Jordan B. Peterson sprach mit Benjamin Netanyahu über das Existenzrecht Israels.
Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und dem ehemaligen und vermutlich zukünftigen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu wieder:
Benjamin Netanyahu: Die Palästinenser sagen den Juden: „Ihr habt kein Recht auf einen jüdischen Staat.“ Doch wenn hier irgendein Volk das Recht auf einen eigenen Staat hat; wenn irgendein Volk niemals seinen Traum aufgegeben hat, in das Land seiner Vorfahren zurückzukehren; wenn irgendein Volk seine Heimat aus dem Nichts wieder aufgebaut hat – dann ist es das jüdische Volk.
Und ihnen zu sagen: „Ihr habt mehr gelitten als alle anderen, habt niemals euren Traum der Rückkehr und der Wiederherstellung eures heimatlichen Nationalstaates aufgegeben – und habt trotzdem kein Recht, dort zu sein. Aber die Araber, die versuchen euch zu zerstören haben dieses Recht“, – das ist für mich eine komplette Pervertierung der Geschichte und der Gerechtigkeit.
Die Juden gehören in dieses Land, den Juden gehört dieses Land. Die Palästinenser können gerne neben und unter uns leben. Aber sie haben kein Recht auf eine Auflösung des jüdischen Staates. Das wäre keine Gerechtigkeit, sondern Ungerechtigkeit.
Jordan B. Peterson: Warum, glauben Sie, hat die Behauptung, dass die Palästinenser zuerst in Israel waren und durch jüdische Besatzung auf koloniale Weise umgesiedelt wurden, nicht nur im Westen so viel Prestige gewonnen?
Benjamin Netanyahu: Aufgrund von Unwissenheit. Was soll das heißen, „die Palästinenser waren zuerst hier“? Man denke nur an die Geschichte Jesu: Ein jüdischer Rabbi, der vor 2.000 Jahren in Israel lebte. Er kam von Galiläa nach Jerusalem und stieß die Tische der Geldleiher auf dem Tempelberg um. Wo hat das wohl stattgefunden? Etwa in Tibet? Nein, hier in Jerusalem, das König David vor 3.000 Jahren zu unserer Hauptstadt gemacht hatte.
Die Juden waren nun einmal in Israel und zu behaupten, die Palästinenser wären schon vor tausenden von Jahren hier gewesen, ist einfach lächerlich. Das kann man im Zweifel googlen und herausfinden, wie absurd dieser Gedanke ist. Die Geschichte umzuschreiben ist unverzeihlich. Jedem dürfte einleuchten, dass die Juden seit tausenden Jahren in Israel lebten und die Palästinenser nicht.
„Jerusalem ging in Sack und Asche“
Wenn es nun um moderne Zeiten geht: Die Palästinenser sagen gerne – darüber schreibe ich auch in meinem Buch, weil es so komisch ist – im 19. Jahrhundert sei Palästina ein grünes Land gewesen, in dem alles fabelhaft lief, bis die Juden kamen und sie hinauswarfen. Auch Arafat hat dies in seiner berüchtigten Rede vor den Vereinten Nationen geäußert, als er den Zionismus mit Rassismus gleichsetzte (1974, Anm. d. Red.).
Dabei gibt es nur folgendes Problem: Arafat sagte, dass die jüdische Invasion in sein fruchtbares palästinensisches Heimatland 1881 stattgefunden hätte. Zwölf Jahre zuvor hatte jedoch Mark Twain, neben einigen anderen, das Heilige Land besucht. Und zeichnete ein ganz anderes Bild. Twain beschrieb Palästina als „riesige Einöde“. Und man könne sich nur mit großer Fantasie dieses karge Land in Prunk und Pomp vorstellen. Er beschrieb, wie er und seine Begleiter einen ganzen Tag durch Galiläa reisten und keinen einzigen Menschen trafen. Er schrieb, dass Jerusalem in Sack und Asche ginge.
Zum Zeitpunkt seiner Aufzeichnungen begann gerade die jüdische Rückkehr und der jüdische Wiederaufbau. Man kann nun nicht behaupten, dass Mark Twain dies im Auftrag des jüdischen Staates geschrieben hätte, einfach, weil es damals noch keinen jüdischen Staat gab, ebenso wenig eine jüdische Lobby. Er hielt einfach fest, was er sah.
