Das Sahnehäubchen auf diesem Erlebnis wäre gewesen, wenn ihnen der Letzte in der Warteschlange, (natürlich mit den Postlern unter einer Decke steckender), auch noch wegen des Pakets in Händen, die Tür aufgehalten hätte! Aber nein, das hätte ich ihnen wirklich nicht gegönnt, wir Misanthropen müssen schließlich zusammenhalten! Fast hatte ich den Eindruck, sie reden von unserem Postamt, die sind auch so unerträglich freundlich und tiefenentspannt, aber erzählen sie es nicht weiter, wir haben ein Recht auf unsere Vorurteile!
Lieben Dank, Herr Bechlenberg, für diesen köstlichen Einblick in das Post-, Beamten- und Bewertungswesen und in die unergründlichen Tiefen der menschlichen Seele, die sich auch schon mal ärgern kann, weil es wider Erwarten nichts zum Ärgern gibt… Jawohl! In meiner Familie kursiert der Spruch: “Bloß nicht die schlechte Laune verderben lassen!” Und das heitert uns dann richtig auf!
Lieber Herr @Schaumburg. Leipzig 1997. Ich wandele durch die Stadt gen 10 Uhr morgens, um Frühstück zu fassen. Ein Laden eröffnet sich mir, groß und geräumig, aber keine belegten Brötchen in Sicht, allerdings, links eine Metzgerei-Theke, rechts eine Bäckerei. Cool, denke ich und erwerbe rechts ein Brötchen, um es links aufschneiden und mit Wurst belegen zu lassen. Die beiden Fleischerei-Fachverkäuferinnen sind in ein anregendes Gespräch vertieft. Nach einer höflichen Wartezeit spreche ich die äußerst entspannt wirkende Weiblichkeit direkt an und bitte darum, mein Brötchen mit Wurst zu belegen. Antwort: Samstags machen wir keine Extras. Ich weise, leicht entrüstet, darauf hin, die Einzige im Laden zu sein. Ob ich schwer höre, war die etwas verärgerte Antwort des Leipziger Fleischbergs, um sich directement wieder der Kollegin zuzuwenden. Jetzt war ich sauer. Erzählte was von unfreundlich und mangelnder Arbeitsmoral. Meine Ansprechpartnerin unterbrach sichtlich eingeschnappt abermals ihre Unterredung und bezeichnete mich als „blöde Wessiekuh“, was ich mit „Ossischlampe“ erwiderte. Daraufhin zog ich ab, mit meinem trockenen Brötchen. Ich liebe den Osten Deutschlands, und ebenso seine Bewohner, aber Restbestände vom „sozialistischen Arbeiterdenkmal“ existieren eben auch noch, Herr Schaumburg. Verfüge über ein ganzes Repertoire ähnlicher Geschichten und auch über andere, von lieben hilfsbereiten Ossis mit ganz großem Herzen. So long.
Eine Geschichte aus dem Leben gegriffen. Schön, wenn man die fast unerträgliche übergestülpte Begrenzung der heutigen Zivilisation mal wieder für einen Augenblick abgenommen bekommt! Man kann es nicht glauben, was man gerade erlebt. Das sind Höhepunkte, kleine Feuerwerke im Leben, die uns am Leben halten! Herrlich rüber gebracht. Schön dass Sie Ihr umgeleitetes Paket erhalten haben und nun hoffen wir, dass Sie auch den richtigen Inhalt bekommen haben. Das Leben hat einfach trotz Allem immer wieder eine Überraschung für uns. Ihnen alles Gute Herr Bechlenberg. b.schaller
Sie demonstrieren, dass man mit wahrer Größe den Abschied von einem vertrauten Vorurteil auch als freudige Überraschung erleben kann. Danke für die herrliche Reportage, die einmal mehr beweist: Das Leben ist eine Achterbahn. Die zuweilen anzutreffenden routiniert-freundlichen Umgangsformen sind doch wirklich wohltuend, obwohl die es gar nicht so meinen. Mein Favorit: Die nicht gegenderte weibliche Schönheit am Serviceschalter meines Baumarktes weist mir den Weg zum Schraubenregal und fragt nach erfolgreicher Navigation: “Kann ich noch etwas für sie tun?” Da ist der Misanthrop in mir chancenlos. Vor dieser Folter blieben Sie dank SchalterMann verschont, verehrter Archi W. Bechlenberg. Einen schönen Sonntag.
Im letzten Jahr fiel mitten in meiner Geldabhebung am Postautomaten der Strom aus (“ach, das passiert hier ständig”) und die Karte war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Handhabung und Folgen waren so abenteuerlich, dass ich damit wochenlang meinen ganzen Bekanntenkreis amüsieren konnte (“wenn Sie sicher sein wollen, bleiben Sie besser die nächsten Stunden am Automaten stehen - wir wissen nicht, ob und wann er wieder hochfährt und dann hat ein anderer Ihre Karte und Ihr Geld. Der Techniker kommt frühestens nächste Woche”). Im Rahmen meiner Mitarbeit habe ich dann noch versucht, mich konstruktiv in die Problemlösung einzubringen (“hier versuchen ständig Kunden vergeblich, Geld abzuheben. Wie wäre es, wenn Sie ein Schild mit “Derzeit ausser Betrieb” anbringen? Ich kann es Ihnen auch schreiben, wenn Sie noch keins haben”). Irgendwann musste ich weg und löste mich widerwillig vom Beobachtungsposten in der Hoffnung, dass der Automat endgültig von einen Neustart absieht und nicht doch noch jemanden mit meinem Geld ein paar schöne Tage bereitet. Um das weitere Schicksal meines Eigentums zu verfolgen, fuhr ich in den nächsten Tagen mehrmals täglich hin, denn “telefonisch sind wir leider gar nicht zu erreichen” und die Zentrale wusste natürlich von nichts. Na ja, das Geld blieb auf dem Konto, die Karte verschollen - keiner weiss, wo sie ihr Ende fand, aber “warum wollen Sie das eigentlich so genau wissen? Sie bekommen doch demnächst eine neue”. Nein, ich bin kein Misanthrop. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben sie sich… irgendwie bemüht.
Klasse Geschichte! Erinnert mich sehr an den Bankangestellten meines Ver…, ach, vergessen wir das. Er ist allen Ernstes mit dem schönen Namen “Höflich” gesegnet. Nie war Zynismus grausamer…
Sehr geehrter Herr Bechlenberg, offensichtlich haben Sie wieder/noch genug Medis? Prima, weiter so. Ich hatte gestern bei einem Seminar so´n absoluten Bad Day, hat mich (leider) bestätigt, aber als AWM vermag man ja noch den einen oder anderen fröhlichen ***haufen zu setzen. Schönen Sonntag. ; )
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