@ Hjalmar Kreutzer: Weißes Einhorn auf weißem Grund wäre doch ein Plagiat: es gibt doch schon die ostfriesische und die österreichische Kriegsflagge: weißer Adler auf weißem Grund. Und wie wollen Sie dann diese Flaggen unterscheiden? Könnte schwierig werden.
Daß schon sehr früh in der geistigen Entwicklung das Handtuch geworfen wird, beobachte ich seit 30 Jahren bei Familien mit Nachwuchs (vorher erlebte ich anderes, auch mit meinen eigenen Kindern): Bis zum vierten Lebensjahr darf das Kind heute Pampers tragen und die auch richtig voll machen. Selbst Großmütter, die mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ihren Kindern die Windel in zu verantwortender Eile unterm Hintern weggezogen hatten, tätscheln die kleinen Ärsche mit den Worten: Ach laß sie doch. Sie müssen sich doch noch ihr ganzes Leben lang an Regeln halten... Daß ich nicht lache. Genau das lernen sie nicht, weil die Vorbereitung aufs Leben in den Grenzen der rosaplüschigen Naturwunderwesen stattfindet. Einmal damit angefangen, geht das immer so weiter. Gefährlich wird’s, wie Herr Bechlenberg schreibt, wenn die (bildlich gesprochen) mit Einhorn, Elsa und Co. Aufgewachsenen eines Tages Einfluß auf die Gesellschaft haben, indem sie in die Politik z. B. einsteigen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Politikerinnen und Politiker sich nachts traurig neben ihre unzählige Plüschtiere legen... Diese Infantilisierung der Gesellschaft ist in Wirklichkeit eine unglaubliche Verweichlichung der Gesellschaft.
Paraphernalien? - Das Wort hab ' ich zuletzt bei Frank Zappa gehört im" Roxy " und das ist schon ein Weilchen her. Wo Sie sich immer rumtreiben, HerrB. In Kellern, auf Dachböden, in Kistenkramend, unter Einhörnern ? Wie so'n Fährtenleser des Verborgenen. So'n Stollengänger der Erinnerung.
Im Märchen vom tapferen Schneiderlein war das Einhorn ein Schädling, weshalb der Schneider es fangen und unschädlich machen sollte. Wissen heute die wenigsten. Deshalb weise ich auch in meinem Bekanntenkreis immer wieder gerne darauf hin. Die Vermenschlichung des Viehzeugs macht aus Raubtieren liebenswerte Plüschfiguren, was sie nicht sind. Das führt dazu, dass man sowohl für den Eisbär aber auch für die Robbe ist. Das Gleiche gilt für den Löwen und die Gazelle. Dass das Raubtier seine tierische Nahrung braucht um zu überleben, ist einfach nur schrecklich. Am liebsten würde man es auf Tofu umstellen, klappt aber nicht.
Mensch Bechlenberg, alter Freund, wie geht es Ihnen? Ist alles in Ordnung? Wie hab ich mich gefreut, heute Morgen, beim "Aufschlagen meines BamS-Ersatzes" mal wieder von Ihnen zu hören. Endlich wieder ein Mensch, ein Mann, der auf der "Achse" für die Behandlung der wirklich wichtigen Themen des Lebens zuständig ist. Der Carlos Santana zu schätzen weiß, an dessen Haut nur Wasser und Geo F. Trumpers "Curzon" gelangen, der mit „Rotlichtkönig“ Bert Wollersheim Zigarren geraucht hat, die ihm persönlich von Alejandro Robaina überreicht wurden, dem das Herzelein unter der rauhen Schale blutet, wenn er an Nôtre Dame denken muss, der Serge Gainsbourg, "Die alte Kanaille, um Frauen, Alkohol, Tabak, Kontrollverlust, das volle Programm" beneidet und mit Leif-Lasse Thorenson und Torkel Thorfinn aus "bereits ausgenommenen und abgezogenen Berglemminge mit fermentierter Gerbrindenrinde ein geradezu unvergleichliches Festmahl" am Nordpol zubereitet hat, DAS ist "mein" Bechlenberg. Und was, Bechlenberg, was fließt da heute aus ihrer Feder? 'Ne Abhandlung über das Einhorn?!? Ausgerechnet das Einhorn??? Ich verrate Ihnen jetzt mal was: Einhörner sind wie Bielefeld, Einhörner gibt's doch gar nicht. Außer bei kleinen Mädchen natürlich, als flauschiges Kuscheltier mit Knopf im Ohr im rosaroten Kinderzimmer. Dabei haben wir doch nun wirklich andere Fabelwesen, die unserer männlich deutschen Mentalität mehr entsprechen und über die Sie mal schreiben sollten: Wer kennt ihn nicht, den stolzen Hirsch auf der grünen Flasche, mit einem leuchtenden Kreuz zwischen den Sprossen seines mächtigen Geweihes. Darunter die Losung: "Das ist des Jägers Ehrenschild,/ dass er beschützt und hegt sein Wild,/ weidmännisch jagt, wie sich’s gehört,/ den Schöpfer im Geschöpfe ehrt". Darüber sollten Sie mal schreiben. Bis dahin halte ich es mit @Thomas Müller: Da lobe ich mir die Computerheinis, in deren Umfeld es schon seit Jahren Einhornfleisch in Dosen zu kaufen gibt.
Fahren Sie bloß nicht nach Schottland, Herr Bechlenberg, dort sind Einhörner allgegenwärtig, nicht nur im Heimwerkermarkt: in Stein gehauen auf Marktplätzen, als Wandgemälde in Schlössern, im Wappen der schottischen Könige. Was dem Norweger sein Troll, ist dem Schotten sein Einhorn. Der Sage nach kann ein Einhorn nur von einer Jungfrau gefangen und gezähmt werden, und da Jeanne d'Arc tot ist bleibt eigentlich nur noch Greta übrig. Wäre mal ein sinnvolle Tätigkeit für sie. Aber wir wissen ja, "unterm Schottenrock ist gar nichts", ähnlich verhält es sich auch mit der Denkerstirn der infantilen Dummspacken in diesem Land.
Eine sehr entfernte Bekannte, grünfeministische Naturköstlerin, Antifaschistin und Einhorngläubische, hausiert(e?) gerne mit dem Spruch "Tiere sind unsere Freunde". Da ich wusste, dass sie mit einer ins Hysterische tendierenden Spinnenangst lebt(e?) - sie erlegte diese tatsächlich nützlichen Tiere ungeachtet des Ausstoßes klimafeindlicher Treibhausgase mit Haarspray - fragte ich sie eines Tages, wieso das denn nicht für Spinnen gälte. Und für Bandwürmer, Zecken, Tse-Tsefliegen oder den Seeigel, dessen Stachel einmal einen unschönen Schatten auf ihren Malleurlaub warf. Ob Tiere, so fragte ich weiter, erst dann unsere Freunde seien, wenn sie ein Kuschelfell ihr Eigen nennen? Wenn ja, was sei dann mit Tigern, Wölfen, Waschbären, Ratten oder Tasmanischen Teufeln? Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen.
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