@Karla Kuhn:”... Der Hass, den Sie ansprechen, soll vermutlich weltweit Unruhe schaffen. Friedlich geeinte Menschen scheinen der “Philanthropen Kaste” gefährlich zu sein. Also, Guten Appetit.”.... Genau, und passt mal auf, ihr kulinarischen Schlaumeier im Universum! Im und nach dem Krieg haben Menschen für Kartoffeln, Butter oder sonst was Sattmachendes und Energiereiches ihr Hab und Gut eingetauscht! Schaut mal in 8 Wochen in den Supermarkt, vielleicht sehnt ihr euch eines Tages wieder nach einfachen Speisen, weil eure gewählten Nichtsnutze alles kaputt gemacht haben, was Normalität des Alltags bis vor Amtsantritt Merkels bedeutete! MfG
Die Waffen nieder— kommt an den Ess —und Verhandlungstisch. Es ist genug für alle da.
Letzter Absatz, erster Satz: Grossartig! Dem schliesse ich mich gern an.
Das “Hühnchen Kiew” hat nicht viel mit Kiew oder gar der Ukraine zu tun. Es ist wohl tatsächlich in St. Petersburg enstanden. Serviert wurde es 1912 im Restaurant des noblen “Grand Hotel Europe”. Ursprünglich hieß es “Neu-Michaliowski-Kotelett”, weil es wohl in einem Klub von Gutzbesitzern in der Petersburger Michaelstraße 1909 erstmalig zubereitet wurde. Andere Quellen verorten seine Entstehung im Jahre 1915 in Moskau, als ein sehr ähnliches Rezept im “Journal für die Moskauer Hausfrau” veröffentlicht wurde. Wiederum andere Quellen verweisen auf Chikago, wo es 1937 auf der Speisekarte eines von einem Exilrussen betriebenen Restaurants erschienen sein soll - der als Offizier in St. Petersburg gedient hatte. In Kiew soll es 1918 eine ähnliche Zubereitungsart für Huhn gegeben haben, die wohl aber nicht sonderlich populär war. 1947 servierte man es auf einem Bankett anlässlich der Rückkehr der sowjetischen Delegation von den Friedensverhandlungen in Paris. Richtig populär wurde es aber erst Anfang der 1950er Jahre, als es in einem Restaurant auf dem oder in der Nähe des Kretschatik in Kiew auf der Speisekarte stand. (Es geht das Gerücht, es habe sich um das Restaurant Dynamo gehandelt, einen konstruktivistischen Bau des sowjetischen Architekten Iossif Karakis, aber dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Aber zumindest konnte man dort in den 1980er Jahren “Hühnchen Kiew” und andere Dinge in durchaus akzeptabler Qualität essen. Andere Gerüchte sagen, es habe sich um das Restaurant “Kretschatik” der 1960 neu eröffneten U-Bahnstation gehandelt.) Von dort aus gelangte es auf die Speisekarten der Restaurants der sowjetischen Hotelkettet “Intouriste” und verbreitete sich recht schnell in der damaligen UdSSR. Es gibt übrigens auch mehrere Websiten zu dem Gericht, aber die befinden sich wohl inzwischen alle auf Servern, die im Feindesland stehen, und sind in der Srache des Feindes gehalten.
