112-Peterson: Kommunismus und Faschismus

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Kommunismus und Nazismus.

Die Botschaft der Nazis lautete: „Die Welt gehört den Ariern und der Rest soll bitte zur Hölle fahren, wobei wir sehr gerne behilflich sind.“ Darin ist keinerlei Universalismus angelegt, sondern eine starke und offensichtliche Exklusion.

Unter den Kommunisten hingegen – und womöglich ist dies der Grund dafür, dass der Kommunismus gewissermaßen zu einem Ersatz für das Christentum wurde – gab es das Gefühl, für die allgemeine Brüderlichkeit unter den Menschen zu arbeiten. Und für eine intensive Einbeziehung, in deren Rahmen alle friedlich leben können sollten.

Auch durch diese Vermutung wurden die Menschen letztlich auf einen Holzweg geführt und erkannten, dass die Lüge im Dienste einer zukünftigen Utopie ebenso sicher zur Hölle führt wie die Lüge im Dienste eines ausgrenzenden faschistischen Staates.

(...)

Hinzu kommt, dass wir alle die Last der Erbsünde mit uns herum tragen, in Hinblick auf die Gräueltaten der Vergangenheit. Die Linken waren bislang sehr gut darin, dies als Waffe zu gebrauchen. Wenn wir also für unser westliches Privileg des ungerechtfertigten Profitierens von den Umständen unserer Geburt angeklagt werden, liegt darin eine gewisse Wahrheit.

Ebenso wie in der Behauptung, dass diese ungerechten Bedingungen zu keinem geringen Teil mit Blut an den Händen erworben wurden. Das erzeugt ein moralisches Dilemma in den Menschen. Man weiß, dass man mit willkürlichen Vorteilen ausgestattet in diese Welt geworfen wurde. Natürlich auch willkürlichen Belastungen, was man auch nicht vergessen darf. „Ich bin gesund, einigermaßen wohlhabend, wurde in den USA geboren und gehöre einer Rasse an, die einige Vorteile mit sich bringt und so weiter.“

Es hätte ja auch anders kommen können. Und dann blickt man auf all die Menschen, die damit zurecht kommen müssen, gar nichts zu haben. Wie viel davon wurde zum Preis von Sklaverei und Gräueltaten erreicht?

Das sind alles gute Fragen und in letzter Zeit habe ich mich intensiver damit beschäftigt, um Menschen dabei zu helfen, sich gegen Anklagen zu verteidigen, die von den radikalen und nachtragenden Menschen auf manipulative Weise vorgebracht werden. Die ungleiche Verteilung der Talente kann man dadurch ausgleichen, dass man die Verantwortung dafür übernimmt, die Vorzüge, mit denen man gesegnet ist, bestmöglich zu nutzen. Ich glaube, der einzige Weg, sich gegen die Vorwürfen der unfairen und grässlichen Privilegien zu verteidigen, die einem von den nachtragenden Utopisten angehängt werden, ist, nach einem Leben zu streben, das so moralisch ist wie es der Ausgleich für seine Privilegien eben verlangt. Darin liegt ein tiefes ethisches Element, das auch als religiös betrachtet werden kann.

 

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Video.

