Archi W. Bechlenberg / 15.12.2019 / 06:15 / 54 / Seite ausdrucken

Das Einhorn-Syndrom

Gestern gelangte ich auf eine Webseite, die eine praktische Liste von Sonderzeichen enthält, welche man mit copy & paste in seine Texte einbauen kann. Dort findet man Blickfangpunkte, mathematische Zeichen, Pfeile, Sterne, Noten und allerlei Symbole.  

Gleich oben in der Liste entdeckte ich etwas, das mich befremdete: ein Einhorn. Das gehört zur Gruppe der „Emoticons“, deren wohl bekanntester Vertreter der Smiley ist. Smileys, lachend oder zwinkernd oder miesepetrig mit Mundwinkel wie Ralle Stegner, stammen nicht von John Smilie ab, einem amerikanischen Politiker, der den Bundesstaat Pennsylvania im US-Repräsentantenhaus vertrat, und um Smileys von Smilie zu distanzieren, schreiben sie sich „Smiley“. Diese durch die Kombination von simplen ASCII-Zeichen wie Klammern und Punkten entstehenden Gesichter wurden Anfang der 1980er Jahre von dem Informatiker Scott Fahlman (nicht aus Pennsylvania, sondern gleich nebenan aus Ohio) entwickelt. Bei spärlicher Benutzung mögen sie in der schriftlichen Kommunikation nützlich sein, exzessive Verwendung hingegen deuten deutlich auf einen verwirrten Geist hin.

Womit wir beim Einhorn wären. Einhörner findet man nicht nur im Umfeld von Kinderseelen, sondern, gerade in den letzten Jahren zunehmend, auch bei kindlichen Seelen. Bei Erwachsenen also, die entweder während ihrer geistigen Entwicklung („Phase des voroperationalen Denkens”, Franz Buggle) schon früh das Handtuch geworfen haben oder aber sich nach zunächst normaler Entwicklung inzwischen im Zustand der Regression befinden. Regression, im Gegensatz zur Progression, bedeutet: Bei ihnen erfolgt der Rückzug auf eine frühere Stufe der Persönlichkeitsentwicklung. In ihnen arbeitet, ohne dass es ihnen bewusst ist, ein psychischer Abwehrmechanismus vor dem Hintergrund einer Angstbewältigung. Die Folgen dieses offenbar epidemisch auftretenden Prozesses: Einhorn-Emoticons, Einhornkostüme, Einhornkotze (sic!), Einhorn-Festivals, Einhorn-Plüschis, Einhorn-Ausmalbilder. Und last but not least Einhorngehirne. 

Gibt man in einem großen Online-Kaufhaus den Suchbegriff „Einhorn“ ein, erhält man mehr als 400.000 Ergebnisse. Auf ungefähr 28.800.000 Verweise kommt man bei der Googlesuche, und nimmt man das englische „Unicorn“ dazu, ergeben sich gut 500.000.000 weitere Fundstellen). Das ist eine Menge. Gut, „Horse“ erreicht fast 2 Milliarden Verweise. Aber „Cow“, ein uns allen bekanntes, omnipräsentes reales Tier, das für seinen Methanausstoß berüchtigt ist und in der Regel sogar über zwei Hörner verfügt, bringt es nur auf  wenig mehr Fundstellen als das nur einfach gehörnte Huftier, und da sind die Cowboys schon mitgezählt. Hätte es damals, zur Zeit der großen Viehtriebe, in den USA so viele Einhörner wie heute gegeben, wären sie mit Sicherheit von Unicornboys wie John Wayne und Clint Eastwood unter der Regie von Howard Hawks und Samuel Fuller  in riesigen Herden durch Hollywoodwestern getrieben worden. Gefilmt in Bonboncolor.

