen “Freundeskreis”. Irgendwer in diesem Umfeld wird sich schon finden, der die Karre auf seinen Namen anmeldet. Dumm ist das ganze dann für diejenigen, die auf Hilfe durch den Staat wirklich angewiesen sind. Denn wegen des vorgenannten Personenkreises, muss das ganze System auf maximale Überprüfung gefahren werden, was für den Normalbürger ohen Betrugsabsicht wie Gängelung und Schikane wirkt.

Anders Dairie / 09.09.2018

Ich glaube, da ist irgendwo ein Fehler ! Die jungen Schnösel haben die Wägen nicht erarbeitet, jedoch auf die Schwester zugelassen. Alle 32 Wägen des Clans sind auf eine Führerschein usw. habende Schwester zugelassen. Und die hat längst einen Autoverleih gegründet. Das heisst, sie weiss gar nicht so recht, was sie gegründet haben soll.  Man hätte auch Nofretete nehmen können, die Mama.  Aber die war noch nie auf einer deutschen Straße, also draussen.  Zudem konnte sie nicht lesen und wird das nie können. Nein, Mama kommt nicht in die nähere Wahl.  Es wäre schön gewesen, wenn die Schnösel mal eins auf den Fes bekämen. Aber dann käme die 1. Garde Berliner Anwälte.

Peter Wachter / 09.09.2018

Diese Milchmädchenrechnung machte ja auch die Mama, nur funktioniert das definitiv auf Dauer nicht und dann? Dann wird sich dieses Klientel Autos und Geld wo anders holen, von denen die es noch haben oder sie zerstören was sie nicht kriegen, s.h. brennende Autos in Schweden, aber wir schaffen das!

Christoph Kaiser / 09.09.2018

@ Gabriele Kremmel: Deutscher Hartzer und deren Rechtsansprüche? Sie machen doch wohl Witze!

Ralf Ehrhardt / 09.09.2018

Wir sollten nicht so streng sein. Alle von Schutzbedürftigen mit Hartz-IV geleisteten Zahlungen, auch die mit der zwanzigsten Identität erschlichene, werden von unseren staatlichen Statistikern dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) zugerechnet; ...und das BIP entwickelt sich prächtig und ist auf einem Höchststand wie lange nicht mehr.  Also geht´s uns doch gut. Dass wir, ... also die hier arbeiten und Steuern zahlen…, also der Staat, das alles selbst finanziert haben (...rechte Tasche ...linke Tasche) ist doch wohl auch egal. Was interessieren uns Straßen, Brücken, Schulen, Kindergärten, Renten u.s.w. Und dass das Geld an anderen Stellen fehlen wird ist doch wohl auch egal. Einzig wichtig ist das Wohl unserer Schutzbedürftigen. Was interessieren uns da Straßen, Brücken, Schulen, Kindergärten, Renten u.s.w.  Schließlich muss der Laden laufen so lange es noch geht und uns nicht um die Ohren fliegt. Da ist jedes Mittel recht und sogar ´Recht`. Schließlich leben wir -wie uns jeden Tag gesagt wird- in einem Rechtsstaat, und der Rechtsstaat konnte nicht anderes handeln; Identität hin – Identität her (!)

Andreas Mertens / 09.09.2018

Auch nur ein einziger Vorfall solcher Art wäre eines öffentlichen und eines medialen & politischen Aufschreis wert. Als bundesweites (und bundesweit lang bekanntes) Phänomen ist es ein Skandal Das ein Aufschrei ausbleibt zeigt Zweierlei. Erstens, das die indigene steuerzahlende Öffentlichkeit nichts Anderes mehr erwartet. Das sie abgestumpft und hoffnungslos der Dinge harrt die da kommen. Zweitens, wie wenig Medien und Politik noch auf die Öffentlichkeit (Leser/Zuhörer/Zuschauer/Wähler) geben. Vermutlich deshalb, weil der überwiegende Teil ihres Einkommens aus Werbung und/oder Zwangsgebühren oder Diäten kommt. In Medien und Politik ist es wie im Regietheater. Da weder Künstler noch Regisseure einen roten Heller auf das Publikum geben .. geben müssen .. tun sie das auch nicht. Anschließend präsentiert werden dann anstatt Schillers Räubern, onanierende nackte Nazis in Matschepampe. Das Publikum (Wähler/Leser etc.) hat die Steigerungsform von Flüssig erreicht. Es ist Überflüssig! Es stört im eigentlichen Sinne nur die “Selbstverwirklichung” unserer Regisseure. Klar, das darf so nicht gesagt werden ... schließlich bezahlt “es” denen ja .. noch .. die Zwangsabgabe, die Werbung oder die Diät. Aber warten wir es ab. Die Industrialisierung 4.0 steht vor der Türe. Dann wird der Pöbel, das Pack nicht nur obsolet, dann wird “es” ersetzbar.

Paul Siemons / 09.09.2018

Die deutsche Automobilindustrie wäre längst am Ende ohne diese treuen Kunden. Auch in vielen südosteuropäischen Ländern sieht man edle Karossen, mit denen ihre Besitzer stolz zeigen, dass sie es geschafft haben. Und sie motivieren damit die männliche Jugend, es ihnen gleich zu tun. Was dafür sorgt, dass die Käufer auch über Generationen nicht aussterben. Arbeitslos und Spaß dabei lautet das Ziel. Der Weg dahin ist einfach: in Deutschland lässt man ein paar Pferdchen für sich laufen und schnell werden daraus ein paar Hundert PS.

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