Ramin Peymani, Gastautor / 11.10.2021 / 12:00 / Foto: Tomaschoff / 50 / Seite ausdrucken

Der „Great Reset“ kommt in den Wohnzimmern an

Es ist noch ein wenig hin bis Weihnachten, aber von Geschenken bis hin zum Gaumenschmaus könnte dieses Fest mau ausfallen. Schuld sind Lieferengpässe und Preissteigerungen.

Noch ist es ein wenig hin bis Heiligabend, doch das Fest, das vor allem bei Kindern für große Augen sorgt, wirft bereits seine Schatten voraus. Es dürften vielerorts trübe Weihnachten werden, und die großen Augen wird mancher Spross diesmal vor allem deswegen machen, weil viel Platz unter dem Weihnachtsbaum herrscht. Ob Handy, Tablet oder Konsole – all die schönen Dinge, die den Kleinen Freude machen, sind in diesem Jahr schwer zu bekommen. Aber nicht nur bei der Elektronik sieht es mau aus. Auch mancher Gaumenschmaus wird nicht in der üblichen Fülle zu haben sein. Und schon gar nicht zu den gewohnten Preisen.

Überall auf der Welt gibt es spürbare Versorgungsengpässe. Die ersten leeren Regale präsentieren sich auch deutschen Kunden in Möbelhäusern und Supermärkten, nachdem viele kurz zuvor noch die Briten belächelt und sich hämisch über angebliche „Brexit“-Folgen gefreut hatten. Was jahrzehntelang wie selbstverständlich zu haben war, ist auch für Industriebetriebe zum raren Gut geworden oder gar nicht mehr erhältlich. Dazu kommt eine veritable Energiekrise, die erste Gas- und Stromanbieter zum Rückzug gezwungen hat und zu massiven Preissteigerungen für Unternehmen und Verbraucher führt.

Die Gemengelage ist explosiv. Und doch scheinen viele Bürger den Ernst der Lage noch gar nicht begriffen zu haben. Sie wollen von Politikern regiert werden, die sich mit Schauermärchen in ihr Bewusstsein eingeschlichen und sich der vermeintlichen Lösung von Scheinkrisen verschrieben haben. Sie rennen Rattenfängern hinterher, die behaupten, ohne Energie-, Verkehrs- und Mobilitätswenden sei das Überleben der Menschheit ungewiss. Sie haben sich jenen ausgeliefert, die ihnen einen Gesundheitstotalitarismus verordnen.

Wenige werden bereit sein zur nötigen Ehrlichkeit

Das eigentliche Problem unserer Zeit erkennen die Menschen jedoch nicht. Statt das Klima in dreißig Jahren zu „retten“, was sich schon in der Begriffswahl als grober Unfug entlarvt, wäre es sicher klüger, den energiepolitischen Herausforderungen im Hier und Jetzt zu begegnen. Statt die Mobilität immer weiter zu beschränken, sei es durch die Verteufelung des Individualverkehrs oder durch monatelange Lockdowns, bedarf es intelligenter Alternativen, die vor der Zerstörung bisheriger Strukturen verfügbar und erschwinglich sein müssen. Erst recht gilt dies für die Energieversorgung. Für die Organisation komplexer internationaler Lieferketten sowieso.

Wer also zur Weihnachtszeit dumm aus der Wäsche schaut, weil die Kinder jammern und das Konto leer ist, der sollte sich fragen, was sein eigener Anteil an der misslichen Lage ist. Wenige werden bereit sein zur nötigen Ehrlichkeit. Wer gibt schon gerne zu, dass er selbst die Schuld trägt? Dem enttäuschten Nachwuchs müssten Mama und Papa erklären, warum sie Machteliten, Krisengewinnlern und Systemumstürzlern auf den Leim gegangen sind, die eine Verachtung für das Gemeinwohl, für gelebte Werte und für eine funktionierende Demokratie eint.

