Dass es ihm an umwerfenden Ideen fehle, kann man dem Bundesverkehrsminister nicht nachsagen. Erst die Erfindung einer Maut, die den Autofahrer nichts kostet, weil der Steuerzahler für die Kosten ihrer Nichteinführung aufkommen muss – mit schlappen 700 Millionen nach dem letzten Überschlag. Und nun der Geniestreich zur Auflösung aller innerstädtischen Staus: die Verlagerung der Verkehrs von der Straße auf den Bürgersteig durch den Umstieg vom Auto auf den Elektroroller.
Seit ihrer Zulassung Mitte Juni düsen diese E-Scooter zum Gaudi der Fußgänger über Trottoire und Plätze, durch Gassen und Flaniermeilen. Ihre Zahl steigt von Tag zu Tag. Etwa 3.000 sind schon in Hamburg, München und Frankfurt unterwegs, mehr als 5.000 in Berlin. Lautlos und klimaneutral machen sie den Passanten Beine. Für Abkühlung in der Hitze des Sommers sorgen die Roller, wenn man unverhofft in den Sog ihres Fahrtwindes gerät. Selbst die Radfahrer, die uns bislang auf Trab hielten, haben bei dieser Hetz inzwischen das Nachsehen.
Stau, nach wie vor und überall
Zwar stauen sich die Autos auf den Straßen nach wie vor. Kein Gedanke mehr daran, dass wir mit den E-Rollern auf eine „Verkehrswende“ zusteuern könnten, wie es Andreas Scheuer noch im April vorhersagte. Dafür aber bringen sie uns auf den Fußwegen ordentlich in Schwung, von rechts und von links, von hinten und von vorn. Wer da nicht nicht unter die kleinen Räder kommen will, sollte den flinken Seitensprung beherrschen. Schon jetzt, knappe zwei Monate nach dem Start der Roller-Rallye, steigt die Zahl der Unfälle.
Die Zulassungszahlen der E-Scooter steigen weiter und weiter, immer neue Anbiete drängen auf den Markt. Absehbar war das vornherein. Überraschen konnte es nur einen Bundesverkehrsminister, dessen Ideen so umwerfend sind, dass ihre Verwirklichung allemal in die Hose geht. Das Bild, das er nun abermals abgibt, gleicht dem des großmäuligen Zauberlehrlings, der nicht weiß, wie er die Geister, die er rief, wieder loswerden soll.