Volker Seitz / 22.01.2021 / 15:00 / Foto: Republic of Togo / 9 / Seite ausdrucken

Afrika-ABC in Zitaten: Frauen

Fehlender Respekt und Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen sind in einigen Staaten tief verwurzelt. In afrikanischen Ländern ist doch meist der Mann der Chef im Haus. Nigerias Präsident Muhammadu Buhari antwortete während eines gemeinsamen Auftritts mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel 2016 in Berlin auf die Frage eines Journalisten, wo seine Frau politisch steht: „Ich weiß nicht, zu welcher politischen Partei meine Frau gehört. Soweit ich weiß, gehört meine Frau in mein Wohnzimmer, in die Küche und in den anderen Raum.“

Frauen auf dem Land und der urbanen Unterschicht, die vom Lande kommen und keine Ausbildung genossen haben, sind in besonderer Weise ungeschützt Gewalt und Erniedrigung durch Männer ausgesetzt.

„Liebeslied an den Wind“ von Pauline Chiziane, Brandes & Apsel 2001, gilt als der erste, 1990 von einer Frau verfasste Roman – aus der Sicht einer mosambikanischen Frau: „Sarnau, das Heim ist ein Mörser und die Frau das Getreide. Wie der Mais wirst Du zermahlen werden, gequetscht, gequält für das Glück Deiner Familie. Wie der Mais sollst Du alles ertragen, denn das ist der Preis für Deine Ehre.“ (S. 40) und:

„Ein Mann, der sich von einer Frau beherrschen lässt, verdient es nicht, Mann genannt zu werden, noch weniger, als Sohn der Mambone angesehen zu werden. Man kauft keine Frau, um die Familien zu schädigen. Im Gegenteil, der Brautpreis ist ein Tauschgeschäft. Eine Frau, für die bezahlt wurde, hat die Pflicht, für den Mann zu arbeiten und für dessen Eltern. Sie soll Kinder gebären, vor allem Söhne, um den Namen der Familie zu erhöhen. Wenn der Erlös nicht die gewünschte Höhe erreicht, führt kein Weg daran vorbei, die Frau zurückzugeben, die Kühe wiederzuholen und das Geschäft mit einer anderen Familie zu wiederholen. Eine faule Frau kann nicht geduldet werden, eine freizügige erst recht nicht.“ (S. 56)

In ihrem nächsten Roman „Wind der Apokalypse“, Brandes & Apsel 1997, beschreibt Paulina Chiziane die Suche nach Sündenböcken für die ausgebliebene Regenzeit. „Das Gericht beginnt mit der Verurteilung der Frauen. Sowohl die Alten wie die Jungen erhalten drastische Strafen. Argumente gibt es genug: Die Frau ist die Ursache aller Übel der Welt, aus ihrem Bauch werden die Hexer, die Prostituierten geboren. Wegen der Frauen verlieren die Männer den Verstand. Das unreine Blut, das sie ausschütten, treibt die Wolken in die Flucht und vermehrt den Zorn der Sonne. Die von Siangas Männern aufgehetzten Richter peitschen die schutzlosen Frauen unbarmherzig aus.“ (S. 78)

„Schuld der Frau, wenn eine Ehe schiefgeht“

Die Friedensnobelpreisträgerin (2004) Wangari Maathai schreibt in ihren Erinnerungen „Afrika mein Leben“, Dumont 2008, zur Scheidung von ihrem Mann Mwangi Mathai, der in den USA studiert, in Kenia für mehrere Unternehmen gearbeitet hatte, bevor er in die Politik wechselte: „Mwangi wurde mit den Worten zitiert, er verlange eine Scheidung, weil ich ‚zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu eigensinnig und zu schwer zu kontrollieren‘ sei.“... „Wie die meisten Menschen gingen die Reporter und Redakteure davon aus, dass es die Schuld der Frau ist, wenn eine Ehe schiefgeht, dass sie ihre Pflichten vernachlässigt und ihrem Mann nicht gehorcht hat. Ihrer Meinung nach wurde ich mit Fug und Recht öffentlich gesteinigt, weil ich die Autorität meines Mannes infrage gestellt hatte. Und da ich eine gebildete Frau war, sollte meine öffentliche Demütigung allen anderen gebildeten Frauen als Warnung dienen, dass ihnen das gleiche Schicksal blühen würde, falls sie es wagten, eine solche Autorität zu hinterfragen.“ (S. 183)

Der damalige Präsident Daniel arap Moi über Wangari Maathai: „Unter anderem erklärte er, wäre ich eine richtige Frau ‚in der afrikanischen Tradition‘, würde ich die Männer achten und den Mund halten.“ (S. 243)

