Christoph Lövenich, Gastautor / 14.05.2021 / 16:00 / Foto: Pixabay / 22 / Seite ausdrucken

Bonn: Weltoffener Antisemitismus

Am Dienstag wurde die Bonner Synagoge Opfer eines Anschlags. Glas am Gebäude wurde durch einen Steinwurf beschädigt, eine israelische Flagge vor dem Eingang verbrannt. Grüne Oberbürgermeisterin, gelber Vize-Ministerpräsident und andere Politprominente zeigten sich bestürzt, wo Bonn doch so „weltoffen“ sei. Drei junge Männer sind geständig, Syrer mit festem Wohnsitz in Deutschland.

Bestürzt waren natürlich auch Margaret Traub und Ricky Kaminski, die beiden Vorsitzenden der Bonner Synagogengemeinschaft. 2018 hatten sie dem regionalen General-Anzeiger ein ausführliches Interview gegeben. Es ging dabei auch um wachsenden Antisemitismus. Hier ein Auszug:
 

„Seit wann hat sich die Situation verschlimmert?

Traub: Seit drei, vier Jahren.

Woran liegt das?

Traub: Dazu sage ich lieber nichts.“

Schweigen kann sehr beredt sein. Aber es wurde schon noch knallhart nachgefragt:

„Heißt das, Sie sehen einen Zusammenhang mit der Einwanderung aus islamischen Ländern?

Kaminski: Vielleicht trauen sich dadurch auch andere Leute eher, ihren Antisemitismus offen zu zeigen.“

Wer auch immer die anderen Leute sind, die sich mit ihrem Judenhass ohne arabische Unterstützung nicht aus dem Keller getraut hätten, sie waren es jedenfalls nicht, die in der Bonner Tempelstraße den ersten Stein geworfen haben. Keine „Verschwörungsideologen“ in dem Sinne, wie Anetta Kahane sie an die Wand malt, keine Rechtspopulisten, über die man sich – wie Charlotte Knobloch – taktisch empört.

Nach dem Anschlag in tröstendem Schulterklopfen üben

So wie oben äußern sich Funktionäre der unter dem Dach des Zentralrats der Juden organisierten Gemeinden, in einer „Selbstverleugnung“, die die Bundesregierung „mit 13 Millionen Euro jährlich finanziert“. Als Körperschaften des öffentlichen Rechts agieren sie – wie auch die katholische und evangelische Kirche – halbstaatlich und staatsabhängig. So gelingt es ihnen nicht, eine eigenständige, zivilgesellschaftliche Stimme herauszubilden, die Projekte der Regierung, des gesellschaftlichen Mainstreams beziehungsweise des Zeitgeistes kritisch unter die Lupe nimmt.

Oder offen zu analysieren, wo die tatsächlichen Herausforderungen durch den Antisemitismus derzeit liegen. Dieser Tage drängt sich ja einiges an Anschauungsmaterial auf –  aus unterschiedlichen Richtungen und verschiedenen Institutionen Immerhin hat eine Funktionärin im zitierten Interview die einseitige Medienberichterstattung über Palästinensergewalt gegen Israel angeprangert. Ob die mutmaßlichen, syrischen Täter von Bonn so gut Deutsch beherrschen, dass sie vor Tatbegehung die aktuelle Nahost-Berichterstattung bei ARD und ZDF verfolgen konnten?

Die Bonner Politiker, die sich nach dem Anschlag nun in tröstendem Schulterklopfen üben, haben übrigens jahrelang zugesehen, wie sich die Bundesstadt und ehemalige -hauptstadt – lange vor der Flüchtlingswelle von 2015 – zu einer Hochburg des islamischen Fundamentalismus entwickeln konnte. Die Ansiedlung der (inzwischen aufgegebenen) König-Fahd-Akademie, einem fragwürdigen saudischen Bildungszentrum, war vor 25 Jahren sogar gefeiert worden. Von Salafisten verletzte Polizisten, ISIS-Anhänger, die Attacke eines Palästinensers auf einen israelischen Professor, das ist das „weltoffene“ Bonn.

Lautstark problematisieren darf man eigentlich nur den Medizintourismus aus zum Beispiel den Emiraten – dabei handelt es sich meist um Wohlhabende, die sich am Rhein Operationen unterziehen und von der Familie begleitet werden. Eine Übersprunghandlung, denn dieser Personenkreis hält sich hier nur temporär auf, bringt Geld mit und spielt bei der hiesigen Kriminalität keine Rolle (sondern ist lediglich von der Mülltrennung überfordert). So vermeidet man, stattdessen Sensibleres zu thematisieren.

