Henryk M. Broder / 01.12.2023 / 15:00 / Foto: Bernd Schwabe / 28 / Seite ausdrucken

Irre ist das neue Normal (7)

Geht es um Israel, die Palästinenser, das Pogrom vom 7. Oktober und den Krieg in Gaza, melden sich immer mehr Experten zu Wort, die beweisen, wie recht Dieter Bohlen mit seiner Feststellung hatte: „Das Problem ist - mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist.“

Der Theologe Eugen Drewermann, ein altgedienter Wirrkopf vor dem Herrn, erklärt, wie der „Israel-Gaza-Konflikt“ gelöst werden kann: „Nur Gewaltfreiheit kann jetzt Frieden schaffen!“ Was für ein Jammer, dass ihm das nicht vor dem 7. Oktober eingefallen ist.

Die nicht minder charismatische Theologin Margot Käßmann hat sich gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel ausgesprochen. Die Vorstellung, deutsche Waffen könnten in jüdische Hände geraten, ist ihr ein Gräuel. Zwar habe Deutschland entschieden, „an der Seite Israels zu stehen“, dennoch müsse es auch „noch Stimmen geben, die auf Mäßigung, Frieden und Versöhnung hinwirken“. Darauf ein Gläschen Klosterfrau Melissengeist mit einem Schuss Asbach Uralt und ein paar Tropfen Jägermeister.

Der grüne Ex-Studentenführer und langjährige Europa-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit kommt nicht darüber hinweg, dass die Hessen-CDU nicht mehr mit seiner Partei kuscheln will: „Die Bürgerlichen haben sich die Grünen zum Hauptfeind erkoren. Sie meinen, die Republik gehört ihnen allein. Da sind die Grünen wie die Juden, sie stören nur.“ Droht jetzt die Endlösung der Grünen-Frage?

Der israelisch-jüdisch-deutsche Philosoph Omri Boehm, Autor mehrer Bücher zu aktuellen Fragen, u.a. „Kant’s Critique of Spinoza", bietet ebenfalls eine Lösung für den Palästina-Konflikt an: „Für das zerrissene Land zwischen Mittelmeer und Jordan“ könne es nur eine Chance geben, „die schrittweise Entstehung einer föderalistischen ,Republik Haifa', in der jüdische Israelis und Palästinenser souveräne und gleichwertige Bürgerinnen und Bürger sein können“. Jede lange Reise fängt mit einem ersten Schritt an. In diesem Fall ist es die Umbenennung des Gegenstandes, um den es geht. Aus „Eretz Israel“ wird die „Republik Haifa“. Warum nicht gleich: Omris kleine Falafelbude?

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, während dessen Amtszeit Quantität und Qualität antisemitischer Zwischenfälle erheblich zugenommen haben, kommentiert die Anti-Israel-Proteste nach dem 7. Oktober mit den Worten: „Es ist entsetzlich, wie offensichtlich hier Juden in Deutschland für Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich gemacht werden, an denen sie ganz und gar unbeteiligt sind.“ Ganz und gar. Das musste mal gesagt werden. Wären die hier lebenden Juden irgendwie für Handlungen der israelischen Regierung mitverantwortlich, sähe die Lage natürlich anders aus. Hoffentlich findet niemand raus, dass etliche der hier lebenden Juden die israelische Staatsbürgerschaft haben. Das wäre ein Game Changer, nicht wahr, Herr Dr. Klein?

Und hier noch etwas über die Hamas-Gang, wo auch darüber nachgedacht wird, wie man das Zusammenleben mit den Juden gestalten möchte, als souveräne und gleichwertige Bürgerinnen und Bürger der Republik Haifa, Petach Tikva, Sderot und Hohenems.

Foto: Bernd Schwabe CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Hans Bendix / 01.12.2023

Nun, das Problem von Theologen (und manch´ anderem) ist, daß sie sich für omnikompetent halten, weil die Theologie ja alle wesentlichen Themen behandelt (abgesehen von Atomkraftwerken, Autobahnbau, Flugreisen und dem Deutschlandtakt der Bahn). Aber die Damen und Herren Theologen gehen mittlerweile von der ideologischen Vorstellung der “Gleichheit aller Religionen” aus, weil sie an die exklusive Heilbedeutsamkeit der eigenen nicht mehr glauben. Wer die Heilsaussagen der eigenen Religion nicht mehr glaubt, hält auch die anderer für relativ, und wer selbst nicht mehr glaubt, glaubt gerne, daß auch die anderen nicht mehr glauben (sonst könnte man mit seinem Skeptizismus ja unrecht haben). - Die ganzen theologischen Friedensschwafler sind infantile Persönlichkeiten (Drewermann ganz sicher, den durfte ich mehrfach kennenlernen), die glauben, die Welt und alle in ihr müßten sich nach ihren Vorstellungen von der Wirklichkeit orientieren und handeln. - Da ist mir Augustinus (civ. XIX, 12) schon näher: “Qui desiderat pacem, bellum praeparet” - Wer den Frieden wünscht, soll/muß den Krieg vorbereiten (worin Augustin wahrscheinlich auf Platon zurückgreift). - Wenn ich mich nicht irre, geht es beim Einsatz der IDF gegen die Hamas doch im Wesentlichen darum, dem Gegner die Mittel und die Möglichkeit zur Wiederholung zu nehmen. - Und sollte dieses Ziel nur auf dem Wege der Ausrottung erreichbar sein, wäre auch dies legitim. #kreuzefuerisrael

