Herr Miersch, ich bin traurig, und ich erkläre Ihnen, warum. Meine angeheirateten Onkel und Tante, über 80 Jahre alt. sind in den 60iger Jahren wieder nach Deutschland zurückgekehrt - als Juden ein Akt der Versöhnung und des Vertrauens. Seit etlichen Jahren nun beobachten sie mit wachsender Unruhe den neu importierten islamischen Antisemitismus, die Anbiederei in Medien und Politik an eine religiös fundierte Judenfeindlichkeit, und sie sorgen sich über die Zukunft der Juden in Deutschland, in Europa im Zuge einer Islamisierung, die in kleinen Schritten sich vollzieht, gar nicht geheim, gar nicht verborgen. Den vorläufigen Gipfelpunkt erreichte dies in der Nonchalance, mit der im Sommer dieses Jahres mit den furchtbaren antisemitischen Ausfällen auf deutschen Straßen umgegangen wurde - wieder der Wunsch, Juden ins Gas zu schicken, wieder die Darstellung jüdischer Menschen als Kindermörder, als Bestien und keine Aufrufe von seiten der Politik, sich von solchen Demonstrationen fern zu halten, vielmehr der Versuch, dies alles zu verstehen als Einzelfälle, als dem Islam nicht anzurechnen. Nun also Pegida in Dresden, dem Ort, wohin nach der Wende meine Verwandten umgezogen sind. Ja, sie sind voll Angst vor dieser Entwicklung, ja, sie sorgen sich um die Zukunft des “Abendlandes” wie um sich selbst, als erneut zum Versteckspiel genötigte Menschen jüdischer Abkunft. Und so sind sie, erstmals in ihrem Leben, auf eine Demonstration gegangen - auf die Pegida-Demonstration, haben mitdemonstriert, um ein Zeichen zu setzen gegen die mit der Islamisierung einhergegende Renaissance des Antisemitismus in Deutschland, in Europa. Sie taten es im Bewußtsein, daß es in Dresden noch nicht so schlimm ist wie andernorts - aber mußten nun lesen, daß dies kein Argument sei, es muß erst das Kind am ertrinken sein, ehe man es aus dem Wasser zieht. Und nun lese ich, daß die beiden Alten Pöbel-Pack und Hasskappen sind, dumpf, nationalistisch und was noch alles mehr. Kennen Sie meine Tante und meinen Onkel? Kennen Sie so viele der Demonstranten, daß Sie so ungeniert den Stab brechen über sie? Im Sommer sprachen die beiden erstmals davon, Deutschland wieder zu verlassen. Ich habe ihnen widersprochen und gesagt, die Zivilgesellschaft sei stark genug. Doch nun höre ich, daß ihre Sorge Ausdruck von pöbelhafter Gesinnung ist, daß sie von Hass erfüllt sind, und dies von einem Autoren des Blogs, von dem man erwarten konnte, er würde die Menschen sehen und nicht seine Ressentiments für so wichtig halten, daß er ein Drittel der Bevölkerung, das wie meine Verwandten denkt, mit Schmähung und Beleidigungen überzieht. Ich kann ihnen nun nicht mehr guten Gewissens das Bleiben empfehlen. Herr Miersch, wohnt in Ihrem Kopf vielleicht auch soetwas wie Hass auf den in Ihren Augen ungebildeten Bodensatz, der nicht so denkt wie Sie es sich wünschen? Ressentiments? Wie gesagt, ich bin traurig.
Schade, Herr Miersch. Bitte erst einmal eine Weile tief atmen, beruhigen, Kopf durchlüften und zu gewohntem souveränen Denken und Urteilen zurückfinden. BITTE. Peter Wörmer.
