Mal zu Anfang was Positives zu dieser Diskussion. Als in der DDR (1950) Geborener habe ich, und sehr viele mit mir, noch 1987 nicht im entferntesten daran gedacht noch zu meinen Lebzeiten das Ende dieses Staates erleben zu können. Erst ab den gefälschten Wahlen im Mai 1989 wuchs die kritische Masse sprunghaft an und dann ging alles so schnell, dass einem manchmal schwindlig zu werden drohte. Dieser Vergleich sollte doch Hoffnung machen. Nichts währt ewig auf dieser Welt! Nun zum Negativen: die Eliten damals in der DDR haben die Mündungsschoner drauf gelassen; der Fairness halber weise ich immer wieder darauf hin. Ob das die hier beschriebenen und auch von mir so täglich erlebten Eliten in der BRD im Falle des Falles so handhaben werden, da bin ich mir leider gar nicht so sicher.
Politiker der etablierten Parteien, aber auch sogenannte “Gutmenschen”, dachten bisher anscheinend: “Wir können mit dem gutmütigen deutschen Michel tun und lassen, was immer wir wollen, wir müssen nur immer das Zauberwort ‘alternativlos’ sagen. Denn da in Deutschland das Wählen einer Partei rechts von der CDU/CSU tabu ist, sind den Deutschen die Hände gebunden, sie können und werden sich sowieso nicht an der Wahlurne wehren. ” Umso böser das Erwachen, dass jetzt mit der AfD eine Partei erfolgreich ist, die eben genau der Ausdruck des Sich-Wehrens der Deutschen ist. Und zwar nicht nur derjenigen Deutschen, die tatsächlich AfD gewählt haben.
Sehr geehrter Herr Eisleben, herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Zusammenfassung! Gerade die soziologische Beschreibung und Definition der Träger und Profiteure dieser jungen, pseudo- bzw. ersatzreligiösen Ideologie fehlt ja in vielen Symptombeschreibungen der heutigen Krisen - weshalb solche Symptombeschreibungen oft und gerne als “Verschwörungstheorie” abgetan werden. Ich kann aber aus eigener Anschauung und als Zeuge genau diese von ihnen beschriebenen Prozesse voll und ganz bestätigen, wie diese Leute seit den 1990er Jahren, nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten “Westen” die Universitäten mit dem Hebel der Pseudowissenschaft der postmodernen “Dekonstruktion”, die sich übrigens zuerst und vor allem im Feminismus ausdeklinierte, ausgehöhlt und zerstört haben. Wie sich die Adepten dieser Ideologie - ansonsten von tieferen Sachkenntnissen weitgehend frei - wundersamerweise in den Banken und Konzernen ausbreiten konnten. Diese Pseudo-Eliten sind tatsächlich reine Funktionäre - und es fehlt ihnen nicht nur an historischen Kenntnissen, sondern tatsächlich an jedweder Bildung. Es sind reine Technokraten, die auch gegenüber ihren Ausbildungsdisziplinen allein technokratische Ansprüche haben. Die Ironie ist daher, dass diese Adepten der globalistischen Ideologie selbst von stupender Provinzialität sind, ihnen jede Intellektualität, jede “interkulturelle” Kompetenz, jedes übergreifende reflektierte Wissen über die eigene und damit auch andere Gesellschaften abgeht. Eben deshalb sind sie auch keine Eliten, und in diesem Punkt hinkt vielleicht der Vergleich mit den adligen Höflingen des ancien régime noch am ehesten, denn im Gegensatz zu letzteren sind die globalistischen Funktionäre nicht fähig, eine verfeinerte Lebensart, tieferes Kunstverständnis, große Architektur, Musik oder Dichtkunst hervorzubringen.
Zwei Dinge in der Überschrift sind leider nicht mehr zutreffend. Der Staat definiert sich durch seine Grenzen und der Bürger wurde durch den Menschen ersetzt (die Menschen dort draußen im Lande…). Demzufolge ergibt sich ein völlig falscher Ansatz in der Diskussion. Schade.
