Ramin Peymani, Gastautor / 16.03.2021 / 12:00 / Foto: martinak15 / 28 / Seite ausdrucken

Auf dem grünen Auge blind

Gleich sechs Landtagswahlen und die Bundestagswahl finden in diesem Jahr statt. Dazu kommen eine Reihe von Wahlen auf kommunaler Ebene. Hessen machte dabei am Wochenende den Anfang, viel interessanter für die meisten Beobachter waren aber die Wahlausgänge in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Zum ersten deutschen „Corona-Geburtstag“ erhoffte sich so mancher bereits einen Fingerzeig für den abschließenden bundesweiten Showdown am 26. September. Inwieweit die Endlos-Lockdowns und das politische Dilettieren die Ergebnisse beeinflusst haben, mag jeder selbst beurteilen. Fakt ist aber:  Mit Begeisterung geben sie ihre Stimme vor allem jener Partei, die ihr Leben unfreier, teurer und beschwerlicher macht – den Grünen.

Am Ende ist es im deutschen Einheitsbrei allerdings auch ziemlich gleich, wen man wählt. Heraus kommt immer eine links-grüne Melange, deren Hauptanliegen es ist, kollektivistische Klima- und Umweltideologien durchzusetzen und eine einseitige Extremismusdoktrin zu verankern. Dass dies nicht für alle Parlamentsparteien gilt, macht die Sache nicht besser, weil die Alternative zum althergebrachten Parteieneinerlei nicht unbedingt erfreulichere Perspektiven eröffnet.

Was also tun? Tatsächlich braucht der Parteienstaat eine Komplettinventur. Nach mehr als 70 Jahren muss unsere Demokratie auf den Prüfstand, wollen wir sie nicht verlieren. Sie ist inzwischen hauptsächlich für die Berufspolitik von Nutzen. Die hat sich bequem eingerichtet in ihren Mandaten, in denen man in einer Legislaturperiode im Bundestag so viel einstreichen kann wie der Durchschnittsverdiener in einem halben Leben.

NGOs halten Fäden in der Hand

Der Lauf der Dinge wird längst von einigen wenigen Tonangebern bestimmt. Sie sitzen nicht einmal zwingend in den Parlamenten, sind aber ebenso eng mit den Parteien verbandelt und werden – wie ihre Parlamentsgenossen – letztlich vom Steuerzahler finanziert. Ihre angeblich nicht regierenden Organisationen halten Hunderttausende in Marschbereitschaft, die irreführend als „Aktivisten“ oder „Zivilgesellschaft“ apostrophiert werden und rund um die Uhr auf ihren Einsatzbefehl warten. Neben den Parteiführungen sind vor allem sie es, die die Fäden in der Hand haben.

Apropos Abgeordnete: Wer es einmal in den erlauchten Kreis  geschafft hat, versucht alles, um die Lizenz zum Gelddrucken bei jeder Wahl zu verlängern. Dazu muss er sich nicht etwa dem Gemeinwohl verpflichten, sondern vor allem seiner Parteispitze gefallen. Das führt automatisch zu abhängigen Mandatsträgern.

Auf kommunaler Ebene sieht die Sache gottlob noch ein wenig anders aus. Dort dürfen die Bürger vielfach bestimmen, wen sie ins Parlament befördern möchten. Vermutlich ist ihnen dies vor allem deswegen erlaubt, weil es auf kommunaler Ebene weitaus weniger zu entscheiden gibt. Aber auch für Städte und Gemeinden gilt ebenso wie für Landkreise: Dort, wo gesellschaftliche Weichen gestellt werden können, halten die Parteien die Zügel straff in der Hand. Immerhin gibt es noch manchen parteilosen Bürgermeister – das letzte Refugium, in das die Parteien bislang nicht vollends haben eindringen können.