Achim de Jong / 01.12.2023

Jetzt wissen sie, warum die Deutschen so unbeliebt sind: die Bibliothek zu Löwen abfackln, die Kathetrale von Mainz mit Granaten beharken, aber von Kultur schwafeln. Es gibt eine Schicht Pseudointellektueller in Deutschland, die sind schwer erträglich. Mein Rat: auf das sogenannte Weltgewissen pfeiffen und die Araber aus dem Gazastreifen aussiedeln, humane and orderly, wie es mit den Deutschen in Potsdam beschlossen und dann durchgeführt wurde. Tabula Rasa. Ceterum censeo, gaza esse delendam.

Sam Lowry / 01.12.2023

Sie wollen keinen Frieden, gestern nicht, heute nicht morgen schonmal gar nicht. Zu keinen Bedingungen. Never ever. Sie wollen Krieg. Verstehen die das nicht?

Ulla Schneider / 01.12.2023

Ich bewundere die Abwehrhaltung dieser genannten Protagonisten in ihrer perfekten Form. Realitätsverweigerung ist noch ein geschmeicheltes Wort. Und wahrlich, Herr Broder, Irre ist das neue Normal. - Wie dicht muss deren Denkstruktur sein, um nicht die “HamasBibel” s.link zu begreifen.  Man kann eine eingefahrene Straße nicht zum Abbiegen nötigen. Da steht garantiert ein Baum in der Kurve, der nur kurz aufhält. Shalicar hat recht. Der Mann ist Realist. Shalom!

Talman Rahmenschneider / 01.12.2023

“Das dröhnende Schweigen zu Israels vergewaltigten Frauen”, Jennifer Wilton, welt, keine paywall. “Teilen Sie die Meinung des Autors?”: Ja 1113, Nein 28. Das muss etwas beruhigen. Aus dem Stück: “Nun ist es nicht so, dass die Erwartungen an Guterres noch besonders groß wären; seine Neigung zur Relativierung der Terrorakte ist bekannt, er teilt sie mit weiten Teilen des Weltgremiums.” Wie kann man erreichen, dass der Mann endlich zurücktritt? Und die Käßmann würde ich als Ewiggestrige bezeichnen. Auch nicht als intellektuell besonders gesegnet.

Talman Rahmenschneider / 01.12.2023

Sehr schön. Immer dieselben. So können sie sich mal medial bemerkbar machen. In Israel selbst dürfte man dazu tendieren, sie gar nicht wahrzunehmen, zumal sie nicht zu wissen scheinen, welcher Gnade sie nach dem von ihren Vorfahren ausgelösten Krieg ausgesetzt waren, während Israel solche Gnade nie vergönnt war. Alles, das dort geschaffen wurde, hat Israel allein aufgebaut und wird anscheinend dafür flächendeckend gehasst und immer wieder angegriffen. Der letzte, der nur Antisemiten ungerührt lassen kann ist Guy Ilouz, der nichts getan hat außer seinen Hund, Musik und Berge zu lieben: “Israel recovers body of hostage, three more killed in Gaza”, jpost

W. Renner / 01.12.2023

Man muss sich wohl damit abfinden, dass Omris lange Reise schon mit dem Verlust des Verstandes endete, bevor sie überhaupt begonnen hat. Vielleicht sollte er besser in Haifa Jaffa Orangen züchten. Und der Käsepredigerin könnte man mal vorschlagen, in Gaza ein Lutherisches Gotteshaus in Gaza City zu eröffnen. Zusammen mit Ricarda Lang könnte sie dort ja zur Eröffnung noch die Regenbogenflagge hissen. Ich fürchte nur, die beiden würden dort schneller am Masten hängen als jede Flagge.

Kristin Obertreis / 01.12.2023

Paradox: Jeder Satz dieses Beitrags reizt zum Lachen, obwohl die Dummheit der Äußerungen der “Experten” besorgniserregend ist. Vielleicht sind sie nur noch mit Sarkasmus als einzig möglicher Form zu ertragen.

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