Roger Letsch / 21.05.2021 / 16:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Bekämpfe Rassismus mit Rassismus

Das ist Lori Lightfoot. Lori Lightfoot gewann vor zwei Jahren eine Stichwahl und ist seitdem die Bürgermeisterin von Chicago, der drittgrößten Stadt der Vereinigten Staaten. In der City von Chicago leben fast drei Millionen Menschen, darunter etwa 42 Prozent Weiße und 37 Prozent Afroamerikaner. Chicago ist eine Hochburg der Demokraten, die seit 1931 ununterbrochen die Bürgermeister stellen, und natürlich ist auch Lori Lightfoot Demokratin! Demokraten kämpfen in den USA gegen den Rassismus, wisst ihr ja. In Chicago eben schon seit 90 Jahren und mit nur mäßigem Erfolg, sagt Lori Lightfoot. Auch Lori Lightfoot kämpft dafür, dass People of Color eines Tages die gleichen Rechte wie Weiße haben und vielleicht eines Tages sogar eine schwarze lesbische Frau Bürgermeisterin werden kann. Nicht aufgeben, Lori! Deshalb hat Lori Lightfoot anlässlich ihres Amtsjubiläums in einer E‑Mail an alle wichtigen Medien erklärt, nur „journalists of color“ Interviews geben zu wollen. Das versteht ihr nicht? Macht nichts, erklärt Lori euch kleinen Rassisten gern.

„I have been struck since my first day on the campaign trail back in 2018 by the overwhelming whiteness and maleness of Chicago media outlets, editorial boards, the political press corps, and yes, the City Hall press corps specifically.“

Sie finde es inakzeptabel, dass im Raum der Pressekonferenz keine schwarzen Frauen sitzen und geht davon aus, dass die Pressefritzen das auch so sehen. Unter den Journalisten, die für gewöhnlich den Erläuterungen von Lori Lightfoot zur ausufernden Kriminalität, der demoralisierten Polizei und den Plünderungen am Rande friedlicher BLM-Proteste lauschen, sind zwar auch zwei Frauen mit hispanischem und asiatischem „Background“, aber wer als „color“ zählt, bestimmt in Chicago immer die Person mit dem meisten Melanin.

Doch statt sich über die belehrenden Worte von Lori Lightfoot zu freuen und die Strafe hinzunehmen, dass sie mal ein paar Tage keinen Zugang zum Rathaus haben, heult die rassistische weiße Presse um die „Chicago Tribune“ rum und will nicht akzeptieren, dass sie einfach nicht schwarz genug ist, um so rassistisch sein zu dürfen. Sei nicht wie die weiße amerikanische Presse, sei wie Lori Lightfoot und bekämpfe Rassismus mit Rassismus.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Leserpost

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Chr. Kühn / 21.05.2021

Und dafür hamse uns damals in Grund und Boden gebombt? Nur damit sie heute genauso dumm oder noch dümmer sein können als wir damals. Hochmut, Fall, Ironie, Geschichte, alles einmal auf höchster Stufe durch den Mixer gejagt.

Udo Lange / 21.05.2021

Gut, ich bin einverstanden. POC-Journalisten für POC-Medien, entsprechende Bürgermeister für entsprechende Bürger, Stadtviertel, Städte, Staaten. Segregation, Apartheid, warum nicht? Ist inzwischen vielleicht gesünder gar? Gerade wenn man, so wie ich, der Minderheit von 10-15% Weißen auf der Welt angehört.

Sebastian Weber / 21.05.2021

Schon mal was vom „Imparitätsprinzip“ gehört? Rassistisch können NUR Weiße sein, diskriminieren können NUR Männer, antisemitisch können NUR Nicht-Muslime (vornehmlich AfD-Anhänger) sein und politisch korrekt sind NUR die „richtigen“ Gutmenschen (also die Bestmenschen).

Rolf Menzen / 21.05.2021

Die Lady sollte sich mal lieber um die Zustände in der South Side kümmern, wo jede Woche etliche PoCs von anderen PoCs um die Ecke gebracht werden.

Wilfried Cremer / 21.05.2021

Sehr geehrter Herr Letsch, Schmollen bringt nichts, Möhren essen schon. Wenn man dabei (natürlich still) an Mohren denkt. Das nennt man Homöopathie des Geistes.

Volker Kleinophorst / 21.05.2021

Wenn man Afroamerikaner schreibt, muss es nicht Weiße sondern Euroamerikaner heißen.

Stanley Milgram / 21.05.2021

Im Knast erzählte man mir von einer deutschen rechtsradikalen Gang, deren Anführer und größter Rassist ein Schwarzer war. Der Erzähler dieser Geschichte war ebenfalls ein Schwarzer. Ob er über sich selbst redete? Könnte durchaus sein… dann hatte ich auch mal kurz einen echten deutschen “Nazi” als Zellengenossen. Hätte man es nicht gewusst, aufgrund der Tattoos, man hätte es wirklich nicht gemerkt. Oder habe ich es nicht gemerkt, weil ich gar nicht weiß, ob ich vielleicht selbst ein verkappter “Nazi” bin? Also aufgrund meiner Abstammung von 2 Landsern (Opa). Muss ich da überhaupt drüber nachdenken?

Stefan Riedel / 21.05.2021

Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels wäre s e h r stolz auf Lori Lightway. Wenn der neue Rassist kommt wird er nicht sagen, ich bin der neue Rassist, er wird sagen, ich bin der Antirassisst( frei nach Ignazio Silone zum Faschisten).

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