Hubert Geißler, Gastautor / 17.01.2024 / 10:00 / Foto: Imago / 28 / Seite ausdrucken

Der neue Modetrend: Filz- und Lodenmantel

Wie sich der Bauernprotest und der seiner Freunde weiter entwickelt, weiß im Moment keiner so recht. Was jedoch vom bäuerlichen Aufruhr auf jeden Fall bleiben wird, ist ein sich abzeichnender neuer Modetrend zu Filz und Loden.

Der Höhepunkt der Bauernproteste scheint nun überschritten zu sein: Massive Unzufriedenheit mit der Ampelregierung wurde zum Ausdruck gebracht; die Ergebnisse dagegen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt etwas mager und die Berichterstattung der sogenannten Qualitätsmnedien ebenfalls. Man hofft wohl, dass die Agrarier schnell in ihre Ställe zurückkehren und das Ungemach abebbt. Was jedoch vom bäuerlichen Aufruhr auf jeden Fall bleiben wird, ist ein sich abzeichnender neuer Modetrend zu Filz und Loden.

Aiwangers Hut, ein Filzdeckel mit nach unten gebogener Krempe, vorzugsweise in den Farben Jagdgrün oder, wie man in Süddeutschland sagt, "Mockelesbraun" (Hochdeutsch: "Schlamm"), ist fast schon ein Symbol bäuerlichen Aufbegehrens. Der Moment, als Markus Söder nach anfänglichem Zögern ebenfalls mit dieser Kopfbedeckung nach Tagen des Zauderns in der Öffentlichkeit erschien, war bemerkenswert. Auch Aiwangers Lodenjacken mit zwei aufgesetzten Brusttaschen und kragenlos, so eine Art niederbayerischer Maolook, gewinnen an Popularität. Nicht nur zum Oktoberfest ist nun die Bayernkluft en vogue; wie seinerzeit lila Latzhosen und Armeeparkas ist Filz und Loden fast schon ein politisches Statement.

Informiert man sich bei Wikipedia über die Eigenschaften von Filz, findet man Folgendes:

  • Elastizität: Filz ist dehnbar, druckelastisch und widerstandsfähig, sodass kaum Knitter entstehen.

  • Isolationsfähigkeit: Zum einen ist Filz schallhemmend, zum anderen isoliert er gegen Hitze und Kälte.

  • Saugfähigkeit: Wollfilz kann Flüssigkeiten aufnehmen, speichern und wieder abgeben.

  • Schwere Entflammbarkeit: Wollfilz ist in der Regel nicht brennbar. Sogar bei direkter Feuereinwirkung wird der Stoff ab etwa 320 Grad nur verkohlen.

Muss man dazu noch mehr sagen oder ist das Material selbst schon hochsymbolisch für die Dickschädeligkeit der protestierenden Massen? Und der Lodenstoff hat eine interessante Etymologie, wie auch Wikipedia weiß:

Ein dezenter militärischer Unterton lässt sich nicht übersehen

Der Begriff geht über das Mittelhochdeutsche "lode" (Mantel) auf das seit dem 10. Jahrhundert belegte Althochdeutsche "lodo, ludo" (grobes Wollzeug) zurück. Parallelen bestehen im Altsächsischen "loðo", Altenglischen "loþa" (Mantel, Decke) und dem Altnordischen "loði" (grobes Tuch, zottiger Mantel). Loden war traditionell der widerstandsfähige Kleidungsstoff der bäuerlichen Bevölkerung Europas, der in der gewalkten Form wegen seiner Wind- und Regendichtigkeit geschätzt wurde. Gewalkter Loden spielt noch in Trachten der Ostalpen und auch in den historischen und modernen Trachten der Samen Lapplands eine wichtige Rolle.

