Der Aufstand der „Anständigen“ gegen den Westen

Die verquere Türkei-Politik wird die deutsche Bundesregierung einholen. Der Krieg der Türkei gegen die Kurden in Syrien ebenso. Politiker der türkischen Regierungspartei AKP wollen für ihren Präsidenten Erdogan auch in Deutschland werben, bei den Deutsch-Türken. Es kann angenommen werden, dass die AKP-Islamisten ihren Krieg in Syrien im Wahlkampf für patriotische Wallungen ausnutzen werden. Die AKP-Anhänger scheinen kriegsbegeistert zu sein. Lassen deutsche Behörden auf deutschem Boden Kriegshetze zu?

Der Angriffskrieg der islamistischen Türkei destabilisierte den kriegsverschonten Norden Syriens, die Freie Armee Syriens, ging der Türkei zur Hand und gegen vermeintliche kurdische Terroristen vor. Als Terroristen gelten alle Kurden, die die türkische Armee nicht applaudierend empfingen. Die Europäer sollen den Opfern der türkischen Aggression jetzt helfen, mit vielen Millionen Euro. Man wird sehen, ob die deutschen Behörden Wahlkampfauftritte der türkischen Kriegstreiber genehmigen.

Die türkische Armee und ihre islamistischen Verbündeten setzten in Afrin bereits die Scharia durch, das islamische Recht. Betroffen sind die Kurden, die den Islam im Vergleich zu ihren arabischen Nachbarn eher locker nehmen. Schwer betroffen sind aber die Christen. Das Schicksal von 1.000 Christen in Afrin ist ungewiss. Die Geschichte holt sie wieder ein, 103 Jahre nach Beginn des Völkermords an den Christen im Osmanischen Reich.

Eine unnötige Eskalation der Gewalt?

Die Sorgen darüber halten sich in Grenzen. Wie groß war doch die Aufregung wegen einiger Raketen der drei West-Mächte auf syrische Industrieanlagen. Eine unnötige Eskalation der Gewalt, tönte es aus verschiedenen Hauptstädten der Welt. Der russische Präsident Putin warf den USA vor, sich wie ein übler Hooligan zu verhalten. Pazifisten, Linke und AfD üben sich ebenfalls in scharfer Kritik.

Diese Aufregung verwundert. Seit sieben Jahren führt das pro-russische Assad-Regime Krieg gegen die islamistischen Dshihadisten, bombt aber die eigene Bevölkerung nieder. Deshalb flüchteten auch hunderttausende Syrer aus der Heimat, auch nach Deutschland.

Als Hooligans führen sich Putin und seine Truppen in Syrien auf. Die russische Luftwaffe zerlegt die syrischen Städte, offensichtlich nach dem Muster Tschetschenien. Die aufständische Republik der russischen Föderation wurde in zwei Kriegen plattgewalzt, von den Städten blieben nur Trümmerfelder. Nach diesem erfolgreichen Modell geht Russland in Syrien vor.

Während Russland konsequent das Assad-Regime militärisch verteidigt, gibt sich der Westen hilflos. Die kurdischen Partner im Kampf gegen den Islamischen Staat ließen die westlichen Staaten im türkischen Angriffskrieges im Stich. Der damalige US-Präsident Obama unterstützte die kurdischen Milizen, entsandte gar Spezialeinheiten in die Kurden-Region in Nord-Syrien. Der Islamische Staat konnte zerschlagen werden, beinahe.

Obama hilflos, Trump konzeptionslos

US-Präsident Trump warf seinem Vorgänger vor, eine hilflose Syrien-Politik zu betreiben. War Obama hilflos, dann ist Trump konzeptionslos. Vor einigen Wochen twitterte er vom Rückzug der US-Truppen aus Syrien, jetzt ließ er einige Raketen auf Giftgas-Anlagen abfeuern. Warum ließ Trump nicht Stellungen der syrischen Armee bombardieren und nicht auch Stellungen der türkischen Angriffs-Armee?

Die Propagandisten Russlands im Westen, Linke wie Rechte, schwafeln von der Verletzung des Völkerrechts, so als ob die russischen Bomben auf die syrischen Städte caritative Hilfsaktionen seien. In Italien soldarisiert sich die Lega mit Russland und Syrien, in Großbritannien warnen die Sozialdemokraten vor einer weiteren Eskalation, in Deutschland finden die Russen-Versteher in der Linken und in der AfD zueinander. Eine AfD-Truppe stattete vor einigen Wochen dem Regime in Damaskus einen Besuch ab. Eine Aktion geistiger Umnachtung. Immerhin ist das Assad-Regime verantwortlich für die Flüchtlingsflut, das Regime ist eine Bedrohung für Israel, paktiert mit den iranischen Islamisten. Für sie heulen die Pharisäer im Westen. 

