Der eine mag‘s, der andere nicht. Egal.
Die Menge macht es, wie immer. Bärlauch ist eben ein Würzkraut. Oder essen Sie vielleicht Dillblätter wie Kopfsalat? Seit knapp 30 Jahren fahre ich extra in den Harz, um ein paar Portionen Bärlauch einzusammeln. Zum Beispiel mit Petersilie zusammen gehackt als frische Suppenzugabe. Bärlauch hat übrigens einen hohen Gehalt an Vitamin C - der erste Vitaminstoß des Jahres für junge und alte Bären. Und, auch zu bedenken: Wenn sich die Leute jetzt schon im Supermarkt wegen Klopapier prügeln, wird sicher bald auch wieder auf einheimische Rohstoffe in der Natur zurück gegriffen. Wetten?
Die vorgesetzten Hammelaugen sind - vermutlich auch in diesem Fall - eine asbachuralte Urban Legend. Sollte die Geschichte trotzdem stimmen, habe ich für diesen oder ähnliche Fälle (Affenhirne, Känguruhoden, Ziegenzitzen, Tofu, Müsli etc.) einen todsicheren Tipp. Man dankt freundlich, erklärt aber mit tiefem Bedauern in der Stimme, der Verzehr sei mir leider “aus religiösen Gründen” untersagt. Damit kommt man vor allem in orientalischen und asiatischen Ländern immer durch.
„Bärlauch kann töten!“? Na dann doch eher eine derartige Hetzorgie ;-).
In meiner Heimat gab es früher große Abbaugebiete für so nützliche Metalle wie Zink und Blei sowie, quasi als Beifang, Kadmium. Die industrielle Verwertung der Erze ist seit einigen Jahrzehnten beendet, die Gegend ist aber natürlich weiterhin vorhanden und heute ein beliebtes Wandergebiet. Hier stehen im Frühjahr unzählige Bärlauchpflanzen, der ganze Waldboden ist damit bedeckt. Es müssen Milliarden sein. Der Boden ist allerdings auch heute noch stark belastet, vor allem mit Blei und Kadmium. Es wird daher dringend davon abgeraten, hier seine Kräuter zu ernten. Was allerdings viele Zeitgenossen nicht wissen. Sie fallen Jahr für Jahr mit Kind und Kegel und großen Säcken und Beuteln dort ein, um Bärlauch en masse zu pflücken. Der landet dann - hoch geschätzt als regionales Produkt - gerne als “Bio” auf den Wochenmärkten der umliegenden Orte. Bon appetit! Ich kläre stets gerne darüber auf, wenn mir Leute erzählen, sie hätten dort sooo viel Bärlauch geerntet und natürlich verzehrt. Die Gesichter sind immer sehenswert.
Wir auf dem Land, haben den Bärlauch schon immer gegessen. Er gehört zum Frühjahr dazu und wenn er nicht mehr schmeckt, dann ist das Frühjahr vorbei. Mag sein, dass die Supermärkte und die Städter den Bärlauch vor fünfzehn, zwanzig Jahren entdeckt haben. Wir hingegen kennen es nicht anders.
Wenn jemand etwas nicht mag, dann ist das zu respektieren, denn er nimmt etwas wahr was andere nicht schmecken. Und es ist sinnlos ihm zu erkären daß es doch gut schmeckt. Ich persönlich mag Bärlauch wegen der Knoblauch-Note , und es ist als Pesto für Spaghetti einfach köstlich. So kann jeder mögen was er will :)
Herrt Etscheid, bitte interessantes Thema servieren. Daran kann es im Moment bestimmt nicht fehlen. Oder wandeln sie auf den Spuren des ersten Fernsehkochs? Wenn ich Ernährungsberatung brauche, lese ich die Ein- Bild-ung der Frau, wobei mir sofort schlecht wird und der Appetit vergeht. Also: Hart am Wind der derzeitigen Katastrophen segeln, Mast und Schotbruch!
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