Der Deutsche rechnet nicht, er fügt sich

Lockdown immer härter. Home-Office-Pflicht durch die Hintertür (was sollen Alleinerziehende auch machen?). FFP2-Masken-Zwang in Zügen, Bussen und Geschäften. Und nationaler Besuchsirrsinn: Meine Frau und ich dürfen unseren Nachbarn nicht besuchen, er jedoch meine Frau und mich. Bedeutet: 1 + 2 ist was anderes als 2 + 1, die neue Mengenlehre für Untertanen. Aber der Deutsche rechnet nicht, er fügt sich. Und RKI-Chef Wieler, der blasse Hoffnungsschimmer, proklamiert jeden Tag richtige oder falsche Meldezahlen. 

Dazu folgende Richtigstellung: 

Man kann diese Sicht teilen oder nicht, man kann sie als Rocky Horror Picture Show bewerten oder als Roadmap to Hope, Tatsache ist: Während wir die Köpfe schütteln, Unternehmer ihre letzten Reserven rauskratzen, die Gastronomie ächzt, die Bundesliga weiterspielt und der Jatta-HSV von Sieg zu Sieg eilt (leider in der 2. Liga), geht unsere Wirtschaft jeden Tag ein Stück mehr den Bach runter. Jede Woche werden bis zu 57 Milliarden Euro vernichtet, die Kultur samt Kino ist sowieso kaputt. Gewinner: Zalando, Lieferando, Amazon. Was unsere Innenstädte schön macht und liebenswert, ist bedroht. 

Glauben Sie mir, liebe Leser (auch nach meiner Fehlprognose mit Friedrich Merz, ich konnte nicht ahnen, dass er zu klug ist für die CDU): Während Sie dieses lesen, veröden unsere Stadtkerne. Man könnte fast zusehen. Wer nicht mehr bei Karstadt kaufen kann, kauft bei Amazon. Statt Schaufensterbummel Bestellung bei About You, statt Einkaufserlebnis im Jeans-Laden Preischeck bei billiger.de, statt Espresso und Plausch mit der netten Verkäuferin in der Boutique Bestellung am heimischen PC. Neue Gewohnheiten, die Corona überdauern werden. Derweil die Innenstädte sterben, wir merken es nur nicht, denn noch brennen nachts die Lampen. Wenn Corona vorbei ist und wenn wir es merken, müssen wir nicht mehr hingehen. Noch so ein riesiger Schaden durch einen zweifelhaften ewigen Lockdown. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Frances Johnson / 25.01.2021

Aus Julius Posener, “In Deutschland”, 1945-1946: “Ich persönlich habe keine Unterhaltung geführt, die nicht mit der treuherzigen Bemerkung begomnen hätte: “Aber glauben Sie mir, wir haben von alledem nichts gewusst”...“mein Vetter freilich”...usw. , das nach Publikation der Bilder aus KZ. Und da darf man sich nicht wundern - sie sind heute noch so. Was hätten wir alle gesagt? Ich weiß es nicht. Ich weiß, was ich heute sagen würde: “Ja, ich wusste es.” Julius: “Warum haben Sie nichts gemacht?” Ich: “Ich hatte Schiss. Bin ein Feigling. Kein Scholl oder Schmorell. Feigling vor dem Herrn.” Sie hätten das sagen können, wetten? Sie machten sich statt dessen was vor. Und so ist die Masse heute noch. Lemminge wird diese Masse genannt oder Michel. Sie macht sich ein X für ein U vor und will vor sich selbst gerettet werden, vor ihrer bequemen Lebenslüge. Dafür hat sie (ca. ein Drittel) Merkel 2017 wiedergewählt. Ein Drittel hat schon 1932 gereicht. Mit einem Drittel zieht der Wurm ein, der das schon faule Gehäuse aus Lebenslügen und Bequemlichkeit weiter aushöhlt. Ich glaube, es ist solitär der Deutsche. Was ich in GB in Kommentarbereichen lese, klingt bedeutend kritischer. Ein kleines Detail ist auch noch wichtig bei JP: Er schreibt, dass die Kinder noch lange “Heil” riefen, außer sie sahen alliierte Soldaten.

Yon Bureitxa / 25.01.2021

“Bedeutet: 1 + 2 ist was anderes als 2 + 1, die neue Mengenlehre für Untertanen.” Das mit der Mengenlehre sei mal dahingestellt, Herr Tiedje, hat neuerdings sowieso keiner mehr drauf. Im Kontext zur geschilderten Situation und unter Berücksichtigung von 2 Variablen, nämlich Zeit und Raum kann 1+2 theoretisch ≠ 2+1 sein. Darüber hinaus ist das ganze einfach nur linksgestrickter Zickenterror. Zwei links, eine rechts, eine fallen lassen. Sie wissen schon…

Helene Bronner-Fiorentino / 25.01.2021

@Dieter Kief   Was, bitte, hat die Argumentation des Herrn Tiedje mit seiner Koerperfuelle zu tun?  Mir faellt schon seit einiger Zeit unangenehm auf, dass haeufig bei Leuten, die einem nicht passen, eine Verbindung zu ihrem Gewicht hergestellt wird (oder auch zu ihrer Koerpergroesse) Und nein, ich bin weder uebergewichtig noch zwergwuechsig, aber ich denke doch, es sollte hier um Argumente gehen.