Glitzernd-blinkend als Fensterdekoration

Auf einer der Millionen Webseiten, die dem Einhorn huldigen, wird der bizarre Vierbeiner als „DAS Trend-Tier des Jahres“ bezeichnet, ohne das „zumindest im Internet nichts mehr geht.“ Und nicht nur dort. Vor wenigen Tagen schnürte ich in einem Heimwerkermarkt durch die Weihnachtsgedöns-Abteilung. In der Kategorie „Sachen zum irgendwo hinstellen“ bietet man dort nicht nur Nikoläuse, Rentiere, Engel und Christkinder in vielen, zu vielen denkbaren Größen an, sondern tatsächlich auch Einhörner in mannigfaltigen Inkarnationen. Fluffig-plüschig als Kuscheltier und glitzernd-blinkend als Fensterdekoration, aber auch lebensgroß als Metall-Gerippe voller LED Lämpchen, zwecks Positionierung im festlich geschmückten Vorgarten. Und damit nicht genug. Auf der Suche nach Geschenkpapier in einem anderen Krimskramsladen entdeckte ich weitere Einhorn-Paraphernalien. Einhorn-Smartphonehüllen, Einhorn-Büroklammern, Einhorn-Ballons, Einhorngeschirr, Einhorn-Duftverpester für den SUV-Rückspiegel sowie ein sonnenenergiebetriebenes Einhorn, das man sich aufs Armaturenbrett des Autos kleben kann, wo es lustige Tänze aufführt. Jedenfalls wenn die Sonne scheint. Vielleicht auch, wenn sie nicht lacht; eventuell sitzt ja im Sockel des „Gadgets“ (digitalenglisch für „Mumpitz“) ein Kobold. Ich musste mich sehr zusammen reißen; beinahe hätte ich nach einer Rolle Geschenkpapier mit drolligen Einhörnern drauf gegriffen. 

Der Bildungs-, Naturwissenschafts- und Natursoziologe Rainer Brämer (*1943) prägte 1997 den Begriff „Bambi-Syndrom“ für eine infantile Natur-Anschauung bei Kindern und Jugendlichen („Das Bambi-Syndrom. Naturverklärung als Naturentfremdung“). Die, so legte er 2009 in einem weiteren Aufsatz nach, nicht einfach ein Ergebnis urkindlichen Denkens und Fühlens ist. „Natur- und Umwelterzieher haben [...] gezielt auf das Syndrom gesetzt, um die damit verbundene Emotionalisierung für die Festigung einer dauerhaft positiven Verhältnisses zum Natur- und Umweltschutz zu nutzen“ schreibt Brämer 2009 in „Natur infantil? Die Bambisierung der Natur hat die Erwachsenen erreicht“ und zeigt auf, dass die Romantisierung und Erhöhung von Vorgängen in der Natur bis hin zur Verkitschung keineswegs nur der Phase des voroperationalen Denkens entspringt: interessierte Kreise von Erwachsenen haben daran emsig mitgeschaffen.

Brämer legt in seinem aktualisierten Text von 2009 den Finger in die Wunde. Niemand, so konstatiert er, sei bisher auf den Gedanken gekommen, dem Ursprung des kindlichen Bambi-Syndroms in der Erwachsenenwelt nachzuspüren. Durchaus bewusst und mit Absicht. „Könnte man sich durch die Bloßstellung wohlfeiler Naturideologeme ertappt, in seiner eigenen Naturverklärung verunsichert fühlen?“ fragt er nicht von ungefähr. Hauptsache, „alles - ob unrealistisch oder nicht – [bleibt] nur im grünen oder besser rosa Bereich.“ 

In Studien, so  Brämer 2009, vertreten genauso viel Erwachsene wie Jugendliche (jeweils 70 Prozent)  die Meinung, dass sich die Natur ohne Mensch in Harmonie und Frieden befände. Ebenso viele Befragte beider Gruppen stimmen der Aussage „Was natürlich ist, ist gut“ zu. Brämers Kommentar lässt angesichts solchen Unsinns keine Fragen offen. „Ganz abgesehen davon, dass derlei Postulate konkreten Szenarien kaum standhalten, handelt es sich durchweg um Projektionen menschlicher Heile-Welt-Fantasien auf eine dafür gänzlich unempfindliche Natur“ kommentiert Brämer diese Ansichten, die seinen Befund des bei Erwachsenen ebenfalls grassierenden Bambi-Syndroms bestätigen.

