Chanukka: Ein großes Wunder

Das jüdische Fest Chanukka hat einen großen Einfluss auf Deutschland ausgeübt. Gerade die Weihnachtszeit ist voll von Traditionen, die es auch im Judentum gibt.

„An einem Freitagnachmittag kurz vor dem Schabbat wurde dieses Foto aufgenommen. Meine Großmutter erkannte, dass es sich um ein historisches Foto handelte so sie schrieb sie auf die Rückseite des Fotos:

Chanukkah
5692
(1932)

'Juda verrecke'
die Fahne spricht –
'Juda lebt ewig!'
erwidert das Licht.

Mein Großvater, der Rabbiner der Kieler Gemeinde war, hielt viele Reden, sowohl vor Juden als auch vor Deutschen. Er warnte die Deutschen, dass der Weg, den sie eingeschlagen hatten, weder für Juden noch für Deutsche gut sei, und die Juden warnte er, dass sich etwas Schreckliches zusammenbrauen würde und sie gut daran täten, Deutschland zu verlassen. Mein Großvater floh 1933 aus Deutschland und zog nach Israel. Seine Gemeinde kam zum Bahnhof, um ihn zu verabschieden. Bevor er abreiste, drängte er sein Volk dazu, Deutschland zu verlassen, solange noch Zeit sei.“

Zeus-Statue im jüdischen Tempel

Diese Worte stammen von Yehudah Mansbuch. Er ist der Enkel der Frau, die dieses Foto machte. Ihr Name ist Rachel (Rosi) Posner. Ihr Mann, Akiva Baruch Posner, war der letzte Rabbiner Kiels.

Im Jahr 1932 fiel der erste Tag von Chanukka auf den Heiligen Abend. Das Bild wurde somit einen Monat vor dem 30. Januar 1933 gemacht, dem Tag der Ernennung Adolf Hitlers in die Reichskanzlei durch das Kabinett.

An Chanukka feiern Juden die Wiedergewinnung der Souveränität über ihre Hauptstadt Jerusalem. Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden Judäas, wie er im Ersten Buch der Makkabäer, bei Flavius Josephus und im Talmud überliefert ist.

Hellenisierte Juden und makedonische Seleukiden hatten damals eine Zeus-Statue im jüdischen Tempel aufgestellt, um den jüdischen Gott auf griechische Art zu verehren. Die Makkabäer beendeten dieses Treiben, bekämpften die Fremdherrschaft und führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein.

„Ein großes Wunder geschah dort!“

Der Sieg der Makkabäer gilt als Wunder, da die gegnerische Seite militärisch weit überlegen war. Es gibt jedoch noch ein weiteres Chanukka-Wunder: Als die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, wieder entzündet werden sollte, war aufgrund der Kämpfe mit den Seleukiden nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden, das gerade mal für nur einen Tag reichte. Für die Herstellung neuen geweihten Öls wurden allerdings acht Tage benötigt. Durch ein Wunder brannte das Licht jedoch acht Tage, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war.

„Ein großes Wunder geschah dort!“ Mit diesen Worten wird das Wunder von Chanukka acht Tage lang gefeiert. Jeden Tag wird eine weitere Kerze angezündet, bis alle acht Kerzen am Leuchter brennen. Die neunte Kerze ist der Diener (Schamasch). Nur mit diesem Diener dürfen die anderen Kerzen angezündet werden, nachdem die notwendigen Segen (Brachot) gesprochen wurden. Chanukka ist das Fest der Wunder. Auf Hebräisch wird gesagt: „nes gadol haja scham“ Diese vier Worte stehen auf einem Kreisel, den Kinder in dieser Zeit nutzen, um damit um Schokoladentaler zu spielen.

Ein weiterer Brauch an Chanukka besteht darin, das Öl zu ehren, indem acht Tage lang alles frittiert wird, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Je öliger eine Speise ist, umso besser. Zu den zwei bekanntesten Chanukka-Speisen gehören Latkes und Sufganiyot. Latkes sind gebratene Reibekuchen und Sufganiyot frittierte Gebäckteilchen, mit Marmelade oder Vanillecreme gefüllt und mit Puderzucker bestreut.

All diese Bräuche sind jüdisch und christlich zugleich

Chanukka hat einen großen Einfluss auf Deutschland ausgeübt. Gerade die Weihnachtszeit ist voll von Traditionen, die es auch im Judentum gibt. Sufganiyot sind in Deutschland als Berliner bekannt. In Köln wiederum gehören Latkes auf jeden Weihnachtsmarkt und sind dort als Rievkooche bekannt. Auf vielen deutschen Weihnachtstellern liegen Schokotaler, die jedes jüdische Kind kennt, wenn es mit dem Kreisel spielt. Das Anzünden der Kerzen auf dem Adventskranz ist auch nicht zufällig wie das Anzünden des Chanukka-Leuchters.

All diese Bräuche sind jüdisch und christlich zugleich. Die Nazis wollten das jüdische Volk vernichten. Das Volk Israel aber lebt! Ein großen Wunder geschah dort!