Sehr geehrter Herr Miersch, grundsätzlich geht es mir ähnlich wie Ihnen: Die “Eselswiesen”, wie die Leserbrief- und Kommentarspalten hin und wieder genannt werden, geben auch mir zumeist Anlaß zum Kopfschütteln - drücken wir es freundlich aus. Und dann hätte ich auch Verständnis für Argumentationen seitens der Autoren nach dem Motto, daß auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört. Gut, wenn zivilisierte Zeitgenossen nicht so reagieren, sondern - wenn überhaupt - feingeistig, ironisch oder so in dieser Art erwidern und dadurch beweisen, daß es ihnen am Diskurs liegt und nicht am ehrabschneidenden Pöbeln unter der Gürtellinie. Wie geschrieben, daß gilt für Ausfälle der Leserschaft. Entschuldigen Sie bitte, aber was ist Ihnen für eine Laus über die Leber gelaufen, wenn Sie Achseleser in der Art angehen? Gerade hier, wo selbst die Kommentare zumeist ausgewogen, selten unsachlich sind und häufig selber zum Nachdenken anregen? Da kann ich Ihnen nicht folgen, abseits davon, daß dann auch der weise Satz meines Großvaters wieder zutrifft, wonach verloren hat, wer sich im Ton vergreift - selbst wenn er im Recht sein sollte. Schade, hier war ich anderes gewöhnt. Mit freundlichen Grüßen Gerhard Warthold (Leser der Jungen Freiheit)
Lieber Herr Miersch, kommt ihnen das: ... “Eine gute Gesinnung schafft noch lange keine bessere Realität. Niedere Motive dagegen mögen zwar eine schlechte Presse haben, aber sie wirken oftmals überraschend segensreich” *) ... irgendwie bekannt vor, oder ist das schon zu lange her? *) Klappentext auf der Rückseite von: ... “Das Mephisto-Prinzip: Warum es besser ist, nicht gut zu sein” Michael Miersch; Dirk Maxeiner. Ffm: Eichborn März 2001 ... lt. Verlag “ein furioses Plädoyer dafür, menschliches Handeln nicht an seinen Intentionen, sondern an seinen Ergebnissen zu messen.” Na sowas!
So gewinnt man aber keine Paten! Freundliche Grüße Schuster
Herr Miersch, mit Ihrem aus meiner Sicht unqualifizierten Beitrag haben Sie sich dankenswerter Weise als jemand geoutet, der Meinungsfreiheit nur so lange als Monstranz vor sich herträgt, wie er seine eigene Meinung nicht durch die Meinung anderer gefährdet sieht. Deshalb kann ich Sie leider nicht mehr ernst nehmen.
Eine Kleinigkeit noch, die ich bei meinem Vorkommentar übersehen habe und die bisher auch keinem Mitleser aufgefallen zu sein scheint: “Weil ich gar nicht wissen will, wie viele sozial gestörte Vollpfosten ihre Unzufriedenheit in die Welt hinaus posaunen, lese ich Leser-Kommentare fast nie. “ Eine solche Haltung - die man auch mit “Es interessiert mich nicht, was die Leser denken” übersetzen könnte - hätte ich von den Klebers, Belluts und Miosgas dieser Welt erwartet, bei denen das Geld völlig unabhängig von der journalistischen Leistung und ihrer Akzeptanz (oder gar umgekehrt proportional dazu?) fließt, aber für die Leser eines freien Autorenblogs, zumal eines solchen, der gerade dabei ist, Abonnenten anzuwerben, ist so etwas eine schallende Ohrfeige und in Verbindung mit der Pöbelei gegen PEGIDA-Anhänger schlicht unerträglich.
Die Spreu muss vom Achseweizen getrennt werden. Bei der Achse sind Kommentare manchmal notwendig um Artikel einzuordnen und teilweise auch verständlicher zu machen. Einige sind eben um zu viele Ecken herum geschriebenen. Nehmen Sie Ihre verehrte Kollegin ab und zu mal ganz fest in die Arme, lassen Sie sich von ihrer Herzensgüte drücken und Sie werden sehen, sogleich ist der frisch entsorgte Bodensatz unter den Kommentatoren viel leichter zu ertragen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.