Eins zu Null für Götz Kubitschek. Seine trockene Antwort im News-Letter spricht Bände. Interessanter wäre ein Briefwechsel oder ein Streitgespräch von Fischer mit Dagen oder Kubitschek. Man fühlt sich bei Fischer wohl nicht gewachsen. Da müssen pawlowsche Reflexe her (“völkisch-rassistische Positionen”,“Diktatur des Nationalsozialismus”). Es gibt keine “Gretchenfrage”. Ich will wissen was die Leute sagen und nicht hören, wen ich nicht zu lesen habe.
Eigentlich die große Nähe. In der DDR wurde Maron nicht verlegt, jetzt wieder nicht. Merkt das denn niemand im Verlag? Hörte gerade Beethovens “Egmont”, Uralt- Aufnahme mit Scherchen, dem Unangepassten, und stolperte über:”... eingehüllt in gefälligen Wahnsinn versinken wir und hören auf zu sein”. Gilt damals wie heute und Monika Maron ist Stimme dagegen. War sie vor 40 Jahren und ist es heute.
@Thomas Taterka; “Verständlich, bei der Übermacht”, schreiben Sie. Ich gehe davon aus, dass die Übermacht des Kommentators Schuster kaum gemeint sein kann, welcher Art diese auch immer sein könnte. Insofern bin ich Ihnen in gewisser Weise dankbar für Ihr recht aufschlussreiches Bekenntnis und stelle keine weiteren Fragen.
@Sabine Schönfelder - Hat ja bisher wunderbar geklappt mit dem Widerstand : Alles wird besser. - Brauchen Sie noch mehr “Meinungen”, Ihre eigene scheint doch völlig auszureichen, wenn sie immer das letzte Wort haben. Davon scheint dann jeden Tag die Sonne wieder und bergauf geht’s auch noch. Mann oh Mann , meinetwegen.
Noch ein letztes Wort von mir zur Frage des Boykotts : Genau dahin hätten sie den Protest gern , weil sie es selber tun und ein Interesse daran haben , daß sich die Fronten zuspitzen. Mit einem Boykott tut man ihnen einen Gefallen , aus dem SIE Profit ziehen für Propagandazwecke. Man darf ihnen keine Einladung geben , die Schuld abzuwälzen auf andere. Es ist ihr Vergehen und Punkt.
Wenn für die verantwortlichen Entscheider im Fischer-Verlag tatsächlich eine postulierte “Kontaktschuld” von Frau Maron, einer 80-jährigen Autorin, die seit Jahrzehnten mit dem Fischer-Verlag zusammenarbeitet, der Grund für die Trennung ist, und es diesen Leuten nicht einmal peinlich ist, daß dies offen zu erkennen ist, dann ist dies ein weiteres Indiz dafür, daß wir auf dem Weg sind in eine infantile Gesellschaft. Wenn sogenannte Erwachsene mit Fragen wie der einer postulierten Kontaktschuld ihre Lebenszeit sinnlos oder sogar schädlich vergeuden, anstatt sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihrem Leben tatsächlich einen tieferen Sinn geben könnten, oder damit, wie sie Verantwortung für die Entwicklung unserer Gesellschaft übernehmen könnten, dann sind wir auf dem Wege dahin, was Grönemeyer einst schon gesungen hat: Kinder an die Macht, denn sie wissen nicht und berechnen nicht und verstehen nicht, was sie tun. Rom ist einst untergegangen. Die Frage ist, wie lange es Deutschland noch geben wird, wenn Menschen, die den Sinn ihres eigenen Lebens nicht verstehen, bei uns die Entscheider sind.
Wolf Biermann hat schon vor vielen Jahren die Dinge auf den Punkt gebracht. ’ ... Die Dichter mit der feuchten Hand Dichten zugrunde das Vaterland. Das Ungereimte reimen sie, Die Wahrheitssucher leimen sie. Dies Pack ist käuflich und aalglatt - die hab ich satt! ...’ Man tausche das Wort Dichter gegen Verleger aus und hat die heutige Situation exakt beschrieben. Mit besten Grüßen an Frau S. Bublitz! Die skrupellose Dreistigkeit des Vorgehens wird noch durch eine in der FAZ abgedruckte ‘Begründung’ unterstrichen. Der Grund für die Entscheidung des Verlag liege ‘nicht in den politischen Themen der Bücher oder in den journalistisch-politischen Äußerungen von Monika Maron’, behauptete Frau Bublitz. Sondern: Grund für unsere Entscheidung ‘ist eine Publikation von Frau Maron im Buchhaus Loschwitz, welches (auch) mit mit dem Antaios Verlag kooperiert’. Und jetzt mit Chuzpe: ‘Wir versuchten mit Frau Maron ins Gespräch zu kommen. Aber das scheiterte letztendlich: Sie empfand unsere Fragen als Zumutung und war ZU EINER KLAREN DISTANZIERUNG nicht bereit.’ Ja, SELBSTVERSTÄNDLICH nicht! Warum sollte sich Frau Maron von ihrer langjährigen Freundin Susanne Dagen distanzieren? Erinnern wir uns: Es gab in Deutschland Zeiten, in den sich Eltern von ihren Kindern ‘distanzieren’ sollten, weil diese ‘Republik-Flüchtlinge’ waren. Es gab in Deutschland Zeiten, in den sich Kinder von ihren Eltern ‘distanzieren’ sollten, weil diese ‘Staatsfeinde’ und ‘imperialistische Agenten’ waren. Es gab in Deutschland Zeiten, in denen sich der Ehemann von der Ehefrau (bzw. umgekehrt) scheiden lassen sollte, weil er/sie ‘jüdischen Blutes’ war. Es hat den Anschein, daß wir Heutigen Zeugen werden, daß diese überwunden geglaubten Zeiten der ‘guten Deutschen’ wiederkehren. Frau Maron hat Charakter gezeigt und bezahlt jetzt den Preis. Jene, die sich in der Öffentlichkeit von guten Freunden oder der Familie (auf Verlangen) distanzieren, handeln - gerade mit Blick auf die deutsche ‘Vergangenheit’ - ehrlos.
@Gudrun Dietzel - Frau Dietzel ! Meine Wenigkeit spricht hier nicht als Buchhändler, sondern als Kunde, der ein Buch von Thomas Mann, Stefan Zweig , Franz Kafka , Werfel, Canetti, Feuchtwanger und und und kaufen will. Zur Familienbande des Durchschnittsbuchhändlertums habe ich nie gehört und lege auch keinen Wert darauf. Ich vertrete nur den Individualismus mit chronischem Autoritätsproblem, deshalb war ich der ” Chef ” von weiblichen Angestellten. Gehasst und geliebt.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.