Als Nachkomme der vierten Generation eines russischen Offiziers kann ich bestätigen, dass das Rezept so korrekt ist. Das gilt sowohl für die traditionelle als auch für die verfeinerte Art. Die Zubereitungsart erfordert allerdings nicht zwingend eine Fritteuse. Eine Pfanne mit etwas Öl genügt. So jedenfalls habe ich es von meiner Großmutter gelernt. Man muss allerdings aufpassen, dass man die Öffnung, durch die man die Butter füllt, verschließt, da sonst die Butter beim anbraten (kann auch frittieren sein) nicht ausläuft. Übrigens ist es kein Kotelett. Es heißt nur in der französischen Sprache “Cotlete de kiev” (beinhaltet aber keine Knochen). Da das Fleisch ein leichtes ist, kann man von Magenbeschwerer nicht reden. Es ist ein leckeres leichtes Gericht, das nicht zwingend die Beilagen Strohkartoffeln, eine Art Pommes Frites, und Erbsen oder Buchweizengrütze mit Pilzen und Zwiebeln benötigt. In Nizza in der Altstadt habe ich einmal vor vielen Jahren in einem russischen Restaurant einen Kartoffel-Karotten-Taler (eine Art Kartoffelpuffer) bekommen. Ich kann dieses Gericht nur empfehlen. Aber wie immer ist es eine Geschmackssache wie der Affe sagte, der in die Seife biss.
Der Autor lenkt sicher unbeabsichtigt den Blick auf eine generelle Fragestellung zum Essen in Osteuropa. Nach dem Ende des Kommunismus und der Öffnung zum Westen verschwand im öffentlichen Raum das traditionelle Essen, was oft in guter Qualität relativ preiswert gab. Industrielle Tiefkühlpizza, Burger aus nicht sehr hochwertigem Fleisch, indischer Mischmasch, mexikanische Wraps spiegelten Genüsse der weiten älteren vor. Und so sah es dann in den Supermärkten aus, zumal viele neue Staaten durch Abkommen mit der EU von dort zu enormen Preisen schlechtes Obst und Gemüse reingedrückt bekamen, während der eigene hochwertige Anbau zurückging. Aber mit den Jahren erwachte besonders bei der Zahlungskräftigen Kundschaft die Sehnsucht nach Omas Küche. Unter solchen Namen konnte man im Westen qualitativ hochwertige Bioprodukte absetzen. Die einstmals überall in den Ländern vorhandenen Köche hatten mit dem Aussterben der traditionellen ihren Job verloren. Die Kenntnis der Rezepturen ging allmählich verloren. Die Rettung der letzten Fachleute kam aus westlich gemanagten Nobelhotels, wo man traditionell nach Landessitte speisen wollte. Das hatte seinen Preis. Und so ist das Feinste und Teuerste heute auch in Moskau, perfekte russische Küche mit all den berühmten Vorspeisen aus Fisch und Fleisch.
Passend zur Fastenzeit, wie immer. In den neunziger Jahren gab es hier immer wohlschmeckende ukrainische Kaninchenkeulen, die wurden mit dem Scherz verkauft, man könne sie auch nachts neben das Bett legen, weil aus Tschernobyl, die leuchten im Dunkeln. Aber in jüngerer Zeit gibt es nur noch Bio-Keulen aus grün-linkem Anbau. Die kosten auch das Doppelte, schmecken nach einer noch unerforschten Algenart, und, was das Rätselhafteste daran ist: Sie sind nur halb so groß. Obwohl ich sonst immer gerne meckere, habe ich mir bloß im Stillen gedacht, vielleicht haben wir es ja nicht anders verdient?
Das Essen gehört auch zu meinen angenehmen Erinnerungen an Reisen in Rußland und in der Ukraine. Ob es noch immer so ist, wie damals in Sibirien, wo auf den Bahnsteigen die lokale Bevölkerung alle möglichen Speisen zu günstigen Preisen anbot, so bald ein Zug einen längeren Halt hatte? Besser war nur am Baikal der frisch geräuchrerte Omul, in der Nacht gefangen und morgens um 10 von der Tochter des Hauses zu unseren Zelten gebracht. Für Pfennige, aber auf dem Bahnhof hätte sie auch nicht mehr bekommen. Ein tolles Frühstück! Und keineswegs verschleuderten die Leute da ihr letztes Essen, so schlecht waren die Zeiten nicht. Es war ein willkommener Zuverdienst - und eben ein willkommenes Angebot.—Ähnlich später auf der Krim an den Kurort-Promenaden. Vor allem Gebäck und Torten am Nachmittag schmeckten viel besser, als das, was man hier so bekommt.
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