Mit dem ritualisierten Gedenken zu jedem 9. November oder der offiziellen Empörung über den aktuellen Anschlag ist jedenfalls nicht viel gewonnen. Notwendig wäre, dem Problem mit unverstelltem Blick gegenüberzutreten.

Foto: Creative Commons CC0 Pixabay

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Leserpost

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g.schilling / 14.05.2021

Achtung, Text kann Spuren von Satire enthalten. Ey, war isch gestern Demo gegen Juden. Voll krass, isch schwöre Bruda. Deutsch Polizei voll blöd. Steht nur rum. Isch verbrenn Israel Fahne, nix passiert. Nächste Woche brenn isch voll Judenhaus, Alda. Wird nix passieren. Isch schwöre. Feuerwehr nur gucken. Allahu akbar. Schön, dass sich unsere rund um voll gepamperten “”“Schutzsuchenden”“” hier benehmen wie die Axt im Wald. Jetzt weiß ich auch warum, es auf der Sinai Halbinsel keine Bäume mehr gibt.

Jochen Brühl / 14.05.2021

Es ist ganz eindeutig die Gelegenheit gekommen, einen nochmaligen “Aufstand der Anständigen” auszurufen, so wie damals durch Schröder. Auch dort hatten sich arabische Täter später herausgestellt aber die Finanzierung für die Staatsantifa war schon gesichert.

Volker Altenähr / 14.05.2021

Dieses verlogene Politiker - und Journalistenpack traut sich nicht, die Ursache dieser judenfeindlichen Ausschreitungen zu nennen : die Migrationspolitik unserer Kanzlerin und ihrer Entourage. Widerlich mit welchen Wortpirouetten immer wieder vermieden wird die im Klartext zu nennen, welche die Hasstiraden da von sich geben. Karl Lagerfeld hatte völlig recht, “wie kann man nach dem Holocaust Millionen Todfeinde der Juden ins Land lassen” (sinngemäss zitiert) Dieses Land der “länger hier Lebenden” kotzt einen nur noch an.

Kostas Aslanidis / 14.05.2021

Der peinlichste Zentralrat der Juden sollte sich schaemen. Merkelergeben und Systemtreu. Immer eine Hetzschrift gegen die AfD, den so kommt das Geld gegen “rechts” in den Kassen. Sie wissen genau wer ihre Feinde sind und schweigen. Das wird sich bitter raechen, den der deutsche Staat wird alles unternehmen um die illegale Moslemeiwanderung herunterzuspielen um ja das Gesicht zu wahren, wegen den eklatanten Fehler von 2015. Niemand wird da sein um die Juden zu schuetzen, der deutsche Staat beobachtet nur, wie 1933 und spaeter.

Uta-Marie Assmann / 14.05.2021

@Jakob Mendel : Sie haben zu erwähnen vergessen, dass Welten zwischen beiden Publikationen liegen: die JA weichgespült und stramm auf Linie der Merkelgetreuen Schuster/Knobloch, die JR klar, analytisch und kritisch mit exzellenten Journalisten, die ihr Handwerk noch verstehen. Da fällt für den Leser die Wahl nicht schwer.

Uta-Marie Assmann / 14.05.2021

@Jakob Mendel : Sie haben zu erwähnen vergessen, dass Welten zwischen beiden Publikationen liegen: die JA weichgespült und stramm auf Linie der Merkelgetreuen Schuster/Knobloch, die JR klar, analytisch und kritisch mit exzellenten Journalisten, die ihr Handwerk noch verstehen. Da fällt für den Leser die Wahl nicht schwer.

Wolf Hagen / 14.05.2021

In NRW, genauer gesagt in der Stadt Hagen hat man nach angeblichen Protesten von wem auch immer, kurzer Hand die israelische Fahne schnell wieder eingerollt, da man nicht einseitig Partei für Israel ergreifen wolle in aktuellen Situation… Nachzulesen im “Fokus”! Dort schreibt Ulrich Reitz völlig zu recht: “

Stephan Jankowiak / 14.05.2021

Es ist die Saat unverhohlener Antisemiten und Israelfeinde in D wie Jakob Augstein und eines Iran-Proktologen wie Bundespräser Steinmeier, die jetzt aufgeht.

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