Hat noch jemanden die Tafel in seiner Stadt beobachtet? In unserer Stadt hatte die Tafel nur einmal in der Woche offen. Seit letztem Jahr stehen Menschen mindestens an drei Tagen in der Woche Schlange davor.
Die Familie, aus der ich komme und ich selbst auch haben die meiste Zeit meines Lebens von der Hand in den Mund gelebt/ leben müssen. Von daher weiß ich, dass ein vollgepackter Einkaufswagen und ein leeres Konto eher Ursache und Wirkung darstellen, vielleicht auch einen Mangel an Planungsfähigkeit, aber nicht unbedingt Armut im pekuniären Sinn . Wer arm ist und sich dessen bewusst, der kauft arm ein und dessen Einkaufswagen wird dabei nicht voll.
Das haben sie gut beobachtet. Was Sie da sahen bedeutet: Die beiden Personen haben nicht mehr genügend Bargeld und hoffen durch den Split in den nächsten Monat zu kommen, wo es vermutlich wieder Gehalt aufs Konto gibt, welches dann die Ausstände ausgleicht. Oder kurz gesagt: Die Herrschaften haben diesen Monat über ihre Verhältnisse gelebt. Wer weiß, ob sie nicht noch weitere Käufe auf dieser Basis bis zum Ende des Monats tätigen. Die Frage ist dann: Wie viel Schulden/Dispo häufen die dann über mehrere Monate an? Sieht man bei uns häufig, wenn man genau hinschaut. Hier im Ausland, wo ich bin, ist es noch viel schlimmer. Ist aber nicht das Thema hier.
Und bald wird das Paar den Einkaufskorb splitten. Die Hälfte bleibt dann im Supermarkt. Dank an unsere Führungsclique. Bezos kann die nächste Yacht in Auftrag geben.
kleiner Tipp: gehen Sie mal morgens gegen halb neun in Supermärkte,da können Sie dann Rentnerinnen und Rentner beobachten,die SEHR genau rechnen müssen,wie Sie durch die Woche kommen… dafür aber ein Leben lang gearbeitet haben. Tolles Deutschland,fürwahr…spendabel gegenüber der Welt,aber zuhause knausrig wie ein Schwabe
Es heißt so schön bei Brecht “Erst kommt das Fressen, dann die Moral”. Schwere Zeiten kommen da auf moralinsaure Spinatwachteln und Moralapostel zu. Jetzt stellt sich die Frage, wann der Zeitpunkt erreicht ist, an dem eine ökologisch und politisch korrekte Belehrung zum Einkauf solcher Kunden an der Kasse in eine wilde Schlägerei eskaliert. Schlechte Zeiten auch übrigens nicht nur für Kunden der Tafeln, sondern auch für altkluge und schlaumeiernde Aktivistinnen, die “containern” gehen. Die Freude beim Schnorrern wird sich künftig in Grenzen halten.
Damit wir den Unterschied zwischen Geldknappheit und echter Armut “endlich” wieder kennenlernen, bemühen sich die Kultur-Reset-Revolutionäre unermüdlich, mit Lockdowns, Lieferkettensabotagen und jetzt auch Krieg. Noch haben sie es nicht ganz geschafft. Nur Geduld! (Ich spreche als jemand, der immer mit recht wenig Geld auskommen mußte. Selbst in den Zeiten, wo es wirklich eng war, war es nie wirklich Armut. Aber da konnte ich immerhin ahnen, wie sich wirkliche Armut anfühlen dürfte. Vielleicht so etwa wie das, was ich 1992 in Lwow/Lemberg sah. Weshalb wir damals schneller als geplant wieder nach Polen zurückfuhren.)
… und wenn man die Augen offen hält, bemerkt man die vielen, meist gepflegt gekleideten Menschen im Seniorenalter, oft mit Fahrrad, welche in den Morgenstunden die Parks und Abfallbehälter nach Pfandflaschen absuchen.
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