DDR-Aufarbeitung: Klitterkurs mit Anetta

Über die Hintergründe der Fachtagung „Der rechte Rand der DDR-Aufarbeitung“ der Amadeu Antonio Stiftung berichtete auf Achgut.com im Vorfeld ja bereits Vera Lengsfeld. Den Charakter dieser Veranstaltung fasste Lengsfeld dabei einprägsam in ihrem Artikel „Warum öffentlich, wenns auch konspirativ geht?“ zusammen:

Seit die SED-Herrschaft von den rebellischen Bürgern im Ergebnis der Friedlichen Revolution abgeschafft wurde, tobt der Kampf um ihr Bild in der Geschichte. Die alten SED-Kader und die Mitarbeiter der Staatssicherheit hatten und haben das größte Interesse daran, den Diktaturcharakter des zweiten deutschen Staates zu vertuschen. Dabei erzielte die SED, die sich nach viermaligem Namenswechsel heute Linke nennt, beträchtliche Erfolge.“

Zu dieser Einschätzung passt ein Bericht auf Belltower.News, dem Haus- und Hof-Propagandaorgan der Amadeu Antonio Stiftung, das versucht, die Opfer des SED-Unrechtsregimes im Besonderen und die Opfer des Kommunismus im Allgemeinen zu relativieren. Und dabei auch nicht davor halt macht, die Bürgerrechtler und Oppositionellen der DDR mit braunem Dreck zu bewerfen. Der Trick dabei ist ein Musterbeispiel linker Dialektik. 

Hanebüchene und absurde Sätze

Statt sich mit den Untaten der sozialistischen Volksgemeinschaftler auseinanderzusetzen, verweist man auf die Verbrechen der Nationalsozialisten. Das will ich zuvörderst an einer Aussage des Historikers Klaus Bästlein – neben Anetta Kahane einer der Initatoren der Fachtagung – veranschaulichen, welche so abenteuerlich und absurd ist, dass man meinen sollte, die Amadeu Antonio Stiftung hat nicht mehr alle Seiten in ihrem Kommunistischen Manifest:

Das DDR-Unrecht wird übersteigert, um im Kräftemessen mit der Deportation und dem Massenmord an Jüdinnen und Juden standhalten zu können.“

Dieser neuzeitige und typisch deutsche Missbrauch des Holocaust bei jeder unpassenden Gelegenheit – hier geht es schließlich um die DDR und nicht um die Shoa! – habe ich in meinem Artikel „Erinnerungskultur als deutscher Fetisch“ bereits als „Selbstvergewisserung“ der „guten Deutschen“ beschrieben:

Der Jude als Fetisch einer Phantasiebefriedigung der Nachfahren der Tätergeneration. Ihr Ritus soll die bösen Geister der Ahnen vertreiben und sie in Einklang mit sich und dem Hier und Jetzt bringen […] Und der Holocaust ist, in seiner massenmörderischen Ausführung wie in seiner erinnerungskulturellen Selbstabsolution, sein typisch deutsches Ritual.“

Des Weiteren ist obige Aussage ein Beispiel des in der Sowjetunion und allen realsozialistischen Diktaturen exerzierten Whataboutism. Das Wiktionary definiert Whataboutism als „Argumentationstechnik, bei der man auf einen kritischen Vorwurf über ein Versagen mit einem Verweis auf ein Fehlverhalten oder einen Missstand auf der anderen Seite, zum Beispiel der des Gesprächspartners, verweist“.

Hier eine weitere Auswahl hanebüchener und absurder Sätze aus dem Bericht, bei der sich eigentlich jeder seriöse Historiker, der sich an dieser „Fachtagung“ beteiligt hat, selbstkritisch hinterfragen sollte, warum er an einem Treffen von DDR-Reichsbürgern teilgenommen hat, die ihre ganz eigene verschwörungstheoretische und geschichtsglättende Sicht auf die DDR verbreiten:

Die Opferpyramide der Stiftung

(1) „Zentrum der Debatte ist die Frage, wie die deutsche Geschichte so aufgearbeitet werden kann, dass den Opfern [von Faschismus und Kommunismus, Anm. des Autors] Gerechtigkeit getan wird, ohne Verhältnismäßigkeiten zu marginalisieren“