Gefährlicher als jede Schwarze Witwe und jeder Stachelrochen

Inzwischen sind seit Brämers „Natur infantil?“ weitere zehn Jahre vergangen, und längst hat das „Einhorn-Syndrom“ (A. W. Bechlenberg 2019) die aus heutiger Sicht fast harmlose frühere Naturverkitschung mit Bambi, Klopfer und der Biene Maja überholt. Denn das Einhorn-Syndrom beeinflusst heute weite Bereiche der Gesellschaft, da inzwischen Politiker und andere Entscheidungsträger von ihm infiziert sind. Brämer sah 2009 noch eine gelinde Progression im Denken: 

„Im Zuge des Erwachsenwerdens ist es im wesentlichen nur die Nutzung der Natur, die realistischer gesehen wird: Statt über 70% der jungen Menschen halten nur 30% der älteren das Fällen von Bäumen und Jagen von Rehen für naturschädlich. Dass zwischen dem Pflanzen und Ernten von Bäumen ein Zusammenhang besteht, scheint aber auch diesen 30% zu entgehen.“ 

30 Prozent klingt wenig, ist aber immer noch zu viel. Brämer beklagt daher, dass es beim Nachhaltigkeits-Begriff, „bei dem es ja mit Blick auf die Natur primär um deren Nutzung und die Art geht, wie wir mit natürlichen Ressourcen umgehen, auch im Erwachsenenalter noch Verständnisschwierigkeiten“ gibt.

Eine seinerzeit noch erkennbare Progression ist beim Einhorn-Syndrom nicht mehr zu erkennen. In den vom Einhorn-Syndrom Befallenen spielt sich mit zunehmender Rasanz ein geistiger Regressionsprozess ab, der am Ende ganze Zivilisationen vernichten kann, sofern die Erkrankten gesellschaftlich und politisch „was zu sagen haben“.  

Einhorn-Syndrom - ich kann förmlich spüren, wie es jetzt bei Ihnen im Kopf rattert und wohlbekannte Begriffe darin wild umher schwirren. „Greta. Hambi. CO2. Klima. Klimaneutral. Energiewende. E-Mobilität. Kobold. Globuli. Fachkräfte. Wirschaffendas. Gehörtzudeutschland...“ Endegelände - Bambi ist längst überholt, ein Tränenzieher aus uralten Zeiten. Nun sitzt das Einhorn als rosaplüschiges Naturwunderwesen in den Gehirnen, und da das dummerweise nicht alleine in Kindergärten und -zimmern der Fall ist, sondern bis weit hinein in die Politik reicht, ist das Einhorn gefährlicher als jede Schwarze Witwe und jeder Stachelrochen. „Einhörner sind voller Fantasie und Magie, sie verleiten zum Träumen und die Realität wird verschleiert. Mit dem Einhorn sind Träume, Wunsch, Realität und Wirklichkeit perfekt verknüpft. Und sie sind unbesiegbar!“ liest man auf einer Webseite, die sich freundlich und mitempfindend dem Phänomen widmet und beinahe bedauernd konstatiert: Eindeutige Beweise für die Existenz von Einhörnern gibt es keine.

Eindeutige Beweise interessieren allerdings niemanden, der dem Einhorn-Syndrom zum Opfer gefallen ist. Glauben und Überzeugungen genügen. „Überzeugungen brauchen keine Beweise!“ Dieses Postulat aus einer Online-Diskussion ist mir für immer in Erinnerung und sagt mehr als genug aus über die Qualität von Asyl-, Klima-, Energie- und sonstigen -wichteln. 

Passend dazu sinnierte neulich im Radio ein Moderator über die Frage, ob es überhaupt legitim sei, von den Teilnehmern einer FFF Demo zu erwarten, dass sie sich tatsächlich mit dem auskennen würden, für oder gegen was sie demonstrieren. Und stellte, weniger als Frage, denn als Fazit in den Raum, es genüge doch vielleicht die reine, möglichst hohe Anzahl von Protestierern, um den Forderungen von Greta und ihren Hintermenschis Nachdruck zu verleihen. 

