Ich muss gestehen, ich liebe das Einhorn auch. Als Fabeltier. Ich liebe es zusammen mit Faunen und Zentauren und Königssöhnen, die als Biester oder Frösche verkleidet sind. Diese Liebe aber ist eine abgeschlossene tief im Innern. Sie hat mit der Märchenwelt, mit der mich meine Mutter in Erzähl- und Buchform konfrontierte (Grimm, Andersen, Bechstein, deutsche, französische, irische Märchen usw.,) die später erweitert wurde, als Lucy durch einen Schrank ging und einen Faun traf, zu tun. Sie ruht wie eine wohlige Sache der Kindheit im Innern. Lucy und der Faun trafen sich an lantern post in Narnia (C.S. Lewis: The Lion, The Witch and The Wardrobe). Daher habe ich den Verdacht, dass zu viele Menschen in der Kindheit zu wenig mit Märchen und Geschichten konfrontiert werden und Ersatzbefriedigung suchen, wenn sie als Kind mit Sozialliteratur konfrontiert wurden. Das Einhorn ist prima, aber nur im Kontext des Märchens. Die einzigen Fabelwesen, die ich in der Erwachsenenwelt wieder sah in den Medien, sind die Drachen: Signore Draghi, der Killer der Sparkontos. Früher fraßen sie lieber Jungfrauen.
Zitat: ” ... vertreten genauso viel Erwachsene wie Jugendliche (jeweils 70 Prozent) die Meinung, dass sich die Natur ohne Mensch in Harmonie und Frieden befände. Ebenso viele Befragte beider Gruppen stimmen der Aussage „Was natürlich ist, ist gut“ zu.” Dieses Naturverständnis ist entweder Zeichen von Regression, oder von Verblödung. Denn niemand muss auch nur wenige Semester Medizin oder Evolutionsbiologie abgebuckelt zu haben, um zu verstehen, dass eine simple Grippe, oder eine Krebserkrankung zeigen, wie gut Natur tatsächlich ist. Und ich habe Zweifel, ob man solchen Schwachsinn mit der Liebe zum Einhorn erklären, oder auch nur in Verbindung bringen kann. Eher würde ich eine grundlegende Reform unseres offensichtlich ziemlich nutzlosen Schulsystems vorschlagen. ... //// ... Oder aber diese 70 Prozent wissen sehr wohl, wie barbarisch Natur sein kann, und verehren sie genau deshalb - gute Idee vielleicht, ihnen dann mal besser aus dem Weg zu gehen ...
Werter Herr Bechlenberg, ich würde das” Edler Wilde Syndrom” eher als das “Winnetou-Syndrom” bezeichnen wollen, denn ich bin davon überzeugt, daß der Schriftsteller Karl May einen enormen Anteil an der Enstehung dieses Syndroms hat. Soweit ich das recherchieren konnte ,gibt bisher keinerlei Untersuchungen dazu. Es wäre aber aus meiner Sicht mal eine Untersuchung wert, meinen sie nicht auch? (... ich habe auch mal gelesen das Adolf Schickelhuber einer großer Fan von Karl Mays Geschichten war ; sollte seine Passion für das edle, reine und starke auch was mit der Figur Old Shatterhands, oder gar heimlich mit dem edlen Apatschen zu tuen haben ?)
Mein Lieblingseinhorn heißt “Happy” und ist Protagonist der gleichnamigen Netflix-Serie. Wer auf schräge Witze, sinnlose Gewalt, bizarre Charaktere und geniale Dialoge steht, ist hier gut aufgehoben. Leider wurde die Serie nach zwei Staffeln eingestellt - vermutlich hatten zu viele Plüschnaturfreunde mit falschen Erwartungen schwere seelische Störungen davongetragen.
Nachdem hier Einhornleugner schon ihr Unwesen getrieben haben, sehe ich hoffnungsvoll der öffentlichen Bestallung des staatlichen Einhorn-Sachverständigen entgegen. Ich möchte mich zwar nicht bewerben, aber immerhin wenigstens ins Gespräch bringen. Oder als Erster Vertreter des designierten Öffentlich Bestallten Staatlichen Einhornsachverständigen.
Ich befürchte, ein nicht geringer Teil der Deutschen glaubt an die Existenz von Einhörnern. Dürfte sich ungefähr mit dem Personenkreis decken, der die Grünen für kompetent hält und wählt.
Die schillerndsten und größten Einhörner sind die Religionen. Sie sind dem menschlichen Bedürfnis nach Sinn und Erklärung der Welt entsprungen und bedienen die kindlich gebliebenen Gemüter unter uns Menschen noch heute. Dass die Religionen dem vorwissenschaftlichen Denken archaischer Kulturen entsprangen, stört den echten Einhornanhänger nicht. Dass es Tausende von Religionen gibt/ bzw. gegeben hat und es eigentlich sehr unwahrscheinlich bis ganz unsinnig ist zu meinen, selber an die einzig richtige zu glauben, stört auch nicht weiter. Was sind schon Vernunft und intellektuelle Redlichkeit angesichts übernatürlicher Einhornwelten! Die Lage ist ziemlich hoffnungslos, aber nicht ernst…
Inspirierende Sonntagslektüre - es rappelt im Hirnkastel. Habe doch mal etwas über das alte Gegensatzpaar “natura naturans” und “natura naturata” gelernt. Und schon wieder CO2 ausgestoßen beim gugeln. Und dann “Kultur”, Deutschland zugeschrieben, vs. “Zivilisation” für Frankreich….Genug des Mäanderns. Zu Bambi möchte ich bitte anmerken, daß der Disney-Film auch zum Trauma-Repertoire mancher Kinder gehört. Nicht nur ich habe wohl im zarten Vorschulalter das Kino zusammengeschrieen, als das Rehkitz allein in der Lichtung stand und seine verstorbene Mutter vermißte. Die meinige saß neben mir - trotzdem! Zum Unicorn: tja, wenn die Wirklichkeit zu komplex ist, eignet sich ein Phantasiegebilde prima als Projektionsfläche. Ist ja auch “unbesiegbar”. Ersetzt jeden Wackeldackel. Das Lao-tse-Zitat ist génial!
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