Alexander Gutzmer / 30.07.2013 / 21:39 / 7 / Seite ausdrucken

Erfolgsmodell „Partei ohne Eigenschaften“

Gewitzte Werber haben der SPD eingeredet, es sei ein Zeichen großer Raffinesse, CDU-Plakate mit konservativen Bösewichtern wie Guttenberg oder Christian Wulff für die eigene Wahlwerbung zu verwenden. Im Netz surfende Freunde der Sozialdemokraten verbreiten diese Bilder gerade und genießen das Gefühl wissenden Witzes. Wahlstrategisch ist das Ganze natürlich ein großer Irrtum: An der Originalität dieser Negativkampagne erfreuen sich nur Rotgrün-Stammwähler. Die muss man aber nicht überzeugen. Alle anderen dürften das denken, was ein CDU-Marketingmanager über Facebook soeben einigermaßen triumphierend kommentierte: Die SPD hat entweder einfach keine eigenen Inhalte – oder sie scheut sich, ihren eigenen Spitzenkandidaten zu plakatieren.

Nicht auszuschließen ist aber, dass die CDU aus Langeweile am wirklich bemerkenswert öden Wahlkampf auf den Zug aufspringt. Konsequent wäre es aus konservativer Perspektive dann, Steinbrück-Plakate zu verwenden. Schließlich erzeugt jedes Bild von Peer S. bei der CDU-Basis mittlerweile dasselbe heitere Gegacker wie Guttenberg und Co. bei den Sozialdemokraten. Das Problem für die SPD ist, dass in diesem Fall der eine oder andere linksorientierte Wähler mitgackern dürfte.

Wohin diese Logik führt, ist klar: In einem Wahlkampf, in dem mit Ausnahme der Grünen und deren irgendwie bockiger Hochsteueransage keine Partei klare Positionen bezieht, gewinnt der, der am wenigsten schenkelklatschertaugliches Personal zu bieten hat. Am besten überhaupt keines. In Richtung Koalitionsverhandlungen weitergedacht impliziert dies: Langfristig an der Macht bleibt die Partei, die exakt KEIN Ministerium fordert. Das Erfolgsmodell der Zukunft: die Partei ohne Ministerien, die Partei ohne Eigenschaften.

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Leserpost

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Thomas Scholz / 01.08.2013

Wahlversprechen braucht niemand. Es braucht eine solide Politik, die die individuellen Grundrechte achtet,die Wirtschaftspolitik so gestaltet, dass Wachstum und somit Wohlstand erhalten bleiben und natürlich muß die Sichertheit, immer unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte, gewährleistet sein. Eine Regierung sollte das Volk und das Land mit Stolz vertreten und nicht mit gesenktem Haupt in der Welt rumkrakseln. Wenn man sich dann unsere Nationale Front aus SPD, Grüne und als Sahnehäubchen die SED-Die Linke ansieht bekommt man ein Ungutes Bauchgrummeln. Als die SED Frau Marquardt an die Seite von Frau Nahles delegierte wahr das Schicksal der Sozialdemokraten besiegelt. Frau Nahles Putsche sich in die Parteiführung und seitdem werden wahrscheinlich die Feierlichkeiten für die Wiedervereinigung zur großen wie auch immer heißenden Volkspartei auf dem Alexanderplatz vorbreitet. Altlasten wie der Peer werden gerade entsorgt. Bei der Kaderpolitik wird der Gregor schon hilfreich zur Seite stehen aber natürlich nur ganz inoffiziell. Bei der Atomangstpartei sieht es nicht besser aus. Die KBler hielten und halten sich den spießigen DDR Kommunisten gegenüber ja immer weit überlegen.Was für ein Irrtum! Alle drei Parteien verbinden viele ideologische Programmpunkte (wobei die Sozialdemokraten sich bei einigen Punkten noch etwas zieren, aber das wird schon): Antikapitalismus, Antizionismus (Antisemitismus), Antiamerkanismus u.v.a…mus…kein Eigentum..u,v.m.

James Taylor / 31.07.2013

Natürlich hat die SPD kein Programm, wie auch? Eine Partei, die zwar “sozialdemokratisch” heisst, aber nicht wirklich weiß, warum das so ist und wo das herkommt, kann nicht anders reagieren. Die haben sich bereits mit einer großen Koalition abgefunden, in der sie den Junior spielen, sei es zu Füßen der Frau Dr. Angela M. oder, je nach Personalwahl, wahlweise auch im Rektum. Die anderen Parteien sind, verzeihen Sie, doch ebenso lustlos wie die SPD. Schon einmal darüber nachgedacht, was bis 2017 alles (finanziell) explodiert und wo man dann besser nicht sitzen sollte? Eben!

Georg Nessmann / 31.07.2013

Im Grunde logisch. Wir haben nur noch eine Einheitspartei. Daher ist es in Ordnung, wenn auf allen Plakaten die große Vorsitzende prangt.

Octavius Ahl / 31.07.2013

Vollste Zustimmung! Auch hinsichtlich der Grünen und ihren klaren Ansagen und glasklaren Anfragen. Die Grünen sind deshalb absolut phänomenal und absolut unnachahmbar: A priori unwählbar, aber ehrlich und dadurch richtig sympathisch. Das ist doch eine Meisterleistung.

Christian Herms / 31.07.2013

Statt vieler Worte: Spiegel online - Fotostrecke “SPD startet Plakatkampagne vor Landtagswahl in Bayern” Beste Grüße Christian Herms

Thomas Lutz / 30.07.2013

Zum guten Glück gibt es in diesem Wahlkampf nicht nur Politiker der SPD, CDU, FDP, Grünen und Linken zu wählen. Nein, es gibt nicht nur Parteien die keine Themen mehr haben, weil diese Themen entweder schon längst tot sind oder weil diese Parteien, sobald man einer diese Themen wirklich anspricht, ihr Gesicht verlieren. Nein, der wirklich interessante Wahlkampf findet im Wahljahr 2013 nicht zwischen den Etablierten statt. Aber lasst ihn diesen ruhig anfangen, die wirklich interessanten Gegner kommen erst.

Werner Scholz / 30.07.2013

Die Demokratie als sinnfreie Quatschbude: Dass ich das noch erlebe. Immerhin hat die Euro-Krise erst einmal Sommerurlaub. Dieser Urlaub ist viel wichtiger als irgendwelche Plakat-Witzeleien unserer intellektuellen Eliten.

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