Wenn mir jetzt Dr. Orit noch erklärt, warum ich ” Schuld” oder “Verantwortung” für die “Verbrechen der Väter” fühlen sollte, ist alles klar. Ich dachte immer “Schuld” und “Verantwortung” bezöge sich auf eigene Taten oder Untaten. Gibt es da so etwas wie eine Art Erbschuld, Erbverantwortung oder Erbsünde? Und warum ist die dann auf “diese Generation” (gemeint sind wohl die heute Lebenden) beschränkt? Erlischt diese Erbsünde auch irgendwann mal? Die deutsche Begeisterung für muslimische Masseneinwanderung aus der Nazivergangenheit zu erklären, greift ohnedies deutlich zu kurz. In Schweden gibt es dasselbe Phänomen, teilweise sogar ausgeprägter, auch Frankreich und Großbritannien sind betroffen. Gut, vielleicht haben letztere ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Kolonialgeschichte, aber was haben die Schweden seit dem 30-jährigen Krieg schon verbrochen? Mir scheint, das Ganze ist letztlich eine Krankheit der gesamten westlichen Kultur, die in Selbsthass verfallen ist, statt einfach nur stolz darauf zu sein, was sie der Welt gegeben hat - nämlich schlicht alles, was Zivilisation ausmacht, bei fließend kaltem und warmem Wasser angefangen. An dieser Stelle sollte ich wohl sagen, dass ich große Sympathie für Israel empfinde; allerdings nicht wegen irgendwelcher Schuldgefühle, sondern weil da ein kleines, selbstbewusstes, wehrhaftes Volk lebt, dass vergleichsweise sehr adäquate Methoden gefunden hat, mit Terroristen und anderen Bedrohungen umzugehen. Davon würde ich meinem eigenen Land auch etwas wünschen.
Ein verdrängter Schuldkomplex kann die verrücktesten Blüten treiben. Und das gilt auch für kollektiv empfundene Schuldkomplexe. Zuerst steht in der Regel das Leugnen, das Abstreiten, das Totschweigen. Das war im Deutschland der Nachkriegszeit der Fall. Dann kann eine Phase der Anerkennung der Schuld erfolgen. Um schließlich nach einiger Zeit der Zerknirschtheit umzuschlagen in Wut, wenn nicht Hass auf denjenigen gegenüber dem man sich schuldig fühlt, oder schuldig zu fühlen hat. Man streitet die Schuld zwar nicht ab, man wird auch nicht offen aggressiv gegenüber dem ehemaligen Opfer, aber man toleriert, dass andere gegen dieses aggressiv werden. Ja, man hat sogar eine heimliche Sympathie für den Aggressor. Man hat es satt, sich schuldig zu fühlen, kommt aber aus dieser Rolle nicht heraus. Die “Lösung“ ist, dass jemand anderes denjenigen „bestraft“, der für meine Zwickmühle „verantwortlich“ ist : mein ehemaliges Opfer. Dieses Opfer, welches bewirkt, dass ich mich so schlecht, so schuldig fühle. Wegen seiner nenne ich mich Nazi, geißle mich, bin der ewige Sünder. Oder ich suche mir einen Teil meiner Landsleute aus, die stellvertretend für mich den Nazi-Part übernehmen. Die beschimpfe ich jetzt als Nazis und fühle mich dann etwas besser. Ich gehöre ja nicht zu ihnen. Besser wäre, sich dem Verdrängten zu stellen. Und keine Ersatzhandlungen vorzunehmen. In der Anerkennung des Bösen wie des Guten in mir, liegt die Lösung des Problems. Nur ich persönlich kann es anerkennen und damit überwinden. Ich muss die Mauer einreißen, die ich um mich errichtet habe. Das tut weh, aber es gibt keinen anderen Weg. Ich muss die dabei entstehenden Gefühle zulassen. Den Selbsthass erkennen. Und den Hass gegen andere erkennen, um ihn nicht mehr zu delegieren und um ihn nicht mehr gegen mein eigenes Volk zu leiten. Es geht darum, sich der Verantwortung zu stellen. Durch Hass mache ich nichts ungeschehen, auch nicht durch Hass auf vermeintliche (Ersatz-)Nazis und erst recht nicht auf Juden.
Zur Sicherheit- man weiß ja nie- habe ich das Mantra sechs Male gesprochen. Und man glaubt es kaum: Ich habe nun das völlig neue betörende Gefühl, kein Nazi zu sein! Man fühlt sich einfach besser. Doch wie lange Zeit hält es vor? Und muss ich jetzt die Grünen wählen?
Ich verzeihe Herr Broder und seinem Team viel, aber dieser unsägliche Unsinn zerstört meine gutmeinende Basis zu achgut. Kein Volk hat die Schuld mehr angenommen als wir, kein Volk hat mehr Sendungen über diese Irren gesehen und kein Volk scheint mir geläuterter, wohl wissend dass eine solche Überlegenheitsideologie jederzeit wieder greifen kann, wie wir an der 3. monotheistischen Religion sehen. Soll ich mir jetzt auch noch Yoga kaputt machen lassen? Warum hat die Dame nicht den Mut, einen Muslim dahin zu setzen und den Koran “herauszuschwitzen” und die Hadith?
Es ist zwar noch ein bisschen früh am Tag, aber ich glaube jetzt hat es endlich geklappt!
Einfach nur gut! Orit Arfa ist die begabteste und beste Postentnazifiziererin, die wir haben.
Furcht bekam ich, als ich las, dass 1934 die Parteibüros der NSDAP schließen mussten, weil sie den Ansturm der Beitrittskandidaten nicht mehr bewältigen konnten. Meine Furcht verstärkte sich als Heutiger , als ich erfuhr, dass die Anzahl der NSDAP-Mitglieder bis zum bitteren Ende 1945, als 160 Städte in Trümmern lagen, sich auf über 5 Millionen erhöht hatte. Obwohl Millionen auf die verschiedenste Art, inklusive Massenflucht vor der Roten Armee, zu Tode gekommen waren und die 3-fach Zahl ihre Wohnungen nebst Hausrat verloren hatte. Keine politische, wissenschaftliche oder sonstigen Kraft kann Menschen derart feh-lleiten wie die Religion oder adäquate Ideen, die sich in Personenkulten verkörpern. Oft reicht nur ein einzigens Buch und ein System zur Verbreitung von Ge-danken-Gefühlen. Nicht A.H. verkörperte das Böse, sondern der feste Glaube an eine Volksgemeinschaft der Unüberwindbaren als Staatsmodell, das 1000 Jahre Bestand habe. Offenbar das genetisch tief verankerte Bedürfnis des Höhlen-Urmenschen von Unbesiegbarkeit.
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