Zurück ins Jahr, als Rachel Posner das Bild des Leuchters in Kiel machte. Ihr Enkel Yehudah Mansbuch erzählt heute:

„Der jüdische Brauch sagt, dass man die Chanukkia ins Fenster stellen muss, damit man sie von außen sehen kann. In dieser Zeit haben viele Juden das noch so gemacht, aber doch die Gardinen zugezogen, weil sie Angst hatten. Unsere Großeltern hatten keine Angst, und man sieht auf dem Bild zwar die Vorhänge, aber sie sind nicht zugezogen, so dass man die Chanukkia gut von außen sehen konnte.“

Foto: Rachel Posner

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Hans Kloss / 21.12.2022

Wer von wem was kopiert hat ist meist schwer festzustellen und das ist auch gut so. Fakt ist dass manche Traditionen viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Was auch nach allen den Jahren selbst wenn nur nebeneinander auch nicht verwundert. In meine Stadt gab es 100 Jahre her ungefähr gleich große deutsche, jüdische und polnische Bevölkerungsteile. Das ist jetzt alles weg aber die Geschichten leben bei manchen von uns noch. Dass die Leute sich manipulieren lassen war damals wahr und ist jetzt leider auch. Was ich mich angesichts des gefühlt anziehenden Sturms frage: wohin kann ich fliehen? Vlt wird alles doch gut? Frohe Weihnachten

Christian Philipp / 21.12.2022

Die Juden waren und sind Deutsche. Diese künstiliche Teilung der Deutschen in jüdische Deutsche (“Juden”) und nicht-jüdische Deutsche (“Deutsche”) von den Nazis zu übernehmen, heißt, ihr Denken zu übernehmen. Schade!

JMoennig / 21.12.2022

Der Leuchter auf dem Bild hat aber doch 9 Arme statt 7.(?)

Michael Fasse / 21.12.2022

Ob der Rievkooche von den Juden kommt, darüber könnte man diskutieren. Was jedoch gemäß Johannes 4,22 unverrückbar feststeht ist, dass das Heil von den Juden gekommen ist, nämlich Jesus Christus, der Sohn Davids, geboren zu Bethlehem im jüdischen Land. Gott segne Israel!

Ilona Grimm / 21.12.2022

Ich habe mich mal schlau gemacht über die „Latkes“ – Reibekuchen, Kartoffelpuffer. Das ist sicherlich kein echt israelitisches Gericht. Die Latkes wurden von aschkenasischen Juden aus Osteuropa mitgebracht. Im alten Israel waren Kartoffeln unbekannt, soweit ich weiß. Und die Traditionen zu Chanukka waren höchstwahrscheinlich ganz anders als wir heute denken. In der Bibel finde ich nichts über Latkes und auch nichts über Sufganiyot. Wichtig ist lediglich die Erinnerung an das Ölwunder, also in Öl gebackene oder gebratene Speisen. Vermutlich sind Latkes, wie Wolfg@ang Schönfeldt (kann sich endlich mal einer einen anderen Alias ausdenken als Schönfeld*.*??) anmerkt, eine „kulturelle Aneignung“ in umgekehrter Richtung. Aber ohne „kulturelle Aneignung“ gibt es überhaupt keine kulturelle Entwicklung! Schließlich guckt jeder bei jedem ab, was ihm gut und nützlich (oder lecker) erscheint.

Ilona Grimm / 21.12.2022

Vielen Dank, Herr Buurmann, für Ihre jüdisch-christliche Erzählung. Sie schreiben, »All diese Bräuche sind jüdisch und christlich zugleich. Die Nazis wollten das jüdische Volk vernichten. Das Volk Israel aber lebt!« - Ja, genau das stimmt, und es i s t ein Wunder! Darauf habe ich auch in meinem Kommentar zum sonderbaren „Beauftragten“ aufmerksam gemacht. Es ist aber auch ein Wunder, dass es immer noch gläubige Christen gibt, obwohl sie seit fast zweitausend Jahren materielle Not, Verfolgung, Benachteiligung, Vergewaltigung, schwerste Folter, Gefängnis, Mord erleben: in Gang gesetzt von jüdischen Pharisäern und Schriftgelehrten und fortgeführt durch das Römische Reich und viele Nachahmer. Die Organisation „Open Doors“ berichtet in ihrem „Weltverfolgungsindex 2022“: →Weltweit sind mehr als 360 Millionen Christen wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex gilt dies sogar in einem sehr hohen bis extremen Maß...← Weltmeister der Christenverfolger ist Afghanistan mit seinen Talibanesen, nachdem der Wertewesten im Juni 2020 das Land fluchtartig verlassen hat. Vize-Weltmeister ist Nordkorea. Danach folgen Somalia, Libyen, Yemen, Eritrea, Nigeria, Pakistan, Iran, Indien. Ich empfehle, die gesamte „Rangliste“ anzusehen. China liegt auf Rang 17, die Türkei auf Rang 42, Mexico (!) auf Rang 43. Mit Ausnahme der atheistischen Diktaturen in Nordkorea und China sind alle Christenverfolger-Nationen dem Islam treu ergeben. Was in Mexico genau los ist, weiß ich (noch) nicht. Aber auch in Deutschland wird die Luft für gläubige Christen (≠ Kultur-/Namenschristen) immer dünner und kälter. (Gelegentlich auch schon mal auf achgut.com…) “Kulturstaatsministerin” Claudia Roth ist nicht die einzige Ampeldienerin, die auf antichristlichen Krawall gebürstet ist. - - - PS: Waren die in Deutschland ansässigen Juden keine Deutschen??

armin wacker / 21.12.2022

Ich hätte da eine Frage, warum hat die Chanukka neun Lichter, da doch die Menorah nur sieben hat.

A.Lisboa / 21.12.2022

@Franz Klar: Dazu müsste dem jetzigen oder dem zukünftigen Bundesuhu vorher erst mal ein Koffer mit anständig viel Petrodollars (vgl. Praxis der Kataris) übergeben werden. Ohne Moos nix los, der Benz vom Uhu fährt schließlich nicht mit Margarine!

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