Abgeordnete direkt durch Bürger wählen lassen

Wie kann unsere Demokratie wieder auf die Beine kommen? Dazu lohnt ein Blick ins Ausland. Dieser zeigt: Lebendige Demokratien zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Parteienmacht einschränken. Volksentscheide, der Verzicht auf eine staatliche Parteienfinanzierung oder auch das Funktionieren der „Vierten Gewalt“ wirken Wunder.

Dass eine Säuberungswelle derzeit jeden hinwegfegt, der sich nicht im engen Korridor des Neusprechs der politisch Korrekten bewegt und die Medienlandschaft von allen „bereinigt“ wird, die überhaupt noch regierungskritische Töne anstimmen, macht allerdings wenig Hoffnung. Um die „Herrschaft des Volkes“ wiederherzustellen würde es bereits ausreichen, sämtliche Staatsämter und Abgeordneten direkt durch die Bürger wählen zu lassen.

Parteien hätten dann noch die Aufgabe, die Erfüllung der formalen Erfordernisse sicherzustellen. Selbstverständlich sollen sie auch weiterhin „bei der politischen Willensbildung des Volkes“ mitwirken, wie es unser Grundgesetz vorsieht. Und das wäre es dann auch schon. Was darüber hinausgeht, muss enden. Daneben muss die Finanzierung aus Steuermitteln auf ein Minimum beschränkt werden, ebenso die Möglichkeit des Spendenerhalts.

Parallel dazu müssen aber auch endlich jene ins Visier genommen werden, die ihre demokratischen Rechte missbrauchen und die Gesellschaft in Geiselhaft nehmen. Die Briten machen uns aktuell vor, wie man den Sturmtruppen beikommt, nachdem sie dem Treiben viel zu lange zugesehen hatten. In Deutschland ist man noch lange nicht so weit. Bringt Corona die Wende? Wenn erst einmal alles zerstört ist, könnte sich die Sorge um elementare Grundbedürfnisse als wirksamste Waffe im Kampf gegen das Heer der Ideologen herausstellen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Liberale Warte.

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Leserpost

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s.andersson / 16.03.2021

Wenn man die Überschriften von den Linientreuen Genossen des Stattsfunks glaubt, dann ist es ja Alternativlos. Und es scheinen viele zu denken das die nur auf dem grünen Auge blind sind .... das darf ich korregieren: die sind auf dem grün, rot, schwarz und braunen Auge blind. Wer heute noch glaubt das die jetzt agierenden ab der nächsten Wahl dem Volk dienen der hat .... schrieb ich jetzt lieber nicht ...

R.E.Rath / 16.03.2021

Wer soll in Deutschland die Politiker dazu bewegen, gesetzliche Voraussetzungen für eine wünschenswerte Änderung unseres Wahlsystems zu veranlassen. Keine Partei hat derartige Absichten in ihre, Programm. Weder die Rechten, noch die Linken und die dazwischen liegenden Parteien auch nicht. Warum? Weil den Herren*innen ihr eigenes finanzielles Wohlergehen vor dem der Allgemeinheit kommt. Irgendwie verständlich. Wer soll also ändern? Volksabstimmungen werden gemieden wie der Teufel es mit dem Weihwasser tut. Also kann der Bürger nur seufzen, klagen und sonst nichts tun? Doch er kann. Denken Sie nur daran wie die Pegida seinerzeit die Herren Politiker in Aufruhr versetzte. So etwas in einem zivilisierterem Umfeld würde sehr viele Bürger ansprechen und zum Nachdenken über unsere unhaltbaren Zustände bringen. Doch wer machtˋs?

Peter Wachter / 16.03.2021

Ne , ne NE, wo kämen WIR denn da hin, direkte Demokratie, etwa so wie in der Schweiz ? Da gibt es jetzt das Burka-Verbot ! Und die Armbrust mit EINEM Pfeil gibt es auch nur geliehen, um den Apfel vom Kopf des Nachwuchsendes zu schießen, wenn der Hut der Gottgleichen nicht gegrüßt wurde. Alles nur noch irre im Irrland!?

