Gestern war tatsächlich ein bezeichnendes Interview in der FAZ mit der Verlagsleiterin von S. Fischer zu lesen, nach dem man Frau Maron nicht wegen des Inhalts, sondern wegen ihrer Veröffentlichung in einem Verlag, der mit “Antaios” zusammenarbeite, gekündigt hat. Nun sagt Frau Maron, genau diese externe Veröffentlichung habe sie sich vorab von S. Fischer genehmigen lassen. - Damit bleiben drei Möglichkeiten: (1) Der S. Fischer-Verlag hat sich der “Cancel culture” angeschlossen und nimmt seine Autoren ab sofort in Sippenhaftung, unabhängig von deren literarischem Anspruch und Inhalt, (2) der S. Fischer-Verlag war intellektuell nicht in der Lage, seine eigene Autorin zu schützen, (3) der S. Fischer-Verlag war dazu von vornherein nicht willens und hat Frau Maron absichtlich oder zumindest wissentlich in eine Falle laufen lassen. - Wie gut sieht der S. Fischer-Verlag also in allen drei Fällen aus? - Ansonsten ist mir auch von anderen Autoren nicht bekannt, dass sie publizistisch geächtet würden, weil sie z.B. in einem tatsächlich als einschlägig rechtspopulistisch und verschwörungstheoretisch bezeichneten Verlag veröffentlicht haben, so z.B. Sahra Wagenknecht oder Rainer Mausfeld im Kopp-Verlag. - Das eigentliche Problem ist also, dass der “Meinungskorridor” für alle Autoren eingeschränkbar wird, und dass sich jeder evtl. offen autoritäre künftige Staat auf deutschem Boden, egal welcher Couleur, dieses undemokratische, diskursfeindliche System sofort wird zunutze machen können, um Verlage und Literaten gleichzuschalten, und das auch ganz “unschuldig” und ohne Reichskulturkammer. Der Weg dorthin ist schon sperrangelweit offen.
Ein “Es-könnte-ja-faschistisch-gemeint-sein”-Generalverdacht, der von drei mutigen Polzisten auf der Reichstagstreppe erfolgreich demonstriert wurde, ist eine Propaganda-Lachnummer sonder Gleichen! Dass Lügen dieses Kalibers kein hörbares Kontra erfahren, bedeutet nicht, dass sie akzeptiert wären. Die Bullshit-Propaganda deligitimiert sich selbst als faschistoid und wird daran zerbrechen. Mit Zwangsbeiträgen gegen die Wahrheit und gegen die Unbestechlichen und nich Verführbaren - eine erbärmliche Simulation, die immer mehr Menschen durchschauen.
@Lars Bäcker: „natürlich kann man als Autor seine Leser verlieren,...“ Das glaube ich nicht. SEINE Leser verliert man vielleicht durch schlechte Arbeit oder eine 180 Grad Wende der persönlichen Ausrichtung. In welchem Verlag die Werke erscheinen ist irrelevant. Das Gute daran ist, dass diese das früher oder später wirtschaftlich zu spüren bekommen. Also immer weiter, ihr Haltungsverlage- vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Üblich und verständlich ist das Verhalten des Fischer-Verlages nur unter den mittlerweile herrschenden Verhältnissen in Deutschland. Die Begründungen dafür beiseite gelassen ist derartiges Verhalten eher opportunitisch und daher schlicht schäbig.
Hier verwechselt Cora Stephan offensichtlich Ursache und Wirkung: Die Veröffentlichung eines Buches Monika Marons in der «Exil»-Reihe war nicht die Ursache für den Rausschmiss bei Fischer. Nein, die Tatsache, dass Maron eines ihrer Bücher überhaupt erst in der «Exil»-Reihe veröffentlichen musste, war Folge der inzwischen auch in einem stolzen Verlag wie Fischer um sich greifenden Cancel-Culture-Mentalität, welche eine Veröffentlichung des Essaybandes im (ehemals) eigenen Verlag aus politisch-ideologischen Gründen nicht zugelassen hätte. Ich weiß, wovon ich spreche: Meinen Roman «IC 2184» lehnte ein großer Verlag vor zweieinhalb Jahren mit der Begründung ab, dass dieser «inhaltlich nicht in das Verlagsschema» passe. Die Cancel-Culture-Befürworter reiben sich die Hände, wenn fähige Autoren ihre Werke in rechten Verlagen wie Antaios veröffentlichen müssen. Denn wenn Autoren dort Bücher publizieren, sind sie zum medialen Abschuss freigegeben. Den Optimismus Cora Stephans in Sachen Self Publishing teile ich übrigens nicht: Als Self Publisher wird man wegen der Masse an ohne jegliches Sprachgefühl hingeklatschten Schwedenkrimis, Vampirschmonzetten und literarischen Pornos zumeist nicht ernstgenommen.
@Wolfgang Voigt - Und die alte Weisheit : ” When in Rome, do as the Romans do ” ist der sichere ” vorzeitige Ruhestand ” ( bei der Mafia heißt das: der Tod). - Es ist schon ... ernst.
„Die Diktatur des Nationalsozialismus hat die Geschichte und Tradition unseres Hauses geprägt.“ Stimmt! Der seinerzeit so erfolgreiche Verlagsunternehmer und Pg. Georg von Holtzbrinck, Vater von Monika und Stefan, kann das nur voll und ganz bestätigen.
@Wolfgang Voigt - Sie haben völlig recht. Es hat eine andere Dimension. Weil es eine weltpolitische Größe erreicht hat , gegen die schwer anzukommen ist, als Gallisches Dorf. EINE Provinz gegen ein neues Rom. Das ist in etwa das Grössenverhältnis.
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