Gerne werden von Vertretern verklärender Weltbilder und -anschauungen Weisheiten asiatischer Denker herbei zitiert. Diese Passion für fremdes Denken und Tun entspringt einer Ableitung des Bambi-Syndroms, ich nenne sie „Edler-Wilder-Syndrom“. Ob Mann, ob Wort: je fremder, um so klüger, liebenswerter, weiser, kurzum, natürlicher.  Nun - ich hätte da auch etwas, einen Satz von Laotse, dem legendären chinesischen Philosophen, dem, sofern er überhaupt gelebt hat (eindeutige Beweise für die Existenz von Laotse gibt es keine), Bambi-Syndrom und Einhornwahn völlig fremd gewesen sein dürften: „Himmel und Erde sind nicht gütig. Ihnen sind die Menschen wie stroherne Opferhunde.“ 

Zum weiterlesen:

Rainer Brämer Das Bambi-Syndrom. Naturverklärung als Naturentfremdung(1998)

Rainer BrämerNatur infantil? Die Bambisierung der Natur hat die Erwachsenen erreicht(2009)  

Das Einhorn als edles Vorbild 

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Leserpost

netiquette:

Bernhard Krug-Fischer / 15.12.2019

@ Hjalmar Kreutzer: Weißes Einhorn auf weißem Grund wäre doch ein Plagiat: es gibt doch schon die ostfriesische und die österreichische Kriegsflagge:  weißer Adler auf weißem Grund. Und wie wollen Sie dann diese Flaggen unterscheiden? Könnte schwierig werden.

Gudrun Dietzel / 15.12.2019

Daß schon sehr früh in der geistigen Entwicklung das Handtuch geworfen wird, beobachte ich seit 30 Jahren bei Familien mit Nachwuchs (vorher erlebte ich anderes, auch mit meinen eigenen Kindern): Bis zum vierten Lebensjahr darf das Kind heute Pampers tragen und die auch richtig voll machen. Selbst Großmütter, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ihren Kindern die Windel in zu verantwortender Eile unterm Hintern weggezogen hatten, tätscheln die kleinen Ärsche mit den Worten: Ach laß sie doch. Sie müssen sich doch noch ihr ganzes Leben lang an Regeln halten… Daß ich nicht lache. Genau das lernen sie nicht, weil die Vorbereitung aufs Leben in den Grenzen der rosaplüschigen Naturwunderwesen stattfindet. Einmal damit angefangen, geht das immer so weiter. Gefährlich wird’s, wie Herr Bechlenberg schreibt, wenn die (bildlich gesprochen) mit Einhorn, Elsa und Co. Aufgewachsenen eines Tages Einfluß auf die Gesellschaft haben, indem sie in die Politik z. B. einsteigen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Politikerinnen und Politiker sich nachts traurig neben ihre unzählige Plüschtiere legen… Diese Infantilisierung der Gesellschaft ist in Wirklichkeit eine unglaubliche Verweichlichung der Gesellschaft.

Thomas Taterka / 15.12.2019

Paraphernalien? - Das Wort hab ’ ich zuletzt bei Frank Zappa gehört im ” Roxy ” und das ist schon ein Weilchen her. Wo Sie sich immer rumtreiben, Herr B. In Kellern, auf Dachböden, in Kisten kramend, unter Einhörnern ? Wie so’n Fährtenleser des Verborgenen. So’n Stollengänger der Erinnerung.

Wolfgang Janßen / 15.12.2019

Im Märchen vom tapferen Schneiderlein war das Einhorn ein Schädling, weshalb der Schneider es fangen und unschädlich machen sollte. Wissen heute die wenigsten. Deshalb weise ich auch in meinem Bekanntenkreis immer wieder gerne darauf hin. Die Vermenschlichung des Viehzeugs macht aus Raubtieren liebenswerte Plüschfiguren, was sie nicht sind. Das führt dazu, dass man sowohl für den Eisbär aber auch für die Robbe ist. Das Gleiche gilt für den Löwen und die Gazelle. Dass das Raubtier seine tierische Nahrung braucht um zu überleben, ist einfach nur schrecklich. Am liebsten würde man es auf Tofu umstellen, klappt aber nicht.

