112-Peterson: Verliere ich meine Berufserlaubnis?

Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine Berufserlaubnis zu verlieren. Grund ist unter anderem ein Tweet gegen die kanadische Regierung.

Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine Berufserlaubnis als Psychologe zu verlieren. Bereits vor über einem Jahr wurde bekannt, dass das kanadische Psychologie-Aufsichtsgremium „College of Psychologists of Ontario“ ihn aufgefordert hatte, eine politisch-korrekte Umschulung zu absolvieren, sonst verliere er seine Berufserlaubnis (Achgut berichtete). Seine Tochter Mikhaila Peterson führte mit ihm darüber ein YouTube-Gespräch, das wir hier in Auszügen wiedergeben.

Mikhaila Peterson: Ich gebe erst einmal eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse wieder, damit alle auf dem gleichen Stand sind: Im Wesentlichen sieht es so aus, als würde man deine Lizenz einziehen, Dad. Das College of Psychologists of Ontario, eine kanadische Aufsichtsbehörde, die vordergründig dazu da ist, die Beziehungen von Psychologen zu ihren Klienten überwachen, ist bereits seit drei Jahren hinter dir her. Oder sogar schon länger?

Jordan B. Peterson: Was das anbelangt, stimmt es. Seit drei oder vier Jahren.

Mikhaila Peterson: Berufe wie Ärzte, Anwälte oder Masseure werden von entsprechenden Behörden beaufsichtigt. Diese haben in erster Linie die Aufgabe, Klienten, die von Vertretern dieser Berufe sträflich behandelt wurden, eine Anlaufstelle für Beschwerden zu bieten. In deinem Fall haben sich jedoch Menschen, die nie deine Klienten waren – beliebige Leute auf der ganzen Welt – online über eine Anzahl deiner Tweets sowie ein paar deiner Kommentare in einem Podcast von Joe Rogan beschwert. Konkret ging es um den Tweet „Sorry, not beautiful.“ (Tut mir leid, aber das ist nicht schön.“) – In Bezug auf ein extrem fettleibiges Badeanzug-Model. Desweiteren um einen Tweet, in dem du die kanadische Regierung kritisiert hast. Und einen Tweet mit dem Inhalt, dass Ärzte, die Frauen die Brüste amputieren, weil diese sich „trans“ fühlen, kriminell seien.

Und zu guter Letzt ging es noch um einen, meiner Ansicht nach sehr unterhaltsamen, Tweet, der von manchen als Anstiftung zum Selbstmord bezeichnet wird. Meiner Meinung nach braucht man jedoch den IQ eines Käfers, um so etwas anzunehmen. Du hast jedenfalls jemandem geantwortet, der der Meinung ist, dass die Weltbevölkerung zu hoch sei. Und zwar hast du vorgschlagen, dass dieser sich selbst in die Entvölkerung einreihen sollte, die er da anstrebt.

Das College of Psychologists of Ontario hat nun all diese Beschwerden genommen und entschieden, dass du ein moderates Risiko für die Öffentlichkeit darstellst, ich zitiere: „Die Tweets untergruben das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Beruf des Psychologen und das Vertrauen in die Fähigkeit der Behörde, den Beruf im öffentlichen Interesse zu regulieren.“

Damit ignorieren sie vollkommen die Tatsache, dass man nicht zu krankhafter Fettlebigkeit ermutigen sollte, da man daran sterben kann. Ebenso nicht zur Entfernung der Brüste und Sterilisation. Und warum Kritik an der Regierung schützenswert und Sarkasmus eine Form des Humors ist, bedarf meines Erachtens keiner weiteren Erklärung. Nichtsdestotrotz hat die Behörde entschieden, dass du dich einer Unmschulung unterziehen musst, wogegen du erfolglos geklagt hast. Dann bist du erfolglos dagegen in Berufung gegangen. Aus meiner Sicht hast du verloren, weil das kanadische Rechtssystem voller woker Richter ist.

Nun hast du also die Wahl, entweder diese Umschulung zu machen – was natürlich nicht funktionieren kann, weil du niemals woke werden wirst – oder du wirst deine Berufserlaubnis verlieren.

Jordan B. Peterson: Na ja, das kann man nie wissen, in einem Jahr sitze ich hier vielleicht mit pinken Haaren (lacht).

Mikhaila Peterson: So viel also zum Überblick. Was sagst du dazu?

