Dirk Maxeiner / 25.06.2023 / 06:15 / Foto: Tim Maxeiner / 44 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Hallo Taxi

Esel sind bestens an Hitze angepasst und können gut klettern. Insofern verstehe ich gar nicht, warum die deutsche Regierung sich so vor steigenden Temperaturen fürchtet, aber das nur nebenbei. Für meine Altersrente halte ich portugiesische Esel jedoch für die bessere Wahl.

Ich habe in den vergangenen drei Wochen eine strenge Deutschland-Diät absolviert. Mein letzter Kontakt zur Heimat war ein Imbiss mit dem schönen Namen „Letzte Bratwurst vor Amerika“, der am portugiesischen Cabo de Sao Vincente von zahlreichen Landsleuten aufgesucht wird, die in einer langen Schlange rückfällig werden. Im gebührenden Sicherheitsabstand von etwa 20 Kilometern hatten wir ein winziges, auf Stelzen gebautes Gartenhaus gemietet, das sich an einer schwer zugänglichen Lagune hinter dem Strand in meterhohem Schilfgras versteckte. 

In dem klandestinen Refugium gab es eine Außendusche und eine Außentoilette, die nicht nur von uns, sondern zu den Stoßzeiten auch von einer vielfältigen Stechmücken-Population aufgesucht wurde, die uns offenbar mit der letzten Bratwurst vor Amerika verwechselten. Das zehrte zunächst ein wenig an den Nerven, aber nicht lange, denn unser hinzugestoßener Sohn Tim beantwortete schlüssig die Frage „Was könnten wir sozialverträglich unternehmen?“. Sein Vorschlag: „Du marschierst am Strand 10 Kilometer nach rechts, ich 10 Kilometer nach links und Mama bleibt zuhause“. Doch alles wurde gut, denn wir entdeckten ein Moskitonetz und ein von den Vorbewohnern angelegtes Arsenal von erlesenen Fliegenklatschen und klebrigen Fliegenfängern.   

Ansonsten passten wir uns den örtlichen Gegebenheiten an, das Signal zum Aufstehen gaben die brummenden Fliegen, und nach Sonnenuntergang schlagartig zunehmende Moskito-Angriffe ließen es angeraten sein, die Schutzräume aufzusuchen. Eigentlich wie zuhause, nur dass dir da Steinmeier, Scholz, Habeck, Faeser, Lauterbach – und wie die Plagegeister sonst noch heißen – spätestens um 20.00 Uhr mit der Tagesschau auf die Nerven gehen. Die Mitbewohner und Nachbarn in unserem Schilfversteck waren dieser Combo eindeutig vorzuziehen. Sehr nützlich fand ich einen großen Gecko, der direkt unter dem großen Spiegel über unserem Bett wohnte, was ich aber Sabine verschwieg, um den sozialen Frieden nicht weiter zu gefährden. Das kletterfreudige Tierchen hielt uns lautlos eine Menge Blutsauger vom Leibe. 

Esel soll man ja nicht alleine halten

Morgens überflog ein großer Storch im Landeanflug die Hütte, um sich im Schilf dahinter einen Frosch oder Lurch zu angeln. Das Quaken und Zirpen war übrigens kaum zu hören, besonders wenn die Atlantik-Brandung bei Flut heranrollte. Das klang dann, als führen alle Augsburger Straßenbahnen auf einmal durch unser Schlafzimmer. Rechts von uns wohnten drei Pferde, darunter ein selbstbewusster schwarzer Hengst, der von einem kleinen Hügel Ausschau nach Winnetou hielt. Links logierte ein Esel namens Taxi, der zu unserem täglichen Sonnenschein wurde. Esel soll man ja nicht alleine halten, was den Besitzer unserer Hütte wohl auf die Idee gebracht hatte, sein Gartenhaus an uns zu vermieten, um so Taxi zu bespaßen.

Unsere erste Einkaufsfahrt führte deshalb nach Vila do Bispo, wo wir den örtlichen Lidl aufsuchten. Die Kundschaft bestand aus einer interessanten Mischung von Rentnern und Rastas, die ihre Wohnmobile befüllten. Manche hatten Fernsehantennen auf dem Dach, manche bauten im Führerhaus Gräser an – und alle kamen gut miteinander aus. Wir erwarben einen Kofferraum voller Möhren, um uns mit kleinen Geschenken zu integrieren, sprich bei Taxi einzuschleimen. 

