Ich kann ganz sicher nicht so versiert über all das schreiben und polemisieren wie die professionellen Foristen hier. Ich sag Ihnen jetzt einfach, was mein Hausfrauenverstand dazu für eine Meinung produziert hat. “Zu den Waffen” würden im Ernstfall in meiner Familie Sohn, Schwiegersohn und ältester Enkel gerufen werden. Und ich würde sie in allen möglichen Keller-, Boden- und Hauswirtschaftsräumen verstecken und bis zu meiner letzten Tüte Mehl verpflegen. Sollen sich doch die berufen fühlen, die hier seit Wochen nach “Solidarität” ( würg!) rumkrähen, grün oder Sozi oder was auch immer. Mögen sie selbst und ihre eigenen Söhne sich doch für die Ukraine holen lassen. Die haben in den letzten Jahren für sehr viele Menschen Politik gemacht. Auch in vielfacher Weise für sich selbst. Um mich und die Meinen mussten wir uns eher selbst kümmern. Also.
Wie hieß es immer so hochtrabend, wenn es den Männer des Landes klarzumachen galt, daß sie ihr Leben für Große Dinge in die Waagschale zu werfen hätten - beim GröFaZ beispielsweise : Für Führer ,Volk, und Vaterland. Tja du meine Güte, wofür sollten die Männer denn heutzutage den Waffengang auf sich nehmen? Für die heutigen (im Geiste fast identischen) Führer-*innen? Für welches Volk, für die hiesige Bevölkerung, von der gut 25% dem Ruf ihrer Heimat Folge leisten würden, täte es ihrem Lande Not? Fürs Vaterland - was ist das denn, dieses grenzenlose Siedlungsgebiet inmitten Europas, diese Bunte Republik? Dafür die Knarre in die Hand zu nehmen macht tot, im günstigen Falle invalid und krank und ist deshalb dumm. Für diesen Staat macht man am besten keinen Finger krumm - weder am Gewehr noch bei Sonstigem, es sei denn, es wird gut entlohnt, ist absolut pulverdampffrei und dient dem eigenen privaten Wohl und/oder dem der Angehörigen.
Hohe Opferzahlen kann sich auch Russland nicht leisten. Jetzt werden die 18- bis 30-Jährigen in den Tod geschickt, von denen es in Russland sowieso viel zu wenige gibt (siehe Bevölkerungspyramide). Bei 146 Millionen Einwohnern gibt es ca 7 Millionen junge Männer, von denen nach einem Monat Krieg ca 10000 bereits tot sind. Das ist momentan prozentual noch wenig, wird sich aber wohl noch steigern, so dass die Verluste durchaus in Prozent messbar werden. Das wirft die Frage auf: Was hat ein Diktator für Zukunftspläne für sein Land, wenn er es der Generation beraubt, die seine Zukunft sichern müsste? Ich finde das beängstigend. Man kann nicht ausschließen, dass er einen starken Abgang unter Mitnahme möglichst vieler Europäer einkalkuliert.
Wehrpflicht außerhalb von Kriegszeiten hätte nur dann eine Berechtigung, wenn die Streitkräfte insgesamt den Charakter einer Bürgerwehr hätten und primär defensiv ausgerichtet wären (nicht nur verbal). So ist es - zumindest theoretisch - in der Schweiz. Die Kriege des Westens der letzten 20 Jahre hatten einen ganz anderen Charakter, Schlußfolgerungen, die dies ignorieren, müssen falsch werden. Diese Kriege hatten offensichtlich kein klares traditionelles Kriegsziel. Oft wurde als Mißerfolg interpretiert, daß die Einsätze sich über viele Jahre hinzogen, ohne sichtbaren Nutzen zu bringen. Weil aber keine entsprechenden Schlußfolgerungen seitens der Entscheidungsträger gezogen wurden, ging es also schlicht um andere Ziele. So die dauerhafte Destabilisierung einer Region in Kontext geopolitischer Strategien. So die dauerhafte Gelegenheit, die eigenen Truppen in “Ernstfall”-Situationen auszubilden. Das ist besonders wichtig, weil eben den meisten Menschen das Töten nicht naturgegeben ist, was man aber in “Trockenübungen” kaum herausfinden kann. Auch die Dauer des 2. russischen Tschetschenienkrieges habe ich mir immer so erklärt. (Die wenigsten wissen, wie ganz Tschetschenien im Frühsommer 1944 innerhalb von etwa 3 Monaten völlig geleert wurde. So schnell konnte das gehen! Parallel zu den schweren Kämpfen an der eigentlichen Front!)—Wenn man - wie ich - nur die Landesverteidigung als legitime militärische Aufgabe sieht, muß dieser Beitrag völlig verfehlt erscheinen. Für Machtspiele braucht man kein Militär, und wenn doch, bedarf moderne Kriegstechnik wenig Personal. Zur sinnvollen Verwaltung eroberter Gebiete ist Militär auch nur zur Absicherung geeignet. Aber man erobert viel leichter ökonomisch.
