Berlin: Lehrer in sieben Tagen

Mit einem einwöchigen Crashkurs qualifiziert das Land Berlin Quereinsteiger, die unmittelbar danach als vollwertige Lehrer unterrichten – jedenfalls zu knapp zwei Dritteln ihrer Arbeitszeit. Im restlichen Drittel studieren die Blitzpädagogisierten nebenher kostenfrei ein zweites Fach. Die Quereinsteiger werden unbefristet eingestellt und rutschen nach zwei Jahren automatisch ins Referendariat. Nach der Staatsprüfung sind sie regulär ausgebildeten Lehrern tariflich gleichgestellt, was in Berlin für einen Grundschullehrer 5300 Euro brutto im Monat bedeutet. 

„WELT“ beschreibt das Umsatteln eines 34-jährigen Architekten: „In den ersten zwei Jahren als Quereinsteiger verdient er rund 1900 Euro netto im Monat, als Architekt waren es zuletzt 2000 Euro. Nun kommen 72 Tage Urlaub und der Dienstschluss um 15.15 Uhr dazu. ,Besser geht es nicht‘, meint Heinrich und lacht.“

Gleichzeitig sinkt die Bildungsqualität weiter dramatisch ab. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, begründet dies mit einer „Ballung von Problemen“ in den Grundschulen – allen voran Inklusion und Immigration: „Es führt zu einem massiven Abbruch von Leistungen, wenn der Anteil der Kinder, die nicht oder nur schlecht Deutsch sprechen, zu groß ist.“ Meidinger weiter: „Der Lehrermangel ist in der aktuellen Studie noch nicht abgebildet. Für die Zukunft ist noch Schlimmeres zu befürchten.“

Bleibt abzuwarten, ob die paradiesischen Bedingungen für Berliner Quereinsteiger den Niedergang aufhalten können. 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Wolfgang Richter / 17.08.2018

Aus meiner persönlichen Kenntnis melden sich für Lehrtätigkeit, die durch Umschuldung oder ähnliche Programme, auch in anderen Bereichen, wie z. B. der beruflichen Bildung zu erreichen ist, überwiegend Personen, die vom Fach an sich wenig bis keine Ahnung haben oder dem Stress ausweichen wollen und einen eher ruhigen Job suchen. Die Qualität der von dieser Klientel verbreiteten “Bildung” kann sich jeder selbst ausrechnen, frei nach dem Motto “Und da denkt man, schlimmer geht’s nimmer. Und es kam schlimmer.” Und wer dann den öffentlich-dienstlich alimentierten Job sicher hat, kann völlig folgenlos stressige Arbeitszeiten durch mehr oder weniger lange krankheitsbedingte Auszeiten stückeln. Wem es derart gelingt, einen solchen Job zu ergattern, der kann sich im stillen Kämmerlein vor Lachen den Bauch kaum halten.

Maja Schneider / 17.08.2018

Wenn diese Maßnahmen gegen den selbst verursachten Bildungsmangel Schule machen, werden wir sicher bald wieder on top sein. War unsere Kanzlerin nicht einst angetreten u. a. mit dem Ziel, Deutschland zum Bildungsstandort Nr. 1 zu machen? Das Gegenteil ist der Fall, wir sinken als um ihre Bildungspolitik einst viel beneidete Nation immer weiter ab, so dass man jetzt wieder zu dem in der Vergangenheit schon einmal (von einigen Ausnahmen abgesehen) gescheiterten Versuch der Beschäftigung von Seiteneinsteigern zurückkehrt statt mehr Lehrer vernünftig auszubilden und auch einzustellen.