Die deutsch-portugiesische Freundschaft wuchs mit jeder Möhre und Taxi bedankte sich ab und zu mit kleinen munteren Zirkuseinlagen, schlug aus, wälzte sich im Staub oder galoppierte eine Ehrenrunde um sein Gatter. Sein Herrchen brachte uns eine Tüte frisch gefangener Sardinen vorbei, Taxi muss geplaudert haben. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass Möhren und Sardinen die Freundschaft erhalten. 

Ich begann zu denken wie eine Sardine

Die Küchenzeile unserer Stelzendatsche lag ebenfalls im Freien und verfügte über einen mächtigen Holzkohlengrill, der dank gewaltiger Rauchschwaden das Moskitorisiko vorübergehend auf Null reduzierte. Und so gab es am ersten Abend gegrillte Sardinen und gegrillte Möhren, am zweiten Abend erkaltete Sardinen in Zitronenvinaigrette eingelegt mit Möhrensalat und am dritten Abend Sardinenpaste mit Baguette statt Möhren. Und dann kam eine neue Ladung Sardinen und das Ganze ging von vorne los. Als Grillmeister roch ich persönlich bald ebenfalls wie eine Sardine und begann angesichts der beschränkten Platzverhältnisse auch so zu denken wie eine Sardine. Aber ein bisschen Abwechslung musste sein: Als Urlaubslektüre hatte ich mir ein Buch über Kabeljau eingepackt: "Cod – A Biographie of the fish that changed the World". Geschrieben von Mark Kurlansky und höchst empfehlenswert.

Aber zurück zu Taxi. Nach der zweiten Flasche gekühltem Vinho Verde hatten wir die Idee, eine kleine Eselzucht zu gründen und die Tierchen darauf zu konditionieren, Surfbretter gegen eine kleine Gebühr an den Strand zu transportieren. Der Weg durch die Dünen oder über die Felsen an die Surfspots ist schließlich oft lang und beschwerlich. Da der berühmte „Fischerweg" gleich an unserer Hütte vorbeiführte, könnten wir auch kombinierte Wander- und Surftouren mit Eseltransport anbieten. Nach der dritten Flasche Vinho Verde diskutierten wir dann noch die Frage, ob wir Taxi das Surfen beibringen könnten. Einen Namen für unser Unternehmen hatten wir auch schon: „Surf-Taxi. Das blaue Wunder“.

Esel sind bestens an Hitze angepasst und können gut klettern, heißt es bei Wikipedia. Insofern verstehe ich gar nicht, warum die deutsche Regierung sich so vor steigenden Temperaturen fürchtet, aber das nur nebenbei. Für meine Altersrente halte ich portugiesische Esel jedoch für die bessere Wahl.

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

Foto: Tim Maxeiner

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Sabine Heinrich / 25.06.2023

@Liebe Frau Buhr - einfach nur von Herzen ein RIESIGES DANKE für Ihren Kommentar! Mehr sag’ ich mal nicht - auch, wenn es mir schwerfällt! ;-)

Rid Banks / 25.06.2023

Sorry, der Esel ist das Maskottchen der “Demokraten” in den USA, das der Reps ist der Elefant.

Rid Banks / 25.06.2023

Na, Na, Herr Maxeiner, der Esel ist das"Maskottchen” der Reps in America! Erzuerne es nicht, und belade es nicht, zu sehr.

Andreas Rühl / 25.06.2023

Taxi hats gut. Er musste nicht in das Land der Irren zurück.

S.Busche / 25.06.2023

Eigentlich ein ganz normaler Sommer. Sogar die Bauern fordern keine Zuschüsse wegen zu nass oder zu trocken oder beidem… Wenn wir jetzt noch die linksradikalen Dummköpfe und Dummschwätzer loswerden würden. Den Rest vor Gericht und hinter Gitter, dann nach vorne schauen, Wiederaufbau, Hirnwende…. Guten Warmstart an Familie Maxeiner!

Wolfgang Lang / 25.06.2023

Nach Coronaleugner, Klimaleugner sehe ich mich demnächst mit einem weiteren Ehrentitel beworfen: Hitzeleugner.

Sam Lowry / 25.06.2023

Wieso tut man sich so etwas an, lieber Herr Maxeiner? Ich habe alles im Garten, inkl. Pool und Dusche (wahlweise kalt oder warm), Tanke in 2 Minuten Nähe, wenn etwas fehlt… ich verstehe es nicht. Kann am Alter liegen… ich würde mir das alles jedenfalls nie wieder antun…

Judith Panther / 25.06.2023

Ups. Kommentar-Overkill ...

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