Auf einer Rundfahrt vor vielen Jahren auf der Insel Djerba (Tunesien) erklärte der Fremdenführer den Teilnehmern, dass es auf dem Lande Sitte sei, dass die Braut zwei Wochen vor der Heirat das Haus nicht mehr verläßt, um bis zum Hochzeitstermin die Haut aufzuhellen. Die Frauen sähen dadurch ihre Attraktivität gesteigert. - In Thailand habe ich auf den Reisfeldern und unter den Flusshändlern vermummte Frauen beobachtet, die ihre Haut nicht der Sonne aussetzen, um nicht sofort als Landfrau identifiziert zu werden. Japanerinnen wollen seit Jahrhunderten weiß wie Porzellan sein. Ehemaliges Statussymbol des Adels und fortgesetztes Schönheitsideal. - Meinem Schwager bot einst ein Tunesier ein Kamel im Tausch für seine hellhäutige, blonde Frau an. - Überall das Gleiche: der Reiz des Anderen. Nix Neues unter der Sonne. Oder doch? Da gibt es noch die bekloppten Europäer: Der französische Kosmetikkonzern L’Oreal will die Begriffe ,,Aufhellen” und ,,Bleichen” aus seinen Produktbeschreibungen streichen und Unilever seiner Gesichtscreme ,,Fair & Lovely” einen anderen Namen geben. Die Hautpflegeprodukte sollten künftig ein vielfältigeres Schönheitsideal mit sämtlichen Hautfarben ansprechen.
Jetzt mal rein politisch gesehen sind die schlimmsten Farben Rot und Grün. Was gemischt Braun ergibt.
Also ganz ehrlich - ich finde da überhaupt nichts beautiful… Ganz im Gegenteil: ich ekle mich inzwischen richtig davor… Früher war das nicht so…
Ist doch ganz einfach, widersetzt sich aber jeder politischen Korrektness: Schwarz hat das schlechtere Image. Schwarz assoziiert man mit Armut, Unbildung und Aberglaube, Weiß mit Wohlstand, Bildung, Erfolg und Fortschritt. Solange das so ist, werden die Menschen in den entsprechenden Ländern um jedes bisschen hellere Haut kämpfen. In Südamerika versucht man es durch entsprechende Auswahl an möglichst hellhäutigen Fortpflanzungspartnern. Es gibt dort eine regelrechte Hierarchie der Hautfarbtöne. Je heller, desto besser! Vielleicht versucht man deshalb in Europa und den USA mit allen Mitteln weiße alte Männer und damit das (weiße) westliche Erfolgsmodell zu diskreditieren, um die schwarze Population aufzuwerten. Das ist aber so durchschaubar konstruiert, dass zwar deutsche Grüne, aber niemand in den lateinamerikanischen und schwarzafrikanischen Ländern darauf hereinfällt. Es wird sich erst etwas ändern, wenn Schwarze bildungsmäßig aufholen, aus ihrem ursprünglichen Kontinent was machen, statt ständig die Hand aufzuhalten, um Entwicklungsgelder abzugreifen. Schwarz braucht ein anderes Image. Dann wird die Hautfarbe irgendwann auch nicht mehr als benachteiligend empfunden. Das zu erreichen, kann den Schwarzen aber niemand vollständig abnehmen.
Der (bis heute giftig wirkende) Umstand, das “Weiße” als mehr wert gelten als “Schwarze” entspringt einem und nur einem einzigen “Ort” ... den nordafrikanisch-arabischen Sklavenmärkten. Dort wurden Menschen aller Couleur gehandelt. Allerdings waren “Weiße” deutliche schwerer zu bekommen als “Schwarze”. Während “schwarze Herrscherr” ohne mit der Wimper zu zucken ganze Nachvarvölker und Untertanen als Sklaven verkauften, war dies bei deren"weißen” Pendants völlig ausgeschlossen. (Deren Herrscher benutzten ihre Leute um Europa & später die Welt mit Krieg zu überziehen) So gingen in der Hochzeit des neuzeitlichen Sklavenhandels (500 - 1800) max. 1,6 Mio “Weiße” über den Ladentisch, aber min. 30 Mio “Schwarze” Das entspricht einem Verhältnis von 1 : 18,75. Angebot und Anchfrage regeln den “Wert” einer Ware. Ein Diamant im Grunde genommen auch nur Kohlenstoff im Wert von einigen Cent pro Kilogramm. Seine Seltenheit auf dem Markt ... gegeben durch die Schwierigkeit ihn zu beschaffen .. kreiert seinen Preis. Die selbe Wertschöpfungskette griff beim “Weißen”. Und sie greift noch immer. Es gab & gibt immer mehr “People of Color” als sogenannte “Weiße”. Zudem wird der “Farbe” Weiß (ein Zustand , keine Farbe) seit je her eine mythologische Komponente zugesprochen. Und bei Kontakt mit Mythologie/Religion setzt der menschlicher Verstand praktisch sofort aus. Dazu müssen sie nicht Europäer sein ... seien sie einfach mal ein Albino in Tansania, dann haben sie eine gute Chance als Amulett oder Teil eines Zaubertrankes zu enden. Ganz ohne jeden (angeblichen)” imperialistisch-kolonialistischen” Rassismus. Oder siehe das Kastensystem in Indien. Brahmanen Oben =“Weiß”, Kastenlose Unten = “Schwarz” und das Jahrtausende bevor die “Weißen” segeln/kolonisier lernten. Haben “Weiße” diesen Umstand später zu eigenen Rechtfertigung, Selbsterhöhung & Vorteil genutzt? Aber klar doch. Homo Sapiens tritt gerne nach Unten und buckelt nach Oben.