(2) „Aus der Schwere der Erfahrungen der Opfer des DDR-Regimes entstand das in den 1990er Jahren prägende ‚Totalitarismus-Paradigma‘: Eine vermeintliche Gleichsetzung der Verbrechen des Nationalsozialismus und der Verbrechen der SED-Diktatur, wenn etwa beide als ‚Unrechtsstaaten‘ bezeichnet werden oder als ‚die beiden Diktaturen‘“

(3) „Helmut Müller-Ensberg berichtet etwa über Stasi-Forschung, die belegt, dass gerade einmal 5 % der Stasi-Mitarbeiter*innen mit Repressionen gegen Gegner*innen des Staates beschäftigt waren – der überwiegende Teil versuchte, die nicht funktionierende Ökonomie zu organisieren.“

(4) „Die Stasi war eine Militärpolizei, aber keine Gestapo. Es gab physische Gewalt, aber nicht als System, sondern als Eskalation. Das Ministerium für Staatssicherheit war gefährlich, aber es war nicht die Gestapo.“

Erstens. „Verhältnismäßigkeiten“ bei Opfern? So eine Art Opferpyramide? Oder eine Art Orwellsche Dialektik massenmörderischer Gleichungen der Verhältnismäßigkeit: Dreimal kommunistischer Massenmord ergibt genau einen nazistischen Massenmord? Zweimal Stasi-Folter ist gleich eine Gestapo-Folter? Und zwanzigmal Gulag ergibt einmal Auschwitz?

Zweitens. Die DDR war kein „Unrechtsstaat“ und auch keine „Diktatur“? Da liegt man ganz auf der Linie der Propagandisten des antifaschistischen Schutzwalls. Das hat Erich Mielke ja bekanntlich auch noch schöner formuliert: „Ich liebe – Ich liebe doch alle – alle Menschen – Na ich liebe doch – Ich setze mich doch dafür ein.“ Das glaubt ihm die Amadeu Antonio Stiftung vermutlich heute noch.

Drittens. Fünf Prozent der Stasi-Mitarbeiter haben ausgereicht, ein ganzes Staatsvolk auszuschnüffeln, in permanenter Unsicherheit zu wiegen und ihm die Freiheit zu entreißen? Da mag man sich gar nicht vorstellen, was hundert Prozent hätten bewirken können? Andererseits: Welch ein Glück, dass sich die verbliebenen 95 Prozent der Menschenschlächter nur darum bemüht haben, das wirtschaftlich bankrotte Unrechtsregime noch so lang wie möglich am Leben zu erhalten.

Viertens. Die Stasi war nur eine „Militärpolizei“? Physische Gewalt war Eskalation? Die kommunistische Geheimpolizei also als nette und humane Variante der Gestapo? Quasi physische und psychische Folter mit menschlichem Antlitz? Das beruhigt alle Opfer des Kommunismus, die in Stasi-Gefängnissen beziehungsweise im sowjetischen Gulag sitzen und sterben durften.

Jeder Massenmord ist singulär

Der Vergleich des SED-Regimes mit der NSDAP-Diktatur ist auch nur ungenügend. Man müsste, wenn man es denn korrekt machen wollte, dies ohnehin in einen größeren Kontext einbetten: einen Vergleich der Opfer von Faschismus und Kommunismus. Die DDR war nur ein kleines Zahnrad in der kommunistischen Todesmaschinerie, die sich in Stalinschen Säuberungen, dem Gulag, dem Großen Sprung nach vorn, der Kulturrevolution oder den Killing Fields zeigte. Braucht man diesen Vergleich der Opfer aber überhaupt?