Thomas Holzer / 16.03.2021

Ja eh! Aber mit Verlaub, (fast) alle gewählt. Und die Gewählten werden sicher nicht freiwillig den Ast abschneiden, auf welchem sie sitzen

B.K.Kopp / 16.03.2021

Für jede Änderung des Parteienrechts, des Wahlrechts oder gar der Parteien- und NGO-Finanzierung bräuchte man eine parlamentarische Mehrheit, bzw. den Druck einer effektiven Opposition auf eine Mehrheit, die Änderungen zu machen. Eine solche Opposition gibt es nicht. Auch relativ neue Parteigründungen, die Grünen vor ca. 40 Jahren, und die AfD vor einigen, wenigen Jahren, wollen immer nur an die Fleischtöpfe, ohne diese kleiner machen zu wollen. Auch die Liberalen wollen nicht liberal sein, weil sie nicht glauben, dass sie mit programmatischen Positionen, die die Fleischtöpfe verkleinern, genug Wählerstimmen dazu gewinnen könnten.

Jason King / 16.03.2021

Irgendwann kommen auch wieder andere Zeiten, wenn man sich dem Ganzen überdrüssig geworden ist…die Frage ist nur, wie lange dauert es? Eine ganze Generation? Kinder streben ja immer danach, eher das Gegenteil der Eltern zu wollen, damit man nicht als “uncool” gilt. Könnte mir gut vorstellen, dass in 20-30 Jahren eine Generation antritt, die trotz schwerster Indoktrination eben nicht mehr “grün” sein möchte. Bis dahin wird es schwer, da müssen Liberale und Konservative bestmöglichst zusammenhalten und sich nicht gegenseitig die Luft nehmen. Vor allem im Bereich Medien braucht es neue Gründer, die andere Ideale als die derzeit kursierenden in die Welt tragen und sie zeitgemäß rüberbringen können. Dafür braucht es des Einsatzes von viel Geld und Know-How und die Traute, eine andere Meinung zu vertreten.

Hans Reinhardt / 16.03.2021

Es hilft alles nichts, Deutschland muss durch eine grüne Regierung durch. Alle vernunftbasierten Appelle verhallen ungehört, die Deutschen lernen es nur auf die harte Art. Das war 1933 genau so, niemand hätte sich damals vorstellen können, wie das Land in 12 Jahren aussehen würde. Nur, dass es diesmal noch schlimmer kommen wird. Erst wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt, die Supermärkte leergefegt sind, die Arbeitslosigkeit sich im zweistelligen Millionenbereich eingependelt hat und es Millionen Tote geben wird, sei es durch Hunger, Armut und umherziehende Banden von bis an die Zähne bewaffneten “Goldstücken” oder weil die medizinische Versorgung komplett eingebrochen sein wird, werden sie merken, was sie gewählt haben. Und in guter deutscher Tradition will es dann niemand gewesen sein. Gerade die Dunkelgrünen werden es bis aufs Messer abstreiten. Das kennen wir ja schon. Nur wird das diesmal niemanden mehr interessieren, es wird keine Alliierte geben, die uns dann fürs erste durchfüttern werden. Und ehrlich gesagt, ich kann es kaum erwarten, das alles freut mich riesig, besonders im Hinblick auf die “Generation Hüpf” und ihre senilen Unterstützer. Wir werden dann weg sein und uns das Chaos aus sicherer Entfernung ansehen. Das wird richtig gemütlich.

Volker Kleinophorst / 16.03.2021

Wir habe doch längst eine Einheitspartei, eine Neo-SED die weit über Parteien hinausgeht und NGOs und Propagandamedien einschließt. Das ist doch die eigentliche strategische Leistung von Merkel bei ihrem Zerstörungswerk. Es aus der CDU heraus anzuleiern, schwächte die Konservativen. Da weint Merkels Kommunistenherz sicher keine bitteren Tränen. In Agitprop hat Merkel bei mir eine 1.

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