Petra Wilhelmi / 25.01.2021

Einkaufserlebnis Innenstadt? Okay, wenn man Drogen kaufen will, dann schon. Ansonsten ist das Angebot dermaßen öde und überall gleich, so dass ich schon seit Jahren nicht mehr in die Innenstadt gehe und seit 2015 auch niemals mehr gehen werde. Ich lasse mir auch nicht vorschreiben, wie viele zu Festen zu mir kommen dürfen. In der Großstadt ist das sicherlich auch einfacher zu händeln, als wenn man in Siedlungen oder kleineren Städten bzw. Dörfern lebt. Da gibt es schneller einen Denunzianten. Bei mir kennt man sich kaum bis überhaupt nicht untereinander. Das Essen kann man in seiner Gaststätte bestellen, die man schon immer geliebt hat - ohne Lieferando - und der freundliche Wirt bringt es selbst vorbei. Wir haben uns damit gegenseitig etwas Gutes getan. Wer Obrigkeitshörig immer sofort springt und - wie ich es erlebt habe - auch vorspringt, ist selbst dran schuld. Wir können alle mit unseren kleinen Hinterhältigkeiten Merkel und Co. unterlaufen. Jeder sollte sich klar sein, dass er kein Leibeigener ist, den Merkel und Co vorschreiben können, was sie wie zu machen haben. Wer nur aus politischen Gründen in unser Leben eingreifen will und nicht aus der an den Haaren herbeigetesteten Plandemie, der kann mich mal und zwar kreuzweise. Und auch für Letzteres gilt, was mir heute gerade unsere jüngere Bankberaterin sagte: Lieber sterbe ich an Corona, als dass ich mich impfen lasse. Genau. Auch wenn ich eine ältere Frau - und ich nehme für mich nicht in Anspruch eine Risikogruppe anzugehören, weil ich gesund bin - bestimme ich über mein Leben selbst.

Wolf von Fichtenberg / 25.01.2021

@Herr Tiedje, eine direkte FRAGE , denn letztendlich sind Sie näher dran (gewesen) als der Normalbürger >> Wie würde Helmut Kohl die Sachlage einschätzen, bzw. wie hätte er (hypothetisch gesehen) reagiert? Und: Wie würde er heute zur CDU stehen? Würde er sie noch erkennen?

Klaus U. Mayerhanns / 25.01.2021

Unendlich dilettantisch, wie allseits mit dieser “Krise” umgegangen wird! Und neben dem katastrophalen wirtschaftlichen Schaden der damit bewirkt wird, stiehlt man uns - inzwischen bereits um die 70 -  ohne wirklichen Grund und Anlaß kurzerhand wertvolle Lebenszeit! Und derweil predigt der alberne Dr. Hirschhausen, die Senioren mögen doch bitte schön als Gegenleistung für Greta und die FFFs - die nun den 4,3 Mrd. Jahre alten Planeten als neuzeitliche Apostel vor dem sicheren Weltuntergang bewahren - auf dasjenige, was sie sich nach einem mühsamen und arbeitsreichen Leben für später aufgespart haben einfach mal verzichten ...

Jana Hensel / 25.01.2021

Und jetzt stellt sich der Ost-Beschimpfungs-Beauftragte der Bundesregierung, Markus Wanderwichs, hin und diktiert dem halbamtlichen RND in den Notizblock, am Regierungsversagen bzgl Covid seien “Esoteriker im Osten”, Donald Trump und natürlich die AfD schuld. Jede faschistische Regierung pflegt halt ihre persönliche Verschwörungstheorie, um Sündenböcke für ihr Totalversagen zu finden.

Frances Johnson / 25.01.2021

“Der Deutsche rechnet nicht, er fügt sich”, schreiben Sie. Nicht nur das, er beobachtet nichts, lässt sich gern von Alltagsnews festnageln, ist unkritisch. Von Axel Bojanowski, w-on (für sowas lohnt sich mein Abo): “Vor Verzweiflung aßen Menschen ihre Hunde und Pferde”, über die sog. Kleine Eiszeit, die aus der Sicht der damals Lebenden groß war. So etwas kann jederzeit wieder passieren. Im Moment die Bildung eines Lavasees auf dem Kilauea, die Bildung eines Lavadoms auf St.Vincent, Erdebeben der Stärke 7.1 in Antarctica. Letztes Jahr White Island vor Neuseeland, Indonesien wie immer und mehr. Es muss nur eins passieren: Dass alles zusammen kommt und mehrere Ausbrüche stattfinden, darunter große. Hiervor muss man Angst haben. Eine nachfolgende massive Kältewelle mit Missernten durch die Ansammlung von Schwefeldioxid würden wir ohne Atomkraft und ohne normale Antriebe auf keinen Fall überstehen. Und die Kleine Eiszeit folgte auf eine Warmzeit von etwa 300 Jahren mit höherer Baumgrenze und einem grünen Grönland und guter Landwirtschaft mit Bevölkerungswachstum. Jederzeit kann so etwas passieren. Man kann es vorher messen, aber nicht verhindern. Und deswegen ist der Bürger und sein Politiker, nicht nur in D, verrückt. Breit aufgestellt muss alles sein, und Geld muss es einbringen, das dann zur Verfügung steht für Notlagen jeglicher Art. Seit geraumer Zeit finden Verengung und Verdummung statt, auch angeleitet von Schülern mit hüpfenden Omas. Wir müssen dringend aus dieser geistigen Verengung raus, sonst sind wir durch Schlangen gefährdet, während die Reg. uns wie Kaninchen im Bau vor dem Fuchs schützt. Wir brauchen dringend eine Renaissance des Denkens.

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