Zum Vergleich der Opfer von „Diktaturen“ und „Unrechtsregimen“ und der Singularität des Holocausts hat Henryk M. Broder in seinem Artikel „Auschwitz ist heute ein Disneyland des Todes“ in der WELT eigentlich alles gesagt:

Der Holocaust ist auf seine Weise so singulär wie jeder andere Völkermord auch: der an den Hereros in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, an den Armeniern im Osmanischen Reich, an den Tutsis in Ruanda. Die ‚industrielle Vernichtung‘, die immer wieder als Charakteristikum der ‚Singularität‘ angeführt wird, taugt nicht als Alleinstellungsmerkmal. Jeder mordet, so gut er kann. Ob die Opfer in eine Gaskammer getrieben werden, wo sie ersticken, oder in die Wüste, wo sie verdursten, macht am Ende keinen Unterschied – weder einen juristischen noch einen moralischen. Wer die eine Methode ‚grausamer‘, beziehungsweise ‚humaner‘ als die andere findet, der hat noch nie vor der Wahl gestanden, sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden zu müssen.“

Betrachtet man die Verbrechen der Kommunisten, erweisen sich die Stalinschen Säuberungen, der Gulag, der Große Sprung nach vorn, die Kulturrevolution oder die Killing Fields eben auch als solche historische Singularitäten. Warum sollte man diese massenmörderischen Verbrechen eigentlich miteinander vergleichen? Wer hat davon überhaupt etwas? Sie stehen jeweils gesondert für Abgründe der menschlichen Zivilisation. Und was genau haben die Opfer und ihre Nachfahren von einer derartigen Opferpyramide? Bringt es ihnen ihre Eltern, Großeltern und Verwandten zurück? Macht es ihr Leid ertragbar, wenn sie wissen, dass andere Opfer noch schlimmere Massenmörder hatten und so die „Verhältnismäßigkeit“ des Horrors bewahrt bleibt?

Stasi-Knast und Gulag als „Lebensglück“

Und dann lässt es sich die Amadeu Antonio Stiftung auch nicht nehmen, den DDR-Bürgerrechtlern und Dissidenten noch ordentlich einen aus der Faschismus-Pulle einzuschenken:

In der DDR habe die Bürgerrechtler-Szene sich als gemeinschaftsstiftende Empörungsgemeinschaft entwickelt, in der der Staat als Feind fest etabliert war, so eine These von Habbo Knoch. Es treibe einige dieser Bürgerrechtler*innen ins politisch rechte bis rechtspopulistische Lager, dass sie ihre Lebensleistung als politische Häftlinge in der Nachwende-Gesellschaft als nicht genug gewürdigt empfänden. Einige empfänden zudem die Streitbarkeit und Fundamentalopposition gegen das System als Lebensglück – egal gegen welches System.“

Alleine die Aussage „Streitbarkeit und Fundamentalopposition gegen das System als Lebensglück“ ist eine derartige Verhöhnung der Opfer des Sozialismus, die Geschichts-Professaor Habbo Knoch hier tätigt, dass man ihm vielleicht einmal den Besuch eines Stasi-Knasts oder eines Gulags empfehlen wollte. Welch „Lebensglück“ es ist, psychisch wie physisch gefoltert zu werden oder sich zu Tode zu arbeiten, fasst Belltower.News dann recht eindrücklich in einer Arbeitsanweisung an die Geschichtswissenschaft zusammen, der sich Professor Habbo Knoch offenkundig auch verpflichtet sieht:

Opfer und Zeitzeugen bringen immer Emotionen und eine persönlich gefärbte Sicht mit in ihre Erzählung ein. Normalerweise ist es Aufgabe der Geschichtswissenschaft, hierzu ein Korrektiv zu bilden, also zu prüfen, welche Fakten nachvollziehbar sind oder wo persönlicher Schmerz Objektivität überlagert.“

Man möchte nach dieser ganzen Verbalrabulistik, dieser Verhöhnung der Opfer und diesem Füllhorn an Whataboutism die Amadeu Antonio Stiftung, die Teilnehmer der Fachtagung im Allgemeinen und Herrn Professor Knoch sowie Herrn Bästlein im Besonderen hier noch einmal deutlich fragen: Warum verweisen Sie in ihrer Analyse auf den Nationalsozialismus? Warum versuchen Sie die Verbrechen der Realsozialisten damit zu rechtfertigen, dass die Hitler-Faschisten doch viel Schlimmeres taten? Was soll am Treiben der Stasi gut sein, nur weil die Gestapo es so menschenverachtend trieb? Wenn der Holocaust eine faschistische Singularität war, so sind Gulag, Kulturrevolution und Killing Fields jeweils doch auch gesondert kommunistische Singularitäten? Und schließlich: Der fetischistische Penisvergleich der Menschenschlächter hilft genau wem?