„In Somalia wird eine Frau nicht als eigenständiger Mensch betrachtet. (...) Sie ist eine Verlängerung männlicher gesellschaftlicher Interessen, weswegen wir nicht von ,Frauenorganisationen', sondern von ,Mütterorganisationen' sprechen. Das trifft auch auf die kenianische Gesellschaft zu, sogar noch mehr“. Der bereits erwähnte Nuruddin Farah in seinem Roman "Jenes andere Leben", Suhrkamp 2016 (S. 276/277) 

„In Somalia bekommen die Männer die besten Stücke vom Fleisch, Frauen die Eingeweide von Tieren und die Überbleibsel.“ Nuruddin Farah in seinem Roman „Tochter Frau“ Suhrkamp 2010 (S. 130) 

„Der einzige Umstand, der einer Frau in der islamischen Tradition das Recht gibt, sich von ihrem Mann zu 'scheiden', ist, wenn er sie und ihre Kinder nicht mit der benötigten Nahrung und Kleidung versorgen kann.“ Nuruddin Farah in seinem Roman „Tochter Frau“ Suhrkamp 2010 (S.133) 

„In diesem Land ist Vergewaltigung nicht in der Weise strafbar wie andere Gewalttaten. Der typische Kompromiss, der üblicherweise erzielt wird, besteht darin, dass der Vergewaltiger sein Opfer heiratet, ihre Hand in Anwesenheit der Ältesten aus seinem und ihrem Clan zur Ehe annimmt.“ Nuruddin Farah in seinem Roman „Tochter Frau“ Suhrkamp 2010 (S. 156) 

„Sie wusste so wenig über ihn, hatte nichts über ihn erfahren. Während der Eheschließung, die in ihrem Dorf stattgefunden hatte, hatte sie ihn kaum angesehen, und auch seither nur selten. Zum ersten Mal, seit sie verheiratet war, entdeckte sie, dass er fähig war, unaussprechlichen Schmerz zu empfinden. Die Tatsache, dass er sie an diesem Abend noch nicht geschlagen hatte, erfüllte sie mit einer gewissen Dankbarkeit, einem gewissen Respekt. Sie entdeckte seine Menschlichkeit, entdeckte, dass er nicht unbedingt nur jemand war, der sie bedrohte, schlug, ihr ohne Erklärung den Slip herunterzog und sie unsanft befühlte, um in Erfahrung zu bringen, ob ihre Schenkel noch von einem anderen Mann feucht waren.“ Ben Okri aus Nigeria in „Verfängliche Liebe“ dtv, 1999 (S. 282)

„Eigentlich war meine Tante noch jung, und man sah es ihr auch an. Wie alle Mädchen aus der Generation unserer Mütter war sie sofort nach der Pubertät verheiratet worden, vielleicht mit 16, vielleicht schon früher“ Mongo Beti (Kamerun) in „Besuch in Kala oder wie ich mir eine Braut einfing“, Hammer Verlag 2003 (S. 55).

„Eine Ehefrau als untrügliches Zeichen von Wohlstand“

„In Kala ist eine Ehefrau ein untrügliches Zeichen von Wohlstand wie in Amerika ein Kühlschrank oder ein Auto. Und ebenso wie in Amerika genügt es nicht, dass Babbitt tatsächlich gute Geschäfte macht und ein ansehnliches Bankkonto besitzt, er muss der Welt auch zeigen, dass er einen Kühlschrank oder einen Wagen hat, da man ihn sonst für einen armen Teufel hält.“ Mongo Beti wie oben (S. 130). [An anderer Stelle schreibt Mongo Beti: Er braucht eine Frau dringend, damit sie sein Haus in Ordnung hält und sein Feld bestellt.]

Yvonne Adhiambo Owuor schreibt über eine junge Kenianerin: („Das Meer der Libellen“, Dumont 2020): „Zeit verging, und Ayaana hatte das Gefühl, als Mensch und eigenständige Person immer weniger zu zählen. Man sprach von ihr nur noch als zukünftige Braut für diverse Männer im Alter zwischen dreißig und achtzig, die aus Ländern von Somalia bis Indien kamen. Einer von ihnen, ein Konvertit aus Gujarat, wollte eine vierte Frau von der ostafrikanischen Küste heiraten, um seine Geschäftsbeziehungen im Indischen Ozean zu verbessern. Namen über Namen, die von Abgesandten überbracht wurden. Vier Kriterien wurden aufgestellt, um Ayaanas als Ehefrau zu bewerten. Sie war jung, weiblich und gerade skandalumwittert genug, um interessant zu sein, trotzdem noch größtenteils unverdorben.“ (S. 187)