Dass Samen auf den Traktoren in Berlin saßen, ist mir nicht bekannt, aber auch hier lässt sich die Kleidung eindeutig symbolisch zuordnen. Ein dezenter militärischer Unterton lässt sich nicht übersehen, denkt man an traditionelle bayerische oder Tiroler Gebirgsschützen. Überhaupt: Auf jeden Fall bemerkenswert ist das Wiederauftauchen der Cordhose. Jahrelang ein absolutes modisches No-Go, ist sie immer häufiger zu sehen, zusammen mit handwerklicher Funktionskleidung, die gegenwärtig den sportlich-legeren Adidas-Stil abzulösen scheint. Der scheint sich eher nur noch in migrantischen Milieus zu halten. Ein Kompromiss wäre vielleicht Loden mit entsprechendem Logo.

Mode war immer schon auch ein politisches Statement, und die Devise scheint nun zu sein: Power to the Bauer. Vielleicht war das Aufkommen von Birkenstocks auf den Laufstegen der Welt das erste Donnergrollen eines Neuen Zeitalters. Wer weiß?

 

Hubert Geißler stammt aus Bayern und war Lehrer für Kunst/Deutsch/Geschichte.

Foto: Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Michael Rayher / 17.01.2024

Haha… Selensky-Oliv ist natürlich auch sehr im Trend und deckt sich…farbmässig mit den bajuwarischen Kampf-Stieren.Fehlen noch Filz-Stilettos fürs weibliche Pendant

Hans-Joachim Gille / 17.01.2024

Man merkt, Herr Geißler war noch auf keiner aktuellen Demo. Wer sich länger draußen aufhält, merkt nämlich, wie die Kälte von den Füßen nach oben dringt. Jagdklamotten, Loden werden extra zum Schutz vor Kälte produziert. Herr Geißler, gehen Sie mal nachts um 3 raus & setzen sich Stunden auf einen Hochsitz.

Thomas Taterka / 17.01.2024

... so , als ob der bei der Mediengehirnwäsche eingelaufene Dummschwätzer - “Konfirmationsanzug” noch nicht reicht . - Exzellent gekleidet übrigens : Jan Fleischauer , Michel Friedman , Harald Schmidt ... Jordan Peterson . Keine politischen Karikaturen von zeitgenössischen Männern .

Silvia Orlandi / 17.01.2024

Gelbwesten haben gefehlt, wäre ein europäisches Signal gewesen.

Torsten Hopp / 17.01.2024

Sie kehren zurück und haben nichts erreicht. Schön sortiert, demonstriert jede Gruppe für sich. Das gefällt der (H)Ampelbude.

Chris Kuhn / 17.01.2024

Nee, nee, Herrn Dr.iur. Söder etwa würde man auch im Norwegerpullover oder im Batik-T-Shirt antreffen, wenn das seinem Machthunger nützt. Kein AfD-Politiker, sondern dieser Wendehals ist doch der gefährlichste Populist der BRD.  Ihm steckt auch noch das minutenlange Pfeifkonzert aus den versammelten 20 Tsd. Menschen auf der Erdinger Heizungsdemo am 17. Juni 2023 in den Knochen. Fassungslos konnte er sich danach nur noch zu Beleidigungen sammeln. Und ebenso wie Habeck hetzt auch Söder nun gegen die AfD und verunglimpft damit etwa ein Viertel der bundesdeutschen Wählerschaft. Wir sollten auch nicht vergessen, daß es Söder war, welcher mit Dackelblick und Teetasse zum Jahreswechsel 2021/22 den Coronabesorgten mimte, aber gleichzeitig seine Polizei anweisen ließ, in Schweinfurt friedliche Montagsspaziergänger blutig knüppeln und eine Mutter mit kleinen Kindern mit Pfefferspray duschen zu lassen. Und in unseliger Tradition wurden dieselben dann noch von seinen Staatsanwälten vor Schnellgerichte gestellt und zu hohen Geld- und Bewährungsstrafen verurteilt. Hier - wie auch sonst unter den bundesdeutschen Corona-Veerordnungen - war doch der “faschistische Staat”, den ein Minister Habeck gerade der AfD als Zielvorstellung unterschieben will, näher als je zuvor, und die angeblich spontanen, dabei zumeist von Gewerkschaften, GRÜN-Jugend, Jusos usw. herbeigelockten Anti-AfD-Demoschafe von Berlin und Köln würden in dem genauso mitblöken und Mitbürger diffamieren und diskriminieren, wie sie es wohl überwiegend einst als Spritzenfanatiker getan hatten.