Kaum einer derer, die spätestens nach dem Jahreswechsel vor der Frage stehen, wie sie der Flut an Teuerungen standhalten sollen, wird aufrichtig genug sein, sich und anderen einzugestehen, dass erst die wohlstandsverwahrloste Dekadenz der Hinwendung zu ideologischen Heilslehren das bestehende Gleichgewicht zerstört und Krisen heraufbeschworen hat. Manche haben das Unheil kommen sehen. Sie beklagten immer autoritärere Maßnahmen, zunehmend weniger politische Ausgewogenheit sowie das Entstehen totalitärer Strukturen – und wurden davongejagt statt angehört.

Morbide Faszination der Krise

Nun liegt das Kind im Brunnen. Doch die Politik des zurückliegenden Jahrzehnts hat viele Krisen erst geschaffen. Falsche Weichenstellungen hätten sich hier und da korrigieren lassen, Fehler macht jeder. Wo aber das schnelle Löschen schwelender Brandherde nötig gewesen wäre, haben Regierungen Öl ins Feuer gegossen, gerade so, als sei eine regelrechte Lust an der Katastrophe erwacht, um sich zu profilieren und sein Dasein aufzuwerten. Letzteres trifft aber nicht nur auf die Berufspolitik zu.

Auch auf Millionen von Bürgern üben Krisen eine morbide Faszination aus – so lange sie die Konsequenzen nicht selbst zu spüren bekommen. Wer Teil einer Bewegung ist, die nicht weniger als die Rettung der Menschheit anstrebt, fühlt sich wertvoll und darf sich der Wertschätzung Gleichgesinnter sicher sein. Riesige Weltenretter-Gemeinschaften sind auf diese Weise entstanden, sektengleich in Struktur und Wirkung. Doch es ist wie mit allen Sekten: Am Ende kommt das böse Erwachen und nicht selten die Erkenntnis, sich Scharlatanen und falschen Propheten angedient zu haben. Künftig wird für viele der Alltag schwieriger – und der Wohlstand schwindet.

Allmählich erhalten wir einen Vorgeschmack. Die Mächtigen des Weltwirtschaftsforums beschrieben dies bereits im Jahr 2016, als sie prophezeiten, dass in der von ihnen geschaffenen neuen Welt der Normalbürger schon 2030 nichts mehr besitzen wird. „Aber du wirst glücklich sein“, beruhigen sie uns. Es ist zu befürchten, dass dies für die Masse sogar zutrifft. Wer sich Endzeitsekten anschließt und Geborgenheit im eigenen Stockholm-Syndrom findet, wird erst recht als mittelloser, aber von jeder Eigenverantwortung befreiter Abhängiger eines kontrollwütigen totalitären Systems zufrieden einschlafen können. Willkommen im „Great Reset“!

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Blog Liberale Warte.

Foto: Tomaschoff

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karlheinz Patek / 11.10.2021

@Claudius Pappe. Ich hoffe er steigt auf 3 €.  Ich werde dann jeden einzelnen von diesen jammernden Trotteln fragen, wo er sein Kreuzchen gemacht hat. Ist ein Leidender dabei der es glaubhaft bei der AfD gemacht hat und für den 3 € dann doch zuviel sind, bin ich schon grosszügig. Die Anderen gehen zu Fuss und kommen mir nicht mal auf den Beifahrersitz.

Juliane Mertz / 11.10.2021

Das größte Problem ist die Abhängigkeit von China.

Karl-Heinz Faller / 11.10.2021

Was solls. Wir erfreuen uns an dem, was wir bekommen und bezahlen können. Nicht lieferbar oder zu teuer nehmen dann an der Lotterie nicht teil. Es wird sicher trotzdem ein schönes Fest.