Joana Adesuwa Reiterer wird in dem Buch „Ware Frau“ von Mary Kreutzer/Corinna Milborn, Ecowin 2008, zitiert: „Als das Essen fertig war, verlangte Tony schroff, dass ich es ihm auf den Knien serviere. Seine Freunde sollten sehen, dass er eine gehorsame, traditionsbewusste Frau geheiratet hatte. Dass Frauen ihren Männern das Essen auf Knien servieren, ist zwar in sehr traditionellen Familien in Nigeria durchaus üblich – doch ich war anders erzogen, ich hatte schon seit Jahren für mich selbst gesorgt, und so etwas kam in meinem Bild von Ehe nicht vor.“ (S. 17)

Foto: Republic of Togo

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A.Lisboa / 22.01.2021

Herr Giesemann, ich möchte Ihnen eine kurze Geschichte zum Nachdenken erzählen. Ein Freund war 4 Monate mit einer Muslima liiert. Sie war sehr attraktiv, wenn man sie kennenlernte wirkte sie wie eine westliche Frau. Sie war mit 21 in Singapur von ihrer Familie ausgerissen, um kein Kopftuch tragen zu müssen und all dem religiösen Druck der Familie zu entkommen. Sie wollte und hat damals ein westliches Leben geführt, hat auch Alkohol getrunken und gefeiert, wie wir das alle gemacht haben in diesem Alter. Als er und sie sich kennenlernten war sie nach 17 Jahren Ehe mit einem West-Europäer und 3 Kindern geschieden. Beide waren sehr glücklich, alles hat gepasst: Liebe, Leidenschaft, Witz, Lebenslust, Freizeit, was eben so dazugehört. Alles Glück hat lt. meinem Freund immer dann aufgehört, wenn ihre Diskussionen das Religiöse berührten. Ihm ist zunehmend aufgefallen, dass sie ggü. anderen Religionen sehr aggressiv-herablassend und humorlos argumentiert hat, der Islam wurde von ihr immer als die einzige Wahrheit verteidigt. Er brauchte Zeit um seine Beobachtung zu akzeptieren. Er ist christlich aufgewachsen, aber nicht gläubig, seine einzige Überzeugung ist die Freiheit, sonst nichts. Letztendlich musste er immer wieder erfahren, dass sie ihre islamische Erziehung (Koranschule, Familie, sozialer Druck) nicht abstreifen konnte, sie wurde immer davon eingeholt, was ihre Beziehung zunehmend belastet hat. Heute sagt er, dass sie eine Gefangene dieser Doktrin des Koran ist (es gab auch hier auf der Achse schon einige Artikel dazu), sie wird immer wieder von all diesen islamischen Vorschriften eingeholt und muss sich unterwerfen. Er konnte alles nicht mehr ertragen und hat sich getrennt, heute ist er froh darüber. Ich denke es ist ein Trugschluss zu glauben, die muslimischen Frauen wären kompatibel mit unserer europäischen Kultur, vergessen Sie das! Sie sind es in keinster Weise und würden sich ab einem bestimmten Indoktrinationslevel niemals an unsere Kultur anpassen.

JMönnig / 22.01.2021

Aber Hauptsache ist, es geht den Hunden in Rumänischen Tierheimen gut

Thorsten Maverick / 22.01.2021

Es fehlt die Rolle der Religion. Stammestraditionen überleben meist auch die Bekehrung zum Christentum. Ganz Nordafrika wird vom Islam beherrscht, der Einfluß reicht teilweise bis weit in den Süden. Nach islamischem Recht hat die Frau nun mal nichts zu vermelden. Hier wären Zitate aus dem Koran angebracht.

Gerhard Schmidt / 22.01.2021

Die Frau serviert knieend, aha. - Mach ich ständig und beschwere mich nicht (Deutscher, Grün-Wähler, Nur-Hausmann, Beamtin-Gatte)...!

Peter Oxenhammer / 22.01.2021

Tja und die Linken wollen das genau diese Kultur hier heimisch wird.

Marcel Seiler / 22.01.2021

Volker Seitz: Vielen Dank!

Wolfgang Kolb / 22.01.2021

Und dabei sind es sehr häufig die Frauen, die durch Klein- und Kkeinstunternehmen zur Wirtschaft einen nicht unerheblichen Teil beitragen.

Uta Glaubitz / 22.01.2021

Dieses Afrika-ABC ist erstklassig! Am besten gefällt mir der klare Blick der meisten zitierten Afrikaner auf sich selbst.

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