Allzeithoch kommunistischer Todesopfer

Offenkundig mangelt es bei den oben referenzierten Damen und Herren, die sich im Umfeld der deutschen Geschichts- und Politikwissenschaften bewegen, an einer erheblich wissenschaftlich fundierten Einsicht in ihr eigenes Arbeitsfeld. Daher möchte ich hier aus einem wissenschaftlichen Artikel von Juan José Linz zitieren, der als Sterling Professor für Politikwissenschaft an der Yale University und Ehrenmitglied des Wissenschaftlichen Rates am Juan March Institute wirkte. 

In seinem Artikel „Types of Political Regimes and Respect for Human Rights: Historical and Crossnational Perspectives“ von 1992 sagt er eigentlich alles über die Opfer der faschistischen wie kommunistischen Unrechtsregime. Ich gebe dies mit der Übersetzung aus dem Sammelband „Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung“ wieder:

Robert Conquest hat die verstreuten Belege zur Zahl der Festnahmen, Hinrichtungen sowie der Gefangenen und Todesopfer in Lagern des UdSSR während der Stalinzeit ebenso zusammengetragen wie die Schätzungen, die sich aus Volkszählungsdaten ergeben. Für Ende der dreißiger Jahre werden rund eine Million Hinrichtungen geschätzt. Berechnungen über die Zahl von Lagerinsassen um 1940 bewegen sich zwischen 6,5 und 12 Millionen, je nach Jahr und Schätzungsmethode. Nimmt man bei vorsichtiger Schätzung einen Durchschnitt für die Periode von 1936 bis 1950, bei einer Lagerbevölkerung von acht Millionen und einer Sterberate von zehn Prozent jährlich, dann ergibt sich eine Gesamtzahl von 12 Millionen Todesopfern. Zählt man die Million Hinrichtungen in dieser Zeit, die Opfer der Prä-Yezhov-Ära unter Stalins Herrschaft (1930-1936), die verstorbenen Lagerverurteilten und die 3,5 Millionen Opfer der Kollektivierung hinzu, errechnet Conquest die Zahl von 20 Millionen Todesopfern in 23 Jahren Stalinherrschaft. Die Zahlen für China waren in der Konsolidierungsphase niedriger, aber Mao gab im Februar 1967 zu, daß rund 800 000 ‚Feinde des Volkes‘ getötet worden waren, während andere Schätzungen eine Zahl zwischen einer und drei Millionen Menschen nennen, – das wäre nach Dallin und Breslauer ein drittel bis ein halbes Prozent der Bevölkerung. Reitlinger schätzt, daß die Zahl der Opfer der nationalsozialistischen ‚Endlösung des Judenproblems‘ sich zwischen 4,2 und 4,5 Millionen Menschen bewegt, wobei die Gesamtzahl der jüdischen Todesopfer auf sechs Millionen geschätzt wird […] Das letzte Beispiel eines totalitären Systems, das für den Tod einer unglaublichen Zahl seiner Bürger verantwortlich war – die Schätzungen reichen von 740 700 bis zu drei Millionen (bei einer Bevölkerung von 7,3 Millionen) – ist die Herrschaft der Roten Khmer im Kambodscha von 1975 bis 1979.“

Stalin hat es also in 23 Jahren geschafft, den Body Count des Kommunismus auf 20 Millionen Todesopfer hochzutreiben, die Nazis haben in zwölf Jahren Terrorherrschaft sechs Millionen Juden getötet. Bezüglich China sind in der obigen Rechnung die 15 bis 45 Millionen Hungertote des „Großen Sprungs nach vorne“ noch gar nicht einkalkuliert worden. Die Steinzeitkommunisten der Roten Khmer haben es in nicht einmal fünf Jahren geschafft, nahezu 40 Prozent der eigenen Bevölkerung zu ermorden. Letzteres ist, rein prozentual gesehen, das moderne Allzeithoch des Massenmords.