@Uta Buhr, Kalergi Coudenhove war der Gründer der “Paneuropa-Union 1922 , Mitglied der Wiener Freimaurerloge Humanitas, Gründer der Paneuropa-Union, der erste Träger des Karlspreises und forderte in seinem Buch von 1925 “Praktischer Idealismus”, S. 22f: Der Mensch der fernen Zukunft wird Mischling sein. Die heutigen Rassen und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die eurasisch-negroide Zukunftsrasse, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen.
Auch aus Indonesien ist mir eine solche Definition der dermatologischen Farbskala geläufig. Je heller, desto edler lautet nicht selten die Devise. Auch und gerade in Java. Signalisiert die dunklere Hautfarbe eines Gegenübers dem hellhäutigeren Javaner doch unmissverständlich, dass er es mit einem Landsmann zu tun hat, der aufgrund seines sozialen Standes gezwungen ist, unter freiem Himmel zu arbeiten, dort, wo eine tagtäglich vielstündige Sonnenexposition seine Haut schnell alt und dunkel aussehen lässt. Die besonders dunkelhäutigen West-Irianer (die indigenen Bewohner des von Indonesien annektierten Teils der Insel Neuguinea) besetzten dem entsprechend - leider - die unterste Stufe der Statusleiter. - Ich habe etliche schwarze Südafrikanerinnen kennen gelernt, die ihre arme Haut von Jugend an mit heftigst beworbenen Bleichmitteln malträtiert hatten. Durch die rigorose Dauerbehandlung war diese nach Jahren zumindest durch hässliche grauweiße Narben gezeichnet. Ob es im einen oder anderen Falle vielleicht auch zu bösartigen Hautveränderungen kam, entzieht sich meiner Kenntnis. Da ich dererlei kosmetische Misshandlungen bei schwarzen Südafrikanerinnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten eigentlich nicht mehr beobachtet habe, hielt ich den unseligen Brauch - bis dato - zumindest dort für beendet. Aber im Wissen um Raffinesse und Einfallsreichtum der Kosmetikindustrie sowie ihrer Werbeagenturen, könnte ich mir vorstellen, dass das Bleichen dunkler Haut über kurz oder lang wieder in Mode kommen könnte. Bei Männern habe ich solche Praktiken übrigens nie feststellen können, was aber nicht heißen muss, dass es sie nie gegeben hat. Die negativen, teils sogar tödlichen, Konsequenzen ihres Handelns treffen die Menschen allerdings hier wie andernorts: dort sind es mitunter schwerste Hautschäden durch Bleichmittel, und hier sind es verschiedene Arten von Hautkrebs. Warum nur hat der Mensch an seiner gottgegebenen Hautfarbe immer etwas auszusetzen?
So war es schon vor über 100 Jahren. Wünsche: Die gnädige Frau ist hell und blond, von sommerlichem Licht durchsonnt –sie scheint sich schlechtgeraten. Braun will sie sein, das dumme Kind, braun, wie Zigeunerweiber sind – und läßt am Strand sich braten. ... Und so hat jeder was zu schrein. Der Neger will ein Weißer sein, der Fußfantrist ein Reiter . Wir wollen aufrecht stehn, mein Kind, und bleiben, was wir selber sind! Ich glaub, das ist gescheiter. Theobald Tiger Die Weltbühne, 04.07.1918, Nr. 27, S. 19.
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