Jordan B. Peterson: Erst einmal glaube ich, dass du gerade Käfer beleidigt hast. Was haben sie dir denn getan, Mikhaila (beide lachen)? Aber ernsthaft: das Ganze ist in jedem Fall ermüdend. Ich war mit den Vorbereitungen auf meine aktuelle Tour beschäftigt, ich bin dabei, zwei sehr komplizierte Bücher zu beenden. All das nimmt meine Aufmerksamkeit in Beschlag. Und diesen Krieg zu führen, ist ermüdend. Ich muss planen, strategisch handeln, schreiben, meine Zunge hüten, mir gut meinen nächsten Schritt überlegen. Und mich der düsteren Wirklichkeit stellen, dass ganz grundsätzlich die Kanadische Charta der Rechte und Freiheiten nicht das Papier wert ist, auf dem sie geschrieben wurde. Und wahrscheinlich werden Vertreter sämtlicher Berufe dieses Landes sich von ihrer Redefreiheit verabschieden können – politisch oder beruflich.

Manche meiner Tweets waren politisch insofern, als dass ich bestimmte Figuren der Regierung kritisiert hatte – Stadträte, Trudeaus ehemaligen Stabschef und natürlich Justin Trudeau, die Puppe des Weltwirtschaftsforums, höchstpersönlich. Natürlich kann man argumentieren, dass dies politische Äußerungen waren, aber ich habe ja auch das Recht dazu.

Vor allem bei dem Tweet, in dem es um ... Page geht (Anm. d. Red.: Hollywoodstar Ellen Page erklärte 2020 ihre Transsexualität und lebt seither als Mann namens Elliot Page. Peterson hatte im Juni 2022 getwittert: „Wisst ihr noch, als Stolz eine Sünde war? Und Ellen Page hat sich gerade von einem kriminellen Arzt die Brüste entfernen lassen.“ Er wurde daraufhin bei Twitter gesperrt. Nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk, heute X, wurde Petersons Account wieder freigeschaltet, Achgut berichtete).

Wie auch immer er oder sie angesprochen werden will. Ich hielt meine Äußerung für eine berufliche Verpflichtung, weil es Psychologen mit einem Fünkchen von Integrität obliegt, die Gefahr von selbstbetrügerischen, narzisstischen, selbstzerstörerischen Prominenten aufzuzeigen, die ihre Veranlagung zu Selbst-Sterilisation und Selbst-Verstümmelung als öffentliches Gut zur Schau stellen. Ich bereue gar nichts von alledem.

Und, Mikhaila, du weißt, dass ich mich eigentlich schnell schuldig fühle. Es ist fast schon ein Markenzeichen von mir. Angesichts dieser Anschuldigungen habe ich jedoch mein Gewissen befragt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es wohl das Beste ist, sie einfach amüsant zu finden (...) Einige dieser Tweets sind jetzt zwei Jahre alt, und ich finde, sie sind erstaunlich gut gealtert. Ich glaube, das wahre Verbrechen wäre gewesen, meine Klappe zu halten.

Ich muss natürlich auch sagen, dass das Ganze kaum eine Überraschung war. Ich hatte mich schon darauf eingestellt. Ich werde sehen, wie ich aus der Not eine Tugend machen kann. Und wenn das eine weitere Möglichkeit für mich ist, die Machenschaften des linksradikalen, narzisstischen, woken Mobs bloßzustellen, dann nur zu! (...)

Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass mir meine Lizenz entzogen wird. Und ich gehe fest davon aus. Denn die Alternative wäre, dass ich mich zu meinen Kosten von Menschen unterrichten lasse, die andere mir vorsetzen und zwar so lange, wie diese es für richtig halten. Bis ich in ihren Augen meine Lektion gelernt habe. Worin solll denn diese Lektion bestehen? „Twitter nicht! Sprich nicht! Denk nicht! Sage deinen Klienten nicht die Wahrheit!“ Wie sollte ich Derartiges lernen und wie wollte man das messen? (...)

Was würde nun aus dem Verlust meiner Lizenz folgen? Es wäre sehr ärgerlich. Denn eine derartige Lizenz ist schwer zu bekommen, und ich habe sehr hart dafür gearbeitet, sie zu erhalten, zu verdienen und zu behalten. Und auch dafür, ein guter Therapeut zu sein. Es gab übrigens nie Beschwerden gegen mich, solange ich noch nicht in der Öffentlichkeit stand. Das darf man auch nicht vergessen. Und natürlich macht mich die Aussicht nicht gerade glücklich, dass die „woken Käfer“, wie du sie nennst, hinsichtlich meiner beruflichen Referenzen ihren Willen kriegen. Es ärgert mich zutiefst.