„Nie wieder“ heißt „Nie wieder“

Linz beschreibt diesen spezifisch massenmörderischen Charakter von Kommunismus beziehungsweise Nationalsozialismus als „Einsatz von Terror gegen ganze Gruppen von Menschen ohne irgendeinen Beweis ihrer Schuld oder auch nur ihrer Absicht, das politische System zu bedrohen“. Darunter fallen „der Entzug der Menschenrechte, Massenverhaftungen und die Beseitigung der Menschen durch die Handlanger des Staates oder der Partei als Ergebnis absichtlich formulierter Regierungspolitik“. Doch die Auswahl der Opfer veranschaulicht die individuelle Singularität von Kommunismus beziehungsweise Nationalsozialismus:

Im Falles der Nationalsozialisten waren die Opfer Juden, Zigeuner, Mitglieder religiöser Sekten, die ‚biologisch Ungeeigneten‘, bestimmte Kriegsgefangene oder Teile der Bevölkerung in besetzten Gebieten. Die Kommunisten verfolgten Menschen, die zu bestimmten sozialen Schichten gehörten und die man als konterrevolutionär bezeichnen konnte, wie die Grundherren, den Klerus und die Kulaken (Großbauern) sowie Mitglieder ethnischer Gruppen auf der Grundlage einer kollektiven Schuld. Diese Liste der Opfer ist einzigartig für die moderne Zeit. In diesen Fällen mußten die Opfer nicht persönlich einer Tat gegen den Staat oder die Sozialordnung schuldig sein. Ihre Peiniger mußten keinen Versuch unternehmen, einen Fall gegen sie zu konstruieren, der auf irgendwelchen erfundenen oder realen Beschuldigungen aufbaute […] Ihr Schicksal war die Folge ideologischer Vorurteile“

Der millionenfache Massenmord von Kommunisten und Faschisten an Ideologie-spezifischen Volksfeinden zeigt, dass jedes Unrechtsregime für sich eine Singularität darstellt. Untereinander nicht vergleichbar, sondern einsam und alleine als Menetekel für die Abgründe menschlicher Zivilisation stehend. Statt sie miteinander zu vergleichen, sollte man gesondert die Lehren aus diesen massenmörderischen Unkulturen ziehen. Damit ein „Nie wieder“ tatsächlich auch ein „Nie wieder“ bedeutet. Ein „Nie wieder Auschwitz“, ein „Nie wieder Gulag“ und ein „Nie wieder Kulturrevolution“. Also: Ein „Nie wieder“ dem Totalitarismus sowie ein „Nie wieder“ dem Kollektivismus. Antifaschismus und Antikommunismus gehen demnach Hand in Hand.

Wer also die Opfer des DDR-Unrechts relativiert, relativiert zugleich die Opfer von Stalin, Mao und Pol Pot, also alle Opfer des Kommunismus. Und entsagt so jedem „Nie wieder“. Ein Verweis auf die Opfer des Nationalsozialismus und ein Vergleich mit dem industriellen Massenmord an den Juden dient nur einem Zweck: den eigenen kommunistischen Fetisch gegen jede Kritik zu immunisieren. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dass nämlich der Kommunismus eine massenmörderische Singularität ist, der man nicht huldigen, sondern der man mit allen rechtsstaatlichen wie zivilgesellschaftlichen Mitteln begegnen sollte.

Lesen Sie zu diesem Thema auch:

Die Akte Anettta Kahane 1

Die Akte Anetta Kahane 2

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Leserpost

netiquette:

Dr. Gerhard Giesemann / 02.03.2019

Eigentlich muss man diesen Leuten dankbar sein für den Blödsinn, den sie verzapfen - nur so sieht man etwas tiefer hinein. Am Schlimmsten sind diejenigen, die sich in ihre Paläste einigeln und schweigen - solange sie die Macht dazu haben (“Das Schloss”). Zu den ominösen Vergleichen mit dem Mord an Millionen jüdischen Menschen vielleicht nur: Sollten wir die Klimakatastrophe nicht “Klimashoa” nennen - dann wird es griffiger?

