Michael Miersch / 08.10.2011 / 17:58 / 0 / Seite ausdrucken

Afrikas wildes Herz

Ein Buch für alle, die die afrikanische Wildnis lieben, und wissen wollen, wie man Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung kombiniert

Im Herzen Afrikas liegt ein Königreich der Elefanten, das in Europa bisher nur ein paar Insider kennen: Das Selous Game Reserve. Der Ökonom Dr. Rolf D. Baldus, der dort viele Jahre arbeitete, hat die abenteuerliche Geschichte dieser Wildnis am Rufiji-Strom gesammelt und aufgeschrieben: Wildes Herz von Afrika.

Ein besonderes Sachbuch, das einerseits den Zauber der ostafrikanischen Tierwelt vermittelt und andererseits eines der modernsten und erfolgreichsten Naturschutzprojekte des Kontinents aus erster Hand darstellt. Ein Buch voller Abenteuer und kurioser Anekdoten. Zugleich engagiert es sich für den Schutz der Wildnis und beschreibt eine handfeste Erfolgsstory des Naturschutzes, ein lebendiges Beispiel praktizierter Nachhaltigkeit. Es zeigt wie wilde Tiere dauerhaft geschützt werden können, wenn man dabei die Menschen mit einbezieht.

Das Selous Game Reserve im Süden Tansanias ist eines der größten Wildnisgebiete der Welt. Es bewahrt eine der letzten großen menschenleeren afrikanischen Savannen- und Buchlandschaften. Sogar die Serengeti ist dagegen klein und zivilisatorisch erschlossen.

Seit Kaiser Wilhelm Ende des 19. Jahrhunderts über Deutsch Ostafrika herrschte, ist die Geschichte dieser Wildnis eng verbunden mit deutschen Namen. Die Kolonialverwaltung stellte Teile des heutigen Gebietes bereits 1896 unter Schutz, dadurch ist es das älteste Reservat Afrikas. Die deutschen und afrikanischen Soldaten des Generals von Lettow-Vorbeck lieferten sich dort während des Ersten Weltkrieges heftige Gefechte mit englischen Truppen. Im Rufiji-Delta wurde das Kriegsschiff Königsberg versenkt, das Lettow-Vorbeck mit Waffen und Munition versorgte (eine Story die an den berühmten Humphrey-Bogart-Film „African Queen“ erinnert). Hier fiel in der Schlacht bei Beho Beho der legendäre Großwildjäger und britische Offizier Frederick Courteney Selous, nachdem das Schutzgebiet später benannt wurde.

Im „Selous“ lebt die größte Elefantenpopulation der Welt (etwa 57 000 Tiere). 150 000 Büffel, mehrere Hunderttausend Antilopen und etwa 3500 Löwen ziehen durch die Savanne. 40 000 Flusspferde und zahllose Krokodile tummeln sich an den Ufern des Rufiji und anderen Wasserläufen.

Während der Elfenbeinkrise in den späten achtziger Jahren war das Selous Game Reserve Schauplatz der schlimmsten Elfantenmassaker. Der Bestand wurde von 110 000 auf unter 30 000 vermindert. Doch heute ist der Selous ein Ort der Hoffnung. Der Autor Rolf D. Baldus hat dort zusammen tansanischen und internationalen Fachleuten ein Schutzkonzept etabliert, dass Vorbildcharakter besitzt: Eine Kombination aus Naturschutz und nachhaltiger Nutzung der Wildtiere, die der einheimischen Bevölkerung ein stetiges Einkommen verschafft. Auf der riesigen Fläche des Schutzgebietes können unterschiedliche Nutzungsformen nebeneinander existieren. Es gibt sowohl Jagdtourismus, als auch Fototourismus und Dorfjagden für die lokale Fleischversorgung. Kern des Konzeptes ist es, dass ein Teil des Geldes aus dem Tourismus den Dorfbewohnern direkt zugute kommt. Dies hat der Wilderei die soziale Grundlage entzogen. Heute ziehen wieder über 57 000 Elefanten durch den Selous und auch die Bestände anderer Wildtiere haben sich erholt.

Baldus hat einen exquisiten Zirkel von Selous-Kennern für Gastbeiträge gewinnen können. Unter den Autoren sind Biologen, Naturschutzexperten, Ranger, Künstler, Abenteurer und sogar der Großneffe des alten Selous.

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