Foto: Matthias Laurenz Gräff/ Devils Child.

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Udo Brozowski / 25.04.2018

Wieder ein Bericht über Syrien, der die Schuld für die Zustände dort auf der falschen Seite sucht. Verantwortlich für die Flüchtlingsflut ist die USA, die vor einigen Jahren die Rebellen unterstützt hat, um Assad zu stürzen. Sie wollten eine andere Regierung erzwingen, die auf Seiten der USA stehen. Assad hat sich logischerweise dagegen gewehrt, welche Regierung hätte das nicht gemacht. Es geht den USA nicht um die Beseitigung eines angeblichen Diktators, sondern um politischen Einfluss in der Region. Der Einfluss von Russland und dem Iran im Nahen Osten ist den USA ein Dorn im Auge. Mir ist nicht klar, warum Sie dagegen sind, dass sich die AfD an Ort und Stelle ein Bild von den Zuständen machen wollte. Denn es geht ja darum, ob die Mehrheit der irakischen Flüchtlinge wieder in ihr Land zurück können. Amerika mischt sich ständig überall ein und braucht immer einen Feind, jetzt ist es Russland. Die Rüstungsindustrie in den USA und mit ihr verbundene Politiker und Organisatoren haben Trump so beeinflusst, dass er von seinen ursprünglichen Absichten bezüglich Russland und Syrien abgerückt ist.  Am Schluss noch der Hinweis, dass der Giftgasangriff nicht bewiesen worden ist. Warum hat man mit der Militäraktion nicht gewartet, bis der Bericht vorliegt?

Thomas Weidner / 25.04.2018

Ich frage mich ehrlich, was AchGut mit dem derartigen Verdrehen der Wahrheit bezweckt - wie hier wieder geschehen. Genau so, wie vom Westen am Maidan eine Regierung via Scharfschützen weggeputscht wurde, wie der Westen es in Ägypten, Tunesien, Libyen, Irak entweder mit Anzettelung eines Aufstandes oder Waffengewalt erreichte, so wollte man sich Assads entledigen. Und sage niemand, der Westen täte dies, um der jeweiligen Bevölkerung Frieden und Freiheit zu bringen. Mit solchen faktenverzerrenden Artikeln bringt sich AchGut doch um die Glaubwürdigkeit. Einer von meinen Beweisen: Irak, Libyen, Tunesien: Herrscht dort jetzt demokratische Rechtsstaatlichkeit? (Ägypten hat mit Ach und Krach die Muslim-Bruderschaft aus der Regierung gedrängt). Oder mehr oder weniger Chaos und Bürgerkrieg, bei dem es schlicht und einfach darum geht, ob der Islamismus die Kontrolle über das Land gewinnt. In meinen Augen sind die Bewohner dieser Länder die großen Verlierer. Und dieser Beweis ist angesichts der Zustände in diesen Ländern wasserdicht erbracht. Aber lernfähig ist des Westen nicht: Dass der Islamismus in Anbetracht der lokalen Mentalitäten nur mit harter Hand im Zaum gehalten werden kann - und nicht mit Schmusekurs will keiner wahrhaben… Man sieht es ja hier in D: Bewährungsstrafen, welche bei Teilen der autochthonen Deutschen durchaus Sinn machen, verstehen die muslimischen Zuwanderer lediglich als Aufforderung zum Weitermachen…

Dirk Jungnickel / 25.04.2018

Alles richtig ! Man kann das pro - russische Assad - Regime und das pro - Assadsche - Kreml - Regime nicht genug an den Pranger stellen. Diese Regime betreiben eine knallharte menschenverachtende Machtpolitik, was in der Geschichte keinen Neuigkeitswert hat. Was allerdings die Russlandversteher der Linken und teilweise der Rechten betrifft, so stehen einem ob ihrer Borniertheit die Haare zu Berge, und man fragt sich, welcher Teufel sie reitet, dass sie auf die Propaganda des Kreml - Autokraten herein fallen. Dass da - auch - materielle Interessen eine Rolle spielen, habe ich früher hier schon angedeutet. Und was nicht nur   e i n Augenmerk verdient: Ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute, dass sich sogar hier auf der Achse Putins Trolle tummeln. Man lese nur aufmerksam die Leserbriefe zu “Toxisches Russland 1 & 2 ” .

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