Martin Landner / 02.03.2019

In Wirklichkeit dient die Diskussion doch nur dazu, von IS & Hamas - also tatsächlichen Rassisten & Antisemiten, die im Hier & Jetzt existieren & unter anderem auch Europäer auslöschen wollen - abzulenken. Sobald man über den IS redet, müssten Typen wie Kahane, die sich ja gerne als “Antirassisten” darstellen, nämlich erklären, wieso sie keine Demos gegen den IS & die Hamas abhalten. & dann müssten sie erklären, wieso sie diese Typen überhaupt ins Land gelassen haben. & dann kommt ganz schnell raus, dass sie niemals ein Problem mit Intoleranz & Gewalt hatten, sondern immer nur mit dem Westen.

Robert Jankowski / 02.03.2019

Klasse Herr Dr. Kubina! Man kann ein Unrecht nicht einfach gegen ein anderes stellen und dann sagen “Das war aber weniger schlimm”. Das geht schon in Richtung Mielke “Ich liebe doch alle Menschen!”. Was momentan abläuft ist der Aufbau von staatlich geförderten Stiftungen, welche die öffentliche Meinung beeinflussen. Sie sind zwar “unabhängig”, wissen aber, wes Brot sie essen und wes Lied sie singen müssen. Dazu dann noch die “unabhängige” Presse und die “unabhängigen” öffentlich rechtlichen Medien und ZACK! manche ex DDRler wundern sich, dass der schon tot gelaubte Kadaver plötzlich wieder mit Leben gefüllt ist.

Sabine Schönfelder / 02.03.2019

Kahane und Co, eine irre Truppe abgehalfterter SED-Eingefleischter, die es als ihre Lebensaufgabe erachten, sich im Nachhinein noch eine gelungene Rechtfertigungsthese zu konstruieren für sich, für die ehemalige DDR und ihr zukünftiges, unseliges Machtstreben innerhalb der heutigen BRD. Diese Mischpoke kann nicht anders, schlimm sind diejenigen aus den neuen Bundesländern oder solche Ossis, die sich bereits an den Hebeln der Macht befinden, die das durchgehen lassen und sie noch mit jeder Menge Geld unterstützen! Sollen sie wenigstens ihre eigenen, aus DDR-Zeiten vorhandenen, gebunkerten Milliarden verwenden, dieses eindimensionale Ideologenpack! Interessant, daß ständig neue intellektuelle sprachliche Entwürfe z.B. ‘Whataboutism’ für uralte rhetorische Muster entworfen werden. Wir sagten immer ... und du…. und du erst…....

Rupert Drachtmann / 02.03.2019

Grüß Gott Herr Ermler ! Differenziert und nüchtern mit Weitsicht und erforderlicher Distanz analysiert. Hervorragend. Dennoch. Das ist der Blick zurück zu den vergangenen Singularitäten. Der Ruf nach „nie wieder“ ist wie das Rufen im Walde. Geschichte ist nicht zu verwechseln mit „Geschichten“. Dennoch wirkt Geschichte leider genau so. Die Menschen sind die gleichen wie früher. Sie werden ihre eigene Geschichte schreiben. Aktuell sind wir auf der „Suche“ nach unserer ganz eigenen „Singularität“. An Grausamkeit und Effizienz werden wir nicht hinter unserer Geschichte zurückstehen. Die Psychologie der Mechanismen kann kopiert werden. Die haben sich bewährt. Die Durchführung wird heutzutage um ein Vielfaches effizienter sein. Der Weg wird bereitet. Und nahezu alle schlafen.