Auf der anderen Seite bin ich von dieser Lizenz nicht mehr abhängig. Ich habe sozusagen noch andere Asse im Ärmel. Und zugleich muss ich feststellen, dass ein Mitglied ihres kleinen, armseligen, inzestuösen, ideologisch verblendeten, von Groll zerfressenen, bürokratischen, erbsenhirnigen Clubs zu sein, die Anstrengung nicht wert ist.

 

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

Helge Grimme / 21.02.2024

Aus meiner deutschen Erfahrung heraus entstand für mich der Eindruck, der Hauptzweck dieser Behörden ist, Mitgliedsbeiträge einzutreiben und von den Betroffenen oft als unsinnig empfundene Verbote auszuteilen. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Herr Peterson!

W. Renner / 21.02.2024

Stell dir vor, du betrittst eine Psychiatrie und du kannst nicht unterscheiden, wer dort arbeitet und wer dort Patient ist. Dann wird’s brenzlig.

Ralf Pöhling / 21.02.2024

Zitat:“Damit ignorieren sie vollkommen die Tatsache, dass man nicht zu krankhafter Fettlebigkeit ermutigen sollte, da man daran sterben kann. Ebenso nicht zur Entfernung der Brüste und Sterilisation.” Das ist der Volltreffer. Wenn das Rauchen wegen potentieller Gesundheitsschäden nicht beworben werden darf, dann sollte das auch für Fettleibigkeit und Geschlechtsumwandlungen gelten. Und zwar unabhängig davon, ob die Werbung direkt durch Kliniken/die Pharmaindustrie erfolgt oder durch Influencer.

Patrick Meiser / 21.02.2024

Bin beileibe kein Fan von Psychologen und Psychiatern, ich anerkenne aber, daß es viele Menschen gibt, die deren Hilfe dringend benötigen. Ein Jordan B. Peterson bringt die Dinge einfach nur schonungslos auf den Punkt und redet nicht um den heißen Brei. PlusSize -Models sind dick, manchmal sogar fett. Das ist die ungeschminkte Wahrheit, da beißt keine Maus den Faden ab. Entgegen einem anderen Kommentar hier, stört es mich nicht im geringsten, wenn Menschen aufgrund eines Handicaps figurlich etwas “aus dem Leim gehen”. Damit kann ich umgehen und dies sollte man auch allgemein akzeptieren können. Aber ich gestehe auch, daß ich vor Jahren mal den Strandabschnitt auf den Janaren gewechselt habe, weil ich den Anblick einiger übergewichtiger Damen schlicht nicht mehr ertragen konnte; und die meinten auch noch, alle anderen mit oben ohne” beglücken zu müssen. Da war dann bei mir die Schmerzgrenze erreicht. Ich wünsche Jorden B. Peterson alles Gute. Kanada ist ein großartiges Land, die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, die Landschaft und Natur überwältigend - ich liebe British Columbia. Einzig die Regierung ist scheiße. Aber vermutl ist es ja in AUS und NZL nicht besser.

Talman Rahmenschneider / 21.02.2024

Jordan, if you lose your license, I will buy at least ten books of yours, promised.

Rainer Nicolaisen / 21.02.2024

Tja, Standesvertreter oder -verräter—wovon gibt’s wohl mehr?

Lutz Liebezeit / 21.02.2024

  Mit Mord muß herrschen, wer den Thron geraubt. Friedrich Schiller

L. Luhmann / 21.02.2024

@“Gabriele Klein / 21.02.2024 :- “Wie z.B. stellt der Psychologe, dieser Tage sicher, dass er es beim angeblichen “Patienten” nicht mit einem Spitzel zu tun hat, dem es um was ganz andres geht? Es sei in Erinnerung gebracht: Jeder sechste, so wird laut Wikipedia seitens d. Historiker argumentiert war in der DDR ein Spitzel.  Man rechne sowas mal um auf das Klientel eines Psychologen!!!”—- Habe mir gestern wieder Hitchcocks “North by Northwest” angeschaut. Da zieht einen die DDR auch in den Bann und bereitet ein unangenehmes Gefühl. (Hitchcock sei Dank ist Eva Marie Saint ein Highlight - ganz besonders im Blumenkleid!)

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