Ist es möglich, dass es zwischen Mark Twains Reise 1869 und 1881, also der von Arafat angenommenen jüdischen Invasion, einen enormen Zustrom an Palästinensern gegeben hat? Haben die Juden das palästinensische Paradies zerstört? Leider nein.
Denn im Jahre 1881 besuchte Arthur Penrhyn Stanley, ein berühmter Höfling Queen Victorias, Palästina und schrieb: „In Judäa blickte ich nach Norden und nach Süden und sah nichts als unwirtliche Weite.“ Sowohl Twain als auch Stanley waren sich einig und fragten, wann wohl die Juden zurückkommen und das Land zum Leben erwecken würden. Die Antwort lautete: Genau zum damaligen Zeitpunkt. Wir kehrten zurück und erwckten das Land wieder zum Leben.
Es gab damals ein paar Araber, die in Palästina lebten. Aber wie gesagt – es handelte sich um eine Einöde. Immer mehr Araber begannen jedoch aus den Nachbarstaaten nach Palästina zu immigrieren, nachdem die Juden dort den Lebensstandard erhöht hatten. Die Nachfahren dieser eingewanderten Araber, die es ohne die Juden dort gar nicht geben würde, werden heute als Palästinenser bezeichnet.
„Die Araber unternahmen nichts mit dem Land“
Was ich damit also sagen will: Es hat eine komplette Geschichtsklitterung stattgefunden. Es handelt sich um die größte Lüge aller Lügen, die das 20. und 21. Jahrhundert durchsetzt haben. Dass wir Juden die Kolonisatoren seien, wenn es doch die Araber waren, die uns Einheimische einst kolonisierten und enteigneten. Uns, die wir in unser Land zurückkehrten, das durch die arabische Kolonisation zur Einöde geworden war und es wieder zum Leben erweckten. Und arabische Immigration erlaubten, die heutzutage palästinensische Immigration genannt wird. Und nun erklären die Araber uns mit unglaublicher Chuzpe: Ihr gehört hier nicht hin! Sie schreiben die alte und neue Geschichte um. Das ist lächerlich.
Jordan B. Peterson: Technisch gesprochen, haben wir es hier wohl auch mit einem Problem des Zeitrahmens zu tun. Sie sagten, die Araber seien erst im 7. Jahrhundert nach Palästina eingewandert, aber das ist mittlerweile auch schon lange her. Die Zeitspanne von damals bis heute sollte lange genug für einen gültigen Anspruch auf Souveränitätsrechte sein. Die Erwiderung der Juden lautet: Aber wir haben einen viel älteren Anspruch von 3.500 Jahren. Ich habe mit diesem Konzept folgendes Problem: Es ist nicht ersichtlich, welcher Zeitrahmen für die Analyse den Vorrang haben sollte. Ich weiß nicht, wie das zu lösen ist.
Benjamin Netanyahu: Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Und ich werde Ihre Frage beantworten. Wenn die Araber, die das Land im 7. Jahrhundert eroberten und die Juden im Laufe der folgenden 200 Jahre enteigneten, dort einen lebensfähigen Staat, eine lebensfähige Nation etabliert hätten, hätten Sie Recht. Das ist nun einmal der Lauf der Geschichte. Man wird nun einmal von anderen Völkern verdrängt.
Aber genau das ist nicht geschehen. Zunächst einmal unternahmen die Araber nichts mit dem Land. Sie gründeten eine einzige Stadt, Ramla. Das war's. Neben hunderter jüdischer Stätten. Außerdem wurden sie ihrerseits von anderen Eroberern verdrängt. Den Mamelucken, den Osmanen und schließlich den Briten. Die Araber übernahmen das Land, unternahmen nichts damit und verloren es wieder.
Es wäre eine andere Geschichte, wenn wir unser Haus verloren, die Araber es übernommen, die Veranda erweitert und eine Garage angebaut hätten und seither von Generation zu Generation darin leben würden. Dann hätten wir einfach Pech gehabt. Aber so?
Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Benjamin Netanyahu. Hier geht's zum gesamten Gespräch.