Manni Meier / 15.12.2019

Mensch Bechlenberg, alter Freund, wie geht es Ihnen? Ist alles in Ordnung? Wie hab ich mich gefreut, heute Morgen, beim “Aufschlagen meines BamS-Ersatzes” mal wieder von Ihnen zu hören. Endlich wieder ein Mensch, ein Mann, der auf der “Achse” für die Behandlung der wirklich wichtigen Themen des Lebens zuständig ist. Der Carlos Santana zu schätzen weiß, an dessen Haut nur Wasser und Geo F. Trumpers “Curzon” gelangen, der mit „Rotlichtkönig“ Bert Wollersheim Zigarren geraucht hat, die ihm persönlich von Alejandro Robaina überreicht wurden, dem das Herzelein unter der rauhen Schale blutet, wenn er an Nôtre Dame denken muss, der Serge Gainsbourg, “Die alte Kanaille, um Frauen, Alkohol, Tabak, Kontrollverlust, das volle Programm” beneidet und mit Leif-Lasse Thorenson und Torkel Thorfinn aus “bereits ausgenommenen und abgezogenen Berglemminge mit fermentierter Gerbrindenrinde ein geradezu unvergleichliches Festmahl” am Nordpol zubereitet hat, DAS ist “mein” Bechlenberg. Und was, Bechlenberg, was fließt da heute aus ihrer Feder? ‘Ne Abhandlung über das Einhorn?!? Ausgerechnet das Einhorn??? Ich verrate Ihnen jetzt mal was: Einhörner sind wie Bielefeld, Einhörner gibt’s doch gar nicht. Außer bei kleinen Mädchen natürlich, als flauschiges Kuscheltier mit Knopf im Ohr im rosaroten Kinderzimmer. Dabei haben wir doch nun wirklich andere Fabelwesen, die unserer männlich deutschen Mentalität mehr entsprechen und über die Sie mal schreiben sollten: Wer kennt ihn nicht, den stolzen Hirsch auf der grünen Flasche, mit einem leuchtenden Kreuz zwischen den Sprossen seines mächtigen Geweihes. Darunter die Losung: “Das ist des Jägers Ehrenschild,/ dass er beschützt und hegt sein Wild,/ weidmännisch jagt, wie sich’s gehört,/ den Schöpfer im Geschöpfe ehrt”. Darüber sollten Sie mal schreiben. Bis dahin halte ich es mit @Thomas Müller: Da lobe ich mir die Computerheinis, in deren Umfeld es schon seit Jahren Einhornfleisch in Dosen zu kaufen gibt.

Bernd Ackermann / 15.12.2019

Fahren Sie bloß nicht nach Schottland, Herr Bechlenberg, dort sind Einhörner allgegenwärtig, nicht nur im Heimwerkermarkt: in Stein gehauen auf Marktplätzen, als Wandgemälde in Schlössern, im Wappen der schottischen Könige. Was dem Norweger sein Troll, ist dem Schotten sein Einhorn. Der Sage nach kann ein Einhorn nur von einer Jungfrau gefangen und gezähmt werden, und da Jeanne d’Arc tot ist bleibt eigentlich nur noch Greta übrig. Wäre mal ein sinnvolle Tätigkeit für sie. Aber wir wissen ja, “unterm Schottenrock ist gar nichts”, ähnlich verhält es sich auch mit der Denkerstirn der infantilen Dummspacken in diesem Land.

Bechlenberg Archi W. / 15.12.2019

Eine sehr entfernte Bekannte, grünfeministische Naturköstlerin, Antifaschistin und Einhorngläubische, hausiert(e?) gerne mit dem Spruch “Tiere sind unsere Freunde”. Da ich wusste, dass sie mit einer ins Hysterische tendierenden Spinnenangst lebt(e?) - sie erlegte diese tatsächlich nützlichen Tiere ungeachtet des Ausstoßes klimafeindlicher Treibhausgase mit Haarspray -  fragte ich sie eines Tages, wieso das denn nicht für Spinnen gälte. Und für Bandwürmer, Zecken, Tse-Tsefliegen oder den Seeigel, dessen Stachel einmal einen unschönen Schatten auf ihren Malleurlaub warf. Ob Tiere, so fragte ich weiter, erst dann unsere Freunde seien, wenn sie ein Kuschelfell ihr Eigen nennen? Wenn ja, was sei dann mit Tigern, Wölfen, Waschbären, Ratten oder Tasmanischen Teufeln? Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen.

Hjalmar Kreutzer / 15.12.2019

@Bernhard Krug-Fischer: Für unsere neue Staatsflagge (National- ist pfuibah!) schlage ich weißes Einhorn auf weißem Grund vor. Von nicht Eingeweihten wird diese gern als weiße Fahne (v)erkannt und passt daher zum ehemaligen Deutschland.

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