Wieland Schmied / 11.10.2021

Hochmut kommt vor dem Fall. Es wird Menschen geben, die mit den materiellen Einschränkungen, Verzichten und Entbehrungen - ein Teil von ihnen aus eigenem Erleben und eigener Erfahrung heraus - einigermaßen ‘zu Rande’ kommen werden. Andere werden daran schwerstens zu leiden haben oder daran psychisch und/oder zugrunde gehen. Was allerdings alle zu erdulden und zu erleiden haben werden ist, das ‘ungehinderte Auftreten’ derer, die diejenigen, die das ganze Elend erzeugt haben, seit Jahren ins Land geholt haben. Und dieses Auftreten wird dauerhaft Erniedrigung bringen, Angst und Schrecken erzeugen, und bekanntermaßen frisst Angst die Seele auf. Mord und Totschlag stehen auf der Tagesordnung.

Karla Kuhn / 11.10.2021

“...aber von Geschenken bis hin zum Gaumenschmaus könnte dieses Fest mau ausfallen.”  Kommt doch darauf an, WAS man unter MAU versteht, die Geschmäcker sind zum Glück verschieden. Wir würden auch ein festliches Weihnacheten feiern mit Quark (lecker angemacht mit Sahne und vielen Kräutern) butter und Bauernkartofffeln. Ich backe ECHTE WIENER VANILLEKIPFEL, nur mit BUTTER und Nüssen, die echte Vanille habe ich schon vor Monaten gekauft, weil sie sehr teuer ist. Dazu schönes Geschirr, viele echte Kerzen und festliche Musik. Geschenke gibt es bei uns schon seit JAHREN NICHT MEHR. Wir haben diesen absurden Konsum TERROR abgeschworen. Früher sind wir am Heiligen Abend noch in die Kirche gegangen, da aber die meisten sich dem GGG Terror unterwerfen ist KIRCHE für IMMER gestorben. Ebenso die “FLIMMERKISTE”, die auch immer UNweihnachtlicher wird. Als “OSSI” kann ich es mir und meiner Familie mit WENIG sehr schön und gemütlich machen! Steffen Huebner, sehr gut, die “ALTERNATIVE für DEUTSCHLAND” AfD, hat in SACHSEN 24,6 Prozent (ausgezählte Stimmen)  Mehr als ALLE ANDEREN, die GRÜNEN ca.  8 Prozent ! Da gibt es auch die MEISTEN UNGEIMPFTEN !!  Wer noch diese ALTPARTEIEN wählt, scheint den “kommunistischen Untergang ” zu begrüßen. “Wer also zur Weihnachtszeit dumm aus der Wäsche schaut, weil die Kinder jammern und das Konto leer ist, der sollte sich fragen, was sein eigener Anteil an der misslichen Lage ist. Wenige werden bereit sein zur nötigen Ehrlichkeit.”  ABSOLUT TREFFEND; DANKE ! Jakob Mendel, ich schließe mich Ihren Fragen an, sehr gut !

sybille eden / 11.10.2021

Liebe Frau MEYER, - ( nannte man früher Faschismus ) -warum sollte man das HEUTE nicht auch so nennen ? Der von Mussolini geprägte Begriff (?) hat doch nichts von seiner Aktualität eingebüßt, im Gegenteil , er beweisst doch immer wieder seine erschreckende Zeitlosigkeit. Auch das Führerprinzip ist immernoch tragende Säule, auch wenn es sich auf mehrere Personen oder sogar Parteien bezieht. Ich scheue mich nicht, die Entwicklung der BRD von einem ideologisch versiegelten Gesinnungsstaat zu einer Neo-faschistischen Gesellschaft zu bezeichnen. Neo aber nur deswegen, weil die Methoden der Herrschaft und Propaganda seit Mussolini, Stalin oder Hitler sehr modernisiert, verfeinert und psychologisiert wurden. Denn auch der Faschismus lernt und entwickelt sich ja weiter.

Th. Wagner / 11.10.2021

@ S. Marek: Sie haben das spitze formuliert. Ich hatte die selben Gedanken. Volle Zustimmung.