Wieder eine Mutrede mit plausibler psychologischer Analyse der immer größer werdenden Unwucht unserer Gesellschaft. Mir gefällt besonders die Erwähnung der 68er Kulturrevolution als folgenschwrrer Startschuss dieses irrationalen Trends. Beim Lesen dieses Textes musste ich unweigerlich an die politisch korrekten heutigen Führer und Lautsprecher der quasireligiösen “Bewegung” denken, die die “Spaltung der Gesellschaft” beklagen und die vermeintlichen “Spalter” jagen. Dass sie es selbst sind, kommt ihnen nicht in den Sinn. Geduld hat aber eine individuelle Obergrenze. Merkel hat versprochen, einen weltoffenen, moralisch vorbildlichen, konfliktfreien, kunterbunten, vorreitenden Wohlfühlsozialstaat zu schaffen, ohne zu verraten, dass dabei zwangsläufig innere Sicherheit, politische Freiheit und Heimat verloren gehen.
Herr Eisleben, bin mit @Dr. Mock einig, dass Ihre Analyse sehr treffend ist, allerdings im Hinblick auf den Kampfbegriff “Kapitalismus” fehl geht. Würde “Kapitalismus” (=Marktwirtschaft) wirksam werden dürfen, wären viele der beschriebenen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen viel früher identifiziert und beendet worden. Erst durch ständige - eben nicht kapitalistische, sondern politisch-ideologische - Interventionen können diese Fehlentwicklungen quasi am Leben gehalten werden.
“In den 1980er Jahren wurden im Historikerstreit die letzten Konservativen diskreditiert und „besiegt“ – danach begann man, sich selbst vom „Verfassungspatriotismus“ zu verabschieden und den Nationalstaat als Ort politischer Willensbildung zu verunglimpfen und als rückständig zu verspotten, um stattdessen auf supranationale Strukturen und die „Weltgesellschaft“ hinzuarbeiten”. Ich selbst gehörte zu denen, die nach der Wiedervereinigung eine Zeitlang dachten, dass sich Deutschland tatsächlich normalisiert. Die Linke war durch die ‘89er Revolution und ihren Widerstand gegen die Wiedervereinigung diskreditiert. Deutsche wurden in den Medien zum ersten Mal nicht nur als Täter, sondern auch als Opfer (der Vertreibung) beschrieben. Deutsche Bundeskanzler trafen außenpolitisch eigene Entscheidungen (Kohls Anerkennung Kroatiens, Schröders Verweigerung des Irak - Krieges). Warum dann aber der Rollback und der (vorübergehend) totale Sieg der Linken? Sicher, es gab die Finanzkrise, sie wurde propagandistisch geschickt ausgenutzt. Aber ich glaube, es war etwas Anderes und der Artikel beschreibt es gut: Es sind einfach zu Viele. Sie besetzen die Schaltstellen der politischen, juristischen, universitären und medialen Macht. Sie haben die Kirchen und Gewerkschaften erobert - sie sind überall. Und sie lernen nicht dazu, indem sie die Welt wie sie ist beobachten und da heraus ihr Weltbild korrigieren. Sie sind Ideologen, sie funktionieren wie aufgezogen, sie ziehen es durch. Würden sie sich ändern, würden sie ihre Macht verlieren, da noch so viele Andere ihrer Art da sind, die nur zu gerne ihre Posten übernehmen. Eine konservative Wende wird deshalb entweder sehr viel Zeit verlangen, oder sie wird scheitern. Dies würde mit der Konsequenz einer rechten Radikalisierung geschehen, im schlimmsten Falle mit physischer Gewalt, was wiederum zum weiteren Demokratieabbau durch die Mächtigen führte. Nicht auszudenken, wo das hinführen kann.
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