Lust? Um Himmels willen! Ja, wo sind wir denn? Ach, waren das noch Zeiten, als in Fernsehkrimis (mit Eric Ode z.B.) in Krisensituationen erstmal der Kognak aus dem Schreibtischfach geholt und gequalmt wurde, bis man den Teer förmlich greifen konnte. “Lustphobiker” - welch ein wunderbares Wort! Lustphobiker und Moralapostel waren auch am Werk, als die 2-€-Münze mit dem Abbild von Helmut Schmidt im letzten (?) Jahr erschienen ist. Die haben doch tatsächlich die Zigarette, ohne die unser Altbundeskanzler Schmidt nicht vorstellbar war, wegretuschiert! Während meines Berufslebens habe ich etliche dieser Leute kennengelernt. Sie waren ausnahmslos verkniffen, unfroh, neigten oft zu Pedanterie und in JEDER Hinsicht meist zu Geiz.
Oh ich gebe zu, dass ich genieße. Mein Bier zu Mittag und zum Abendbrot ist wichtig. Ich sündige - und dazu noch als Frau, die schon bei einem Glas Bier pro Tag zum Alkoholiker werden würde, wie ich kürzlich hörte - ha, ha, ha ... Ich bin ein Barockmensch. Essen und Trinken ist erst in zweiter Linie Nahrungsaufnahme. In erster Linie ist es Genuß und Kultur. Schon, wenn die Ente so schön brutzelt und duftet oder der Gulasch so wunderbar paprikaisch riecht und schmeckt und die Knödel dazu munden, dann bin ich froh und zufrieden. Ich lassen den Weibern (sind vor allem Frauen) ihre rohe Möhre und ihr säuerliches Gesicht mit den zusammengekniffenen Lippen mitsamt des faltigen, alten, hässlichen Halses und der Größe XXS. Bitteschön, sollen sie sich das Leben vermießen. Ich leben mein Leben, voll innerer Harmonie und Lebenslust. Es ist endet früher oder später immer, auch wenn man dem Genuss abgeschworen hat.
Wenn ich die Heerscharen der Tugendhaften in den sozialen Plattformen zu lesen bekomme, muss ich immer an Timur Kuran und sein Buch “Leben in Lüge” denken. Aus Wikipedia Präferenzverfälschung Die Idee der Präferenzverfälschung ist Bestandteil der vom Sozialwissenschaftler Timur Kuran in dessen Buch Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen[1] formulierten Theorie über den sozialen Einfluss öffentlich erklärter Vorlieben. Sie ist die Grundlage seiner Theorie, wie unvorhergesehene Revolutionen zustande kommen können. Sie hat mit den Ideen des sozialen Beweises und der Wahlblindheit zu tun. Die Theorie besagt, dass Einzelne Vorlieben ausdrücken, die nicht mit ihren wirklichen Vorlieben übereinstimmen. ... Präferenzverfälschung hat die gesellschaftlich signifikante Konsequenz, dass gesellschaftliche Verhältnisse breite öffentliche Unterstützung finden, die bei einer geheimen Abstimmung mit einer entscheidenden Mehrheit abgelehnt würden. Im Privaten unpopuläre Verhältnisse können so auf unabsehbare Zeit Bestand haben, weil Einzelne gesellschaftlichen Konformitätsdruck durch individuell ausgedrückte Präferenzverfälschung reproduzieren.
Sitze hier, rauche sebstgedrehte und nippe an meinem Liebling, einem Laphroaig Triple Wood. Dabei gehen mir diese…... sowas am ....... vorbei. Santé !
Die Lebensgrundlage des Zeitgeistes ist: “Wer keine Probleme hat, macht sich welche”. Es scheint eine evolutionäre Konstante des Menschen zu sein, dass er niemals zufrieden ist, mit dem was er hat. Wenn der Adrenalin Spiegel sinkt, muss eine Katastrophe her. Gemäß unserer christlichen Fundierung kann die Erlösung nur durch Buße und Selbstkasteiung erreicht werden. Deswegen ist der Mensch Grund allen Übels, selbst wenn die Naturgesetze etwas anderes nahelegen. Soviel unbescheidene Selbstüberschätzung entspricht dem Bauchgefühl. Insgeheim verlangt man immer etwas mehr Opfer von den Mitmenschen als von sich selbst, das ist gesunder Egoismus.
Ich esse seit Jahren nur Schinken, der vegan aufgewachsen ist und über biologisch angebautem Buchenholz geräuchert wurde. Dazu passen am besten Getränke, die nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt wurden.
Sie koennen die Aufzählung auch um die sexuelle Lust erweitern, die zwar wie eine Motivmonstranz vor sich hergetragen und hinausgeplaerrt wird, bei genauerem Hinsehen oder Hinhoeren zum einen - ein nicht selten- zumindest bei Damen bestenfalls nachrangiges Motiv ist und es gibt Hinweise, dass es damit auch im Ergebnis nicht allzuweit her ist. Kein Wunder bei den inneren Verfasstheiten und aeusseren Bedingungen. Mitunter beschleicht einen auch der Verdacht, dass Quantitaeden oder Haeufigkeiten die Qualität ersetzt haben, denn natuerlich geht es um das, was man (sinnlichen) Genuss nennt, und der hat mit Konsum, Gier oder schierer Menge wenig zu tun, oder, um im obigen Thema zu bleiben, mehr mit Erotik als (allein) mit objektbestaetigender Kopulation. Alles Kopfsache, aber da mangelt es insgesamt doch ziemlich.
Es geht nichts über das Predigen von Wasser, um den guten Wein nicht teilen zu müssen!
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