Wie weit darf man sich eigentlich noch von seinen Lebensmitteln entfernen? Die Zunahme des Gagaismus ist mittlerweile um weitere Potenzen angestiegen. Die Hubschraubergeneration ist von der Realität entfremdet.
Ich hatte mir mal auf einer Reise von Malaysia kleinste getrocknete Fischchen mitgebracht, als geschmacksverstärkende Beilage für selbst zu kochende asiatische Suppen, sehr würzig im Geschmack. “Leider” mußte ich die Süppchen jeweils alleine essen, weil die “Sippschaft” die kleinsten auf der Suppe schwimmenden Augen als solche identifiziert hatte.
Vielleicht ekeln sich die Deutschen ja davor, weil sie wissen, dass die Fische vom Kopf her stinken. Allerdings verstehe ich nicht, weshalb sie dann die gleichen stinkenden Köpfe immer wieder bestellen? Womöglich ja nur, um sich ihre Sprichwörter regelmässig zu bestätigen.
Gerne erinnere ich mich an einige Tage und Nächte unter einer Rhone-Brücke in Valence: auf der Rückfahrt aus der Camargue war der Motor unseres Käfer-VW abgeraucht. Und wir biwakten am Fluss. Wir waren W18 auf Urlaub, mussten binnen dreier Tage zurück in Marburg, Tannenbergkaserne sein. Der Ersatzmotor war unterwegs, wir fast ohne Geld. Jetzt kommt’s: Am Ufer kampierten auch Zigeuner. Und die fütterten uns zwei mit frittierten kleinen Fischen aus der Rhone durch. Die wurden in Netzen rausgezogen, in Mehl gewälzt und eine Riesenpfanne mit siedendem Öl auf offenem Feuer geworfen. Wunderbar! Wir haben uns dann mit einer kleinen Show revanchiert: wie wechselt man eine 34PS Maschine in weniger als einer Stunde…. Alle waren begeistert. Naja, das war 1970.
Ach, Maridaki, eine Köstlichkeit ohnegleichen.
Anchovies esse ich vorzugsweise in Spanien. Da gibt es nicht diese komischen wie hier, zu billigen Kilopreisen, behaart, und was weiss ich. Da habe ich eine Cantabrische Sorte, die beinahe so teuer ist wie Kaviar, und ein Gedicht. Viel zu schade zum Frittieren. Aber sonst sind Boquerones Fritos auch immer eine leckere Abwechselung. In Asien war uns der Fisch sehr ans Herz gewachsen, wo wir einen aus dem Bassin aussuchen konnten, und der uns dann eine halbe Stunde später auf den Tisch gelegt wurde. Natürlich herrlich zubereitet!
Auf der Wirbelsäule herumkauen, Flossen lutschen und Augen aufspießen - in Barbarien ißt man vielleicht so, aber bei uns hat Essen mit Geschmack und Tischsitte zu tun. Man wischt sich nach dem Essen ja auch den Mund ab. Zumindest in meiner Gegend.
Im Gegensatz zum Chinesen esse ich nichts, was sich auf dem Teller noch von selbst bewegt…
Mich soeben an einem plato de pescaito frito gütlich getan. Hatte ich ohnehin vor, zu bestellen. Der Artikel hat mich zusätzlich motiviert. Danke. Ein Gedicht.
Diverse Science-Fiction-Filme und -Bücher dämonisieren die Idee, dass Aliens Appetit auf Humanoide haben könnten und diese jagen, töten und an Haken in Wäldern oder Schuppen zum Trocknen (ausbluten) abhängen und später schlachten. Sicherlich ist solch Vorstellung schüttelnd, wenn es denn Familienmitglieder wären. Ich esse aus gesundheitlichen Gründen mittlerweile viel vegetarisch bzw. vegetarische Ersatznahrung (der humanoiden Phantasie und Einfallsreichtum ein Lob). Allerdings mache ich mir nicht Gewissensbisse, dass dafür Millionen von Obst und Gemüse sterben muss, indem es vom Baum gerissen, per Messer zerschnitten und mundgerecht gemacht wird, in Pfannen erhitzt, mit Maschinen auf dem Feld von den Füßen gesenst wird usw. Fisch habe ich allein wegen der Gräten nie gemocht. Meine Lebensgefährtin führt mich einmal im Monat vorsichtig an Lachs heran, aber Fischgourmet werde ich in diesem Leben nicht mehr.
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