Weder Herr Ermler noch Herr Lichtmesz wirken in dieser Angelegenheit souverän oder sachlich. Nachdem ich die Artikel beider Autoren gelesen habe, bin ich weit davon entfernt, mich einem der beiden anzuschließen.
Habe mich ja öfters gefragt, wie es zusammenpasst, dass führende Identitäre etwas gegen die Islamisierung hier haben, aber gegen den Staat, der eben einer (gewaltsamen sowie gewaltlosen) Islamisierung seit Jahrzehnten an vorderster Front trotzt, anschreiben. Jedenfalls war ich vor etwa 3 Jahren überrascht, wie der o.g. Hr. Lichtmesz mir auf twitter folgte. Da mir nicht so an vorgekauten Meinungen liegt, habe ich selbst herausgefunden, dass man bei vielem ähnlicher Meinung war. Bis eines Tages Israel Thema wurde. Es folgte eine lebhafte, öffentliche - und höfliche - Diskussion. Sie hinterließ den Eindruck, dass seine Meinung dazu vorgefasst, gefestigt und auch nicht zu ändern war; wo er übrigens wahrlich keine Ausnahme darstellt, habe solche Diskussionen zur Genüge verfolgt und geführt. Artet oft genug in Unhöflichkeit aus, milde gesagt. Später fiel mir dann irgendwann auf, dass er mich, vermutlich dieser Diskussion wegen, still entfolgt hat, no hard feelings also (übrigens einen Gruß, falls er mitliest, bin nicht mehr auf twitter). Schätze trotzdem, das wird nichts mehr mit Schnellroda / der IB und mir, dafür bin ich wohl deutlich zu inbrünstig zionistisch.
Ich habe beruflich in vielen muslimischen Ländern gearbeitet und war dort oft mehrere Wochen. Ich war immer froh, wenn ich zurück nach Deutschland reisen konnte. Warum? Ganz einfach: Wenn ich etwa auf einem Universitätscampus untergebracht war, konnte ich dort kein Feierabend-Bier trinken, es gab immer nur süße Brausen oder merkwürdig schmeckende Limonaden, mit denen man seinen Scotch nicht versauen wollte. Um ein Bier zu trinken, musste man dann immer mit dem Taxi in ein teures Hotel fahren. Dann das permanente Geblöke der Muezzins. Die wurden offensichtlich danach ausgesucht, wer die nervtötendste Stimme hatte. In Syrien war ich von der Familie eines Kooperationspartners eingeladen. Die Frauen (die man nicht sah), bereiteten das Essen vor, dann wurde es für die Männer und den Gast bereitet, alle Männchen aßen sich satt, dann wurde alles, was übrig war, zu den Frauen im Nebenraum geschafft. Die durften dann die Reste essen. Ich habe eine zweite Einladung nicht angenommen. War ich damit unhöflich oder „kulturunsensibel“? Jedenfalls nicht nach meinen Maßstäben. Ich könnte zahllose weitere obszöne Begebenheiten anführen: Bei meiner Ankunft in Saudi-Arabien am Jeddah Airport war der Aufkleber der Deutschen Gesellschaft z. Rettung Schiffbrüchiger, die ich als Fördermitglied unterstütze (erinnert an ein Kreuz), auf meinem Koffer sorgfältig weggekratzt. Zum Glück wussten die nicht, dass ich Dawkins Buch "Gotteswahn" als Reiselektüre mitgeführt hatte. Warum diese Aufzählung: Alle, die sich über Israel und seine Politik aufregen, verdrängen auf penetrante Weise die Realität in den Ländern der Feinde Israels. Ich war auch in Israel und habe mich dort, anders als in den meisten muslimischen Ländern, sehr wohl gefühlt und interessante, offene Gespräche geführt. Auch israelische Araber, die ich getroffen habe, waren froh, dort zu leben. Mir ist unerklärlich, wie linksrechte Antisemiten ihre Aktionen vor sich ethisch/moralisch begründen.Mit Menschenwürde hat das nichts zu tun.
