“Vielleicht ist der Frieden zu wichtig, um ihn immer nur den Politikern zu überlassen. Versuch es, Tucker. Schlechter kann’s ja nicht werden.” Genauso ist es! Der erste Versuch war ja gar nicht so schlecht. Putin brachte in dem Interview, das ja jeder über youtube oder bei weltwoche.de ansehen kann, klar den russischen Standpunkt zum Ausdruck, was man ja wohl auch so erwartete. Unsere Politiker sollten sich das Interview ansehen, statt in Hysterie zu verfallen und sogar vorzuschlagen, Tucker Carlson die Einreise in die EU zu verwehren. Wer solche Vorschläge macht und russische Medien - wie RT - im Internet sperrt, glaubt nicht an mündige Bürger, sondern will Untertanen heranzüchten. Jede Stunde, die der Krieg in der Ukraine dauert, ist eine Stunde zuviel. Zurück an den Verhandlungstisch und an die Ergebnisse von Istanbul 2022 anknüpfen! Viele Grüße von einem “Friedenshetzer” und “Lumpenpazifisten”. Diese Termini entstammen ja aus dem Munde von Mitgliedern der derzeit Herrschenden!
Natürlich war das von Putin eine schwache Nummer. Er ist eben, wie er ist. Ein Beispiel: Putin erzählt, wie erstaunt er war, dass in Transkarpatien tatsächlich Ungarn leben. Carlsen, als Amerikaner historisch völlig unbedarft, ist ebenfalls erstaunt. An diesem Beispiel jedoch zeigt sich, dass Historie und Ethnien für Staatsgrenzen doch eine Rolle spielen, oder spielen sollten. Will man Putin entgegenhalten, dass Einmarschieren nicht mehr so ganz zeitgemäß ist, muss man sich von der Starrheit der Nachkriegsordnung verabschieden und als Demokratien, mit aufgeklärten Bevölkerungen frei über Veränderungen von Zugehörigkeiten von Regionen zu Staaten austauschen. Keiner der Protagonisten in Russland oder in der EU und schon gar nicht in den USA tut das. Die Ukraine muss nicht zur EU gehören, aber Transkarpatien beispielsweise könnte schon. Meist reicht auch schon eine gewisse Autonomie von Regionen. Das ist praktikabel und wirkt zunächst beruhigend, das beweisen die zahlreichen autonomen Gebiete in der EU. Kennen wir derartige Bestrebungen seitens der Ukraine? Ich habe zumindest keine Erkenntnisse darüber.
Für mich war am spannendsten, was Putin zu unseren eigenen Staatslenkern einfiel: 1. Inkompetent (da kam das klopfen auf der Tischplatte) 2. Vertreten nicht die Interessen des eigenen Landes sondern 3. Sind bloß ein Satellit der USA. Aus den Gründen sind die auch keine ernstzunehmenden Gesprächspartner, stellte Putin etwas ratlos fest, obwohl sie nach den USA der größte Sponsor der Ukraine sind.
“Putin bemerkte leider die Ironie nicht, als Tucker Carlson fragte, ob er schon mit dem Präsidenten Ungarns darüber gesprochen habe, auf welchen Teil der Ukraine Ungarn Anspruch habe…” Allein der Hinweis auf diese Passage legt offen, dass Herr Letsch “selektiv bemerkt”, natürlich möglichst zu Lasten Putins. Nicht bemerkt hat er anscheinend die Ironie in Putins Antwort auf die Frage, wann er das letzte Mal mit Biden gesprochen hätte: “Das weiß ich nicht mehr”! Übrigens: selbst wenn man das Interview verfolgt, ohne der englischen und russischen Sprache mächtig zu sein, unterschied es sich durch das völlig Ungewohnte: der Moderator ließ den Interviewten aussprechen.
Wenigstens hat Carlson den Putin mal öffentlich reden lassen. Da sollten ALLE Wessis (Europa. Amerka…) darüber froh sein, dass Putin mal vorgeführt wurde. Aber darüber hat anscheinend keine dieser Figuren mal nachgedacht. Denken bei Politniks ist im Westen ziemliche Glückssache.
Die weit zurückreichenden Ausführungen in die Geschichte Russlands durch Putin sind der berühmte Strohhalm, an den sich der Autor klammert, um ja keine Zugeständnisse machen zu müssen. Erstens ist es schon mal gut, daß überhaupt jemand mit Putin redet. Und falls es dem Autor entgangen sein sollte, hat das Interview m. E. ganz überdeutlich offenbart, daß Putin zum einen sehr gut vorbereitet war und in Sachen NS2 und die hAmpelmänner:innen den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Schweden hat ja mittlerweile seine “Ermittlungen” zum NS2-Anschlag eingestellt. Etwas auch nur ansatzweise Erhellendes in dieser Angelegenheit wird es von Behördenseite auch nicht geben. Das Beste aber ist, daß Putin weder einen Spickzettel noch Teleprompter gebraucht hat. Damit hat er den Herrschaften im Wertloswesten deutlich vor Augen geführt, was man unter “fit for office” zu verstehen hat. Der Eine im WH wäre bei einem derat langen Interview wahrscheinlich nicht nur mental überfordert gewesen sondern auch längst eingeschlafen, der Andere im BK-Amt in Berlin hätte bereits nach 10 Min. mit Gedächtnislücken aufgewartet. Daß ein Putin mit diesen Kasper nicht reden will, wer will es ihm verdenken ? Und noch ein kleines bonmot Herr Letsch : T. Carlson durfte das Interview von Angesicht zu Angesicht führen, während Frankreichs Präsident am 20-m-Tisch Platz nehmen konnte. Mir hat das Interview gefallen, aber ich bin ja auch ein “Putin-Versteher”.
Habe mir das Interview auf deutsch angeguckt. Natürlich schäumen die hiesigen Journalisten, dass das kein richtiges Interview wäre. Trotzdem war es interessant, einmal ausführlich - und ohne dumme Zwischenfragen - Putins Sicht der Dinge zu erfahren. Manche Dinge davon erfährt man in hiesigen Medien ja nicht.
Ich bin mir nicht sicher, ob Roger Letsch alles richtig verstanden hat. Voreingenommenheit führt zuweilen dazu, dass man nur das versteht, was man verstehen will. Wladimir Putin hat Tucker Carlsson bei seiner Bitte um Freilassung von Gershkovich ganz klar bedeutet, dass jedes mediale Brimborium eher kontraproduktiv sei und man die Sache, wie in solchen Fällen international üblich, diskret von den miteinander in Kontakt stehenden (Geheim)diensten lösen lassen werde. Ich würde mich übrigens sehr über ein zweistündiges Interview von Carlsson mit einem unser führenden Politiker wie Baerbock, Scholz oder Habeck freuen. Abgesehen davon, dass die einen solchen Marathon schon physisch nicht durchstehen würden, wäre es sicher vergnüglich, einem intellektuellen Offenbarungseid beizuwohnen. Ich könnte mir vor allem bei Baerbock vorstellen, dass ein von ihr frei vorgetragener Exkurs über 1000 Jahre europäische Geschichte sehr erheiternd wäre. Jedenfalls waren sich Carsson und Putin sichtbar sehr einig in ihrer Verachtung für die gegenwärtig herrschende deutsche Politikerkaste.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.