Ernst-Fr. Siebert / 02.03.2019

Zitat: “...der an den Hereros in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, ...getrieben werden, ... in die Wüste, wo sie verdursten” Diese Darstellung ist falsch und sogar widersinnig. Das habe ich damals auch an Broder geschrieben, verbunden mit dem Angebot sich mit mir gemeinsam an Ort und Stelle davon zu überzeugen, daß die ursprünglich auch von der Stasi in die Welt gesetzte und heute noch von allen geglaubte Darstellung schon allein wegen der Geographie am Waterberg nicht stimmen kann. Die Herero sind durch die Omaheke (Halbwüste) in Richtung Kalahari im Betschuanenland, heute Botswana, geflohen obwohl sie eigentlich die Schlacht gewonnen hatten, was sie aber nicht realisiert hatten. Auf dieser Flucht haben sie die Brunnen und Wasserstellen mit Kadavern vergiftet, damit ihnen die Deutschen nicht folgen konnten. Es ist ihnen dann ein Trupp von 15 ! Leuten gefolgt, um herauszufinden, wo sie geblieben sind. Wer soll denn glauben, daß Einheimische dorthin fliehen, wo kein Wasser ist?! Im Betschuanenland, damals englische Kolonie, haben die Herero vergeblich auf die zugesagte Hilfe der Engländer gehofft und sind dann auf dem Rückweg in die Omaheke auf die von ihnen vergifteten Brunnen gestoßen und schließlich verdurstet. Daß die Engländer schon damals eine andere Geschichte über die bösen Deutschen in die Welt gesetzt haben, macht diese nicht wahr. Leider hat Herr Broder mein Angebot nicht wahrgenommen, aber es steht noch. Vielleicht könnten Sie diesmal meine Darstellung veröffentlichen und es kommt zu einer lebhaften gegensätzlichen Diskussion. Es wäre dringend nötig. Interessant ist auch, wer damals welche Verbrechen begangen hat und wie der Kaiser reagiert hat.

dr. michael kubina / 02.03.2019

Fast alles richtig, was der Autor hier schreibt, aber leider etwas am Thema vorbei. Es ging, zumindest vom Titel der Veranstaltung her, um den “rechten Rand der DDR-Aufarbeitung”, eigentlich aber um den Aufbau eines neuen Forschungsfeldes zur Delegitimierung der AfD (s. z.B. den Vortrag von Stefan Hilsberg, nachzulesen auf dessen Homepage). Der Tagesspiegel hat am Donnerstag (selbstverständlich wohlwollend) über eine entsprechende Konzeption beim Zentrum für zeithistorische Forschung berichtet. Es geht hier zuallerst einmal um viel Geld für drittmittelabhängige Geisteswissenschaftler. Selbstverständlich gibt es in der DDR-Aufarbeitung auch viele wissenschaftlich zu beanstandende Mängel, auch z.B. in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, und es gibt Probleme am “rechten Rand”. Das wird jetzt von den Veranstaltern dieser Tagung alles in einen Topf geworfen. Hinzukommt, dass sich jene DDR-Oppositionelle, die sich nach 1989 bei Grünen, SPD und CDU angedockt haben, marginalsiert sehen und im “Kampf gegen Rechts” eine Chance sehen, wieder Bedeutung zu gewinnen.  Gleichzeitig befürchten sie wohl auch in den Gedenkstätten oder deren Gremien von einer diese “unterwandernden” AfD an den Rand gedrängt zu werden. “Die Reihen fest geschlossen” kann nicht die Antwort darauf sein. Das MfS war, jedenfalls die längste Zeit seines Bestehens, nicht die Gestapo, die DDR war nicht Gulag und Killing Fields, der Lokführer eines Deportationszuges war nicht ein Schütze am Massengrab und der Fahrer eines DDR-Gefangentransporters nicht Lokführer eines Deportationszuges nach Auschwitz. Nichtsdestoweniger war die DDR trotzdem ein Unrechtsstaat, die Stasi ein übler Repressionsapparat und die Opfer waren Opfer des Kommunismus. Die AfD hat mit dem allen nichts zu tun, aber gegen sie geht es, nicht gegen die paar letzten Mohikaner in den Gedenkstätten.

P.Gross / 02.03.2019

Guten Tag Herr Ermler. Danke für Ihren Report von dieser “konspirativen” Zusammenrottung der Gnadenlosen. Zu Frau Kahane nur eines:  der unermüdliche, jedoch zum völligen Scheitern verurteilte egoistische Versuch eines zutiefst verunsicherten Menschen sich von Schuld und Versagen zu emanzipieren. Gnadenlos in der Wahl der Mittel, sich in diesem aktuellen Politklima sakrosankt fühlend…bis hinein in unschuldige Familien abgeschnittene Zöpfe hinterlassend. Eine deutsche Karriere!

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