Der kapitalistische Westen der Vergangenheit wusste genau, dass die einzige Möglichkeit den kalten Krieg zu gewinnen ohne den Planeten zu zerstören die Maximalaufrüstung bis an den Punkt war, an dem das sozialistische Wirtschaftssystem einfach nicht mehr mithalten kann und durch die Rüstungsausgaben in sich implodieren muss. Nun ist heutzutage der Westen nicht mehr annähernd so kapitalistisch wie vor 40 Jahren und der Osten nicht annähernd so sozialistisch wie vor 40 Jahren. Angesichts der Weichheit der jüngeren Generation wird Putin wissen, dass ein Wettrüsten dieses mal nicht zum Erfolg führen kann, weil die jungen Westler keine Lust auf persönlichen Einsatz haben, was zur Folge hat, dass die größte Bedrohung des russischen Feldzuges tatsächlich das eigene Kriegsmüde Volk ist. Es läuft also darauf hinaus, welches Volk als Erstes keine Lust mehr auf seine Regierung hat. Die Russen hatten und haben auch weiterhin einen geringeren Lebensstandard. Da ändert sich nicht viel. Die Deutschen scheinen schon bei einer geringen zweistelligen Inflation in Panik zu geraten und grundlegende politische Ziele zu revidieren. Wie soll das erst werden, wenns in Richtung russischem Lebensstandard geht? Es dürfte in jedem Fall interessant werden, ob die deutsche Polizei die innere Stabilität so gut wie die Russische Polizei aufrecht erhalten kann.
@Andreas Hofer…wenn ich mir nur mal die BILD-Aufmacher online ansehe, frage ich mich, wer die „Leser“ sind und ob das Ganze vielleicht nur Extrem-Satire ist. Das kann doch kein halbwegs normaler Mensch verfassen oder konsumieren. Der Spiegel ist oft auch nicht mehr weit davon entfernt. Ein total verblödetes Volk?
Ich danke für diese Analyse und “politische“ und soziale Zustandsbeschreibung der USA. Hervorragend! - Ich sehe sie jedoch noch etwas katastrophaler. Zumindest seit Ende des 2. WK hat die USA egal wo sie sich militärisch oder geopolitisch eingemischt hat nur Zerstörung, Chaos, Zerfall alter Strukturen und Instabilität hinterlassen. Und nur am Rande. Für Deutschland und Japan ist der 2. WK rechtlich und de facto nicht beendet. Wir leben in einem jahrzehnte langem Waffenstillstand mit Duldung verschiedener Verhaltensweisen. Auch sind wir immer noch besetzt. Oder dachte vielleicht Jemand, er könnte z.B die Amerikaner aus Rammstein oder Spangdahlem und anderen Orten herauswerfen? Der lebt wahrlich in einer anderen Welt. Das die “Besatzer“ hier auch ganz besondere Rechte besitzen, lässt sich gut an irgendwelchen besonderen Ereignissen beobachten. Wir sind auf Duldung und “Good Will“ der Besatzer angewiesen, als da wären, USA, Russland als Rechtsnachfolger der UDSSR, Frankreich und GB. Ich erinnere an den Widerstand Frankreichs bei der Wiedervereinigung. Zu einem Großteil haben wir u.A. Gorbatschow die Wiedervereinigung zu verdanken. - Außer den USA wäre das “Großkotztum“ auch den Deutschen im Besonderen abzuraten. Aber so weit gehen Bildung, Charakter, Eigeneinschätzung und Professionalität hüben wie drüben nicht. - So sieht es nun in der Welt so aus, wie es seit Jahren und Besonderen jetzt sich darstellt. - Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er zerbricht.
@Magnus de Frys Da bin ich ganz bei ihnen. Die Nachrichten in den meisten deutschsprachigen Sendern inzwischen reine Kriegspropaganda. Die Journaille bettelt praktisch schon darum, dass Deutschland wieder nach Osten marschiert, nur haben diese Kriegstreiber noch nicht begriffen, dass da keiner mehr da ist, der noch marschieren könnte und auch nicht mehr viel, mit was man noch effektiv kämpfen könnte.
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