Klara Altmann / 17.01.2024

Ich will mir gar nicht vorstellen, wie die Politik der Altparteien herumläuft, wenn die Metzger und die Schornsteinfeger sich den Bauernprotesten anschließen. Vielleicht mit schwarzem Gesicht und blutiger Schürze? Das wäre dann wenigstens zum ersten Mal ein ehrliches Outfit.

jan blank / 17.01.2024

Grellbuntes Polyamid mit Aufdruck und Logo ist für Proleten, keine Frage. Aber der Filz- und Wollfetischismus so mancher Frauen nervt auch arg. Dieses ostentative ” Zurück zur Natur” - was soll das? Ich hab meine Natur doch nie verlassen! Trage ewig schon Harris Tweed und möchte meine Süße nie im Babydoll aus Wollfilz oder Jute sehen. Zur Ergänzung der o.g. Eigenschaften des Filzes: Nichts ist dehnbarer, druckelastischer, und widerstandsfähiger als der Filz der SPD.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Hubert Geißler, Gastautor / 17.02.2024 / 14:00 / 12

Neues vom Schrauber: „Dr Lampl macht zua!“

Von Hubert und Bernhard Geißler Wenn die letzte Kneipe im Ort zumacht, dann geht die Welt nicht unter – aber ein wichtiger Teil davon. Wo…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 23.01.2024 / 10:00 / 37

Neues vom Schrauber: Das Siechtum der SPD

Die Hütte scheint im Willy-Brandt-Haus zu brennen. Die SPD-Umfragewerte sinken bedrohlich gegen 10 Prozent, dabei sind Wagenknecht und Maaßen noch gar nicht richtig aus den…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 09.01.2024 / 12:00 / 32

Neues vom Schrauber: Bauern, Demonstranten und der Verbandspräsident

Der Schrauber war gestern bei der Bauern-Demonstration in Donauwörth. Doch es waren nicht nur Bauern auf der Straße, es wirkte wie ein kleiner Aufstand der…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 19.12.2023 / 16:00 / 25

Das forcierte Vergessen und Verschweigen

Ständig sich der Öffentlichkeit in einer Art präsentieren zu müssen, die im Kern unwahr ist, verformt auch den Charakter. Es gibt vermutlich eine hauchdünne Trennlinie…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 19.10.2023 / 14:00 / 19

Schule: Das Ende der Kreidezeit

Ein Monat konzentrierter Deutschunterricht in einer informationstechnisch total renovierten Schule, und ich weiß als Lehrer: Das Whiteboard als Ersatz für die gute alte Tafel wird’s…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 13.10.2023 / 14:00 / 19

Neues vom Schrauber: Rentner an die Werkbank!

Sowohl mein Bruder als auch ich arbeiten noch, obwohl wir bereits Rentner sind. Dieses Modell soll Schule machen, um den Fachkräftemangel auszugleichen. So hat CDU-Generalsekretär…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 04.10.2023 / 14:00 / 9

Neues vom Schrauber: Von Gesslerhüten umzingelt

Von Hubert und Bernhard Geißler. Vorbei die Zeiten, wo man noch herzhaft streiten und sich dann am Tresen verbrüdern konnte. Heute genügt schon ein Zögern,…/ mehr

Hubert Geißler, Gastautor / 22.09.2023 / 14:00 / 32

Neues vom Schrauber: Konkurrenz für die FDP?

Ex-Degussa-Chef Markus Krall kündigte gerade an, eine eigene Partei gründen und zur Bundestagswahl 2025 antreten zu wollen. Kürzlich wurde bekannt, dass Kralls Telefonate mit Hans-Georg…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com