Uta Buhr / 11.10.2021

Der Weg führt geradewegs in die Vergangenheit. Ich erinnere mich noch an Weihnachten 1946/47 mit dem gefühlt kältesten Winter aller Zeiten. Dicke Eisblumen an den Fenstern, keine Heizung, nichts zu essen, Das einzige, was das Herz erwärmen konnte, waren die paar Kerzen aus Kriegsbeständen am Tannenbaum. Wenn ich dies jungen Leuten erzähle, sehen die mich nur ungläubig an und meinen, das könne doch nie im Leben wieder passieren. Doch es kann. Unter Umständen in nicht allzu ferner Zukunft. Da bleibt die Küche nicht nur für Stunden kalt und dunkel, sondern über einen unter Umständen langen Zeitraum. Der Traum von Onkel Klaus und seinen milliardenschweren Mitstreitern wird wohl eher im Erfüllung gehen, als mancher sich das vorstellen kann.  Das wirklich Gute daran ist, sagen die Weltverbesserer, dass dann alle gleich arm sind und Neid und Missgunst nicht mehr existieren.  Dafür wird es aber zu blutigen Verteilungskämpfen kommen um das Wenige, das noch da ist. Die arroganten WEF-Typen sollten sich dann warm anziehen, denn das “Pack” weiß, “wo euer Haus wohnt.” Hungrige verzweifelte Menschen sind nun mal durch nichts aufzuhalten. Man denke nur an den besitzlosen, aber gar nicht glücklichen Pöbel   in Frankreich, der dem König und seiner Entourage 1789 richtig Feuer unterm Arsch machte und auch die Gitter vor dem Schloss von Versailles mühelos überwand. Der Rest ist bekannt. Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Ramin Peymani, Gastautor / 27.05.2022 / 14:00 / 22

„The Deal“: Blick in eine dystopische Zukunft

Der soeben erschienene Film „The Deal“ ist ein Meisterwerk der Produzenten von „Independence Day“. Verstörend real wirkte das Gezeigte angesichts der letzten beiden Jahre, und…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 04.05.2022 / 06:15 / 61

Warum Boris Becker besser in die Politik gegangen wäre

Boris Becker wird mindestens die nächsten 15 Monate wegen Insolvenzverschleppung im Gefängnis verbringen. In der Politik wäre der deutschen Tennislegende das nicht passiert. Es war…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 25.02.2022 / 16:00 / 16

Der Dämon des Parteienstaates

Das 1967 geschaffene Parteiengesetz war ein Wendepunkt. Es gab den Parteien viel weitergehende Befugnisse und Einflussmöglichkeiten sowie Zugriff auf die Gelder der Steuerzahler. Seither hat…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 29.12.2021 / 16:00 / 22

An die Diskursfeinde

Wie kann es sein, dass einer, der aus eigener Erfahrung weiß, wie unangenehm eine Corona-Erkrankung sein kann, als „Corona-Leugner“ diffamiert wird, nur weil er die…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 06.12.2021 / 16:00 / 13

Gottloses Weihnachtstheater

Die besinnliche Zeit ist immer auch eine Zeit der Tränen, dieses Jahr mehr denn je. Zum zweiten Mal gibt es staatlich verordnete Einsamkeit, die Familien…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 30.11.2021 / 11:00 / 28

In der Impfpflicht-Talkrunde bei Servus TV

Reisen bildet. Schon Mark Twain wusste: „Man muss reisen, um zu lernen.“ Und so bin auch ich mit vielen Eindrücken und Erkenntnissen aus Salzburg zurückgekehrt.…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 23.11.2021 / 15:00 / 38

Unheilvolle Signale: Die Schrecken der Impfpflicht

Es ist aber auch wirklich vertrackt mit dem Totalitarismus. Er nutzt immer nur einigen wenigen. Und immer nur eine begrenzte Zeit. Das sollten die Hetzer…/ mehr

Ramin Peymani, Gastautor / 16.11.2021 / 11:00 / 23

Klimagipfel: Das programmierte Scheitern der Heuchler

Auch der 26. Weltklimagipfel war nicht mehr als das Schaulaufen der Heuchler. 14 Tage lang durfte nach Herzenslust CO2 produziert werden, mehr vielleicht als es…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com