Achgut.tv / 16.08.2021 / 06:06 / 87 / Seite ausdrucken

Broders Spiegel: Unser verlorener Krieg

Zwanzig Jahre lang waren deutsche Soldaten im Krieg im Afghanistan, auch wenn die Politiker, die sie dorthin schickten, nie von Krieg reden wollten. Die Taliban haben nun gesiegt und unsere Regierung reagiert erbärmlich.

Henryk M. Broders aktuelles Buch „Wer, wenn nicht ich“ befasst sich mit „Deutschen, Deppen, Dichtern und Denkern auf dem Egotrip“. Das Buch kann im Achgut.com-Shop bestellt werden. Die dritte Auflage ist ab sofort lieferbar.

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Daniel Oehler / 16.08.2021

Wie in Saigon 1975 beim Sieg der Vietnamesen flogen Helikopter vom Gelände der US-Botschaft ab. Ich sehe eine weitere Parallele. Nach der demütigenden Niederlage französischer Elitetruppen in Vietnam in der Schlacht von Điện Biên Phủ, fühlten sich weltweit die Gegner Frankreichs ermutigt. Algerische Aufständische, die die Fremdherrschaft der Franzosen abschütteln wollten, stürmten die Stellungen der französischen Truppen mit dem Schlachtruf “Điện Biên Phủ”. “Afghanistan” spricht sich in windeseile im Nahen und Mittleren Osten durch. Das Debakel der NATO wird Iraker und Syrer im bewaffneten Widerstand gegen die US-Besatzer und ihre Vasallen bestärken. Die Türkei wird sich überlegen müssen, ob sie in der islamischen Welt als NATO-Mitglied als Freund der Verlierer von Kabul angesehen werden möchte. Und was die zurückgelassenen Helfer vor Ort angeht. Ab 1975 flohen zigtausende aufs Meer, die sog. Boat People. Aus Afghanistan sind bereits Millionen geflohen. Und die Sympathisanten Frankreichs in Algerien fühlten sich von Paris verraten. Das ist mit ein Grund für die Verachtung, die viele Angehörige der algerisch-stämmigen Minderheit in den Banlieus für den französischen Staat empfinden. Die Kurden im Nordosten Syriens sind vielleicht die nächsten “Freunde”, die Washington fallen lässt. Und wehe denen, die ihr Coming Out als Helfer westlicher Besatzer hatten.

Wolfgang Janßen / 16.08.2021

Ob eine allseits bekannte evangelische Bischöfin ihren Satz: “Nichts ist gut in Afghanistan.” wohl wiederholen wird? Oder nutzt sie die Gelegenheit, jetzt endlich mit den Taliban beten zu können?

Richard Kaufmann / 16.08.2021

Wer ist dort einmarschiert, Herr Broder? Deutschland und die anderen Staaten konnten sich nicht herausreden, als einer der dümmsten Präsidenten der USA namens Dabbelju Busch sie dazu zwang. Die Bundeswehr kaufte damals Nachtsichtgeräte bei Tchibo. Was hatte man sich erhofft? Die Afghanen zum Christentum zu bekehren? Ihnen das Gendern beizubringen? Sie Mülltrennung zu lehren? Zugegeben, der dort herrschende islamische Extremismus ist mit meinen Vorstellungen schwer vereinbar. Es könnte aber auch sein, dass meine Lebensweise dort auf Unverständnis stößt. Nun werden wohl sehr viele Hände abgeschlagen werden, und die Schuld an dieser großen menschlichen Tragödie trägt in erster Linie die gesamte NATO, und Nato heißt vor allem USA, sonst interessierencsich ja nur Pissataaten für sie. Aber wen kümmern schon ein paar Millionen Menschen? Hauptsache sie sind Coronanegativ, geimpft oder genesen. Hat man sich nicht gefragt, wie dort der Impfstatus ist und welche Inzidenzen sie haben?

Markus Schmitz / 16.08.2021

Man muss es aus einem anderen Blickwinkel sehen: Unsere weiseste aller Regierungen hat nur die Strategie angepasst: Da auf den veröffentlichten Fotos klar zu erkennen ist, dass kein einziger Taliban eine medizinische Maske trägt, wird das ansteckenste und tödlichste Virus der Welt zweifelsfrei dafür sorgen, dass sämtliche Taliban in spätestens vier Wochend elendig auf der Strasse krepieren werden, ohne dass nur ein Schuss einer westlichen Macht fallen muss.

armin_ulrich / 16.08.2021

Sehr geehrter Herr Broder, meistens teile ich Ihre Meinung, beim 9/11-Ereignis tue ich das nicht. Die Afghanistan-Mission wurde gestartet, um Osama bin Laden in Afghanistan zu stellen (dieser hatte von dort aus einer Höhle am Dialysegerät hängend die 9/11-Anschläge geleitet - er selbst ist Saudi).

Johannes Schuster / 16.08.2021

Da nicht Air America mit einem Teppichklopfer ausfliegt, sondern die deutschen Deppen mit ihrem UvdL - Flugmaterial nehme ich einmal an, daß die CIA bestens über die Lage bescheid wusste. Saigon war schlimmer aber auch scripted. Ich nehme auch an, die Taliban gut verhandelt haben und nun eine Top - Infrastruktur übernehmen für den Preis erst einmal nicht zu messern. Und hätten “die Alliierten” Daniel Ellsbergs Ausführungen über Vietnam gelesen, dann war diese Operation Laos bei den Teppichknüpfern bestens erkennbar ohnehin zum Scheitern verurteilt. Mathias Rust, der effektivste Offizierskiller, der der UdSSR den Rest gab, den hat auch keiner empfangen und mit Orden überhäuft, obwohl er es bei gerade 50 Flugstunden Erfahrung bei der Leistung tausendmal verdient gehabt hätte. Deutschland hat seine fähigen Leute, die allerdings plattgesessen werden von behäbigen dummen Verwaltungshinterteilen. Ich habe auf meinem Blog etwas zur “Dreifaltigkeits - Krise” geschrieben: Finanzkrise - narrative Seuche und Afghanistan. Es ist spannend, wie der Westen aus seinem Dilemma kommen will. Wenn ich vor einem Respekt habe, dann nicht vor dem Integral in der 2. Dimension, sondern Wellen - Additionen, die im Nu und ohne daß man es erkennen kann überkritische Massen schaffen. Wenn an der Baustelle alle Lichter unterschiedlich blinken, in einem Moment blinken sie alle gleichzeitig - unvermittelt aus dem Chaos heraus. Dieses Phänomen ist sehr eingängig und zeigt, was man als spontanes superkritisches Moment bezeichnen kann. Die Taliban hatten auch den Joker: Corona. Der Westen ist so dekadent, daß sie den Totpunkt der Seuchenmär nur abwarten brauchten und ausspielen mußten. Vielleicht kan man sagen, daß diese Aktion mit der Kanüle verloren ging. Es ist tragisch - komisch.

armin_ulrich / 16.08.2021

4:00 Er/sie/es ist aber nicht das erste mal, daß Soldat:Innen, die zu einer unmöglichen Mission geschickt werden, beim Scheitern eben dieser Mission zuhause nicht bejubelt werden. Man/frau/div hatte doch das Scheitern der Truppen der Sowjetunion vor Augen. “Unseren” Soldat:Innen hätte das klar sein müssen.

G. Böhm / 16.08.2021

Die neue Vorwärtsstrategie des Verteidigungsministeriums - Buße tun: Im wesentlichen Entwicklungshilfe leisten, Kollaborateure aufnehmen, für diverse Kollateralschäden aufkommen.

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