112-Peterson: Was ist eine gute Streitkultur?

Eine Sache, die Sie über das Beziehungsleben wissen sollten, ist, dass man nie einen Streit gegen seinen Partner gewinnen darf. Das dürften Sie nur, wenn Sie nicht länger als einen einzigen Tag mit ihm oder ihr zusammenleben wollen. Dann können Sie nämlich gleich sagen: „Ich hab gewonnen, auf Wiedersehen!“ 

Aber nein, er ist ja morgen noch da. Und dann ist er der Besiegte und er vergisst das auch nicht. Er erinnert sich sogar besser daran als Sie selbst. Es könnte auch sein, dass er eigentlich recht hatte, und Sie lediglich besser argumentiert haben.

Und das wäre das nächste: Man stelle sich vor, man diskutiert mit seinem Partner und er hat etwas zu sagen, kann das aber nicht besonders gut artikulieren, was Ihnen gewiss auch schon selber passiert ist. Man könnte das nun einfach abschmettern, aber das sollte man besser nicht, denn vielleicht ist da etwas, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Wenn man sich nicht damit auseinandersetzt, wird es dadurch nicht verschwinden, es wird wachsen. Vielleicht müssen Sie Ihrem Partner helfen, seine Argumente gut zu artikulieren, was sehr nervig sein kann, weil man eigentlich gewinnen will.

Es geht aber nicht darum, ein „Spiel“ zu gewinnen. Man kann nur versuchen, wie ich es nenne, das Spiel aller Spiele zu gewinnen, indem man versucht, die Gesamtheit aller Spiele zu gewinnen. Dabei ist die eine kleine Schlacht heute nicht so wichtig, man sollte nicht versuchen, recht zu haben. Wenn man recht hat, dann merkt der Andere das in der Regel, das Schlimmste, was man tun kann, ist, es ihm auf's Auge zu drücken und zu sagen: „Ich habe recht und du unrecht!“ Wenn Sie das 100-mal gemacht haben, sind Sie eindeutig der Sieger und der andere der Verlierer. 

Ja, ganz toll, Sie sind also mit einem Verlierer zusammen. Nachdem Sie 100.000-mal gesiegt haben, ist die Beziehung vorbei und dann kommt es zum Äußersten, da können Sie ganz sicher sein.

Dieser Beitrag stammt aus einem Interview, das der Jocko Podcast mit Jordan B. Peterson führte. Hier geht's zum Originalbeitrag.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Dr. Gerhard Giesemann / 13.03.2019

Win-Win wäre, wenn beide die Sieger wären - von mir aus auch beide die Verlierer, aber da wird’s denn doch zu schräg. Hinter dem Doppel-Sieg stehen Herz und Verstand, auch als Vernunft bekannt. Wenn die Vernunft bei zwei Leuten nicht Pate steht, dann kann man/frau das wirklich vergessen - sollten sie dann auch. Auf zu neuen Ufern, wenn jemand nicht bereit ist zu Verständnis, zu Kompromissen, dann lieber Abbruch als ewigen Zwist. Ein Ende mit Schrecken ist einem Schrecken ohne vor zu ziehen - wozu Perlen vor die Säue werfen (Zitat Jordan B. Peterson). Hat mein Mathelehrer selig schon in den Sechzigern gesagt, der Mann hieß Wilhelm Busch - ungelogen.

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