Schön, dass hier linke wie rechte antiisraelische, antisemitische und antizionistische Argumente und ihre Protagonisten - ohne Schaum vorm Mund (?) - besprochen werden. Es gibt nämlich ein jahrzehntelang gepflegtes Tabu, diesen Konflikt kritisch zu diskutieren. Dieses Tabu zu respektieren, entscheidet darüber ob man gesellschaftlich "toleriert" oder geächtet und strafrechtlich verfolgt wird. Politiker, Künstler, Geisteswissenschaftler und jede halbwegs gebildete Privatperson wissen, was passiert, wenn sie bekunden, dass es da noch Klärungsbedarf, noch etwas zu besprechen gibt. Unbestreitbar verhindert die reflexhaft herangezogene "Schuld" der heute Lebenden den Diskurs ebenso wie die Aussage eines Politikers, er sei "wegen Auschwitz" in die Politik gegangen. Unstrritig ist, dass der vorgebliche Prosemitismus der aggressiven Antifa die strafrechtliche Verfolgung ihres linken Terrors uninteressant macht. Der Hinweis darauf, dass Deutschland in den UN beharrlich Position für die Palästinenser und gegen die Juden bezieht, ist an dieser Stelle wichtig: Merkels "Staatsräson" ist nämlich ein wohlfeiles Lippenbekenntnis, das zu ihrem verfestigten Propagandafilz gehört, dem unübersehbar jede Menge Heuchelei innewohnt. Das Tabu funktioniert bestens, karrierebewusstes Perdonal weiß, eoran es ist.Die Veröffentlichungen zum Thema in der Sezession, sind eher als Angebot zur Diskussion auffassen. Die Verteufelung von Kubitschek, Lichtmesz, Kaiser u.a. könnte leicht als Anrufung eines geliebten Tabus verstanden werden. Wem soll es nützen und wen soll es schützen? Gibt es den Konflikt etwa nicht?
Wenn man die ganzen Aufgeregheiten beseite lässt, dann ist es doch verwunderlich , das jemand mit einer erfundenen Geschichte ein ewig währendes Monopol auf einen Landstrich zu haben glaubt. Zur erfundenen Geschichte , aus der Landnahme ist wohl noch jederman die Geschichte der Eroberung Jerichos bekannt. Möge man doch die archäologischen Befunde dazu lesen. Aber Israel existiert und ist damit Realität.
Westliches Anspruchsdenken fundiert auf der Unberechenbarkeit einer tief verborgenen Aggression, die niemand mit gesundem Menschenverstand einmal für untergeordnete Zwecke zu wecken versuchen sollte. Bei Gott! Die Forderung von Lichtmesz gegenüber Israel, weil es westliche Ansprüche habe, müsse es sich gefallen lassen, mit westlichen Maßstäben gemessen zu werden, ist mit leichter Nadel gestrickt. Historisch tauchte das Argument ja ab dann auf, wo sich die Überlebensfähigkeit Israels als Tatsache manifestierte. Vorher kannte niemand je eine solche Forderung gegenüber dem "Untergangskandidaten" Israel! Eine Einforderung "westlicher Ansprüche" gegenüber dem Westen aber, seinen freien Republiken und den Republiken ebenbürtigen freien Staaten, war immer auch nur ein Propagandatrick im Kalten Krieg, den die Propagandaagenturen der Totalitären verbreiteten. Aber zurück zum Unwesentlichen! Zitat Wikipedia: "Als „Judenfrage“ (auch: „Judensache“) wurden in Europa ab dem 18. Jahrhundert die Probleme bezeichnet, die sich aus der Jüdischen Emanzipation ergaben." Das "Maßstabs"-Kriterium im Lichtmesz-Sinne beabsichtigt nicht, die aktuelle Situation von "Little Middle" zu theoretisieren, sachlich zu machen. Sondern seine komplette Entwicklung bis hierher aufzurollen für die Zwecke von Parteigängern, heißt: Die "Judenfrage" soll erneut gestellt werden und die dabei geschmäcklerisch als wahr befundene "Lösung" soll die real emergierte, historische, "Antwort" dann auch überschreiben: Holocaust 2. Herzl brachte als Lösung den "Judenstaat" lange vor Bretton Woods ins Spiel. Dazwischen die Balfour-Deklaration. Die Existenz Israels ist rhetorisch und platt als Antwort auf den Holocaust zu begreifen, der heutige Staat Israel ist tatsächlich historisch gewachsen. Die Entkolonialisierung der kompletten arabischen Welt vom Osmanischen Reich ist von derartiger Bedeutung für die Existenz des Staates Israel, dass sich Lichtmesz mit seinem verengten Fokus als Schwachmatikus zeigt.
Der Staat Israel hat sehr viele Facetten. Ich sage sogleich, ich stehe eindeutig hinter dem jüdischen Staat, verteidige seine Existenz und wünschte mir, Westeuropa würde von Israel mehr lernen wollen. Über das was Götz Kubitschek sagt, sagen will, will ich mich hier nicht äußern, mich nicht daran beteiligen. Auch braucht es sehr lange Wege um die Verirrungen, Windungen eindeutig zu entschlüsseln, um sie ganz bestimmten Denkschulen zuweisen zu können. Diese künstliche Kompliziertheit ist mir ein Greuel, hat nichts mehr mit klarem Denken zu tun. Ich sage jetzt nur etwas ganz, ganz einfaches, was reiche und berühmte Leute nicht glauben werden. Auf arme Leute hört man ja nicht. Israel ist das Zentrum der Welt und ein siegreicher Totalangriff auf das falsche atheistische Weltbild. Punkt. Und mit Rabulistik beschäftige ich mich bewußt nicht. Eine sehr intelligente Einstellung.
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