Horst Jungsbluth / 17.08.2018

Berlin mag verrückt erscheinen, aber das Schlimme daran ist, dass dahinter durchaus System steckt Wir werden dreist belogen und betrogen und es gibt keine Institution, die dem ganzen Irrsinn ein Ende bereitet. Laut Senatsverwaltung kommen an den normalen Schulen auf 1 Lehrer 12 Schüler (in Bayern fast 16). Die Senatorin Scheeres hat gestern im RBB erklärt, dass es 8.000 Schüler mehr gäbe, als im Vorjahr und man ca. 2.700 Lehrer (davon über 1.000 voll ausgebildete) neu eingestellt hätte, ohne dass die Moderatorin da nachhakte. Das böse Spiel mit den falschen Zahlen ist nicht neu, wenn ich daran erinnere, dass bereits 1985 der damalige Berliner ÖTV- Vorsitzenden mehr Personal für die Finanzverwaltung forderte, weil es angeblich mehr Fälle gäbe. Ein Blick in das Stat. Jahrbuch ergab dann, dass innerhalb von 15 Jahren die Bevölkerungszahl stark gesunken war,  die Anzahl der Betriebe sich um ca. 70.000!!! (also Fälle) verminderte, während die Anzahl der Beschäftigten in sämtlichen Sparten des öffentlichen Dienstes um 70.000!!! angestiegen war. Noch schlimmer dann ab 1988, als man eine pure statistische Bereinigung nach der Volkszählung zum Anlass nahm, um eine kriminelle Wohnungsnotkampagne wie ein Theaterstück zu inszenieren, die ausgerechnet von dem kommunistischen Blättchen “Die Wahrheit” gestartet wurde.  Und nun fängst dieses bösse Sch…....spiel wieder von vorne an. Ich kann es nicht fassen”

Karla Kuhn / 17.08.2018

“Mit einem einwöchigen Crashkurs qualifiziert das Land Berlin Quereinsteiger, die unmittelbar danach als vollwertige Lehrer unterrichten – jedenfalls zu knapp zwei Dritteln ihrer Arbeitszeit. Im restlichen Drittel studieren die Blitzpädagogisierten nebenher kostenfrei ein zweites Fach. Die Quereinsteiger werden unbefristet eingestellt und rutschen nach zwei Jahren automatisch ins Referendariat.”  Da müssen sich die Lehrer, die ein volles Studium durchziehen völlig vera….. vorkommen !! Werden die “Crashkurs Lehrer” auch noch beamtet ?? Der Beitrag über die Bildungsqualität ist dieses Jahr schlechter ausgefallen als im letzten Jahr. Immer weiter, immer heiter die Leiter abwärts ?? Den Privatschulen werden dadurch Tür und Tor geöffnet ! Unvorstellbar, was in Drei Jahren alles passiert ist. Aber Merkel ist nach Montenegro gereist um den EU Beitritt zu besprechen.  Hat jetzt Merkel auch noch die EU Präsidentschaft übernommen ?  Werden die Beitritte jetzt nicht mehr von der EU geregelt ? Oder soll am deutschen Wesen die ganze Welt genesen ??

Bernhard Freiling / 17.08.2018

@Robert von Loewenstern: überzeugt :-)  - müssen Sie nicht veröffentlichen ;-)

Thorsten Helbing / 17.08.2018

Bin ja auch auf der Suche nach etwas Neuem. Und mal eben eine Woche Crashkurs und dafür fürstliche 5000 Brutto einstreichen? Hört sich echt verlockend an. Doch halt, Berlin bleibt Berlin, also an Dämlichkeit kaum zu überbieten, und bietet mir persönlich keine Lebensfreude. Geld hin oder her. Das der Gesinnungstest sowieso negativ ausfallen würde kann ich mir diese Bewerbung gleich sparen. So gewinne ich doppelt, die Lebensfreude bleibt erhalten und zwölfzig Fremdsprachen brauche ich auch nicht erlernen, um dann Wissen weiterzugeben in Aufbewahrungsanstalten - Irrenanstalten wollen wir ja nicht gleich sagen, wobei es scheinbar auf dasselbe hinausläuft. Das ist eben dieses Experiment wovon in Tagesthemen so nebenbei schwadroniert wird, unterstützen muss ich dies nun wirklich nicht.

Robert von Loewenstern / 17.08.2018

@Bernhard Freiling: Die 5.300 Euro Brutto-Einstiegsgehalt für Berliner Grundschullehrer sind tatsächlich korrekt, auch wenn es schwer zu glauben ist. Die E13-Einstufung neu eingestellter Grundschullehrer wurde bereits 2017 beschlossen. Im Mai 2018 einigte sich der Berliner Senat nach monatelanger Auseinandersetzung darauf, dass auch die Gehälter der „Bestandslehrer“ angeglichen werden (ab Mitte 2019). Zusätzliche Kosten für das Land Berlin ab 2020: ca. 55 Mio. Euro jährlich.

Franck Royale / 17.08.2018

Immerhin noch Lehrer, morgen dann Imame. Berliner sieht einer strahlenden Zukunft entgegen. Ich würde für kein Geld dieser Welt an Berlins Schulen unterrichten, das muss die Hölle sein. Mein Respekt an alle die sich das antun.

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