Einhörner aus Fleisch und Blut soll es nicht geben? Aber hallo, natürlich gibt es sie, werter Herr Bechlenberg. Zur Einholung entsprechender Beweise empfehle ich Ihnen eine Afrika-Safari, auf der Sie - mit etwas Geduld und Glück - dem einen oder anderen Einhorn begegnen werden. Allerdings sind diese Einhörner weder rosa noch mit Glitzerstaub überzogen, sondern sie weisen eher üblich-schlichte Fellfärbungen auf (wie eben beige, braun, grau, schwarz, weiß, uni oder auch gemustert). Na ja, ein wenig flauschig könnte sich der eine oder andere einhörnige Vertreter seiner Antilopen-Spezies dann vielleicht doch anfühlen. Dies herauszufinden dürfte jedoch so gut wie immer unmöglich sein, da die klug gewählte Fluchtdistanz aller afrikanischen Antilopenarten zum Menschen dies einfach nicht zulassen würde. Im Gegensatz zu den hier heimischen Tierarten wie Hirsch oder Reh, die alljährlich ihr Gehörn komplett erneuern, wächst ein Horn einer afrikanischen Antilope nie wieder nach, wenn es - z. B. während eines heftigen Rivalenkampfes - abgebrochen ist. Krach-peng. In der afrikanischen Wildnis muss man das Einhorn also wohl eher zu den Verlierern rechnen. Bis jetzt jedenfalls rankt sich um solch sehr real existierenden Einhörner kein westlich-infantiler Kult. Doch wie lange noch, ist man geneigt, zu fragen.
Da trabt es nun herum, das Wesen aus der Gattung der Wolpertinger und anderer fantasiegestalten. Zielgerichtet verlor es die weiße Mähne und pastellfarbenes Glitzerhaar umspielt das bewusst infantile Gesicht. Bedientes Kindchenschema für eine infantile Zielgruppe. Bereits in der Bibel springt es herum, ein Tier, welches „Re’em“ genannt wurde. In der griechischen Übersetzung (etwa im dritten/vierten Jahrhundert) wurde es – da man keine Vorstellung besaß, was das war - kurzerhand „Monokeros“ getauft wurde. Zu der Zeit war es noch wild und ungestüm. Die Forschung vermutet nun: Der Re’em sei der Auerochsen, ein nicht sehr plüschiges Tier. Auch Marco Polo beschreibt das Tier.—- Zur Zeit des Mittelalters wandelte sich das Bild. Ein edles Tier wurde literarisch geboren - dem Pferde ähnlich - und sogleich in die Liste Emojis des Mittelalters aufgenommen, um dann - als Miniaturbildnis - Buchseiten zu schmücken. Quacksalber verkauften wundertätige Pulver aus dem geriebenen Horn. Die Menschen glaubten und kauften, so wie sie heute noch glauben und kaufen. Geriebenes Horn wurde zum Einhornpulver und Apotheker schmücken sich oftmals mit dem Einhornwappen. Edel, hilfreich und gut…und Steuerbegünstigt. Man zeigte das Horn des Narwales, fast einer Reliquie gleich. Und so symbolisiert es erneut die gute alte Zeit des Mittelalters: Als die Damen noch sittsam waren, der schlachterprobte Ritter unter ihrer Kemenate kniete und ein Minnelied anstimmte, am Horizont ein Scheiterhaufen flackerte und die Pest auch die hinraffte, die Gläubig waren, ja alles glaubten und sich nicht ketzerisch gebärdeten. Der böse Strom wird abgeschafft und das Automobil ist eh nur Teufelszeug. Irgendwann wird auch der Weihnachtsmann auf einem Einhorn reiten und das Christkind mutiert zur Undine…. Einhörner werden uns retten, samt ihren Koboldreitern. Geschlechtskorrigiert und klimaneutral.
@Gerald Pesch: Ein Gespenst geht um die Welt, der Einhornleugner! Es kommt aber darauf an, dass Einhorn nicht zu leugnen, sondern für seine Zwecke zu instrumentalisieren. FREIHEIT DEN EINHÖRNERN! Solidarität mit dem gerechten Kampf der Einhörner! Einhörner dieser Welt FRTRNIDAHADES!
Es hat doch schon einmal geklappt, dass ein Einhorn besiegt wurde. Lesen Sie heute Abend im Scheine dreier Adventskerzen das Märchen vom tapferen Schneiderlein und freuen Sie sich daran, wie dieser schmächtige Gesell auf Bitten des Königs zwei Riesen, ein Wildschwein und - ein Einhorn besiegt! Der Mut der Verzweiflung, Klugheit, Besonnenheit und Witz helfen ihm dabei. Vielleicht muss man, um ein Einhorn zu besiegen, gar kein Schneider sein - und auch nicht unbedingt auf den Befehl des Königs warten…
@Wolfgang Kaufmann: Interessant, Sie halten also die Disney-Dogmatik vom Edlen Wilden für die Lösung des Problems mit der Disney-Dogmatik und halten das für die Dialektik. Die verweichlichten Römer sind eine Wunschvorstellung der Comik-Zeichner von Asterix und der Digedags. Es ist Dialektik von hinten. Man sieht das Ergebnis an und denkt sich dazu eine Ursache aus. Und da wo das Ergebnis nicht feststellbar ist, erfindet man es. So wird das nichts. Diese Dialektik werden wir alle beim Impeachment beobachten können. Hillary hat die Schmach noch nicht verwunden, dass der schwache Charakter, der unter ihr Präsident war, amtsenthoben wurde. Aber statt das dem wirklich treibenden Keil von damals anzukreiden, versucht sie ihre vergehende Macht jetzt an Trump. Da wird erst ein Ergebnis herbeigeredet und dann daraus die Ursache konstruiert. Mit Verlaub, das ist Einhorn, aber nicht Dialektik.
Für Elfenstaub braucht man 20 getrocknete Elfen und einen Mörser.
Das Einhorn muss der „Schutzpatron“ der Apotheker sein: Bei uns gibt es eine Einhorn-Apotheke!
Ich habe schon einige facebook “Freunde” verloren (schnief) dadurch dass ich deren infantiles Natur- und Tierbild etwas zurecht gerückt hatte. Besonders Mensch*Innen die aus klimaschutzgründen keine Kinder in diese schreckliche Welt setzen (oder gesetzt haben…) neigen zu einer pathologischen Vermenschlichung der Fauna. Da schwebt der “verstorbene” Hund als beschützender Geist über sein trauerndes Herrchen und Beileidsbezeugungen beim Verlust eines Haustieres sind bei facebook inzwischen so “normal” wie die Todesanzeigen der Tageszeitung! Ich werde wohl bald als “Einhornleugner” am Pranger enden. Wir schaffen das….
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.