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Holger Kammel / 11.01.2023

Die These, daß der europäische Wohlstand auf der Kolonisation und dem Sklavenhandel beruhte, ist derart grottenfalsch und leicht zu widerlegen, daß es erstaunt, das dieser Unfug immer noch publiziert wird. 1. Beispiel Spanien und Portugal Obwohl beiden Ländern über Jahrhunderte hinweg unglaublicher Reichtum aus ihren Kolonien zufloß, führte genau das zum Niedergang der jeweiligen Wirtschaften und in der Folge zum Zurückfallen beider Länder im europäischen Vergleich. Gegenbeispiel Südkorea Über Jahrhunderte fremdbesetzt und wirklich ausgeplündert war Südkorea nach dem 2. Weltkrieg eines der ärmsten Länder der Welt. Übrigens noch ärmer als zur gleichen Zeit Nordkorea. Nach dem Koreakrieg legte Südkorea einen beispielosen wirtschaftlichen und nachfolgend politischen Aufstieg hin, der weder auf Fremdausbeutung, noch auf einem Rohstoffboom beruhte und es heute in die Spitzengruppe der entwickelten Länder führte. Als Deutschland nach 1880 seine ersten Kolonien erwarb, war die wesentliche Wegstrecke zum nachfolgenden Wohlstand in Form der Industrialisierung bereits zurückgelegt. Noch grotesker ist die These, Wohlstand wäre ein Art System kommunizierender Röhren. Wenn der eine reich wäre, würde der andere dadurch arm. Aha. Wenn man sich den gemeinsamen Beginn in der Steinzeit betrachtet, beruht der nachfolgende Aufstieg der Menschheit vermutlich auf der Ausplünderung der Marsianer. Oder der Venusianer. Oder der Heinzelmännchen. Zu den Deutungen von Faschismus und Kommunismus äußere ich mich nicht, finde aber, die schönste absolute Fehldeutung lieferte Frau Sara Stern. Das kopiere ich mir. “Frauen neigen eher zu einer egalitären Gesellschaft.” Klar doch. Deckt sich absolut mit meinen Lebenserfahrungen. Da gibt es auch ein Märchen zu. “Vom Fischer un sin Fru” Damit ist auch hinreichend das grausame Patriarchat verdeutlicht.

Peer Munk / 11.01.2023

@Michael Stoll: Sehr richtig! Ein schwacher Beitrag von Herrn Peterson.

giesemann gerhard / 11.01.2023

Kollektive Lösungsansätze sind immer problematisch, weil sie das Individuelle unterdrücken.

Hermine Mut / 11.01.2023

Danke, @Ralf Pöhling - so sehe ich dies auch !

giesemann gerhard / 11.01.2023

Die “Erbsünde” ist von dem Kirchenvater Augustinus von Hippo erdacht worden, weil der christliche Glaube einen neuen Schub brauchte, nachdem Christus entgegen seiner Ankündigung eben nicht wieder erschienen ist. So war die gesamte Legitimation seines Kreuzestodes verloren gegangen, war sinnlos geworden. Es verblieb gerade noch die Erbsünde, die daraus resultiert, dass mensch überhaupt existiert. Qua Geburt ist er fern von Gott, also abgesondert, abgesündert von IHM, vulgo ein Sünder. Da kommt niemand aus, deshalb sollte man das auch schnell vergessen. Zum Glück hat der vorletzte Papst selig wenigstens die Neugeborenen, noch nicht Getauften verschont durch sang- und klangloses Abschaffen des “limbus puerorum”. War sogar dem denn doch zu peinlich in seinem Wahn. Amen. Wenden wir uns echten Problemen zu, ist auch psychisch besser. Denn Jesus sagt: In der Welt habt ihr Angst, ich aber habe die Welt überwunden - das sollte reichen. Wenn es auch noch so grausam gewesen ist für IHN. Eines weiteren Beweises bedarf es nicht, basta. Alles, was wir haben ist eine möglichst gute Medizin, bis es soweit ist - und wenn es soweit ist, dann ist Palliativmedizin die Erlösung. Ihr werdet schon sehen. Wer sich ständig über “Corona” aufregt, der/die/das hat nichts verstanden.

sybille eden / 11.01.2023

Danke Herr Michael STOLL, auf den Punkt gebracht ! ( Besser wie ich…. )

sybille eden / 11.01.2023

Sie werfen Faschismus und Nationalsozialismus in einen Topf. Das geht nicht. Bei Franco und Mussolini war keine Rede von Ariern. Das war allein Adolfs Psychose. Der aber wesentliche Punkt der Unterscheidung von Faschismus und Kommunismus ist dergestalt, dass im F. das Privateigentum nicht zerstört/enteignet wird ,aber im K. das Privateigentum dem Staat zufällt, heißt der herrschenden Partei oder der Gruppe, um mit diesen Mitteln ( Kapital, Produktionsmittel,Landbesitz ) einen neuen Staat nach Ideologisch-religiösen Vorgaben zu erreichten. Auch Hitler wollte das, allerdings MIT dem Privatkapital. Jüdisches ausge- nommen.

Ilona Grimm / 11.01.2023

@Dirk Jungnickel an Corinne Henker: Rosinenpickerei im (christlichen ?) Glaubensleben, Wohlfühlevangelium. Das geht nicht gut…

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